21.03.2025
THE FEMALE FACTOR

„Man wird nicht über Nacht zu einer Führungskraft, und der Titel allein macht dich sicher nicht dazu“

Interview. Olena Kondratenko ist COO von the female factor - einem Wiener Leadership-Netzwerk mit mehr als 65.000 Frauen aus über 90 Ländern. Sie selbst ist das erste Mal in einer Führungsposition. Mit brutkasten spricht sie über die größten Learnings der vergangenen drei Monate.
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Olena Kondratenko ist seit diesem Jahr die neue COO von the female factor. © the female factor

Im Oktober 2024 gab das Leadership-Netzwerk the female factor eine bedeutende Veränderung in der Unternehmensführung bekannt. Seit Anfang des neuen Jahres stehen Lisa Ambros als CEO und Olena Kondratenko als COO an der Spitze des Unternehmens brutkasten berichtete. Ihr gemeinsames Ziel bleibt es, die Diversität in Führungspositionen zu fördern und den Anteil weiblicher Talente durch Mentoring-Programme weiterhin zu steigern.

Als COO übernimmt Kondratenko somit die operative Leitung. Sie sorgt dafür, dass the female factor seine Mission weiterverfolgt: Unternehmen dabei unterstützen, ihre Führungsteams vielfältiger und zukunftsfähiger zu gestalten. Kondratenko ist bereits seit 2022 im Unternehmen tätig – zunächst noch als Product Lead. Ein Jahr später stieg sie zur „VP of Products“ auf.

Wer Kondratenkos LinkedIn-Profil kennt, weiß auch, dass sie kein Geheimnis darum macht: Die neue Rolle als COO ist herausfordernd. Was für manche als Zeichen der Schwäche gilt, findet zumindest in ihrer Community viel Zuspruch. Gegenüber brutkasten spricht Kondratenko offen über die größten Learnings aus den letzten drei Monaten als COO.


brutkasten: Was bedeutet the female factor für dich? 

Olena Kondratenko: Für mich ist the female factor der Ort, an dem sich meine Karriere 2021 wirklich verändert hat. Ich erinnere mich noch an die Praktikumsausschreibung mit dem Titel „Design your own internship“. Als ich mich beworben habe, wusste ich, dass es genau das war, wonach ich gesucht habe.

Ein Ort, an dem man die Chance bekommt, neue Dinge auszuprobieren, seine Stärken zu entdecken, an seinen Schwächen zu arbeiten und natürlich mit einer Menge unglaublicher und leidenschaftlicher Menschen zusammenzuarbeiten.

Bei the female factor sagen wir immer: „Female empowerment is not a charity, it’s a business case.“ – vielfältige Unternehmen sind profitabler, innovativer und die Mitarbeiter:innen sind zufriedener. Es ist unternehmerische Vernunft, ein diverses Führungsteam zu haben!

female empowerment is not a charity, it’s a business case.

Im Oktober 2024 wurde verkündet, dass du ab dem neuen Jahr die Rolle der COO bei the female factor übernehmen wirst. Wie waren die vergangenen Monate als COO für dich? 

Keine noch so gute Vorbereitung kann dich vollständig auf die Realität der COO-Rolle vorbereiten. Egal wie viel man plant, es wird sich immer etwas ändern. Anpassungsfähigkeit ist genauso wichtig wie Vorbereitung. Die größte Herausforderung für mich persönlich war, die strategische Planung mit den unerwarteten Dingen zu vereinen, die bei einem Startup natürlich immer wieder aufkommen. Es ist eine stetige Lernkurve.

Bevor du COO geworden bist, warst du „VP of Products“ bei the female factor. Vor welchen Herausforderungen stehst du in deiner neuen Position?

Ich bin jetzt die Person, die alle Entscheidungen treffen muss und alle Antworten haben sollte, anstatt einfach unsere Gründerinnen zu fragen. Die volle Verantwortung für die Gesamtstrategie des Unternehmens zu übernehmen – sicherzustellen, dass wir in den Bereichen Team, Produkte und Partnerschaften auf Erfolgskurs sind – ist definitiv eine Herausforderung. Es ist ein ständiger Balanceakt, zwischen der reibungslosen Funktionsweise des Unternehmens heute und der Planung für den nächsten großen „Wow“-Moment morgen.

Hinzu kommt, dass der aktuelle Markt unvorhersehbar ist, was die langfristige Entscheidungsfindung erschwert. Man muss Trends und Marktentwicklungen beobachten, um frühzeitig Chancen oder Risiken zu erkennen. Es erfordert Flexibilität, die Fähigkeit, schnell und mutig Entscheidungen zu treffen und darauf zu vertrauen, dass die eigene Intuition einen leitet.

Wie herausfordernd ist es für dich, in deiner Rolle Grenzen zu setzen? 

Ich habe gelernt, dass es einfach unmöglich ist, alles zu tun – und wenn man es versucht, scheitert man oft. Wir arbeiten daran, eine produktorientierte Teamstruktur zu etablieren, die unsere Teammitglieder in die Entscheidungsfindung einbindet und ich dadurch hoffentlich weniger Dinge auf meiner Agenda habe. Ja, es ist immer noch herausfordernd, aber das Einführen der richtigen Systeme ist ein Game-Changer.

Außerdem habe ich gelernt, dass Pausen wichtig sind, besonders in intensiven Phasen – eine Gym-Session morgens oder abends ist definitiv ein Lebensretter.

Ich habe gelernt, dass es einfach unmöglich ist, alles zu tun – und wenn man es versucht, scheitert man oft.

Du hast angesprochen, dass ihr bei the female factor eine neue Teamstruktur etablieren wollt. Wie sieht das in der Praxis aus und welche Vorteile hat es?

Wir haben die Teamstruktur von einer abteilungsorientierten/isolierten Herangehensweise auf eine produktorientierte, funktionsübergreifende Teamaufstellung umgestellt. In der Praxis bedeutet das, dass Teammitglieder verschiedene Rollen in mehreren Projekten übernehmen können. Dieser Ansatz fördert Kreativität und Wissensaustausch unter den Teammitgliedern mit unterschiedlichen Expertisen, was letztlich Innovation und frische Perspektiven im Unternehmen vorantreibt.

Welche Tools oder Methoden verwendest du, um das Zeitmanagement zu verbessern?

Das ist genau meine Stärke – ich habe bereits in meinen früheren Rollen an der organisatorischen Effizienz gearbeitet und mehrere interne Sessions für unser Team geleitet, um die Produktivität zu steigern. Bevor ich den Tag starte, nehme ich mir meine persönliche Fokus-Zeit, in der ich ein kurzes Stand-up für mich selbst mache. Ich schaue, was gestern erledigt wurde, setze Prioritäten für heute und identifiziere mögliche Engpässe oder Dringlichkeiten, die noch offen sind.

Dank der neuen Teamstruktur und der wöchentlichen Sprint-Planungen, Retros und täglichen Team-Stand-ups ist es definitiv einfacher, Aufgaben und Projektergebnisse zu überwachen und auch sicherzustellen, dass ich genug Zeit für strategische Planungen habe. Als Remote-Team bei the female factor sind Tools wie Google Kalender, ClickUp und Slack unverzichtbar, um den Überblick zu behalten.

Was war der wertvollste Ratschlag, den du in deinen ersten drei Monaten als COO erhalten hast?

Der wertvollste Rat, den ich erhalten habe, war, immer die Ressourcen, die man aktuell hat, zu berücksichtigen und das mit dem zu balancieren, was man erreichen will. Es ist einfach, sich in den ehrgeizigen Zielen eines Startups mit einer großen Mission zu verlieren, aber überlegte und informierte Entscheidungen auf dem Weg sind langfristig viel gesünder für das Team und das Unternehmen.

Was ist dein persönlich größtes Learning von den letzten Monaten?

Führung ist ein fortlaufender Prozess. Man wird nicht über Nacht zu einer Führungskraft, und der Titel allein macht dich sicher nicht dazu. Es geht wirklich um die kleinen, konstanten Handlungen, wie das Lesen, um neue Perspektiven zu gewinnen; Veranstaltungen zu besuchen, um das Netzwerk zu erweitern; mit deinem Team zu sprechen, um von ihnen zu lernen oder sich Familie und Freunden gegenüber zu öffnen, um Unterstützung zu erhalten.

Die Wahrheit ist, dass du dich nie wirklich „bereit“ für eine Führungsrolle fühlen wirst, egal wie viel Erfahrung du hast. Du wirst oft Entscheidungen treffen müssen, bei denen dir Informationen fehlen, und musst auf dein Bauchgefühl vertrauen. Wenn du also das Gefühl hast, dass es der richtige Moment ist und dein Bauch „Ja“ sagt, dann warte nicht auf perfekte Bedingungen.

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Am 29. und 30. April trifft sich die internationale Innovationsszene in Wien bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) zu einem besonderen Event: The Venture Mindset.
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Main Speakers des Events (v.l.o.): James Mawson, Rob Colley, Floyd Woodrow, Franz Zöchbauer, Ilya Strebulaev, Ann Daniels, Kambis Kohansal Vajargah, Alex Dang © Alpha Omega Stiftung

Es gibt es einen exklusiven Rabattcode für die brutkasten-Community: Mit BRUTKASTEN25 bekommt ihr 25 Prozent auf die Tickets! Hier geht’s zum Ticketverkauf.


Das gesamte Innovationsökosystem – insbesondere aus den DACH- und CEE-Regionen – wird erwartet: Investor:innen, Gründer:innen, Unternehmen sowie Vertreter:innen aus Wissenschaft und öffentlichem Sektor. The Venture Mindset verfolgt ein klares Ziel: Innovation vorantreiben und unternehmerisches Wachstum fördern. Die Veranstaltung knüpft an das erfolgreiche Event Visionary Minds an, bei dem Innovator:innen aus 29 Ländern in Wien zusammenkamen.

Gemeinsam werden zentrale Themen rund um Innovation und Leadership diskutiert. Highlights bei The Venture Mindset sind unter anderem spannende Einblicke der britischen Polarforscherin Ann Daniels sowie ein Vortrag von Floyd Woodrow, CEO von Super North Star, über mentale Resilienz. Zudem erwarten euch Paneldiskussionen zu Themen wie Dachfondsstrategien und Praxisbeispiele im Corporate Venturing. Hier anmelden!

Initiatorin des Events ist die österreichische Alpha Omega Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Individuen zu stärken und unternehmerische Erfolge zu feiern. Im Fokus stehen wichtige Führungskompetenzen für das Venture- und Innovations-Ökosystem. Hierbei meint man insbesondere die Resillienz, Innovationskraft und Entscheidungsfindung unter Hochdruck.

Namhafte Persönlichkeiten der Innovationsszene vor Ort

Beim zweitägigen Event sind namhafte Persönlichkeiten der internationalen Innovationsszene vertreten – insbesondere das Line-up der Speaker kann sich sehen lassen. Neben Floyd Woodrow sprechen unter anderem Ilya Strebulaev, Professor an der Stanford Graduate School of Business, Alex Dang, Senior Advisor bei McKinsey & Company, Rob Colley, Gründer von Thrival Instinct, und James Mawson, Gründer von Global Corporate Venturing. Ein besonderes Highlight: Die Co-Autoren Strebulaev und Dang stellen ihr Buch „The Venture Mindset“ vor und signieren es sogar vor Ort.

Auch aus Österreich werden einige wichtige Personen vor Ort sein, darunter Franz Zöchbauer, Managing Director bei Verbund X Ventures, Kambis Kohansal Vajargah von der WKO und Matthias Leibetseder, Senior Investment Manager bei WaVe-X.

Leadership-Fähigkeiten im Test

Der erste Tag des Events (29. April) steht ganz im Zeichen des Networkings. Das Programm beginnt mit einem Workshop, der sich auf wichtige Leadership-Fähigkeiten wie Konzentration, Vertrauensbildung und Belastbarkeit konzentriert. Anschließend wird das Gelernte im Waldseilpark Kahlenberg in einem herausfordernden, teamorientierten Umfeld praktisch angewendet. Am Abend erwarten die Teilnehmenden wertvolle Networking-Möglichkeiten.

In einer Keynote spricht James Mawson über Strategien zum Aufbau erfolgreicher Partnerschaften und die Navigation durch die komplexe Investitionslandschaft von heute. Zudem gibt Rob Colley spannende Einblicke in seine Erfahrungen mit Resilienz und Innovation in druckvollen Umgebungen.

Spannende Paneldiskussionen und Keynotes

Am zweiten Tag des Events (30. April) stehen folgende Paneldiskussionen auf der Agenda:

  • Fund of Funds, Tibi Plan, and Beyond
  • The Right Fit: Talent Strategies for Corporate Ventures
  • Invest, Build, or Partner? Rethinking Corporate Venture Models
  • Corporate Venturing Success Stories – Insights and Best Practices

Neben spannenden Vorträgen und wertvollen Insights bietet die Veranstaltung die ideale Gelegenheit, bedeutende Kontakte in der Innovationsszene zu knüpfen. The Venture Mindset schafft eine Plattform für den Ideenaustausch und unterstützt aktiv den Aufbau neuer Partnerschaften innerhalb des Ökosystems.


Zu den Hauptpartnern des Events zählen neben brutkasten auch die WKO als Co-Host sowie Verbund X Ventures, Meeting Destination Vienna, AWS und Akela.

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