10.10.2023

LineMetrics: durchblicker-Gründer Baudisch übernimmt 25 Prozent und wird CEO

Das niederösterreichische Sensorik-Unternehmen LineMetrics hat Kapital im siebenstelligen Bereich aufgenommen. Unter anderem kommt es von durchblicker-Gründer Reinhold Baudisch, der 25 Prozent des Unternehmens übernimmt - und auch CEO wird. Wir haben mit ihm gesprochen.
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Reinhold Baudisch
Reinhold Baudisch

Ein achtstelliger Exit kommt in Österreich nicht allzu oft vor: Reinhold Baudisch ist es aber gelungen – das von ihm gegründete Preisvergleichsportal durchblicker ging vor gut zwei Jahren an die Netrisk Gruppe (brutkasten berichtete). Bis Sommer 2022 blieb Baudisch noch in der Rolle des CEOs. Seither war er vor allem als Investor tätig und beteiligte sich unter anderem an den Startups froots oder bei notarity. Künftig wird der 47-jährige Oberösterreicher aber wieder eine CEO-Rolle innehaben – und zwar beim niederösterreichischen Sensorikunternehmen LineMetrics, an dem Baudisch auch 25 Prozent der Anteile übernimmt.

Dies geschieht im Rahmen einer größeren Finanzierungsrunde – diese liegt laut Baudisch im siebenstelligen Euro-Bereich. Neben dem durchblicker-Gründer beteiligten sich auch die vier Gründer von Runtastic, Energie-Unternehmer Lukas Püspök, Gebrüder-Weiss-CEO Wolfram Senger-Weiss und Hansi Hansmann an der Runde.

In einem Statement verwies Hansmann darauf, dass Baudisch mit durchblicker einer der größten Startup-Exits der vergangenen Jahre in Österreich gelungen sei: “Wir freuen uns, dass wir mit Baudisch einen erfahrenen Business Builder gewonnen haben, der LineMetrics bei der anstehenden Skalierung unterstützen und das Unternehmen im europäischen Markt auf die nächste Stufe bringen wird”, sagt der Business Angel.

Baudisch: “Bin eindeutig zu jung für die Pension”

Baudisch habe seit seinem Ausstieg bei durchblicker ein Jahr “echte Pause” gehabt, um sich neu zu orientieren, sagt der durchblicker-Gründer im brutkasten-Gespräch. Das Ergebnis: “Mir ist in dieser Pause sehr schnell klar geworden, dass ich noch eindeutig zu jung bin für die Pension”. Als Startup-Investor hat Baudisch zwar sechs Investments vorgenommen . “Investieren alleine reicht mir nicht, ich brauche schon eine operative Rolle”, erzählt der frischgebackene LineMetrics-CEO.

Den LineMetrics-Gründer Reinhard Nowak lernte Baudisch auf einem Vernetzungstreffen der Hans(wo)men Group von Hansi Hansmann kennen. “Es ist mir einfach wahnsinnig getaugt zu sehen, dass es hier eine Firma gibt, die sehr aktiv am Weg ist, die Energiewende zu gestalten”, sagt Baudisch. Nowak und er hätten sich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder ausgetauscht.

Reinhold Baudisch und LineMetrics-Gründer Reinhard Nowak

“Ich hatte einerseits das Gefühl, dass es thematisch wahnsinnig gut passt und auf der anderen Seite glaube ich, dass diese Firma genau das braucht, was ich bieten kann: Expertise in Vetrieb und Marketing, um es auf das nächste Level zu bringen”, sagt Baudisch im brutkasten-Interview. Nowak bleibt in der Geschäftsführung, wird sich allerdings künftig stärker auf die Produktentwicklung konzentrieren.

“Ich steige jetzt ins Unternehmen ein zu einem Zeitpunkt, an dem ich viel Dynamik sehe und das Unternehmen stark wächst”, erläutert Baudisch. Es brauche jetzt jemanden, der dieses Wachstum in die richtigen Bahnen lenke.

Baudisch will Schwerpunkt auf internationalen Vertrieb setzen

LimeMetrics ist auf kostengünstige und einfach zu installierende Sensoren mit großer Reichweite und langer Batterielaufzeit spezialisert. Das 2012 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz im niederösterreichischen Haag und hat nach eigenen Angaben bereits rund 2.000 Gebäude in elf europäischen Ländern mit Sensoren ausgestattet. Das PropTech-Unternehmen macht 80 Prozent seines Umsatzes außerhalb Österreichs – und in die weitere Internationalisierung soll nun auch das frisch aufgenommene Kapital fließen.

“Wir wollen jetzt einen stärkeren Fokus im Bereich Vertrieb setzen. Damit meine ich nicht nur Vertrieb in Österreich, sondern insbesondere das Thema Internationalisierung”, sagt Baudisch im brutkasten-Gespräch. “Wir müssen schauen, dass wir in ganz Europa mittelfristig den Footprint ausbauen”.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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