04.05.2016

Wie viel Kommunikationsarbeit braucht ein Startup?

Diese Frage stellt sich in den meisten Fällen erst relativ spät, denn gerade in frühen Phasen eines Unternehmens spielt professionell geführte Kommunikation häufig eine untergeordnete Rolle. Verständlich, so ist die (Sorgen-)Agenda der Jungunternehmer ohnehin vollgepackt mit vielen anderen – augenscheinlich wichtigeren – Themen. Neben Fragen der Finanzierung oder der Weiterentwicklung des eigenen Produkts bleibt Startups oft wenig Platz für eine gut durchdachte Kommunikationsstrategie.
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Jedoch zeigt unsere Erfahrung auch, dass es oftmals – vor allem in der Technologie-Branche – an einem Grundverständnis für die Notwendigkeit von richtig gesteuerter Kommunikationsarbeit fehlt – Gemeinschaftsartikel von Michaela Siquans-Egger und Jochen Schützenauer ( A1 Corporate und External Communications ) und Sebastian Mayer ( Consultant in der Kommunikationsagentur Ketchum Publico )

Aber aufgepasst, genau hier liegt der Hund begraben: Gut durchdachte Kommunikation kann sehr wohl bereits in einem frühen Startup-Stadium der Unternehmensexistenz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Entwicklung leisten. Denn ein kurzer Blick hinter die Fassaden der scheinbar oberflächlichen PR- und Werbewelt zeigt, richtige Kommunikation schafft vor allem eines: Vertrauen. Vertrauen in die eigene Idee, das eigene Produkt, das eigene Unternehmen – sprich eine solide Basis für jeglichen Erfolg. Sei es im Pitch vor potentiellen Investoren, durch die Verbreitung der Unternehmensbotschaften über Medien oder in der direkten Kundenansprache über eigene Kanäle. Diese gezielte Kommunikation, in unserem Fall in Form der angesprochenen PR- oder Öffentlichkeitsarbeit, ist somit essentielles Relationship Management mit unterschiedlichsten Ziel- und Dialoggruppen: Ganz egal ob Kunde, Investor, Journalist oder Vertriebspartner.

Dank Social Media und anderen direkten Kanälen ist es heutzutage für Startups einfacher denn je, ohne große Anstrengung und externer (professioneller) Unterstützung mit diesen Gruppen zu kommunizieren. Eine erste Facebook-Page hier, die erste Journalistenanfrage dort. Ein guter und wichtiger Anfang, aber gerade dieser Weg birgt auch so manches Risiko. Ohne klare Strategie, den passenden Botschaften und den richtigen Kontakten wird das über kurz oder lang nicht den erwünschten Outcome und die passende Positionierung bringen. Vertrauensaufbau benötigt eine gewisse Entwicklungszeit: Eine gute Reputation und das passende Image entstehen nicht von heute auf morgen. Umso wichtiger ist es daher, gewisse Spielregeln und nötige Grundlagen von Anfang an zu beachten.

5 grundlegende Kommunikationstipps für Startups:

  1. Zum Start: Setze eine Kommunikationsrichtung fest

Noch bevor du irgendwelche Aktivitäten startest, lege gewisse Grundsätze fest: Dabei geht es gar nicht um die ausgeklügeltste Kommunikationsstrategie, sondern viel mehr um eine grundlegende Richtung in der du dich bewegen möchtest. Neben essentiellen Dingen wie der Definition von Dialoggruppen, Botschaften und Sprechern (siehe unten) gilt es auch erste Rahmenbedingungen festzulegen. Wer ist im Team hauptverantwortlich für die Kommunikation? Welche realistischen Ziele setze ich mir für das nächste Jahr? Welche Kanäle passen zu meinem Startup und welche kann ich gut für mich nutzen? Starte ich mit einer Facebook-Page statt einer Website? Wie viel Geld kann ich über einen längeren Zeitraum in Marketing und Kommunikation stecken? Wie kann ich meine Ressourcen am besten einteilen?

  1. Definiere klare Dialoggruppen: Klingt banal, ist aber so

Stellt euch am Anfang immer die Frage, wen möchtet und müsst ihr mit euren Botschaften überhaupt erreichen? Was die Definition der Zielgruppe (Kunden) für den Businessplan ist, ist die eindeutige Definition der Dialoggruppe (Multiplikatoren) für die Kommunikationsarbeit. Und klar ist hoffentlich bereits, dass „alle“ weder eine Ziel- noch Dialoggruppe ist. Je spitzer die Dialoggruppen erfasst sind, desto besser: Bietet mein Unternehmen Potential für die Ansprache von eigenen Fachmedien oder speziellen Medien-Ressorts? In welchen Branchen haben Investoren bisher investiert, bei wem sehe ich bessere Anknüpfungspunkte? Welche Altersgruppe, regionale Herkunft, Geschlecht oder Interessen möchte ich durch gezieltes Facebook-Targeting ansprechen? Grundlegende Stakeholder wie Medien, Investoren oder Kunden lassen sich also noch viel detaillierter identifizieren.

Redaktionstipps
  1. Mach dir Gedanken über das Warum?

Wer hat´s erfunden? Auch wenn uns das Schweizer Kräuterzückerli ein anderes Bild vermitteln möchte, interessant ist für eine erfolgreiche Marke viel mehr die Frage nach dem Warum. Warum mache ich das was ich mache? Was ist die Idee hinter meinem Produkt? Wo liegt der eigentliche Nutzen? Viele Unternehmen vermögen nur das „Was – mache ich“ oder „Wie – mache ich es“ zu kommunizieren, doch nicht das „Warum“. Aber gerade diese Frage schafft Hintergründe und echte Emotionen, sie bietet tatsächlichen Mehrwert für die Kommunikation und stützt die Entwicklung der eigenen Marke. So schafft man auch die Basis für herausragendes Geschichtenerzählen – Stichwort Storytelling – für eine aufsteigende Marke. Eine ausführliche Erklärung bietet dazu auch Simon Sineks Modell.

  1. Klare Botschaften und Sprecher definieren

Wenn du mit mir konversieren möchtest, definiere zuerst deine Termini.“ Altmeister Voltair wusste es bereits vor 300 Jahren: Zuerst denken, dann sprechen. Wer nicht in einfachen Worten sagen kann, was er macht und was er will, der sollte (in den meisten Fällen) besser nichts sagen. Formuliere klare, prägnante Botschaften, die sowohl auf das Warum wie auch auf das Wie und Was einzahlen. Diese Botschaften müssen sitzen, egal ob beim Journalisteninterview oder im Elevator Pitch vor dem Investor. Eine Handvoll guter Botschaften sollten die Basis bilden.

Wichtig ist zudem eine klare Rollenverteilung im Team, auch, und vor allem in der Kommunikation. Wer spricht zu welchem Thema? Wer kommuniziert mit welcher Dialoggruppe? Wie weit kann ich z.B. als CEO über Themen meines CTO sprechen? Also bedenkt, Glaubwürdigkeit, Authentizität und Expertise sind die obersten Gebote.

  1. Nutze kommunikative Hebelwirkungen

Wann ist der richtige Zeitpunkt für professionelle Unterstützung in puncto Kommunikationsarbeit? Diese Frage ist mit keinem fixen Zeithorizont zu beantworten. Klar ist jedoch, dass ein Unternehmen ab einem gewissen Punkt, mit wachsenden, immer komplexer werdenden Kommunikationsstrukturen, verstärkten Bedarf nach professionell-gesteuerter Kommunikation hat. Also wenn die Zeit reif ist und es die monetären Mittel zulassen, ist die professionelle Begleitung ein wichtiger und richtiger Schritt. Zudem gilt es aber auch – und das zu jedem Zeitpunkt – andere kommunikative Hebelwirkungen über Investoren, Partner oder Inkubatoren für sich zu nützen. Im A1 Start Up Campus zum Beispiel bieten wir den Jungunternehmern von Anfang an Unterstützung von der klassischen Medienarbeit bis zur verbesserten Kundenansprache. Aber auch viele Investoren haben professionelle PR-Unterstützung, auf die man laufend zurückgreifen sollte. Also identifiziert und nützt eure Partner und Kontakte. Natürlich stehen wir von Ketchum Publico dazu gerne auch für einen persönlichen Austausch bereit.

 

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Michaela Siquans-Egger und Jochen Schützenauer
A1 Corporate und External Communications

Sebastian Mayer
Consultant in der Kommunikationsagentur Ketchum Publico

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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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