28.05.2020

JW-Chefin Holzinger zu Härtefallfonds, Startup-Hilfspaket und Fixkostenzuschuss

Interview. Junge Wirtschaft (JW) Bundesvorsitzende Christiane Holzinger zu den Coronavirus-Hilfsmaßnahmen, bereits erreichte Verbesserungen und Forderungen, die noch auf dem Tisch liegen.
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JW Summit
(c) Anna Rauchenberger: Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende Junge Wirtschaft

Mit der Dauer der Coronakrise und der schrittweisen Entfaltung der Hilfsmaßnahmen wächst die öffentliche Kritik an diesen. Auch in der Startup-Szene herrscht mitunter große Unzufriedenheit. Zu wenig Geld, zu langsam, nicht treffsicher genug – so lautet vielfach der Tenor. Gleichzeitig arbeiten die Regierung und die mit der Abwicklung der Hilfsmaßnahmen betrauten Institutionen laufend an Nachbesserungen. Als eine Fürsprecherin der Startup-Szene fungiert in diesem Prozess Junge Wirtschaft (JW) Bundesvorsitzende Christiane Holzinger. Wir haben mit ihr über die jüngsten Änderungen beim Härtefallfonds, den Covid-Startup-Hilfsfonds, den geplanten VC Fonds und den Fixkostenzuschuss gesprochen.

+++ Corona, Innovation und Wirtschaft +++

Du hast dich stark für Nachbesserungen beim Härtefallfonds eingesetzt. Bist du mit den nun präsentierten Änderungen zufrieden?

Ich bin mit diesen Verbesserungen, die wir als Junge Wirtschaft im Doppelpass mit der WKÖ-Leitung, Präsident Mahrer und Generalsekretär Kopf, erreicht haben, grundsätzlich zufrieden. Das Ziel ist es, Kleinstbetriebe gut abzusichern und ihnen durch die Krise zu helfen. Vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen völlig unverschuldet von der Krise getroffen und durch den Lockdown zum Stillstand gezwungen waren, wäre mehr natürlich wünschenswert, aber ich gehe davon aus, dass durch diese Verbesserungen viele nun abgesichert sind – auch wenn es sehr lange gedauert hat. Einzelfälle, die aus einem bestimmten Grund durch das Netz an Hilfsmaßnahmen schlüpfen, wird es immer noch geben. Da ist es dann wichtig im Detail hinzuschauen und dazu sehe ich auch die Bereitschaft bei den zuständigen Stellen.

Was wären aus deiner Sicht Schrauben, an denen man beim Härtefallfonds noch drehen könnte?

Aktuell sehe ich keinen Bedarf, da umfassend nachgebessert wurde. Wir werden aber nach ein bis zwei Monaten nochmal evaluieren.

Wie sieht es mit dem Covid-Startup-Hilfsfonds aus? Auch hier gibt es Kritik. Was sind eure Verbesserungsvorschläge, nachdem vieles ja wegen der EU-Rechtslage nicht abänderbar ist?

Beim Covid-Startup-Hilfsfonds gilt es, zwei große Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, damit dieser seine Wirkung optimal entfalten kann: Die Fünfjahresregel ist ein großes Hindernis. Viele Startups sind aus länger bestehenden Unternehmen hervorgegangen und gelten somit nicht als Neugründungen. Wir suchen hier noch nach kreativen Lösungen. Ein weiterer Hemmschuh ist die Regelung zu den nahen Angehörigen. Gründer sind meist die Investoren der vordersten Front, wenn es um das Investieren in der Krise geht – natürlich gemeinsam mit anderen. Wir wollen dass die Maßnahme erfolgreich ist – und das ist ein Roadblock. Ein Vorschlag wäre, die Förderung eben an die Teilnahme von unabhängigen Investoren zu knüpfen, aber die Geschäftsführer, die meist die Gründer sind, als geförderte Investoren zuzulassen.

Der im Rahmen des Startup-Hilfspakets angekündigte VC-Fonds lässt noch auf sich warten. Gibt es da konkrete Forderungen seitens der JW?

Hier müssen wir noch auf die Ausformulierung der Richtlinie waren, aber grundsätzlich sind wir der Meinung, dass wir – nicht nur zur Finanzierung der Startups – steuerliche Anreize für privates Risikokapital wie zum Beispiel einen Beteiligungsfreibetrag, mit dem die Österreicherinnen und Österreicher in heimische Unternehmen investieren können, dringend benötigen.

Hast Du mehr Einblick in den Entstehungsprozess und die Vergabe des Fonds-Managements?

Wir haben unsere Forderungen und Vorschläge dazu einbracht, sind mit dem Ministerium in Kontakt und warten auf den ersten Entwurf.

Der Fixkostenzuschuss ist definitiv auch ein für Jungunternehmen relevantes Hilfsinstrument. Seid ihr damit zufrieden, oder habt ihr Verbesserungswünsche?

Beim Fixkostenzuschuss konnten wir durch intensive Nachverhandlungen erreichen, dass die Auszahlung in der ersten Tranche auf 50 Prozent erhöht wurde. Die Mindestzuschuss-Höhe wurde gesenkt, ausbezahlt wird nun bereits ab 500 Euro – davor waren es 2000 Euro. Und ein Unternehmerlohn zwischen 666,666 Euro und 2.666,67 Euro pro Monat zählt nun zu den Fixkosten. Außerdem werden Zahlungen aus dem Härtefallfonds nicht gegengerechnet und bis 12.000 Euro ist kein Steuerberater notwendig. Damit bringt der Fixkostenzuschuss auch für Kleinstunternehmer und Gründer die notwendige Liquidität und ist ein gut aufgestelltes Hilfsinstrument.

Abschließend: Wie beurteilst du die Lage der heimischen Jungunternehmen in der Krise anhand deiner täglichen Gespräche? Kommt es zum befürchteten Startup-Massensterben oder kann ausreichend aufgefangen werden?

Ich hoffe, dass es dazu nicht kommen wird! Wir brauchen unsere motivierten, engagierten Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, damit der Neustart unserer Wirtschaft gelingen kann, denn genau sie sind die Garanten unseres Wohlstandes, die dafür sorgen, dass Österreich auch in Zukunft international ganz vorne mit dabei sein wird. Der Härtefallfonds deckt nun den Ausfall des Unternehmerlohns und der Fixkostenzuschuss 75 Prozent der Fixkosten. In ihrer Kombination sind diese beiden Pakete nun für Kleinstbetriebe eine gute Absicherung für die stärksten Krisenmonate. Auch sehe ich, dass das Motivationslevel und der Digitalisierungsboom zu einer positiven Zukunftsperspektive beitragen. Das Motto “die Krise als Chance sehen”, nehmen viele wörtlich.

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Fit2Go, Blau Weiß Linz, Austria Wien, Hartberg, gesunde Ernährung,
(c) Fit2go - (v.l.n.r.) Patrick Vormair, Marketingmanager BW Linz, Sebastian Winklhamer, operativer Leiter Fit2go, Fabio Strauss, Kapitän BW Linz und Julian Kolar, Gründer Fit2go.

Das Linzer Startup Fit2Go von Founder Julian Kolar konnte sich bereits Anfang März ein Investment sichern. Damals erhielt das Unternehmen ein sechsstelliges Investment – angeführt wurde die Runde von Runtastic-Founder Florian Gschwandtner. Auch Thomas Baldinger, Alexander Kolar und Philipp Kuibus waren der Finanzierung beteiligt.

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Fit2go stellt Tiefkühlmahlzeiten her und vertreibt diese sowohl im B2B-Bereich als auch im B2C-Onlineshop. Das Unternehmen beliefert bereits zahlreiche Betriebskantinen und Fitnessstudios und hat sich nun erfolgreich im Profisport etabliert. Neben dem FC Blau Weiß Linz vertrauen auch andere Vereine wie Austria Wien und der TSV Hartberg auf die Ernährung der Linzer.

“Fit2go ist die ideale Mahlzeit für uns, vor allem nach dem Training. Die Gerichte können schnell und ohne großen Zeitaufwand zubereitet werden. Außerdem sind sie perfekt abgestimmt auf eine ausgewogene, gesunde und vor allem proteinhaltige Ernährung, was für uns als Leistungssportler sehr wichtig ist”, betont Fabio Strauß, Kapitän von Blau Weiß Linz.

Regionaler Fokus

Ein zentraler Aspekt der Philosophie von Fit2go ist die regionale und nachhaltige Herstellung der Produkte. Die Gerichte werden mit frischen, regionalen Zutaten zubereitet – dies passe perfekt zum Anspruch des Startups, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig den eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

“Die Partnerschaft mit Blau Weiß Linz ist ein weiterer Meilenstein für uns”, sagt Founder Kolar. “Wir sind stolz darauf, dass unsere hochwertigen Mahlzeiten auch im Profisport geschätzt werden und freuen uns, Teil der Erfolgsgeschichte des Vereins zu sein.”

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JW-Chefin Holzinger zu Härtefallfonds, Startup-Hilfspaket und Fixkostenzuschuss

  • Mit der Dauer der Coronakrise und der schrittweisen Entfaltung der Hilfsmaßnahmen wächst die öffentliche Kritik an diesen.
  • Auch in der Startup-Szene herrscht mitunter große Unzufriedenheit.
  • Zu wenig Geld, zu langsam, nicht treffsicher genug – so lautet vielfach der Tenor.
  • Gleichzeitig arbeiten die Regierung und die mit der Abwicklung der Hilfsmaßnahmen betrauten Institutionen laufend an Nachbesserungen.
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  • Gleichzeitig arbeiten die Regierung und die mit der Abwicklung der Hilfsmaßnahmen betrauten Institutionen laufend an Nachbesserungen.
  • Als eine Fürsprecherin der Startup-Szene fungiert in diesem Prozess Junge Wirtschaft (JW) Bundesvorsitzende Christiane Holzinger.
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