31.05.2021

Interspar am Schottentor: spektakulärer Genuss-Hotspot für Startups & Co.

Wo früher Bankgeschäfte abgewickelt wurden, kann man ab sofort Lebensmittel kaufen. Ob Startup oder etablierter Markenhersteller - wer es im neuen Interspar am Schottentor ins Regal schafft, erhält eine besonders schöne Präsentationsplattform für seine Produkte. Plus: Interview mit Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann über die Startup-Initiative Young&Urban.
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Interspar Schottentor
Spar Österreich-Vorstand Mag. Markus Kaser, Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und Interspar Österreich-Geschäftsführer Mag. Johannes Holzleitner eröffnen gemeinsam den neuen Interspar am Schottentor. © Interspar/Brunnbauer

Es waren harte Verhandlungen, die dem Einzug von Interspar in die ehemalige Zentrale des Wiener Bankvereins am Schottentor vorausgegangen sind. Denn der Standort war umkämpft – auch der Handelskonzern Rewe Group wollte ursprünglich dort Fuß fassen, wie zahlreiche Medien berichtet haben. Letztendlich hat aber nun Spar den Zuschlag bekommen und sich in den denkmalgeschützten Räumen von Immobilienentwickler Pema eingemietet. Wie lange genau der Mietvertrag läuft und wie hoch die monatlichen Mietkosten sind, wollte Spar-Vorstand Markus Kaser im Rahmen der Eröffnung nicht bekannt geben, nur so viel ließ er sich entlocken: “Die Mietdauer ist lang, sehr lang. Sagen wir es so, ich kann mit Sicherheit mein ganzes Leben lang hier einkaufen.”

Top Einkaufserlebnis in historischem Ambiente

Das Gebäude selbst hat jedenfalls einen ganz besonderen Charme. Bereits bei seiner Eröffnung am 16. August 1912 begeisterte es Bevölkerung und Fachleute gleichermaßen. Ursprünglich von Anselm von Rothschild initiiert, entwickelte es sich zum Musterstück des Historismus, das für viele Bankgebäude in Wien und Europa prägend war. Mit Zusammenschlüssen und Übernahmen zogen zuerst Creditanstalt-Wiener Bankverein und zuletzt die Bank Austria in die repräsentativen Räume ein. 2016 wurde der Bankbetrieb eingestellt und das Gebäude in mühevoller Detailarbeit von Pema aufwändig restauriert. Nach rund dreijähriger Planungs- und Umbauzeit ist die ehemalige zentrale Kassenhalle nun zum Zuhause für einen Lebensmittelmarkt mit Gastronomie (Das Mezzanin ist Interspars erstes à la carte Restaurant; Anm. d. Red.) geworden. Um das Projekt zu realisieren war man stets in engem Austausch mit dem Bundesdenkmalamt. Nachträgliche Einbauten wurden entfernt, Beschädigungen restauriert und der historische Zustand wieder hergestellt. Zudem hat man für die notwendigen Installationen eines Supermarkts Materialien aus der Bauzeit des Gebäudes mit moderner Technik kombiniert.

Strenge Vorgaben des Bundesdenkmalamts

So wurde etwa zum Schutz der Substanz über dem historischen Marmorboden ein optisch identer zweiter Boden eingezogen; in dem so entstandenen Zwischenraum sind nun alle Versorgungsleitungen untergebracht. Weiters wurden die originalen Lampen aus dem Jahr 1912 nachgebaut und mit LED-Technik ausgestattet. Kooperiert hat man dafür mit den Lichttechnik-Spezialisten Bartenbach und Zumtobel. Außerdem gibt es aufgrund der strengen Denkmalschutzbestimmungen keinerlei Verbindung der nachträglichen Einbauten wie Kühlzellen, Regalen oder Theken mit den Mauern des Gebäudes. Eine Situation, die für die Spar aber nicht neu ist, denn man hat bereits Erfahrungen mit historischen Gemäuern und kennt die Tücken und Vorzüge derartiger Adaptierungen. Beispiele sind etwa Standorte in der Nussdorfer Markthalle, in Mozarts Geburtshaus in Salzburg, im Teatro Italia (Venedig) oder im Foro Boaria am Prato della Valle (Padua). In Summe hat Interspar für den Standort am Schottentor über 10 Millionen Euro in den Innenausbau investiert. Ein Betrag, der sich erst etwas später als üblich amortisieren wird, was Vorstand Kaser sowie Interspar-Geschäftsführer Johannes Holzleitner sowie seine Stellvertreterin Michaela Kaspar gerne in Kauf nehmen.

Spezialitäten heimischer Manufakturen

Man freue sich viel mehr über die Erschaffung eines innerhalb der gesamten Spar-Gruppe, die neben Österreich auch in Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien tätig ist, einzigartigen Leading-Stores, in dem 50 Jahre Interspar-Geschichte stecken. Auf 1.770 Quadratmeter Verkaufsfläche – der bisher kleinste Standort unter der Vertriebslinie Interspar (reguläre Märkte sind zwischen 2.500 und 4.000 Quadratmetern groß, Anm. d. Red.) – findet sich alles, was das Herz von Genießern begehrt. Wichtig zu betonen ist Kaser, Holzleitner und Kaspar, dass am neuen Standort am Schottentor alle Wienerinnen und Wiener und natürlich auch Touristen willkommen sind. “Wir möchten alle Menschen in der direkten Umgebung ansprechen. Das zeigt sich auch im Sortiment. Wir führen Produkte von S-Budget im Preiseinstieg ebenso wie exklusive Champagner”, sagt Geschäftsführer Johannes Holzleitner. Im Fokus stand die Kombination aus den besten Lebensmitteln des Interspar-Sortiments mit jenen von Spar Gourmet. Außerdem gibt es 450 Spezialitäten von rund 90 kleinen, familiär geführten Manufakturen und landwirtschaftlichen Betrieben aus ganz Österreich, die unter der Lokalitätsinitiative “Von dahoam das Beste” gebündelt sind. Beispiele sind das original steierische Kürbiskernöl von der Ölmühle Hamlitsch, Tiroler Edle Schokolade, Produkte von Erich Stekovics oder Honig aus der Honigmanufaktur Biezen von Marian Aschenbrenner aus Wien. Weitere Sortimentsschmankerl sind der WienGin der Kesselbrüder, die Essigspezialitäten von Gegenbauer oder die Weinbergschnecken aus dem Hause Gugumuck. Zudem im Angebot: bis zu 50 Sorten fangfrischer Fisch aus regionalen Fischzuchten, 200 auf Wunsch bestellbare Fische und Meeresfrüchte, Pastavariationen der Pasta-Manufaktur “La Pasteria” aus dem Servitenviertel, bis zu 450 Käsespezialitäten sowie eine Weinabteilung mit rund 850 Sorten Wien und Schaumwein und 470 Spirituosen. Ergänzend sorgt Interspar mit der bisher größten Market Kitchen für schnellen Genuss für unterwegs und widmet rund ein Drittel seiner Verkaufsfläche warmen und kalten Speisen zum Mitnehmen. Studierende sowie Mitarbeitende der umliegenden Büros stehen von Suppen über Bowl bis hin zu eigens von Neni kreierten Gerichten eine große Auswahl zur Verfügung. Ebenso wie Urban Drinks, unter anderem von Honest, Fritz-Kola und Lemonaid.

Facts Interspar am Schottentor
– Bauzeit: von 2019 bis 2021
– Investitionskosten: über 10 Mio. Euro
– Geschäftsleiter: Andreas Bocek
– Verkaufsfläche: 1.770 m2
– Anzahl Mitarbeiter: rd. 160, davon 2 Lehrlinge
– Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 7:30 bis 20:00 Uhr, Sa von 8:30 bis 18:00 Uhr
– Parken: 2 Stunden gratis in den Parkgaragen Votivpark & Freyung (ab 20 Euro Einkaufswert)

Innovationen von Startups willkommen

Im Interspar am Schottentor hat man sich vorgenommen, ein besonders vielfältiges Sortiment mit einem Fokus auf Frische & Convenience zu präsentieren. Stets hoch bleibt dabei der Innovationsanspruch des Lebensmittelhändlers, den auch Startups immer wieder begeistern. Zu diesem Zweck hat Spar im April 2018 die Initiative “Young & Urban” ins Leben gerufen. Unter diesem Dach werden in bis zu 1.580 Filialen von Spar, Eurospar und Interspar sowie im Onlineshop aktuell rund 300 Artikel von über 40 Jungunternehmern aus dem Food- und Non Food-Bereich angeboten. Der brutkasten hat bei Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann nachgefragt, was es braucht, um bei Spar gelistet zu werden.

Nicole Berkmann Spar
Nicole Berkmann, Unternehmenssprecherin und Leiterin Konzern PR und Information bei Spar © Spar

Welche Bedingungen muss ein Startup erfüllen, um in den Vertriebsschienen eures Unternehmens gelistet zu werden?

Nicole Berkmann: Das Produkt darf keine Kopie eines bestehenden Produktes sein. Es muss einzigartig, unique, sein und ein echtes Kundenbedürfnis befriedigen bzw. eine Problemlösung bieten. Dann wird es interessant.
Um es im Lebensmittelhandel zu verkaufen, muss es auch massentauglich sein, das heißt viele Personen ansprechen. Natürlich muss es auch allen gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Wichtig zu bedenken ist auch, dass die Jungunternehmer selbst die Werbetrommel für ihr Produkt rühren müssen. Denn es muss sichtbar sein und das ist in der Fülle der Produkte gar nicht so einfach. Daher müssen die Unternehmen gut mithelfen, um das Produkt bekannt zu machen. Wir stehen aber auch hier natürlich gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Wann bzw. in welcher Phase ist ein Produkt eines Startups überhaupt für euch interessant?

Das kann man nicht generalisieren. Es kann auch in der Anfangsphase sein. Wir helfen gerne mit Knowhow weiter, wie man eine Idee tatsächlich umsetzen kann oder wir bieten auch einen Realitätscheck an, ob sich das Produkt unserer Meinung nach verkaufen lässt.

Wie wichtig sind euch Exklusivkooperationen?

Da wir in den allermeisten Fällen mit viel Knowhow aushelfen, erwarten wir im Gegenzug eine – aber zeitlich begrenzte – Exklusivität.

Wie viel Zeit erhalten die Produkte von Startups bei Spar, um sich am POS zu etablieren?

Das ist von Produkt zu Produkt unterschiedlich. Oft kann man auch mit entsprechenden Kommunikationsmaßnahmen nachhelfen. Das besprechen wir mit den Jungunternehmern von Fall zu Fall.

Wie nehmt ihr den Startups die Sorge, dass deren Konzepte von euch kopiert und als Eigenmarke präsentiert werden könnten?

Die Produkte sind deshalb interessant, weil sie eben von Jungunternehmern kommen. Die Zielgruppe oder die Community wünscht sich genau das. Also warum sollten wir eine Eigenmarke draus machen? Aber es kann auch ganz etwas tolles im Zusammenhang mit Eigenmarken entstehen. Ich gebe dir ein Beispiel. Die beiden Gründerinnen von Sweetomio haben mit ihren eigenen Keksen bei uns angefangen. Sie haben sich aber derart engagiert gezeigt, liefern eine so gute Qualität und sind so beliebt, dass sie mittlerweile unter der Marke Spar Premium Desserts erzeugen. Zusätzlich zu ihren eigenen Produkten.

Kannst du zum Schluss noch drei Kooperationen mit Startups nennen, die besonders erfolgreich waren?

Als besonders erfolgreich haben sich bis dato die Kooperationen mit Food-Startups wie Neoh, Nussyy und Neni erwiesen. Wir freuen uns immer über neue spannende Ideen innovativer Startups, die sich bei uns unkompliziert unter www.spar.at/youngurban bewerben können.

Vielen Dank für das Gespräch.

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vlonru.: Andreas Nemeth, Doris Agneter, Berthold Baurek-Karlic, Christiane Holzinger, Franz Zöchbauer, Hansi Hansmann und Laura Raggl | © UNIQA Ventures / tecnet / Foto Wilke / 360 Business Planer / VERBUND / Studio KoeKart / Fabianklima.at
vlonru.: Andreas Nemeth, Doris Agneter, Berthold Baurek-Karlic, Christiane Holzinger, Franz Zöchbauer, Hansi Hansmann und Laura Raggl | © UNIQA Ventures / tecnet / Foto Wilke / 360 Business Planer / VERBUND / Studio KoeKart / Fabianklima.at

Dass es für Startups auch im Jahr 2024 vergleichsweise schwierig war, an Risikokapital zu kommen, zeigen entsprechende Statistiken. Der EY Startup Barometer wies für das erste Halbjahr einen weiteren Rückgang bei der Anzahl der Finanzierungsrunden und beim Gesamtvolumen in Österreich aus. Die Zahlen aus dem zweiten Halbjahr stehen noch aus. Fest steht: Die seit Mitte 2022 anhaltende Risikokapitalkrise bleibt weiterhin spürbar – vor allem wenn man die Situation mit der Boom-Phase von Ende 2020 bis Anfang 2022 vergleicht.

Doch wie sieht es auf der Seite der Business Angels und VCs aus? Tatsächlich waren keineswegs alle so investmentscheu. Ein brutkasten-Rundruf zum Jahresende ergibt ein differenziertes Bild, das von “sehr zurückhaltend” bis “zweitbestes Jahr unseres Bestehens” reicht.


Hansmann: 5 Mio. Euro in “Ösiland” investiert – “wohl manchmal mehr als vernünftig wäre”

Hansi Hansmann
Hansi Hansmann | (c) Studio KoeKart

Einer jener Investoren, die sich durch den Krisenzustand nicht allzu sehr bremsen ließen, ist Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann. “Wir haben mit der Hans(wo)mengroup 2024 wieder viel Geld in die Hand genommen, ein paar Neuinvestments getätigt und bei etlichen Follow-on- oder Bridge-Runden den Lead übernommen oder uns beteiligt”, sagt er auf brutkasten-Anfrage. Ob man bei letzteren dabei sei, mache den Unterschied für später und als privater Investor mit “just Hansi-Money” sei man zum Glück sehr flexibel.

Insgesamt fünf Millionen Euro habe man allein in “Ösiland” investiert. Dazu komme noch Geld, das die Hans(wo)mengroup in heimische VCs wie Speedinvest, Push Ventures, Calm/Storm und Fund F steckte. “Da uns Österreich sehr am Herzen liegt und wir die hiesige Szene befeuern wollen, machen wir – relativ gesehen – wohl manchmal mehr, als vernünftig wäre. Andere Länder haben ja auch schöne Töchter”, so Hansmann. Die Neuinvestments waren Fynk, Propcorn, Quantum Industries “und noch andere, die noch nicht publik sind”.

tecnet: 1,9 Millionen Euro und mehr Zurückhaltung

Doris Agneter ist Geschäftsführerin von tecnet equity © tecnet
Doris Agneter | (c) tecnet

Bei der besagten Finanzierungsrunde für das niederösterreichische Startup Propcorn war auch der niederösterreichische Landes-VC tecnet equity dabei. Für diesen war es jedoch das einzige Neuinvestment im Jahr 2024. Man habe “in einem schwierigen Umfeld erneut Stärke bewiesen” und 1,9 Millionen Euro investiert, heißt es von tecnet auf brutkasten-Anfrage. Neben dem Neuinvestment floss das Geld in sieben Folgefinanzierungen. Mit Sheepblue gab es auch einen Exit im Portfolio.

“Natürlich spüren auch wir die Vorsicht im Markt, doch genau jetzt ist es wichtig, unseren Unternehmen verlässlich zur Seite zu stehen. Unsere Überzeugung: In turbulenten Zeiten entstehen die stärksten Innovationen. Deshalb setzen wir weiterhin auf Deep Tech, Software und Life Science”, kommentiert Geschäftsführerin Doris Agneter. Für das kommende Jahr stehe weiterhin die Stärkung des bestehenden Portfolios im Fokus, zugleich wolle tecnet aber auch neue Chancen nutzen.

VERBUND X Ventures: Rund 9 Millionen Euro für sechs Startups

Franz Zöchbauer leitet Verbund X Ventures
Franz Zöchbauer | (c) Verbund

Während die eingangs erwähnte Zurückhaltung – zumindest bei Neuinvestments – also bei einigen heimischen VCs durchaus ein Thema ist, startete ein Corporate VC dieses Jahr mit einem gewissen Tempo in den Aufbau seines Portfolios: Verbund X Ventures.

Nachdem die Organisation davor aufgebaut worden war, schloss der Investment-Arm von Österreichs größtem Energieanbieter dieses Jahr gleich mit sechs Startups Kapitalrunden ab, darunter Necture, eologix-ping und Easelink aus Österreich (ein Investments für e.friends wurde zudem bereits vergangenes Jahr abgeschlossen, aber Anfang des Jahres kommuniziert), sowie Reduxi aus Slowenien, das seinen Hauptsitz nach Wien verlegt hat. Bei den meisten dieser Investments wurde die Summe konkret mit 1,5 Millionen Euro beziffert. Davon ausgehend, das die Höhe der weiteren Investments ähnlich war, ergeben sich geschätzt rund 9 Millionen Euro im Jahr 2024.

Und es dürfte so weiter gehen. “Wir haben darüber hinaus bereits zwei Investitionsentscheidungen getroffen, die wir im ersten Quartal 2025 bekanntgeben werden”, sagt Verbund X Ventures Managing Director Franz Zöchbauer auf brutkasten-Anfrage. “Unser Ziel ist der Aufbau eines Beteiligungsportfolios von 15 Startup-Investments bis 2026. Hierfür hat Verbund 30 Millionen Euro vorgesehen, die zur Verfügung stehen”, so Zöchbauer. “Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sind Investitionen in Innovation von hoher Bedeutung. Wichtig dabei ist, dass ein klare Perspektive für einen Wertbeitrag durch das Startup-Investment gegeben ist.” Neben weiteren Investments wolle man aber natürlich auch die Portfolio-Startups bei der Skalierung unterstützen.

ROI Ventures: 750.000 Euro investiert – alles außerhalb Österreichs

Laura Raggl (c) Fabianklima.at

Nicht allzu zurückhaltend war auch ROI Ventures dieses Jahr. “2024 war unser zweites vollständiges Investmentjahr. Unser Portfolio umfasst nun insgesamt 24 Unternehmen: drei Investments aus 2022, zwölf aus 2023 und neun aus diesem Jahr”, sagt Gründerin und Managing Partner Laura Raggl auf brutkasten-Anfrage.

Das Kapital floss dabei zur Gänze ins Ausland, wie Raggl beschreibt: “Insgesamt haben wir 2024 750.000 Euro investiert, allerdings ohne ein Investment in Österreich. Die neun Neuzugänge verteilen sich auf zwei in der Schweiz, zwei in Großbritannien, drei in den USA und zwei in Deutschland.” Aus den Portfolio-Unternehmen der Jahre 2022 und 2023 hätten zudem acht erfolgreiche Anschlussfinanzierungsrunden abgeschlossen werden können. Auch strategisch entwickelte sich ROI Ventures weiter. “Unser Investmentfokus hat sich weiter spezifiziert. Wir konzentrieren uns nun auf Software-Infrastruktur, etwa DevTools, Data und AI, auf DeepTech, PropTech und FinTech”, so Raggl.

Uniqa Ventures: 12,5 Mio. Euro Investment und ein prominenter Exit

Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures
Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures

Ebenfalls einen starken Auslandsfokus hat Österreichs größter Corporate-VC Uniqa Ventures, der aktuell 42 aufrechte Beteiligungen mit einem Marktwert von rund 140 Millionen Euro hat und bereits auf 16 Exits verweisen kann. CEO Andreas Nemeth gibt sich mit dem ablaufenden Jahr auf brutkasten-Anfrage sehr zufrieden: “2024 war für Uniqa Ventures das zweitbeste Jahr unseres Bestehens. Nur übertroffen durch das Ausnahmejahr 2021. Wir haben dieses Jahr erneut eine mehr als zweistellige Rendite für unsere Investoren und Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe erwirtschaftet.” Konkret habe man 17 Transaktionen abgewickelt und 12,5 Millionen Euro investiert. Aktuell arbeite man an einem Investment in ein FemTech-Unternehmen, über das man im Jänner mehr sagen könne.

Highlights seien zudem unter anderem der Einstieg von Uber beim Portfolio-Unternehmen Moove im Rahmen einer 100 Millionen US-Dollar-Kapitalrunde und der Exit des Wiener Portfolio-Startups Eversports an Verdane gewesen. Doch auch externe Entwicklungen sieht Nemeth positiv: “Der Ausgang der US-Wahlen und der Höhenflug des Bitcoin sowie die Zinswende der US-Fed und EZB waren weitere wichtige Meilensteine, die wir als positive Signale für die Startup Community werten. Wir sind zuversichtlich das sich 2025 oder spätestens 2026 auch das IPO-Fenster wieder öffnen könnte, was für das gesamte Ökosystem von elementarer Bedeutung wäre.”

Er blicke also positiv ins Jahr 2025, meint Nemeth. Doch er betont auch: “Im Hinblick auf die Politik und die neue Bundesregierung bleibt es spannend. Themen wie der Dachfonds und die Förderung von Corporate-Venture-Capital waren wichtige Anliegen der Community. Zweifelsohne braucht es mehr Kapital für Startups – gerade in der Later Stage – und es braucht meiner Meinung nach auch potente neue Venture-Capital-Unternehmen, um diese Lücke zu schließen.”

Christiane Holzinger: Drei Neu-Investments und Stärkung bestehender Beteiligungen

Christiane Holzinger | (c) 360 Business Planner

Für Business Angel Christiane Holzinger war 2024 “geprägt von Herausforderungen”. “Als Angel-Investor habe ich mich in diesem Jahr auf drei neue Startups fokussiert, die nachhaltige Geschäftsmodelle und innovative Technologien in den Vordergrund stellen. Gleichzeitig lag mein Augenmerk darauf, bestehende Beteiligungen zu stärken” – etwa durch zusätzliche Kapitalaufstockungen oder intensive strategische Unterstützung. Bridgerunden und schwierige Finanzierungsphasen im Portfolio seien “anspruchsvoll” gewesen.

Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit habe sie auch dazu gebracht, Entscheidungen noch bewusster und datengetriebener zu treffen, sagt Holzinger. “Besonders wichtig waren dabei die Themen Team & Leadership sowie die langfristige Stabilität der Geschäftsmodelle. Manchmal bedeutete dies auch, Entscheidungen aufzuschieben, um alle relevanten Faktoren umfassend zu prüfen.”

2025 wolle sie ihren Fokus weiter schärfen, sagt die Investorin: “Frühphasen-Investitionen werden eine noch zentralere Rolle spielen. Ich sehe enorme Potenziale in Co-Investments mit anderen Angels und institutionellen Investoren, besonders in der heimischen VC-Szene.” Auch Holzinger mahnt politische Maßnahmen ein: “Es braucht bessere steuerliche Anreize, einfachere Zugänge zu Kapital und mehr Bildung rund um das Thema Unternehmertum, damit Investieren als ganzheitliches Konzept in der Bevölkerung ankommt.”

Venionaire Capital: “sehr zurückhaltend bei neuen Investments”

Berthold Baurek-Karlic © Foto Wilke
Berthold Baurek-Karlic | (c) Foto Wilke

Wiederum auf der vorsichtigen Seite war dieses Jahr Venionaire Capital, wie Gründer und CEO Berthold Baurek-Karlic auf brutkasten Anfrage ausführt. “Das Jahr 2025 war sicherlich kein einfaches. Wir haben das schwache Sentiment (Anm. Baurek-Karlic verweist auf den von Venionaire erstellten “Venture Sentiment Index”) gespürt. Investoren waren sehr zurückhaltend bei neuen Investments, wir waren da keine Ausnahme.” Man habe sich auf die Restrukturierung bzw. den Turnaround bei den zuvor insolventen Portfolio-Startups Eloop, Fretello und Cybertrap, sowie auf die Stärkung der starken Portfoliofirmen, darunter etwa Blockpit, konzentriert. In das letztgenannte Scaleup habe man in Summe rund eine Million über das Jahr hinweg investiert. Mit dem Schweizer Unternehmen Flovtec gelang zudem ein Exit.

Doch Baurek-Karlic bleibt optimistisch: “Im Venture-Capital-Portfolio erwarten wir nächstes Jahr mehr Momentum für größere Exits und sehen auch, dass sich bis 2026 sogar ein IPO-Fenster öffnen könnte.” Der Investor betont jedoch auch die Wichtigkeit eines anderen Geschäftszweigs für Venionaire: “Neben den klassischen Ventures haben wir unser Engagement im Web3 in unserem Fonds Venionaire Web3 – Österreichs erster Krypto-AIF – verstärkt, indem wir einen Gründungsgesellschafter herausgekauft haben.” Zum Jahresende zeige der Web3-Fonds wieder eine sehr starke Performance “und sollte auch im Jahr 2025 gut laufen”, so Baurek-Karlic.

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