04.07.2024
STARTUP BAROMETER

EY: Startup-Landschaft kämpft mit starkem Rückgang bei Frühphasenfinanzierungen

Das Finanzierungsvolumen sinkt im ersten Halbjahr 2024 um 18 Prozent auf 298 Millionen Euro – es ist das zweitniedrigste Halbjahresvolumen seit dem Boom-Jahr 2021. Zudem sind aktuell die Frühphasenfinanzierungen das Sorgenkind der heimischen Startup-Szene.
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Startup-Finanzierung einfach erklärt: Die wichtigsten Begriffe
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Nachdem 2021 und 2022 alle Rekorde in Hinblick auf Startup-Finanzierungen in Österreich gebrochen wurden, hat sich die Rückkehr zum Niveau der Vor-Boom-Jahre auch im ersten Halbjahr 2024 weiter fortgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle “Startup Barometer” der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die jüngsten Ergebnisse wurden am Donnerstag veröffentlicht.

Zweitniedrigstes Halbjahresvolumen seit 2021

Das Finanzierungsvolumen sank laut EY um knapp ein Fünftel (18 Prozent) auf 298 Millionen Euro. Das ist das zweitniedrigste Volumen innerhalb eines Halbjahres seit 2021. Dabei haben zwei große Finanzierungsrunden im Juni 2024 die Statistik noch deutlich nach oben geschraubt: Allein Storyblok (74 Millionen Euro) und Prewave (63 Millionen Euro) vereinen knapp die Hälfte (46 Prozent) des gesamten Volumens auf sich – siehe auch die Erhebung von brutkasten zu den größten Investments des ersten Halbjahres.

Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden sank laut dem Beratungsunternehmen nach einem Höchstwert mit 95 Finanzierungsrunden im ersten Halbjahr 2023 um mehr als ein Viertel (26 Prozent) – das bedeutet den niedrigsten Wert für Vergleichszeiträume seit 2019. Zurückzuführen ist der Rückgang vor allem auf die deutlich geringere Anzahl kleinerer Deals im Umfang von bis zu einer Million Euro.

Die Anzahl der Finanzierungsrunden bis zu einer Million Euro ist im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um ein Drittel von 57 auf 38 zurückgegangen. Das ist die niedrigste Anzahl seit 2019.

“Viele Investor:innen haben im Vorjahr Kapital bei ihren Portfolio-Unternehmen nachgeschossen, um ihnen einen Polster für ein sehr herausforderndes Umfeld zu geben. Bei neuen Investments ist auch im Frühphasenbereich die Handbremse angezogen”, so Florian Haas, Head of Startup bei EY Österreich.

Durchschnittliche Volumen der Deals

Das durchschnittliche Volumen der Deals, bei denen eine Summe veröffentlicht wurde, pendelte sich mit 4,7 Millionen Euro auf dem Vorjahresniveau ein (4,6 Millionen Euro). In den beiden Boom-Jahren 2021 und 2022 lag das durchschnittliche Volumen deutlich höher bei 9,0 Millionen Euro bzw. 13,5 Millionen Euro. Im Jahr 2020 lag der Durchschnittswert deutlich niedriger bei 2,5 Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr 2024 wurden sechs Abschlüsse mit einem Volumen von jeweils mehr als zehn Millionen Euro gezählt, genauso viele wie im Vorjahreszeitraum. Wie im Vorjahr gab es allerdings keinen Mega-Deal mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro.

Juni als stärkster Monat

Im Juni 2024 wurde laut EY mit einem Investitionsvolumen von 169 Millionen Euro der volumenstärkste Monat der letzten zwölf Monate verzeichnet. Die sechs größten Runden des Jahres wurden im Mai und Juni angekündigt.

“Diese Entwicklung kann ein Indikator sein, dass das Vertrauen der Investor:innen langsam zurückkehrt. Dies gibt Hoffnung für eine leichte Verbesserung im zweiten Halbjahr und eine positive Dynamik ab 2025”, so Haas.

Trotz der Schwierigkeiten im Frühphasenbereich sei die Langzeitentwicklung des österreichischen Ökosystems als positiv zu bewerten. So haben laut Haas viele Startups und Scaleups ihre Geschäftsmodelle stärker in Richtung Profitabilität und Resilienz weiterentwickelt.

Spezifische Daten zu Branchen

Die meisten Finanzierungsrunden wurden laut EY übrigens wie schon in den Vorjahren im Tech- und Softwarebereich abgeschlossen. Am stärksten gesunken gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 ist die Zahl der Finanzierungsrunden in den Bereichen e-commerce (minus 10), FinTech / InsurTech (minus 8) und Mobility (minus 7).

Der Bereich Energy brachte es mit einem Zustrom an Investitionskapital von 44 Millionen Euro auf einen Marktanteil von 15 Prozent, nachdem er in der Vorjahresperiode noch leer ausgegangen war. Auf Rang drei folgt der Bereich Health (26 Millionen Euro) vor dem Bereich FinTech / InsurTech (23 Millionen Euro) und Hardware (22 Millionen Euro).

Zudem erhob EY auch spezifisch Daten zum Thema “Nachhaltigkeit”. Im ersten Halbjahr 2024 hatten zwölf der insgesamt 70 registrierten Finanzierungsrunden (17 Prozent) einen Bezug zum Querschnittsthema Nachhaltigkeit – in der Vorjahresperiode waren es 13 Prozent. Im Volumen lässt sich der Trend zu Investments in Startups mit Nachhaltigkeits-Fokus aber weniger ablesen: Das Gesamtvolumen belief sich auf nur 17 Millionen Euro bzw. sechs Prozent des insgesamt investierten Kapitals. Im Vorjahreszeitraum betrug diese Summe noch 64 Millionen Euro und lag bei einem Anteil von 17 Prozent.


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1st Day Skills Academy
(c)1st Day Skills Academy/Canva - Elisabeth Baszler von der 1st Day Skills Academy.

Laut dem deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt es im nördlichen Nachbarland über 33.000 Tierärzte; dazu gesellen sich aus Österreich 2.550 und aus der Schweiz etwas über 3.000. Rund 7.000 davon sind, wie Gründerin Elisabeth Baszler erwähnt, auf ihrer Plattform 1st Day Skills Academy registriert – ein halbes Jahr nach der Gründung Ende 2021 lag dieser Wert noch bei 700 User:innen.

1st Day Skills Academy: 28 Kooperationspartner

Das Startup aus Wien bietet eine Video-Lern-Plattform, die angehenden Veterinären anschaulich zeigt, was sie sonst trocken aus Büchern und auditiv vermittelt bekommen. Baszler bringt somit die gesamte Propädeutik der Kleintiermedizin online, wie sie sagt. Mittels minutenlangen Lehr-Videos.

Die 1st Day Skills Academy kann zu ihrem dreijährigen Jubiläum nicht nur auf eine Verzehnfachung an Registrierungen zurückblicken, sondern verfügt auch über 28 Kooperationspartner und mittlerweile über mehrere Formate zur Wissensweitergabe. Darunter Podcasts mit Expert:innen wie etwa Nikola Katic von “Fachtierärzte Althangrund”, “Journal Clubs”, “Catfriendly Handling-Kurse” oder “Morbidity & Mortality Rounds”.

“Alle Formate sind praxisnah, kompakt und perfekt in den Arbeitsalltag integrierbar. Die Themenvielfalt reicht von Augenheilkunde bis Zahnmedizin , präsentiert von namhaften Referent:innen aus dem In- und Ausland” , sagt Baszler.

Fehlerkultur auch Thema

Neben der Wissensvermittlung liegt der Fokus der 1st Day Skills Academy auf der Förderung einer positiven Lern- und Fehlerkultur in der Tiermedizin. Besonders die “M&M-Rounds” sollen es Mitgliedern ermöglichen, kritische Fälle unter Supervision von Spezialist:innen zu reflektieren und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. “Eine gut moderierte ‘M&M Round’ kann mehr bewirken als zahlreiche Psychotherapie-Sitzungen”, meint Baszler. Sie selbst hat in der ersten Folge einen ihrer Fälle präsentiert, an dem sie vor vielen Jahren als junge Assistenzärztin an ihre Grenzen gestoßen ist.

Die Plattform wird ausschließlich über Fachwerbung aus der veterinärmedizinischen Industrie finanziert. Für Mitglieder ist die Nutzung kostenlos, man muss sich nur einmal mit einem aktuellen Berufsnachweis registrieren . Ein weiterer USP der Academy ist das Reporting: “Wir tracken die Aufrufe der Mitglieder mithilfe modernster Webanalyse und reporten die anonymisierten KPIs . So können unsere Partner die Reichweite ihrer Werbung transparent nachvollziehen”, erklärt Baszler, die heute – im Vergleich zur “one-woman-show” zu Beginn – ein mehrköpfiges Team leitet, das sie bei der Weiterentwicklung der Plattform unterstützt. Besonders großen Wert legt die Gründerin dabei auf eine positive Unternehmenskultur.

“Ich will für alle eine Win-Win-Situation schaffen”, sagt sie. “Das bedeutet, meinen Mitgliedern aktuellen, praxisrelevanten Content zu liefern, meinen Referent:innen im Podcast eine Bühne zu bieten, auf der sie sich wohlfühlen und gerne ihr Wissen teilen. Last but not least achte ich darauf, meine Kooperationspartner – abgestimmt auf deren Portfolio und meinen Content – an idealer Stelle zu präsentieren.”

1st Day Skills Academy-Gründerin mit restriktiver Auswahl

Die Gründerin ist dabei sehr restriktiv in der Auswahl ihrer Kooperationen und lehnt regelmäßig Angebote ab: “Leider gibt es auch in der Tiermedizin zahlreiche Firmen und Produkte, die nicht evidenzbasiert arbeiten und nicht halten, was ihr Marketing verspricht. Wenn mich die Fakten zum Produkt nicht überzeugen, lehne ich dankend ab“, so ihr Dogma.

Ab 2025 plant das Startup seine Inhalte in weitere Sprachen zu übersetzen, um noch mehr Menschen aus der Branche zu erreichen.

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