05.04.2021

“Höhle der Löwen” Folge 3: Ein Lehrstück für Verhandlungsgeschick mit Investoren

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" ging es um versteckte Taschen im BH, die Neuerfindung der Wasserwaage und um einen per Smartglasses steuerbaren Rollstuhl. Zudem zeigten zwei Löffel-Gründer, was Verhandlungshärte wirklich bedeutet.
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Höhle der Löwen, Pocketsy
TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Dilara Cakirhan (l.) und Paula Essam aus Köln präsentierten mit Pocketsy ein Bralette mit integrierten Taschen.
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Der erste in der “Höhle der Löwen” – die es online auf TVNOW und immer Montags um 20.15 Uhr bei VOX zu sehen gibt – war Jan Meyer. Er präsentierte den Investoren die easyBeeBox. “Das ist der erste Bienenkasten auf dem Markt, mit dem jeder sein eigenes Bienenvolk im Garten artgerecht pflegen kann”, erklärten er und Co-Gründer Nick Peters. Die Box besteht aus einem Brutraum, in dem die Bienen ihr Brutnest und ihre Honigreserven unterbringen, einem Behandlungsraum, in dem alle Arbeiten durchgeführt werden, und einem Schiebersystem, mit dem die Bienenhaltung einfach und sicher sein soll.

Unterstützung für Logistikstrukturen

“Als Anwender komme ich zwar an den Honig, aber nicht mit den Bienen in Kontakt”, erklärt der 21-jährige Bremer. Anleitungen und zahlreiche Videos helfen den Nutzern bei dem Einstieg in die Bienenhaltung. Produziert wird der smarte Bienenkasten fair und nachhaltig in den Werkstätten der Lebenshilfe Niedersachsen. Unterstützung für ihr junges Unternehmen benötigen die Gründer vor allem bei den Logistikstrukturen. Um einen starken Löwen für sich zu gewinnen, boten sie für 150.000 Euro 15 Prozent ihrer Firmenanteile an.

EasyBeeBox
TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Nick Peters (l.) und Jan-Angelus Meyer zeigten Nils Glagau die easyBeeBox.

Nach einer Inspektion von Konzernchef Nils Glagau erklärten die Gründer ihre Systematik, die unter anderem einen Schutz für die Tierchen gegen die Varroamilbe beinhaltet. Die zu einem Großteil für das Bienensterben verantwortlich sein soll.

Nichts für Bienen-Allergiker

Bienen-Allergiker Ralf Dümmel haderte mit dem Gedanken, dass bis zu 35.000 Bienen in so eine Box passen würden. Er ließ sich durch die Gründer beruhigen, die aber zugleich meinten, dass die easyBeeBox natürlich nichts für Menschen sei, die an einer Bienenallergie leiden würden.

Zu kleiner Markt?

Multi-Investor Carsten Maschmeyer empfand die Gründer als großartig, stieg aber aus, da ihm der spezifische Markt zu klein sei. Dem widersprachen sowohl die Gründer, als auch Beauty-Queen Judith Williams, die aber auch als Investorin ausschied, da sie sich nicht imstande sah zu helfen. Handelsexperte Ralf Dümmel zeigte sich indes begeistert darüber, was er in diesem kurzen Pitch über Bienen gelernt habe. Dennoch ging auch er ohne Angebot.

Der Löwe mit den Bienen

Medienprofi Georg Kofler merkte an, dass das Geschäft der Gründer eine gewisse Leidenschaft von Kunden voraussetze. Auch dies entkräfteten die Founder, indem sie erzählten, dass etwa Schulen oder Kindergärten zu ihren Kunden zählen würden. Glagau stimmte abschließend vollends zu und forderte 25 Prozent für 150.000 Euro. Deal für easyBeeBox.

BHs mit Taschen in der “Höhle der Löwen”

Die nächsten in der “Höhle der Löwen” waren Paula Essam und Dilara Cakirhan. Mit Pocketsy haben sie einen BH entwickelt, der mit drei unsichtbaren Taschen das unauffällige Verstauen von Gegenständen aller Art ermöglicht. Die Pockets sind so platziert, dass sie auch leicht unter der Kleidung erreichbar sind. Die BHs gibt es in drei eigens entwickelten Größen und sie bestehen aus recycelten Stoffen, die weich und angenehm zu tragen sein sollen. Um Pocketsy auf dem Markt zu etablieren, benötigten sie die Unterstützung der Löwen. Für 100.000 Euro boten die Gründerinnen 15 Prozent ihrer Firmenanteile an.

Pocketsy, Höhle der Löwen
TVNOW / Bernd-Michael Maurer Investorin Judith Williams nimmt den Bralette mit integrierten Taschen von Pocketsy genau unter die Lupe.

Essam und Cakirhan präsentierten im Studio zwei Modelle ihrer Erfindung. Einmal einen Spitzen-BH und ein Reise-Top. Neben der Tasche fürs Smartphone, das dann auf der Seite des Körpers störfrei liegen soll, gibt es direkt im Cup ein Täschchen für Geld oder ein Feuerzeug. Die dritte versteckte Tasche, kam als Reisverschlussversion daher und war für Bankomatkarten, Personalausweis oder den Hausschlüssel gedacht.

“Kein Umzugsunternehmen”

Trotz der Gegenstände am Körper soll der BH normalen Tragekomfort bringen. Die Gründerinnen demonstrierten mit Models, die einfache Handhabe ihres Kleidungsstücks. Ralf Dümmel lobte die Präsentation, zweifelte aber daran, dass im BH wirklich Platz für alle Dinge wäre, die etwa seine Lebensgefährtin beim Ausgehen mitnehmen würde. Maschmeyer warf hilfreich mit ein, dass Pocketsy ja kein Umzugsunternehmen sei.

Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl meinte, dass der Taschen-BH eine schöne Idee ist, aber der Textil-Markt auch sehr schwierig. Sie stieg aus. Als Essam kurz danach anmerkte, dass sie nicht mit der Schauspielerei aufhören würde, selbst wenn es zu einem Investment käme, sah man Zweifel in den Gesichtern der Löwen.

Das Leben mit Veronica Ferres

Die Gründerin erklärte, sie habe ein hohes Energie-Level und würde fürs Unternehmertum ebenso brennen, wie für ihre Kino-Karriere. Maschmeyer hingegen, der das Filmgeschäft und plötzliche Termine der Branche über seine Frau und Akteurin Veronica Ferres kannte, glaubte nicht daran, dass man beides unter einem Hut bringen könne.

Dümmel hingegen sah den BH im normalen Handel, während die Gründerinnen eher auf Online-Vertrieb oder Pop up-Stores setzen würden. Auch er war aufgrund offenbarer strategischer Differenzen raus. Ihm folgte Glagau relativ rasch, sodass nur Williams über blieb.

Gründerin kämpft nach fünfter Absage

Jene lobte die beiden Frauen, meinte aber, es gebe so ein Kleidungsstück bereits als Sport-Variante. Nach der fünften Absage, versuchte Essam nochmal zu kämpfen. Und Dümmel mit seiner strategischen Ausrichtung und ihrer eigenen Bereitschaft auf Ratschläge zu hören zu reaktivieren. Es half nichts. Kein Deal für Pocketsy.

Ein Handwerksproblem in der “Höhle der Löwen”

Der nächste, der sich in die “Höhle der Löwen” wagte, war Karlheinz Voll. Er hat beim Handwerken oder Schrankaufbauen, bei der Verwendung einer Wasserwaage, ein Problem erkannt: Eine ebene Fläche zu schaffen, erfordert Geschick, Augenmaß und oft eine zweite Wasserwaage. Der Tiefbau-Ingenieur, Maurer-Meister und Galerist ärgerte sich über das umständliche Hantieren und hat mit Flüwa die Lösung für das Problem entwickelt.

Die Flügel der Waage

“Ich habe einer Wasserwaage einen Flügel verliehen”, erklärte er. Der 68-Jährige integrierte im Maßwerkzeug ein Gelenk, mit dem sich eine zweite kleine Wasserwaage ausklappen lässt, sodass das gleichzeitige Nivellieren in zwei Richtungen möglich sei. Flüwa soll so das Arbeiten mit der Waage erleichtern und präzise Ergebnisse ermöglichen. Durch eine Einrastrfunktion bei 90 Grad und der magnetischen Unterseite lasse sie sich zudem an allen Metalloberflächen unkompliziert befestigen. Seine Forderung 60.000 Euro für 20 Prozent seiner Firmenanteile.

Flüwa, Höhle der Löwen
TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Karlheinz Voll mit der Flüwa, einer Wasserwaage mit Flügel.

Williams meinte gleich zu Beginn, dass sie die falsche Strategin für das Produkt wäre. Nach dieser ersten Absage erkannte Maschmeyer, dass Voll Vertriebs- und Marketing-Experten brauche. Wöhrl ging nach dieser Erkenntnis als nächste, auch sie sei die falsche Person, um den Gründer zu unterstützen.

Letzte Hoffnung Ralf Dümmel

Rosberg dachte ebenso, wollte aber unbedingt seiner Frau eine Flüwa besorgen. Dies würde sie glücklicher machen, als wenn wer mit einem Ring daherkäme, so seine Worte. Nachdem sich auch Maschmeyer als potentieller Investor verabschiedet hatte, war Dümmel an der Reihe.

Jener verhielt sich überschwenglich, weil er Flüwa genial fand. Und bot 60.000 Euro für 30 Prozent Beteiligung. Voll zögerte keine Sekunde und öffnete die Arme. Deal für Flüwa.

Planet Plastik

Hemant Chawla war der nächste in der “Höhle der Löwen”. In seiner Heimat Indien gibt es kein richtiges Abfallsystem und gerade deshalb ist der Plastikmüll ein großes Problem. Auch Deutschland stehe vor der großen Aufgabe, Plastikmüll zu vermeiden, weiß er. “Hier haben wir zwar den gelben Sack, aber trotzdem ist unser Abfallsystem noch lange nicht nachhaltig. Außerdem ist Deutschland sogar Europameister in der Produktion von Kunststoffabfällen”, ergänzte Partnerin Juliane Schöning vor den Löwen.

Löffel zum Essen in der “Höhle der Löwen”

Das Ziel der beiden: Den Planeten plastikfreier machen und eine sinnvolle Alternative bieten. Mit Kulero – bedeutet Löffel in der Plansprache Esperanto – machten sie den Anfang und stellten ihr nachhaltiges und essbares Besteck den Löwen vor. Das Essbesteck besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Zutaten, es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen und sie halten in heißen Suppen für 30 Minuten, in kalten Speisen bis zu 60 Minuten. “Jetzt möchten wir mit einem von ihnen auf dem deutschen und europäischen Markt durchstarten”, erklärte Schöning. Der Preis: 200.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile.

“Benutz mich und verputz mich”

Die Löffel gibt es in mehreren verschiedenen und einer neutralen Geschmacksrichtung. Gleich dem Motto des Startups “Benutz mich und verputz mich” durften die Löwen mit der Kakao-Version einen Milchreis kosten – mit einer Gewürz-Variante eine Suppe. Die Reaktionen waren durchaus positiv. Kofler nannte den Löffel nach dem Kosten tadellos.

Höhle der Löwen, Kulero
TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Hermant Chawla und Juliane Schöning traten mit großem Selbstbewusstsein vor die Löwen.

Bisher wurden in Deutschland eine Million Löffel verkauft, was einem Umsatz von 80.000 Euro bedeutet. Kofler stieg als erster aus. Er sah in dem großen Wettbewerb, der sicherlich in dieser Branche kommen würde, ein Problem.

Erstes Angebot für ein Drittel der Firma

Danach stand Glagau auf und lieh sich das Ohr von Dagmar Wöhrl. Dümmel ging ebenso ohne Angebot, während sich Nico Rosberg zu den beiden flüsternden Löwen gesellte. Das Trio fand die Idee gut, wollte die Vertriebskanäle fürs Startup öffnen und bot 200.000 Euro für 33 Prozent.

Einer weniger

Die Gründer kehrten mit einem Gegenangebot aus der Beratung zurück. Dies lautete 14 Prozent für 200.000 Euro. Dies schockierte die Löwen und ließ Rosberg aussteigen. Glagau zählte alle Vorteile der Investoren auf, die eine Kooperation bringen würde. Er bot weiterhin gemeinsam mit Wöhrl 200.000 Euro für 20 Prozent Beteiligung.

Auch dies war den Gründern allerdings zu viel. “Maximal 15 Prozent wären aber drinnen”. Diese Aussage kostete Glagau als Investor. Wöhrl indes wollte plötzlich und überraschend für 200.000 Euro die ausgerufene 14 Prozent Beteiligungsquote haben.

Dreimal “Nein” hieß “Ja”

Es kam jedoch dazu, dass die Gründer auch ein drittes Mal “Nein” sagten, denn für “bloß” eine Investorin würde man maximal zehn Prozent abgeben. Diese Härte schien dazu zu führen, dass die Gründer kurz und bündig aus dem Studio gebeten werden würden. Wöhrl sagte bereits mit enttäuschter Stimme “das war’s” und es sah nach keinem Deal aus. Doch mitten im Abschiedsplädoyer von Dümmel klatschte die Familienunternehmerin in die Hände und stimmte entschlossen dem Vorschlag von Chawla und Schöning zu. Das Produkt wäre zu gut, so sinngemäß die Investorin. Deal für Kulero.

Die smarte Kopfsteuerung für elektrische Rollstühle in der “Höhle der Löwen”

Den Abschluss dieser “Höhle der Löwen”-Folge bildeten Konstantin Madaus und Claudiu Leverenz. Sie haben munevo DRIVE entwickelt, eine smarte Kopfsteuerung für elektrische Rollstühle. Jene basiert auf Smartglasses und soll den Menschen helfen, die nicht mehr mit ihren Händen über einen normalen Joystick ihren Rollstuhl steuern können. Minimale Kopfbewegungen reichen bei ihrer Idee aus.

Acht Millionen Euro Bewertung

Tritt ein Notfall ein, wird sogar der vorher persönlich festgelegten Kontaktperson der aktuelle Standort mitgeteilt. Mit munevo DRIVE möchten die Gründer weltweit Menschen zu selbstständiger Mobilität verhelfen. Um ihrem Ziel ein Stückchen näher zu kommen, sind die Gründer auf der Suche nach einem starken Investor, der sie im Bereich Marketing und Vertrieb unterstützt. Für 800.000 Euro boten sie zehn Prozent ihrer Firmenanteile an.

Für Standard-Rollstühle geeignet

Das System von Munevo ist kalibrier- und zudem noch auf mögliche Kopfbewegungen des Users einstellbar. Die in Europa bereits als Medizinprodukt zugelassene Technologie ist für Standard-Rollstühle geeignet. Die Software wird vom Startup selbst beim Kunden programmiert und das Komplettsystem kostet rund 11.000 Euro – davon kämen aber maximal 8.000 Euro bei Munevo an. Partner der Firma würden eine gewisse Marge erhalten, so die Info.

Gründer als Grund für die Show

Die Gründer erklärten, dass gesetzliche Krankenkassen den Preis bereits zu 100 Prozent ersetzt hätten. Nach dieser Information gesellte sich Maschmeyer zu Wöhrl. Dümmel freute sich in einer Sendung zu sitzen, in der man derartige Gründer kennenlerne. Er stieg aber eigener Zuschreibung nach als falscher Partner aus. Für Kofler war die Bewertung viel zu hoch. Auch wäre es nicht sein Bereich, in dem sich das Unternehmen bewegen würde. Er war raus.

“Ein Gänsehaut-Startup”

Williams nannte die Firma ein “Gänsehaut-Startup”, weil sie so beeindruckt war. Sie könne zwar im Marketing helfen, aber sonst kaum. Auch sie war weg. Wöhrl folgte schweren Herzens beim Abschied, was abschließend zu Carsten Maschmeyer führte.

Maschmeyer begleitet Gründer hinter die Bühne

Dem letzten Löwen missfiel die Ratio “Bewertung versus tatsächliche Verkäufe” von bisher zehn Stück. Er stieg daher und auch aufgrund zu großen Respekts, was alles noch nötig wäre aus, begleitete aber die Gründer hinter die Bühne. Am Weg fragte er die das Erfinder-Duo, ob so eine Bewertung wirklich hatte sein müssen und erklärte, er könne ihnen auch ohne Investment helfen. Er sei mit der TU München verbunden und wollte sich mit den beiden jungen Männern treffen. Dennoch, kein Deal für Munevo.

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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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