07.10.2019

Höhle der Löwen: Marketing-Experten über die Startups aus Folge 6

Die Marketingexperten Sabrina Oswald (Geschäftsführende Gesellschafterin der Futura GmbH und Vorstandsmitglied der Österreichischen Marketing-Gesellschaft) und Evelyn Herl (Senior Country Manager Western Union AT/CHLI und Vorstandsmitglied der Österreichischen Marketing-Gesellschaft) beleuchten die fünf Startups aus strategischer Perspektive und bewerteten das Marketingpotenzial der Produkte schon vorab.
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Investor Frank Thelen (M.) unterzieht das "JayKay"-Produkt einem Praxistest. Die anderen "Löwen" schauen interessiert zu. (c) TVNOW/Bernd-Michael Maurer

In der Analyse von vergangener Woche nannten die Experten Marvin von BradBrat als einen der Favoriten – allerdings musste der Stammgast von “Die Höhle der Löwen” erneut ohne Investment die Sendung verlassen. Vergleichsweise gut lief es hingegen bei AER, einem weiteren Favoriten der Experten.

+++Lifestyle-Startup AER: Das passiert, wenn ein Höhle der Löwen Deal hält+++

Diese Woche beleuchten die Marketingexperten Sabrina Oswald (Geschäftsführende Gesellschafterin der Futura GmbH und Vorstandsmitglied der Österreichischen Marketing-Gesellschaft) und Evelyn Herl (Senior Country Manager Western Union AT/CH/LI und Vorstandsmitglied der Österreichischen Marketing-Gesellschaft) die fünf Startups aus strategischer Perspektive und bewerteten das Marketingpotenzial der Produkte schon vorab.

1. FlipCar

Flipcar bietet die Möglichkeit, einen Mietwagen für nur einen Euro zu buchen und von Stadt zu Stadt zu reisen. Klingt zunächst nach einer tollen Idee als günstige Alternative zu anderen Mietwagenanbietern. Allerdings stellt sich die Frage, wie das Geschäftsmodell funktionieren soll. Tatsächlich überführt man einen Mietwagen für eine Autovermietung und genau diese Fahrten übernimmt Flipcar.

Gestartet sind die beiden Gründer im Februar 2019. Und bereits nach 6 Monaten hat man sehr ambitionierte Pläne, was sich alleine schon in der Höhe der Firmenbewertung widerspiegelt. Für ein Investment von 500.000 Euro bieten die Gründer lediglich zehn Prozent ihrer Firmenanteile an.

Die Einschätzung der Experten

Die Idee ist an sich gut, jedoch es gibt einige “Abers”. Zunächst müsste FlipCar auf eine gewisse Sorgfalt achten. Denn schaut man in die App Stores, so sieht man überwiegend negative Feedbacks. Die meisten User können sich gar nicht registrieren, andere potenzielle Kunden bekommen Wagen angeboten, allerdings weit weg von ihrem Standort. Marketing machen die Gründer, auch die PR hat sehr gut funktioniert. Der Auftritt auf Social Media ist hingegen relativ dürftig. Facebook und Instagram weisen eine kleine Community auf, scheinbar laufen aktuell keine Ads, und das Engagement ist meist niedrig. Twitter und YouTube laufen auf sehr niedrigem Niveau.

Marketing-Tipp

Wie heißt es oft so schön: Speed kills. Manchmal sind auch einfach die Gründer zu schnell. Ja, ihr wollt schnell sein und skalieren, aber vergesst dabei auf das Wichtigste – eure Nutzer. Wenn die Nutzer unzufrieden sind, geht besser ein wenig runter vom Gas und macht eure Hausaufgaben. Heißt konkret: Entfernt die Bugs aus der App und verbessert die Reichweite eures Marketings. Auch die aktuelle Bewertung wird aus unserer Sicht bei den Löwen wohl nicht gut ankommen.

Evelyn Herl (c) APA/Ludwig Schedl

2. Mama Wong

Gründerin Tu-Nhu Roho verspricht mit ihren Marinaden und Dressings den wahren Geschmack Asiens im Glasumdrehen nach Hause zu bringen. Ihre Produkte sind nach alten Familienrezepten hergestellt und kommen ohne Konservierungsstoffe, ohne Aromastoffe und ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe aus.

Die Einschätzung der Experten

Die Idee, jenen zu helfen, die asiatisch kochen wollen, aber nicht alles selber (so gut) hinbekommen, ist klar und löblich. Aktuell besteht die Serie von Mama Wong aus zwei Dressings und zwei Marinaden, die mit Salat, Fleisch, Gemüse und Tofu kombiniert werden können. Leider war zum Zeitpunkt unseres Checks keines der Produkte im Shop verfügbar.

Die Website ist in Ordnung und relativ informativ. Was die Suchmaschinenoptimierung betrifft, könnte aber noch einiges besser gemacht werden. Leider hat die Navigation der Rezept-Seite und des Blogs auf der Homepage so gar nicht funktioniert. Facebook und Instagram sind vorhanden, Aktivitäten und Follower sind aber bescheiden.

Marketing-Tipp

Liebe Tu! Du betreibst Mama Wong wohl mit sehr viel Liebe und Passion. Aber es gibt viele Anbieter im Asia-Food-Bereich, und die haben deutlich mehr Marketingpower. Aktuell musst du nicht nur bei Produkten, sondern auch im Marketing mehr liefern, sonst stehen die Chancen auf ein Investment schlecht. Ob die Löwen bei der Bewertung mitgehen, bezweifeln wir, wobei wir die Finanzzahlen nicht kennen.

3. JayKay

Die Gründer Isabell Armbruster, Marius Martin, Benedict Kuhlmann und Daniel Jäger stellen die weltweit erste elektrische Longboardachse vor, bei der alle Komponenten in der Achse integriert sind. Damit kann man binnen weniger Minuten aus jedem handelsüblichen Longboard ein Elektro-Longboard machen.

Das Board wird mit einem unscheinbaren Clip, der an einer Uhr oder an einer Trageschlaufe befestigt wird, über Bluetooth gesteuert. Das Besondere daran ist, dass der Clip Fingergesten wahrnimmt, wodurch sich das Longboard auf eine natürliche und intuitive Art und Weise steuern lässt – und das über beide Achsen.

Die Einschätzung der Experten

Klingt alles nach einer tollen, technisch ausgereiften Idee. Die Website erklärt die Funktion und Vorzüge des Produktes sehr klar und ist SEO-technisch in Ordnung. Facebook, Instagram und YouTube-Kanal sind vorhanden, laufen aber auf niedrigem Niveau.

Marketing-Tipp

Eines geben wir vorweg sehr gerne zu: Wir sind keine Longboard-Experten! Aber zu gutem Marketing gehört neben Produkt und Promotion auch der Preis. Der wirkt mit 2.000 Euro aufwärts – trotz Ratenzahlungsprogramm – sehr hoch, ungeachtet der tollen Technik. Eure Kampagne auf Kickstarter mit dem Ziel, 50.000 Euro zu generieren, brachte bei 34 Unterstützern aber nur 28.318 Euro ein. Wir fürchten, eure 10 Prozent Firmenanteile für 100.000 Euro werden die Löwen nicht richtig ernst nehmen. Wir empfehlen, euch schnellstens zu schauen, wie ihr die Kosten nach unten bringen könnt. Denn dann springt die Longboard-Community vielleicht tatsächlich noch auf.

Sabrina Oswald (c) APA/Ludwig Schedl

4. STRONG Fitness Cosmetics

Mit den richtigen Kosmetikprodukten beim Sport gut auszusehen, verspricht Jennifer Lapidakis. Für dieses Vorhaben hat sie eine Kosmetiklinie entwickelt, die tatsächlich wisch-, wasser- und schweißfest sein soll. Genial – und dazu soll das Ganze angeblich auch noch einzigartig in Deutschland sein. Die speziellen Puderpartikel mattieren und mildern Unebenheiten, ohne die Poren zu verstopfen.

Die Einschätzung der Experten

Ihre Hausaufgaben hat sie zu großen Teilen sehr gut gemacht. Die Website ist klar, sieht gut aus und bietet alle wesentlichen Infos. Aus SEO-Sicht kann man sowohl bei Seitenqualität als auch -struktur noch nachbessern. Facebook und Instagram laufen, wobei deutlich mehr Engagement auf Instagram zu erkennen ist. Dies liegt wohl auch an den mehr als 10.000 Abonnenten. Auf YouTube sind sehr schöne Videos zu bewundern, wobei mehr Views noch schöner wären. Dafür sind die Bewertungen ihres Shops und der Produkte auf Amazon wirklich sehr gut. Gratulation!

Strong Fitness Cosmetics ist ein tolles Produkt auf einem sehr guten Weg. Hier ist eigentlich alles bereit für eine Expansion und damit Skalierung. Das wird den Löwen sicher gefallen.

Marketing-Tipp

Das Produkt hat wirklich großes Potenzial. Denn man schwitzt nicht nur beim Sport, sondern beispielsweise auch im Sommerurlaub oder Nightlife. Hinsichtlich des Produktes und Shops ist Jennifer toll aufgestellt. Das Marketing sollte mehr Reichweite bekommen, ist aber wohl eine Budgetfrage. Wir würden sehr gerne die Finanzzahlen sehen, um besser beurteilen zu können, ob sie 500.000 Euro für zehn Prozent ihrer Unternehmensanteile bekommen kann. Jennifer, sei bei den Löwen etwas flexibel bei der Bewertung, dann wird es etwas mit der Finanzierung. Da sind wir ziemlich sicher.

5. BitterLiebe

Mit der Vorstellung dieses Produktes, haben wir wieder etwas dazugelernt. Denn BitterLiebe von Andre Sierek und Jan Stratmann hat es sich zur Mission gemacht, die in Vergessenheit geratenen Bitterstoffe wieder in die Ernährung der Menschen zu integrieren. Denn Bitterstoffe sind in vielerlei Hinsicht eine Wohltat für den Körper. 15 erlesene Naturkräuter (darunter Ingwer & Artischocke) sollen dafür sorgen, dass man sich nach dem Essen einfach besser fühlt. Außerdem gibt es ein BitterLiebe-Pulver, welches man beispielsweise in einen Smoothie oder ein Salat-Dressing mischen kann.

Die Einschätzung der Experten

Die Website ist sehr gut strukturiert, klar und übersichtlich. In Punkto Produkt und Shop haben die beiden alles richtig gemacht, denn die Bewertungen für beides sind sehr gut. Facebook und Instagram sind in Ordnung, das Engagement ist aber durchaus noch ausbaufähig. Die Bilder sind sehr schön gemacht, aber so ganz will sich bei uns die gewünschte Wirkung des Produktes nicht einstellen. Am Storytelling könnte man daher definitiv noch feilen.

Marketing-Tipp

Es wäre sehr wichtig, noch stärker an einer klaren Produkt-Botschaft zu arbeiten. BitterLiebe hat zwar starke Reviews, damit man aber tatsächlich wirklich alles versteht, muss man diese aber gelesen haben. Stellt Bewertungen doch ergänzend auf Facebook und Instagram und integriert sie in weitere Produkt-Posts. Ohne Finanzzahlen zu kennen, sind 200.000 Euro für 12,5 Prozent Unternehmensanteile schon ein ambitionierter Wunsch.

Die Favoriten für Folge 6/2019 von “Die Höhle der Löwen”

Unsere persönlichen Favoriten dieser Folge sind Strong Fitness Cosmetics und BitterLiebe – wir wünschen euch viel Erfolg! Die anderen Ideen sind zwar toll, jedoch brauchen die Produkte aus Marketingperspektive definitiv noch mehr Aufmerksamkeit.

==> FlipCar

==> Mama Wong

==> JayKay

==> STRONG Fitness Cosmetics

==> BitterLiebe

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Anna Marton bei Amazing15 Relaunche-Event (c) Paul Gruber
Anna Marton beim Amazing15 Relaunch-Event (c) Paul Gruber

Es war eine Idee, die sich viele gewünscht haben: Amazing15, zuvor unter dem Namen Specialisterne bekannt, vermittelte neurodivergente Menschen an Unternehmen, um ihnen berufliche Möglichkeiten zu bieten. Nun wendet sich das Blatt, ein Konkursverfahren steht an.

Rebranding erst im April

Das Wiener Startup Amazing15 ging erst vergangenen April aus dem Verein Specialisterne hervor. Auf wirtschaft.at soll die Eintragung in das Firmenbuch Anfang April 2024 erfolgt sein. Der Verein Specialisterne Austria, der zur Förderung der Integration von Menschen im neurodivergenten Spektrum ins Leben gerufen wurde, fungiert schon seit dem Jahr 2011 unter folgendem Zweck:

Er soll eine Jobplattform für Menschen mit Neurodivergenz darstellen und ihnen den Weg in ihrem Berufsleben erleichtern. Neben der Job-Vermittlung bot Amazing15 auch Coachings und Fortbildungen für Menschen im neurodivergenten Spektrum bereit.

Geld mit Beratung und Recruiting

Geld verdiente man, so hieß es im März dieses Jahres, mit der klassischen Unternehmensberatung. “Wir erarbeiten mit den Firmen eine Diversitätsstrategie ganz nah an der Unternehmensstrategie“, erklärte Geschäftsleiterin und Gründerin Anna Marton gegenüber brutkasten damals. Darüber hinaus bot Amazing15 Personalberatung an und unterstützte Unternehmenskunden im Recruiting von neurodivergenten Personen. Im Assessment-Prozess etablierte man dafür eine sogenannte Skillcard, die die Potenziale von Menschen mit Neurodivergenz aufzeigen sollte.

Konkursverfahren auf Eigenantrag

Nun berichten die Kreditschutzverbände AKV und KSV1870 allerdings von einem auf Eigenantrag eingereichten Konkursverfahren der Organisation. Konkret soll es sich dabei um ein Konkursverfahren des Vereins Specialisterne handeln, der hinter Amazing15 steht. Im Impressum von Amazing15 werden sowohl die GmbH als auch der Verein angeführt.

Laut wirtschaft.at hält Gründerin und Geschäftsführerin Anna Marton 76 Prozent der Firmenanteile der GmbH, Co-Geschäftsleiter Christian Marton-Lindenthal hält die restlichen 24 Prozent.

Ein Konkursverfahren bedeutet zwar, dass der Schuldner nicht zahlungsfähig ist, jedoch nicht, dass das Unternehmen geschlossen und verwertet werden muss, so der AKV. Eine Fortführung und Sanierung kann angestrebt werden, sofern diese wirtschaftlich möglich und sinnvoll sind. Ein etwaiger Sanierungsplan könnte im Zuge des Verfahrens gestellt werden.

Wie es mit Specialisterne und der Amazing15 GmbH weiter geht, steht noch in den Sternen. Anfragen von brutkasten an die Gründer:innen und an die Geschäftsleitung blieben bislang unbeantwortet. Insofern steht auch offen, wie der Konkurs des Vereins die Geschäftstätigkeit und Fortführung der GmbH beeinflusst. Informationen werden laufend ergänzt.

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