04.11.2019

Höhle der Löwen: Marketing-Expertin über die Startups aus Folge 10

Die Marketingexpertin Barbara Rauchwarter, CMO der APA und Präsidentin der Österreichischen Marketing-Gesellschaft, beleuchtet die fünf Startups aus "Die Höhle der Löwen" Folge zehn aus strategischer Perspektive und bewertet das Marketingpotenzial der Produkte schon vorab.
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Die Höhle der Löwen - Marketing-Expertin über die Startups aus Folge 10
(c) Investorin TVNOW -Bernd Michael Maurer: Judith Williams nimmt das gekeimte Bio-Müsli von "Keimster" genau unter die Lupe.

Vergangene Woche nahm Futura-Geschäftsführer und Präsident der Österreichischen Marketing-Gesellschaft Alexander Oswald die Teilnehmer von “Die Höhle der Löwen” unter die Lupe und konnte sich vor lauter Begeisterung nicht für einen Favoriten entscheiden. Diese Woche bewertet Marketingexpertin Barbara Rauchwarter, CMO der APA und Präsidentin der Österreichischen Marketing-Gesellschaft, für uns die Startups aus Folge zehn aus strategischer Perspektive.

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1. ELIXR

ELIXR tritt bei “Die Höhle der Löwen” mit seinen – nach eigenen Angaben – geschmacklich ansprechenden Ölen für den Detox-Trend “Ölziehen” an. Zudem plant man weitere Beauty- und Wellness-Produkte.

Die Einschätzung der Expertin

Das verheiratete Gründerpaar setzt mit seinem Produkt auf einen aktuellen Beauty-Trend: Ölziehen. Somit entstand ELIXR, ein weiteres Produkt in der schier unerschöpflichen Reihe der Wellness- und Beautyprodukte. Die Idee, das nicht sehr schmackhafte Öl mit Geschmack aufzupeppen, ist schon vor vielen Jahren meiner Oma gekommen. Sie hat das Öl, je nach Lust und Laune, mit Zimt, getrockneten Orangenschalen und ähnlichem angesetzt. Neu ist also an der Idee, dass es jetzt ein vermarktbares Produkt ist, das fix und fertig zu erwerben ist. Ein Mehrwert besteht ausschließlich im Geschmack.

“Potenzial überschaubar”

Ich halte das Potenzial für überschaubar, denn es gibt unheimlich viel Mitbewerb im Sektor der Wellness- und Lifestyle-Produkte. Das Ölziehen ist hier noch einmal eine speziellere Nische, die sich einer noch spezielleren Zielgruppe bedient. Das kann in manchen Fällen als Spezialisierung funktionieren, scheint in diesem Fall aber zu wenig Nutzen für ein relativ teures Produkt zu haben. 200 Milliliter um rund 15 Euro ist ein stolzer Preis – ein Liter eines guten Öls kostet deutlich weniger.

Der Shop beinhaltet derzeit drei Produkte, daher ist er naturgemäß übersichtlich – ein klarer Pluspunkt. Über die Customer Journey lässt sich dennoch wenig sagen. Lediglich, dass Usern verhältnismäßig viele Bezahloptionen angeboten werden – ein sehr kundenfreundlicher Aspekt. Ein Facebook-Auftritt ist zwar vorhanden, mit relativ wenig Postings und quasi keiner Interaktion jedoch mit viel Luft nach oben. Zudem wäre es sinnvoll bei einem solchen Produkt auch User-Bewertungen zuzulassen. Wenn man nach ELIXR sucht, findet man überraschenderweise auch eine zweite Facebook-Page unter gleichem Namen, welche Naturkosmetik anbietet. Dies könnte schlecht fürs Geschäft werden.

Fazit

ELIXR ist ein Produkt, das wenig Alleinstellungsmerkmal bietet, in den Trend gesund und schön einzahlt, ziemlich professionell präsentiert ist, aber auch sehr vergleichbar. Mehr Interaktion mit Nutzern, ein Forum oder andere vergleichbare Maßnahmen würden der Sache sicher guttun, ebenso ein bisschen mehr Storytelling.

2. binky box

Das Startup binky box will bei “Die Höhle der Löwen” mit einem am Bett zu befestigenden Schnullerspender überzeugen, der auch von den Kindern selbst bedient können werden soll.

Die Einschätzung der Expertin

Eltern, die nicht genug Schlaf bekommen, sind grundsätzlich eine dankbare Zielgruppe für Produkte, die Abhilfe versprechen. Somit wäre ein Problemlöser wie der Schnullerspender des süddeutschen Gründers sicher sinnhaft. Grundsätzlich halte ich das Produkt für eine gute Idee, zumindest nach acht schlaflosen Monaten besteht Chance auf Selbstbedienung durch das Baby. Die Fertigung erfolgt in Deutschland, hat ein Gütesiegel und auch bereits einen Award gewonnen – das schafft Vertrauen bei der zumeist sehr anspruchsvollen Zielgruppe der Jungeltern.

Überdies weist die Website auf höchste Qualitätsansprüche hin und ist übersichtlich gestaltet. Ebenso der Shop, der aber auch nur vier Produkte beinhaltet, was die Herausforderung der Userführung in Grenzen hält. Eine Präsentation auf Facebook ist auffindbar, allerdings sehr ausbaufähig. Denn derzeit ist die Community wirklich noch sehr klein und noch kaum aktiv. Hier darf es gern ein bisschen mehr sein, um auch weitere User vom Nutzen des Produktes zu überzeugen.

Fazit

Eine gute Idee mit einer stabilen Zielgruppe, die sich ein bisschen Marketingunterstützung verdient hätte, eventuell auch den Vertrieb über einen gängigen Marktplatz. Mit dem Namen habe ich allerdings jede Menge Auftritte in den sozialen Medien gefunden, neben diversen Baby-Angeboten auch einiges für Haustiere. Dieser wäre eventuell nochmals zu überdenken. Die binky box könnte definitiv ein Favorit sein.

(c) APA – Ludwig Schedl: Marketing-Expertin Barbara Rauchwarter

3. Keimster

Keimster versucht es bei “Die Höhle der Löwen” mit einem Basismüsli mit gekeimten Getreidesorten. Im Gegensatz zu einem normalen ungekeimten Korn, können die Nährstoffe laut Gründern leichter vom Körper aufgenommen und umgesetzt werden. Sie enthielten mehr Aminosäuren, Vitamine, Proteine und sekundäre Pflanzenstoffe.

Die Einschätzung der Expertin

Keimster ist eine weitere Business-Idee aus der unendlichen Reihe rund um das Thema Ernährung, Lifestyle und Wellness. Leider wirkt sie damit nicht so wahnsinnig originell. Was mir aber gut gefällt, ist, dass die Story über das Produkt hinausgeht. Was mich auf der Website als Erstes angesprochen hat, war die Frage, warum die Verpackungen so groß sind. Hier, zusätzlich zum biologischen, gesunden Produkt, auch das Thema Verpackung, Vermarktung und Transport in der Storyline zu thematisieren, halte ich nicht nur für einen klugen Marketing-Schachzug, sondern auch für eine konsequente Weiterführung der Grundidee. Auch die angebotenen Rezepte ergänzen das Thema sinnvoll.

Der Onlineshop ist übersichtlich, die Website SEO-technisch gut aufgestellt und der Facebook-Auftritt passabel. Hier könnte man beispielsweise durch Ads allerdings noch die Reichweite ausbauen, zumal das Produkt nur online vertrieben wird. Als zweiten Social Media-Channel bedienen sich die beiden Gründer aus Leipzig der visuellen Power von Instagram. Dies trifft sicher gut die Zielgruppe und ist sehr ästhetisch.

Fazit

Eine nicht wirklich innovative Idee wird hier dennoch aus Marketing-Perspektive gut umgesetzt. Man könnte bei einem solchen Produkt vermehrt auf Social Media-Performance setzen und beispielsweise auf Instagram direkter werben – Stichwort #linkinbio. Denn die Story hinter dem Produkt stimmt, nur könnte diese noch besser kommuniziert werden.

4. no rats on board

Mit dem Gadget, mit dem das Schweizer Gründer-Geschwisterpaar von no rats on board bei “Die Höhle der Löwen antritt, wird Ratten, die sich an Bord von Yachten, Fracht- oder Kreuzfahrtschiffen begeben wollen, wortwörtlich der Weg abgeschnitten. Denn das Produkt setzt dort an, wo Ratten häufig an Bord kommen, den sogenannten Festmacherleinen.

Die Einschätzung der Expertin

Ratten sind grundsätzlich ein eher unangenehmes Thema. Dass sie auf Schiffen immer wieder zum Problem werden, ist selbst mir als “Landratte” (sic) bewusst. No rats on board nimmt sich eines Problems einer sehr klar definierten Zielgruppe an, und zwar, bevor es eigentlich wirklich zum Problem wird. Fallen, um Ratten an Bord zu fangen, gibt es sicher zu genüge. Das Problem allerdings schon zu lösen, bevor sich die Tierchen aufs Schiff begeben, halte ich für innovativ.

Auch eine rasche Google-Suche ergab keine anderen Treffer zu Lösungen für dieses Problem. Also steht dem Produkt aus SEO-Sicht nichts im Wege um gut performen zu können. Leider stößt die Kampfansage an Wasserratten jedoch auf Facebook nicht wirklich auf viele Reaktionen – hier ist noch deutlich Luft nach oben. Hier ließe sich für die doch recht spezielle Zielgruppe eine gute Reichweite aufbauen.

Fazit

Insgesamt birgt die Idee großes Potenzial. Das zu behebende Problem ist allgegenwärtig und spricht eine spezifische Zielgruppe an. Aus Marketing-Sicht könnte das Business einen größeren Push vertragen, vor allem auf Social Media stehen hier die Chancen sicher gut.

5. DE CANA – Panela

Das Startup DE CANA will bei “Die Höhle der Löwen” mit seinem Premium-Zucker (Panela) überzeugen, der in Kolumbien fair und besonders schonend aus Bio-Zuckerrohr hergestellt wird.

Die Einschätzung der Expertin

“Die Panela ist wohl der natürlichste und leckerste Zucker, den Deutschland je gesehen hat.” – Dies proklamiert die 32-jährige Gründerin aus Frankfurt am Main zu ihrem Produkt. Es ist schon das dritte aus dem Bereich Ernährung und Lifestyle in dieser Folge der Höhle der Löwen. Hier geht es um ein Thema, das heiß diskutiert wird: Zucker. Denn egal, ob Zucker aus natürlichen Quellen gewonnen oder raffiniert wird, die Wirkung auf den menschlichen Körper ist immer die gleiche. Insofern ist es spannend, hier auf das Thema “natürlichen” Zucker zu setzen, der aus Zuckerrohr gemacht und nicht raffiniert wird.

Die Story des Produktes, nämlich dass der berühmte kolumbianische Kaffee quasi neben dem Zuckerrohr wächst, ändert wohl nichts am Produkt. Der einzig für mich interessante Ansatz ist die soziale Komponente: die Unterstützung kolumbianischer Bauern und die Zusammenarbeit mit der Kooperative. Marketingtechnisch schwierig finde ich den Namen DE CANA, während das Produkt im Kolumbischen Panela heißt. Zusätzlich findet offenbar grade ein Rebranding statt: De CANA heißt jetzt Guatavita de Colombia. Kurz, all das ist sehr verwirrend und markentechnisch zumindest zeitweise schwierig.

Der Shop läuft bereits unter der neuen Marke und bietet eine durchschnittliche Performance. Soziale Kanäle wie Facebook und Instagram werden bespielt, allerdings ist eine zugehörige Reichweite quasi nicht vorhanden. Dafür stimmt zumindest alles Weitere in Sachen SEO und SEA.

Fazit

Vom sozialen Engagement her kann sich das Konzept sehen lassen. Allerdings weist das Produkt – um das sich eigentlich alles dreht – eher wenige Innovationswerte auf. Unterstützenswert wäre es aufgrund der kolumbianischen Bauern. Das Produkt selbst gehört allerdings nicht zu meinen Favoriten.

Persönlicher Favorit für Folge 10/2019 von “Die Höhle der Löwen”

Meine persönlichen Favoriten in dieser Woche sind binky box und no rats on board. Sie bieten klare, einfache, aber dennoch innovative Lösungen für allgegenwärtige Problemfelder und überzeugen in Teilen auch schon aus Marketing-Perspektive. Ich wünsche natürlich dennoch allen Startups viel Erfolg!


⇒ ELIXR

⇒ binky box

⇒ Keimster

⇒ no rats on board

⇒ DE CANA

⇒ ÖMG

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CEO Ibrahim Sagerer-Foric (c) BergWind Energy

Ob Wasserkraft, Windkraft oder Solarenergie: Erneuerbare Energien spielen in unserer Zeit eine zunehmend wichtige Rolle. Angesichts der Klimakrise entwickeln Startups vermehrt neue Technologien, die auf eine nachhaltigere Zukunft abzielen.

Auch das oberösterreichische Startup BergWind Energy will mit seinen neuen Produkten zur nachhaltigen Energieversorgung beitragen. Es bietet Kleinwindanlagen an, die an Seilbahnen, Brücken oder anderen Infrastrukturen installiert werden können. Darüber hinaus fungiert eine Werbefläche auf den Anlagen als eine umweltfreundliche Werbemöglichkeit für Unternehmen.

BergWind-Anlagen seien eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle”

Ab dem kommenden Jahr werden die neuen Produkte „BergWind 2000“ und „Powerflag“ verfügbar sein. Die Kleinwindturbine „BergWind 2000“ ist speziell für den Einsatz in Bergregionen, insbesondere in Skigebieten, konzipiert. Sie wird an Seilbahnen oder Brücken installiert, um die Vorteile der Höhenlagen optimal zu nutzen und bestehende Infrastrukturen einzubinden. So soll laut Unternehmen kein zusätzlicher Boden versiegelt werden. Darüber hinaus ist die Anlage mit einer Werbefahne ausgestattet, die Unternehmen als nachhaltige Werbefläche nutzen können.

Laut BergWind Energy kann jede Turbine bei einer Leistung von 2.000 Watt je nach Standort jährlich zwischen 1.500 und 2.500 kWh erzeugen. Auch bei Nacht und bewölktem Wetter bleibt die Energieproduktion laut Produktversprechen konstant. Das soll speziell für Skigebiete und Seilbahnbetreiber eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle” darstellen.

Keine Bodenversiegelung durch Kleinwindturbinen

Die „Powerflag“ ist eine Windfahne, die traditionelle Fahnenmasten ersetzen soll. Die Fahnenfläche dient gleichzeitig als Rotorblatt, das den Wind einfängt und in Energie umwandelt. Zusätzlich bietet sie durch die Platzierung entlang von Straßen eine Werbefläche für Unternehmen. Durch die kompakte Größe und den flexiblen Standfuß kann die Powerflag ebenso auf Dächern oder auf Freiflächen installiert werden. Wie bei der Kleinwindturbine ist für die Installation der Powerflag keine Bodenversiegelung nötig, was CO2-Emissionen und Materialkosten einspart.

Das Besondere an den neuen Produkten liege in der Kombination von Energiegewinnung und Marketing: “Unternehmen können ihre bestehende Infrastruktur optimal nutzen und gleichzeitig nachhaltige Energie erzeugen”, so das Produktversprechen.

Energieerzeugung mit Marketing in einem Produkt

Das GreenTech-Startup wurde von CEO Ibrahim Sagerer-Foric und Co-Founder Nedeljko Milosevic ins Leben gerufen. Seit Jänner 2023 verfolgt das Unternehmen die Vision, Energieerzeugung mit Bergsport und Marketing in einem Produkt zu vereinen.

Zu seinen Kooperationspartnern zählen Unternehmen wie FE Business Parks, Kukla Waagenfabrik und Hypo Bank Immobilien und Leasing Vorarlberg. Darüber hinaus wird das Startup durch Förderprogramme unterstützt, darunter das Greenstart-Programm, bei dem BergWind im letzten Jahr zu den zehn Finalisten gehörte – brutkasten berichtete. Zudem finanziert sich BergWind zum Teil durch Dienstleistungen in Form von Innovationsworkshops, Produktentwicklung und Patenterstellung.

BergWind plant europaweites Wachstum

Mit dem offiziellen Marktstart im kommenden Jahr plant BergWind, europaweit zu wachsen. CEO Sagerer-Foric erklärt im Gespräch mit brutkasten, dass der Fokus des Startups zukünftig auf dem weiteren Ausbau liegen wird. Bereits jetzt zählen ein Skigebiet in Schweden, Salzburg und Kärnten sowie Unternehmen in Bayern und der Schweiz zum Kundenportfolio.

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