30.11.2016

Gründer haben die Wahl: Kontrolle oder Wachstum

Was passiert wenn Gründer die Zügel ihres Startups nicht aus der Hand geben möchten? Herbe Rückschläge für das Jungunternehmen sind die Folge - zumindest laut einer kürzlich veröffentlichen US-amerikanischen Studie.
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Gründer müssen sich entscheiden, ob sie die Kontrolle behalten möchten, oder Anteile abgeben. iQoncept - fotolia.com

Es mag für einen Gründer oft Balsam für Seele und Ego sein, wenn er langfristig die Kontrolle über sein Startup behält. Einer Studie vom ehemaligen Harvard Business School Professor und heutigem Direktor der “Founder Central initiative at the University of Southern California”, Noam Wasserman, zufolge, verliert das Unternehmen aber dadurch an Wert.

+++Mehr zum Thema: Österreich – Im (Gründer-)Land der Vorsichtigen+++

6.130 Startups analysiert

Im Zeitraum von 2005 bis 2012 analysierte Wasserman 6.130 Startups und deren Werdegang. Es stellte sich heraus, dass die jungen Unternehmen im Schnitt 22 bis 17,1 Prozent an “Value” einbüßen mussten, wenn der Gründer nach den ersten beiden Jahren als CEO aktiv blieb. Je länger der Gründer die Geschäftsführung behielt, umso geringer wurde der Wert des Startups.

Bleibt der Gründer nach zwei Jahren CEO, verliert das Unternehmen an Wert.

Unterstützung heißt Loslassen

Doch warum passiert das? Sobald ein Unternehmen die “Kinderschuhe auszieht”, wird es immer schwieriger, zu wachsen. Gründer sind zu diesem Zeitpunkt überlicherweise auf die Hilfe von Investoren, Co-Foundern oder Managern angewiesen – auf jeden Fall auf Hilfe von Menschen, die Kapital oder Know-How zur Verfügung stellen, das der Gründer selbst nicht hat. “Diese Ressourcen zu bekommen, heißt für den Gründer in der Regel, Anteile und Entscheidungskraft abzugeben”, sagt Wasserman.

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Investoren erwarten Mitspracherecht

“Investoren erwarten sich ein Mitspracherecht bei der Frage, was mit ihrem Geld passiert. Ein Investor hat außerdem immer das Interesse, dass das Investment für ihn ertragreich ist”, erklärt Wasserman. Ebenso bestehen Venture-Capitalists oftmals darauf, gewisse Dinge mitzubestimmen, zum Beispiel das Festlegen eines CEO. Auch hoch qualifizierte Manager legen dieses Verhalten an den Tag und verlangen Anteile oder grundlegende Entscheidungskompetenzen. “There’s all sorts of things that you might have to offer people to get them to come on board,” meint Dr. Wasserman.

+++Mehr zum Thema: Manageers – Wachstum benötigt einen langen Atem+++

Reibungspunkte

Womit Investoren hadern:

  • Gründer, die um jeden Preis die Kontrolle über das Startup behalten möchten und
  • dadurch Gewinn- und Wachstumsmaximierung vernachlässigen.

“Kann sich der Investor mit dem Gründer nicht auf eine Marschrichtung einigen, fügt er der Firma in ähnlichem Ausmaß Schaden zu, wie er ihr eigentlich helfen sollte,” meint Wasserman. Ein weiterer Risikofaktor seien die Sorgen eines Investors über Entscheidungen, die zu weit in der Zukunft liegen.

There’s all sorts of things that you might have to offer people to get them to come on board,”

Zwickmühle vermeiden

Wasserman warnt Gründer davor, zu viele Anteile und Entscheidungskompetenzen abzugeben, nur um um jeden Preis eine “high-value-company” aufzubauen. Speziell in den sogenannten “early days” glauben viele Gründer, sie könnten á la Bill Gates oder Mark Zuckerberg die Kontrolle über die eigene Firma behalten und gleichzeitig endlos wachsen. Andernfalls ist es nicht unüblich, dass Jungunternehmner in eine Zwickmühle geraten: Ich möchte diesen tollen Investor gerne an Board holen, muss dafür aber mehr aufgeben, als ich im Moment eigentlich möchte. “Gründer sollten sich sehr früh mit diesem Thema befassen und ein kritisches Bewusstsein aufbauen”, sagt Wasserman.


Quelle: Noam Wasserman: “The throne vs. the kingdom: Founder control and value creation in startups”

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N26-Founder Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (v.li.) (c) N26

Elf Jahre nach ihrer Gründung gelingt es der Neobank N26, über einen längeren Zeitraum profitabel zu wirtschaften. Im dritten Quartal dieses Jahres erzielte das Unternehmen zum ersten Mal ein operatives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro im Plus. Bereits im Juni konnte die Neobank ihren ersten monatlichen Gewinn verbuchen – brutkasten berichtete.

2024: 440 Mio. Euro Umsatz

Mitte des Jahres äußerte CEO Valentin Stalf die Hoffnung, dass das gesamte Jahr profitabel ausfallen könnte. Fünf Monate später steht N26 jedoch vor einem (unbereinigten) operativen Jahresminus von etwa 20 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Minus noch bei 78,3 Millionen Euro.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass es für die Neobank N26 in diesem Jahr deutlich bergauf geht. Der Umsatz wird voraussichtlich rund 440 Millionen Euro erreichen, was einem Wachstum von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Nahezu die Hälfte davon soll aus Zinserträgen stammen, ergänzt durch Erträge aus der Veranlagung von Kundengeldern und einem wachsenden Anteil aus dem Kreditgeschäft. Der Rest resultiert aus Gebühren und Provisionen.

N26: Transaktionsvolumen von 140 Milliarden Euro

Erstmals überschritt der Betrag der Kundeneinlagen in diesem Jahr die zehn Milliarden Euro. Das Transaktionsvolumen soll 2024 zudem 140 Milliarden Euro erreichen.

Nach der Aufhebung der Wachstumsbeschränkung im Juni, die von der deutschen Finanzaufsicht Bafin aufgrund von Mängeln in der Geldwäsche- und Betrugsbekämpfung verhängt wurde, verzeichnet N26 aktuell mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat, wie Stalf verkündet.


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