03.01.2022

Die Geldoscars 2021: Memestocks sind Bullshit, Bitcoin bleibt stark, Erdogan dreht durch

Das Jahr ist wieder um, Zeit Bilanz zu ziehen. Wer waren die Stars, wer die Loser an den Börsen? Die Geldoscars 2021 (jetzt schon Tradition!).
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Die Geldoscars
Die Geldoscars | Hintergrund (c) Adobe Stock - Sergii Figurnyi

Drama des Jahres: Memestocks, AMC, GameStop, Silversqueeze und der ganze Bullshit.

Es tut mir ja ein bisschen leid, aber ich muss darauf bestehen: Diese ganze Memestocks-Kiste ist Bullshit. Ja, kurz war es lustig, dass Retail-Trader gegen Hedgefonds angetreten sind, die sich mit Wetten gegen kaputte Firmen wie GameStop zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Das gab gute Storys für die Medien. CNBC hat eine ganze Doku dazu gemacht. Aber die Story von der “Revolution der Kleinanleger” ist so dünn, dass nicht viel davon übrig bleibt.

Die kollektive Hysterie auf Reddit hat Menschen dazu verleitet, ihr ganzes Geld zu verzocken – und was ist das Ergebnis? Sind die Hedgefonds jetzt geläutert? Ist die Börse jetzt “demokratisch”? (nein, lol).

Die ganze Chose rund um GameStop, AMC und später sogar Silber ist eine Farce, anders kann man es nicht nennen. Natürlich ist es positiv, wenn mehr Menschen investieren und ja, es ist toll, dass es die Tools dazu gibt. In erster Linie rede ich von ETFs, die dank der Streuung das Risiko minimieren. Aber auch Einzelaktien sollen jedermann zugänglich sein.

Aber wie komme ich auf die Idee, als zentrale Strategie auf den Anstieg einer toten Aktie zu wetten? Mit welchem Ziel? Reichtum? Revolution? Widerstand?

Wogegen?

Der “Silversqueeze” im Windschatten der GameStop-Story war der Gipfel des Zynismus. Silber als Waffe gegen das Establishment, das ging schon in den frühen 10er-Jahren nach hinten los.

Die Wahrheit ist: Wer sich von der Story rund um GameStop und Memestocks hat einlullen lassen, wurde verarscht. Es mag schon sein, dass die Aktion am Anfang authentisch war. Dass die exponierten Hedgefonds wirklich überrascht waren. Aber es gab keine Revolution, es gab keinen Umsturz. Die ganze Aktion erinnert in ihrer Bedeutungslosigkeit an Occupy Wall Street. Eine Ablenkung, die leider vielen Kleinanlegern viel Geld gekostet hat.

Hauptdarsteller des Jahres: Die Aktienmärkte

Die Wahrheit ist wenig spektakulär, aber: Wer an der Börse langfristig Erfolg haben will, muss mit den großen Fischen schwimmen. Auch Kleinanleger können durch Indexfonds (ETFs) am Wachstum der Märkte teilhaben – und zwar ohne das Risiko einer Wette auf einzelne Sektoren, Länder oder Unternehmen. Das klingt langweilig. Es ist langweilig! Aber so sieht es aus, wenn man langfristig investiert ist.

Die ganzen Investmentpornos und Storys in den Medien sollte man ignorieren. Wer breit am Aktienmarkt investiert ist, profitiert vom Wachstum der Unternehmen und ist sogar gegen die Inflation abgesichert.

Nebendarsteller des Jahres: Die Inflation

Print stupid amounts of money, win stupid prices.

Die Notenbanken sind 2020 mit der größten Bazooka bisher in die Märkte gegangen. In diesem Jahr gab es dann die erste Zwischenrechnung. Das ganze Gelddrucken hebt überall die Preise – vor allem dort, wo es Knappheit, Lieferprobleme oder stark gestiegene Nachfrage gibt. Ja, das ist harmlos verglichen mit einem deflationären Crash, wie er im März 2020 begonnen hatte. Die Notenbanken haben innerhalb dieses im Kern kaputten Systems richtig gehandelt. Aber das ändert nichts an den langfristig negativen Folgen.

Was wir in den kommenden Jahren sehen werden: Mehr und mehr Spekulation in allen Gesellschaftsschichten und allen Lebensbereichen. Memestocks, NFTs, Krypto, Web3, DeFi, das gottverdammte Metaverse. Es wird ein wilder Ritt. So ist das, wenn das Geld massiv entwertet wird.

Film des Jahres: Bitcoin

In diese Clown-Welt ist ausgerechnet Bitcoin die Stimme der Vernunft. Klingt crazy, klar. Wer sich nicht eingehend damit beschäftigt hat, kann mich von mir aus für verrückt erklären. Aber Bitcoin ist genau für diesen Anwendungsfall geschaffen worden. Ein hartes Geld für harte Zeiten. Die Alternative zu Gelddrucken, Inflation und Spekulation. Die echte Revolution. Warum hat CNBC eine Doku zu Memestocks gemacht, aber nicht zur größten Innovation im Geldbereich seit Jahrhunderten? Weil Bitcoin die vorhandenen Machtstrukturen tatsächlich bedroht. Aber wer braucht schon CNBC wenn er diese zwei ausgezeichneten Dokus hat?

Human B | Die Reise in den #Bitcoin-Kaninchenbau:

Bitcoin, wie alles begann – Mysterium Satoshi

Bitcoin wird bleiben. Es ist 2021 um 75 Prozent im Wert gestiegen. Deutlich mehr als Aktien oder Gold, das sogar gefallen ist. Wer Bitcoin ignoriert, schadet sich nur selbst.

Bösewicht des Jahres: Erdogan und seine Lira

Was soll man dazu noch sagen? Leser diese Kolumne wußten schon lange, dass Erdogan mit seinem bizarren Geldkurs gegen die Wand fahren wird. Leidtragende: Die türkische Staatswährung Lira und damit die gesamte Bevölkerung, die unter der gewaltigen Inflation zu leiden hat.

Die Türken können einem leid tun. Leider ist nicht zu erwarten, dass das kommende Jahr viel besser für sie wird. Es läuft gerade alles in die falsche Richtung. Statt den Kurs zu ändern, läßt Erdogan jetzt Twitter-User verfolgen, die sich kritisch äußern. Traurig und schockierend.


Hier geht’s noch zu den Geldoscars des Vorjahres:


Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Laura Raggl | (c) Wirtschaftsagentur Wien / Karin Hackl

Die Vorbereitungen für Österreichs größtes Startup Festival laufen bereits auf Hochtouren. Zum mittlerweile vierten Mal wird die ViennaUP vom 3. bis 9. Juni in Wien über die Bühne gehen. Auch in diesem Jahr tragen über 35 Partnerorganisationen aus der lokalen und internationalen Startup-Community das dezentrale Startup-Festival.

Das Programm bietet über 50 Veranstaltungen, die an bekannten Orten in der ganzen Stadt stattfinden werden – angefangen von Co-Working-Spaces über Konferenzsäle bis hin zur weltbekannten Hofburg. Neben Gründer:innen, Technikbegeisterten und Vertreter:innen aus der Kreativ-Szene sind auch in diesem Jahr wieder Investor:innen aus dem In- und Ausland mit am Start.

Laura Raggl gibt Tipps für Gründer:innen

Unter den Investor:innen ist auch Laura Raggl, die mit ihrer 2022 gestarteten Angel-Investoren-Gruppe ROI Ventures aktuell über 18 Startup-Beteiligungen hält. Dazu zählen bekannte Startups wie Magic.dev, das erst im Feber den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 117 Millionen US-Dollar bekannt gab.

“Mit der Teilnahme an der ViennaUP verfolge ich in erster Linie das Ziel, mich mit internationalen Investor:innen zu connecten und spannende Startups zu treffen. Ich habe mir bereits für jeden Tag ein Event ausgesucht”, so Raggl über ihre bevorstehende Teilnahme.

Ihren ganz persönlichen Start der ViennaUP macht sie mit der Veranstaltung Conversations with Calm/Storm Ventures. Das Event wird von Europas aktivsten HealthTech-Investor Calm/Storm Ventures organisiert und bietet neben Networking-Session auch ein inhaltliches Rahmenprogramm. So wird beispielsweise Carina Roth in einer der Sessions ihre Learnings teilen, wie sie von einer Gründerin zu einer Investorin wurde.

(c) Wirtschaftsagentur Wien / Karin Hackl

Connect Day und Investors Breakfast

Gründer:innen, die sich gerade im Fundraising befinden und mit Investor:innen in Kontakt treten wollen, sollen sich laut Raggl unbedingt auch für den Connect Day anmelden. Dieser zählt zur größten Networking-Veranstaltung des Startup-Festivals und wird am 4. Juni stattfinden. Traditionsgemäß ist der Corporate Reverse Pitch im Rahmen des Connect Day ein starker Anziehungspunkt für viele Teilnehmer:innen. Corporates präsentieren dabei ihre Lösungen, nach denen sie suchen.

Zudem empfiehlt Raggl Gründer:innen auch das 1:1 On-site-Matchmaking zu nutzen. “Gründer:innen sollten natürlich keine Events verpassen, wo Investor:innen vor Ort sind. Der Connect Day eignet sich dafür natürlich ideal. Bereits im Vorfeld des Events kann man eine Vorauswahl treffen und sich über eine Plattform vernetzen”, so Raggl. Mehr über die Teilnahmemöglichkeiten könnt ihr auch hier nachlesen.

Den Auftakt zum Connect Day bildet übrigens das Investors Breakfast, das von invest.austria organisiert wird und auf die Zielgruppe der Investor:innen zugeschnitten ist. Bei einem traditionellen Wiener Frühstück treffen sich Business Angels und Vertreter:innen aus der VC und PE-Community. Im Zentrum steht der Austausch, um sich unter anderem für künftige Co-Investments zusammenzuschließen.

© Wirtschaftsagentur Wien / Philipp Lipiarski

Lead Today. Shape. Tomorrow, Manufacturing Day, Impact Days und Tipps zum Networking

Weiters empfiehlt Raggl für Gründer:innen auch das zweitägige Event Lead Today. Shape Tomorrow., das vom 5. Juni bis zum 6 Juni im Wiener MAK von Female Founders organisiert wird. Im Rahmen der Veranstaltung kommen Startups, Investor:innen und Vertreter:innen aus dem Innovationscommunity zusammen. Neben Workshops und Roundtables wird es auch hier die Möglichkeit für 1:1 Meetings geben.

Zudem rät die Investorin Gründer:innen: “Mit einer guten Vorbereitung kann man am Event zielgerichteter Investor:innen ansprechen. Zudem sollte man darauf achten, welchen Investmentfokus die jeweiligen Investor:innen haben, mit denen man in Kontakt treten möchte.” Und sie merkt an: “Investor:innen kann man auch schon vor den Events anschreiben. Man muss dabei nicht unbedingt sofort das ganze Pitch Deck mitschicken, jedoch sollte man einen kurzes Umriss des Startups geben.”

Weitere Veranstaltungen, die Gründer:innen im Blick behalten sollten, sind laut Raggl die Impact Days, die vom 5. bis 7. Juni in der Hofburg stattfinden und der Manufacturing Day. Dieser geht am 6. Juni in der Aula der Wissenschaft über die Bühne. Auch hier werden internationale Investor:innen und Startup-Gründer:innen vor Ort sein, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.

“Bei der ViennaUP kommen immer auch internationale Startups nach Wien. Als Investorin ist dies ein großer Mehrwert, um mit Gründer:innen hier in Wien direkt in Kontakt zu treten. Dazu zählen auch einige unserer Portfolio-Startups”, so Raggl.

Homebase und Wiener Kaffeehäuser vermitteln das Wiener Lebensgefühl

Netzwerken kann man aber nicht nur auf den zahlreichen Events der Programm-Partner. Auch in diesem Jahr bietet die ViennaUP mit der Homebase am Karlsplatz eine zentralen Treffpunkt. Teilnehmer:innen aus dem In- und Ausland können dort bei einem speziellen Musikprogramm das Wiener Lebensgefühl genießen. Zudem beteiligen sich auch Kaffeehäuser als Partner im Rahmen der ViennaUP.

Wien als die lebenswerteste Stadt der Welt bietet auch abseits der ViennaUP für Gründer:innen eine idealen Nährboden, um sich ein Business aufzubauen. Davon ist auch Raggl überzeugt: “Wien ist ein unfassbar attraktiver Standort. Die Büroflächen sind im internationalen Vergleich noch relativ günstig, aber auch die Lebenskosten sind niedriger als in anderen europäischen Metropolen. Das wirkt sich schlussendlich auch auf den Runway von Gründer:innen aus”. Abschließend verweist sie auf die Programme der Wirtschaftsagentur Wien, die Gründer:innen ganzjährig unterstützen. Mehr darüber könnt ihr auch auf der Website der Wirtschaftsagentur Wien erfahren.


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