12.11.2021

Steckt nur “dummes Geld” in ETFs?

Sind Kleinanleger automatisch "dumm", weil sie stur ETFs kaufen? Nein, wenn sie weltweit investiert sind. Eine Verteidigung des Indexinvesting nach Jack Bogle.
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brutkasten-Kolumnist Nikolaus Jilch
brutkasten-Kolumnist Nikolaus Jilch | Hintergrund © Adobe Stock

Geht es um die drei Buchstaben ETF, kann es schon mal emotional werden. Auf Twitter haben wir kürzlich die Frage debattiert, ob da nur “dummes Geld” drinsteckt. Geld von Kleinanlegern also, die nicht wissen was sie tun. Die abgezockt werden sobald es einmal nicht mehr so rund läuft. Die Debatte ist keineswegs neu, wie eine kurze Recherche zeigt.

Auf den ersten Blick ist der Fall eindeutig: Es stimmt ja, ETFs ermöglichen der Masse den einfachen und kostengünstigen Einstieg in den Kapitalmarkt. Was ETFs genau sind und wie sie funktionieren, habe ich hier erklärt. Wenn man die Masse mit “dummen Geld” gleichsetzt, ist der Fall also erledigt. Dass mit der Masse auch dummes Geld mitschwimmt, kann niemand bestreiten. Also Geld von Anlegern, die emotional handeln, die oben kaufen und unten verkaufen, die generell nicht wissen was sie tun. Welches die häufigsten Anlegerfehler sind, haben wir in unserer Arbeit “Das Ende des Sparbuchs” beschrieben.

Wachsen mit dem Markt – ETFs machen es möglich

Und da sind wir auch schon beim Kernproblem. Die Masse drängt an den Kapitalmarkt, weil sie keine andere Wahl mehr hat. ETFs sind, richtig eingesetzt, eine der besten Methoden um am Wachstum der Wirtschaft teilzuhaben und sich vor der Inflation zu schützen.

Warum? Wer zu möglichst breiten, also weltweit investierten ETFs greift, erhält tausende Aktien aus 20 bis 40 Ländern. Er deckt alle Regionen, alle wichtigen Währungen und Sektoren ab. Es macht aus dem “Investieren” eine binäre Angelegenheit. Wächst der Weltmarkt, wächst der “Investor” mit – fällt er, fällt der “Investor” auch. Langfristig haben wir bisher immer Wachstum gesehen. Wer ruhig bleibt, ist also im Plus.

Nun habe ich “Investor” absichtlich unter Anführungszeichen gesetzt. Warum? Weil diese breite, weltweite Streuung an sich kein Investment ist. So gesehen haben wir es tatsächlich mit “dummen Geld” zu tun. Niemand studiert die Bilanzen und Geschäftsberichte seiner “Investments”, wenn er als Kleinanleger in tausende Firmen investiert ist. Er muss auch nicht, denn hinter dem ETF steht stets ein Index der größten Unternehmen in einer bestimmten Region oder einem bestimmten Sektor.

Wer einen MSCI All Country World, einen FTSE All World, einen MSCI World oder (wie viele argumentieren) einen S&P500-ETF bespart, hat ausreichend globale Abdeckung. Solange er sich von Crashs nicht aus der Ruhe bringen läßt – oder diese gar zum Nachkauf nutzt, kann ihm alles andere egal sein. Deswegen sind breite, weltweit investierte ETFs auch am ehesten als langfristiger Ersatz fürs Sparbuch gedacht.

Aktive Fonds sind keine Alternative, da zu teuer

Aber sollte man nicht zumindest einen aktiv verwalteten Fonds nehmen, wo ein Profi hilft? Nun, die empirische Lage ist da eindeutig. Die ersparten Kosten und die Garantie der Marktrendite bei ETFs sind am Ende die bessere Wette. Denn aktive Fonds schaffen es oft nicht, den Markt zu schlagen – und kosten viel mehr. Als Sparbuchersatz eignen sie sich deshalb nicht, da das Risiko zu groß ist, auf das falsche Pferd gesetzt zu haben.

Dass Indexinvestoren keineswegs “dummes Geld” darstellen müssen, beweisen übrigens die Anleger von Vanguard in schöner Regelmäßigkeit. In Krisen gehören sie regelmäßig zu denen, die netto zukaufen und nicht den Fehler begehen, in Panik zu flüchten. Vanguards Gründer, der legendäre Jack Bogle, hat das Indexinvesting in den 1970er-Jahren erst erfunden. ETFs haben das Prinzip für Europäer sozusagen “freigeschaltet”.

Wer auf Sektoren oder Länder-ETFs setzt, ist vielleicht wirklich “dummes Geld”

Aber – und das ist wichtig: Wir reden hier ausschließlich von einer Handvoll weltweit investierter ETFs. Der US-Index S&P500 markiert hier sozusagen die Untergrenze. Hier lautet das Argument: Da die meisten Firmen im Index ohnehin international tätig sind, ist die Diversifizierung ausreichend.

Das ist das Problem der drei Buchstaben: Tausende ETFs, die kleinere Regionen, einzelne Länder oder Wirtschaftssektoren (Tech, Clean Energy etc.) abdecken, sind für ernsthaftes Indexinvesting nicht geeignet. Wer so investiert, geht Wetten ein. In diesen engen ETFs steckt dann doch potenziell viel “dummes Geld”.

Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Johannes Luger von SEOschmiede über KI & SEO
Johannes Luger von SEOschmiede | Foto: SEOschmiede, Adobe Stock (Hintergrund)

Die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) revolutioniert die Welt des Online-Marketings. KI bietet Unterstützung bei der Analyse von Daten und der Erstellung von Inhalten, doch der Einsatz birgt auch Risiken für Website-Betreiber:innen.

Was sich für Onlineshops & Websites durch KI ändert

Noch bevor fortschrittliche Technologien wie ChatGPT den Markt erreichten, erleichterten Plattformen wie Fiverr, Upwork und Co. die Erstellung von Webinhalten erheblich. Diese Online-Marktplätze ermöglichten es, auf ein globales Netzwerk von Freelancer:innen zuzugreifen, die Texte, Grafiken und andere Inhalte zu erschwinglichen Preisen anbieten.

Der einfache Zugang zu Inhalten und spätestens die Einführung von ChatGPT führte zu einer erheblichen Zunahme von Duplikaten und nur geringfügig modifizierten Texten im Internet, was letztlich die Qualität der Suchergebnisse beeinträchtigte.

Als Antwort darauf setzte Google mehrere Updates durch, zuletzt im März 2024, um gegen minderwertige Inhalte vorzugehen und das Nutzererlebnis zu verbessern.

Um sich in diesem veränderten Umfeld hervorzuheben, ist es heutzutage entscheidend, einzigartige und originelle Inhalte zu erstellen, die sich klar von der Masse abheben. Sichtbarkeit in den Suchmaschinen wird zukünftig mehr denn je mit authentischem und unverwechselbarem Content verbunden sein.

Interaktivität wird unglaublich wichtig

Interaktivität entwickelt sich aus Sicht der SEO-Agentur SEOschmiede zu einem zentralen Element einer herausragenden Nutzererfahrung. Rechner, Tools, interaktive Checklisten und Tabellen, unterstützt durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), werden zu einem entscheidenden Faktor in der Content-Strategie. Die gute Nachricht ist, dass KI hervorragend eingesetzt werden kann, um solche interaktiven Anwendungen zu entwickeln.

In der nahen Zukunft wird entscheidend sein, welche Akteur:innen im digitalen Umfeld die Nase vorn haben werden. Aus SEO-Perspektive könnte argumentiert werden, dass Webseiten mit interaktiven Features durch längere Verweilzeiten und ihr Potenzial als linkwürdige Assets – also Inhalte, die zur Verlinkung durch andere Webseiten anregen – einen klaren Wettbewerbsvorteil erzielen.

Dies bedeutet, dass Webseitenbetreiber:innen, die in interaktive Tools investieren und diese durch KI noch weiter verbessern, nicht nur das Engagement und die Zufriedenheit ihrer Nutzer:innen steigern, sondern auch ihre Sichtbarkeit und vor allem die Autorität im Internet weiter ausbauen können. In einer Zeit, in der der Wettbewerb um Aufmerksamkeit stetig wächst, könnte dies ein entscheidender Faktor für den Erfolg sein.

Funktioniert klassische SEO-Optimierung noch?

Die Landschaft der Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist dynamisch, doch grundlegende Optimierungsstrategien bleiben auch in Zeiten von ChatGPT und weiteren KI-Tools erhalten. Dazu gehören Maßnahmen wie die Optimierung von Title-Tags, die Strukturierung von Überschriften und weitere Faktoren wie Meta-Beschreibungen, Alt-Texte für Bilder, interne Verlinkungen sowie der Fokus auf Suchintentionen der Zielgruppen. Diese Maßnahmen sind keineswegs überholt; vielmehr bilden sie das Fundament für eine effektive SEO.

Googles primäres Ziel war und ist es, die Nutzererfahrung zu verbessern. Die Qualität und Relevanz des Contents, eine klare und logische Website-Architektur sowie eine mobilfreundliche Gestaltung sind Aspekte, die in diesem Bestreben weiterhin entscheidend sind.

Es ist möglich, dass die Bedeutung von Backlinks als Rankingfaktor zugunsten von Nutzersignalen, wie etwa der Verweildauer oder der Interaktionsrate, leicht abnimmt. Auch der Pagespeed, also die Ladezeit einer Webseite, wird wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen, da dieser die Nutzerzufriedenheit direkt beeinflusst. Aber das bleibt vorerst Spekulation.

SEO für ChatGPT und andere Sprachmodelle (LLMs)

Neben den etablierten Kanälen wie Suchmaschinen und Social Media entsteht mit den fortschrittlichen Sprachmodellen wie ChatGPT ein neuer, wesentlicher Bereich für das Online-Marketing. Für Expert:innen in diesem Sektor ist es unerlässlich, die Bedeutung der Optimierung in diesem neuen Umfeld zu erkennen.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Menschen beginnen, direkt in LLMs (Large Language Models) nach Informationen, Dienstleistungen oder Produkten zu suchen. Die Anpassung an diese Entwicklung ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für zukunftsorientierte Marketingstrategien. Die Optimierung für LLMs ähnelt auf den ersten Blick der Suchmaschinenoptimierung, hat aber ihre eigenen Feinheiten und ist sehr viel dynamischer, wie einige Tests bereits zeigen konnten.

Fazit

Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) im Online-Marketing präsentiert sowohl signifikante Chancen als auch Herausforderungen für die gesamte Branche. KI transformiert die Landschaft durch fortschrittliche Datenanalyse und Content-Erstellung, fordert aber gleichzeitig Website-Betreiber:innen heraus, sich durch hochwertigen Content von der Masse abzuheben. Die Integration von KI zur Entwicklung interaktiver Tools öffnet neue Wege, um Nutzerbindung und -zufriedenheit zu verbessern, was essenziell für die Steigerung der Online-Sichtbarkeit und -Autorität ist.

Obwohl die Bedeutung klassischer SEO-Techniken bestehen bleibt, zeichnet sich ein Wandel hin zu Nutzersignalen und einer agileren Optimierung von Inhalten ab. Die Anpassung an neue Technologien wie fortschrittliche Sprachmodelle, exemplarisch ChatGPT, wird zunehmend kritisch, um in der dynamischen digitalen Welt erfolgreich zu sein.

Für Online-Marketer:innen, Shopbetreiber:innen und Website-Besitzer:innen bergen die aktuellen Entwicklungen sowohl enorme Chancen als auch alltägliche Herausforderungen. Der Wettbewerb im Bereich der Suchmaschinenoptimierung und des Online-Marketings wird intensiver, was sowohl Gewinner als auch Verlierer hervorbringen wird.

Es ist entscheidend, sich kontinuierlich mit den neuesten Trends und Entwicklungen auseinanderzusetzen und schnell auf Neuerungen reagieren zu können. Diese Anpassungsfähigkeit ist der Schlüssel, um die sich bietenden Möglichkeiten zu ergreifen und den bevorstehenden Herausforderungen effektiv zu begegnen.


Über den Autor

Johannes Luger ist Gründer und Head of SEO bei SEOschmiede. Die Agentur für SEO & Content Marketing hat Standorte in Wien und Oberösterreich. Sie ist offizieller Google Ads Partner.

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