29.03.2023

Gaskonferenz in Wien: Was hinter dem Protest afrikanischer Aktivist:innen steckt

Im Zuge der europäischen Gaskonferenz reisten unter anderem Klimaaktivist:innen aus Afrika nach Wien an. brutkasten Earth hat sich die Hintergründe dazu angesehen.
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(c) Lilith Sauer

Alles hätte ganz ruhig und entspannt ablaufen können. Wären da nicht Klimaaktivist:innen und Wissenschafter:innen, die schon im Vorfeld und vor allem währenddessen auf das Stattfinden der europäischen Gaskonferenz aufmerksam gemacht hätten. Dort würden zwar keine energiepolitischen Entscheidungen getroffen, Umweltschützer:innen sehen die seit Jahren in Wien stattfindende Gaskonferenz aber als Symbol für die Abhängigkeit von fossiler Energie. 

Auch Aktivist:innen von “don’t gas Africa” sind nach Wien angereist. Dabei handelt es sich um eine von der afrikanischen Zivilgesellschaft geleitete Kampagne, die sich für eine gerechte Energiewende einsetzt. Dean Bhekumuzi Bhebhe ist dort zentraler Ansprechpartner und nach Wien gekommen, um auf die Auswirkungen von europäischen Gasprojekten in afrikanischen Ländern aufmerksam zu machen. brutkasten Earth hat mit ihm gesprochen, was hinter dem Protest wirklich steht.

Die Suche nach Alternativen zu russischem Gas

Dean Bhebhe und das Team von “don’t gas Africa” sind nach Wien gekommen, um darauf hinzuweisen, dass sich für Afrikaner:innen eine einzigartige Gelegenheit bietet, die Energiefrage selbst in die Hand zu nehmen. “Statt nur ein Opfer der Klimakrise zu sein, können wir ein wichtiger Akteur in der entstehenden grünen Weltwirtschaft sein”, so Bhebhe.

Denn spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, ist die Europäische Union dazu gezwungen, russischem Gas immer mehr den Rücken zu kehren. Seitdem sind die Staats- und Regierungschefs auf der Suche nach Alternativen. Dabei schaut man auch nach Afrika. So seien beispielsweise einige deutsche Firmen an Gas-Explorationen im Senegal beteiligt.

Eine Studie, die 2022 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, bestätigt, dass weltweit ein massiver Ausbau der Erdgasinfrastruktur stattfindet. Auch in Afrika soll Erdgas geborgen und mit Pipelines oder Import Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) nach Europa gefördert werden.

43 Prozent der afrikanischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu Energie

Afrikanische Länder beheimaten ein Fünftel der Weltbevölkerung und sind für weniger als drei Prozent der energiebezogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig gehören afrikanische Länder zu jenen, die die Klimakrise beispielsweise in Form von Wassermangel am meisten spüren. 600 Millionen Menschen oder 43 % der Gesamtbevölkerung Afrikas haben keinen Zugang zu Elektrizität. Oberste Priorität müsse deshalb sein, die Energieversorgung vor Ort zu sichern.

Laut Günter Pauritsch, Energieexperte von der Energieagentur Österreich, wird auch Österreich langfristig relativ viel Energie importieren müssen. Er denkt dabei vor allem an grünen Wasserstoff. “Erneuerbare Energien aus Nordafrika zu importieren, ist nur dann sinnvoll, wenn die Energieversorgung der Lieferländer auch gleichzeitig auf diese umgestellt wird. Ein fürchterlicher Ansatz wäre zu sagen, wir holen uns die erneuerbaren Energie aus Nordafrika und lassen die Staaten mit den Emissionsproblemen allein zurück”, meint Pauritsch.

Laut der internationalen Energieagentur (IEA) erfordere der Energiezugang Investitionen von 25 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis Ende des Jahrzehnts. Das entspräche rund einem Prozent der weltweiten Energieinvestitionen oder dem Bau eines großen Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG). Laut der internationalen Renewable Energy Agency (IRENA) wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien in Afrika getätigt.

Die Rolle von Erdgas in afrikanischen Ländern

“Derzeit wird in Europa, auch bedingt durch den menschenverachtenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, in übertriebenem Maße in neue Gasinfrastruktur investiert”, heißt es in einer Stellungnahme der Scientists for future, die von 150 Wissenschafter:innen unterschrieben wurde.

Zwar bleibe laut der Internationalen Energieagentur (IEA) die Förderung von Öl und Gas wichtig für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung Afrikas. Der Schwerpunkt müsse sich aber auf die Befriedigung der Inlandsnachfrage verlagern. “Afrika kann nicht die Tankstelle Europas sein”, stellt auch Bhebhe fest.

Er kritisiert auch, dass afrikanische Staatschefs mit anderen Ländern und Konzernen hinter verschlossenen Türen über die Energieversorgung Afrikas verhandeln, ohne die Bedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen. “Wir wollen keine fossilen Brennstoffe, weil wir uns in einer Klimakrise befinden und infolgedessen die Umwelt stark geschädigt wird”, sagt Bhebhe.

Erdgas im Grünwaschgang

Seit 2023 gelten Gaskraftwerke als grün. Das hat die EU im Rahmen der Taxonomie beschlossen. Die Begründung: Erdgas könne als Brückentechnologie den Übergang zur Klimaneutralität beschleunigen. “Wir halten Gas nicht für sauber und nicht für grün”, so Bhebhe. Damit ist er nicht allein.

Denn nachhaltig oder grün ist Erdgas nicht. Berücksichtige man Methan-Verluste und Emissionen beim Transport, so sei Erdgas ähnlich klimaschädlich wie Kohle. “Der Protest gegen den weiteren Ausbau von Erdgas-Infrastruktur und für einen Ausstieg aus Erdgas sowie allen fossilen Energieträgern auf dem allerschnellsten Weg zeugt von Vernunft, das Festhalten an Kohle, Öl und Gas hingegen zeugt von ideologischer Verblendung”, so die Scientists for future.

Die anhaltende Nutzung von Erdgas führt des Weiteren zu sogenannten Lock-in Effekten, die die Energiewende verzögern können. Mit Lock-in Effekt ist gemeint, dass Gaskraftwerke oder LNG-Terminals eine technische Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben und man somit an CO2- intensive Technologien gebunden sei. Das bringe auch wirtschaftliche Nachteile in Form von stranded assets mit sich. Die Narrative der “Brückentechnologie” würde vor allem dazu genutzt, um Investitionen in neue Gaskraftwerke zu legitimieren.

“Europa schuldet Afrika viel”

“Was die fossilen Brennstoffe in Afrika angerichtet haben, ist verheerend.” so Bhebhe. Im Senegal fördert beispielsweise der Energiekonzern BP Erdgas. “Wir waren vor zwei Monaten in Senegal, wo Fischergemeinden keinen Fisch mehr haben. Das Ökosystem verschlechtert sich und das bedeutet, dass ihre Lebensgrundlagen bedroht sind.” Das führe auch dazu, dass sich zahlreiche junge Menschen auf den Weg machen und versuchen, das Meer zu überqueren, um beispielsweise nach Frankreich zu gelangen.

“Wir können aber auch darüber reden, wie viele Menschen aufgrund von Gasbohrungen vertrieben wurden”, betont Bhebhe. In Ghana hätte man Menschen gesagt, dass sie in einem bestimmten Gebiet nicht mehr fischen dürften, weil dort Gas gefördert würde. “Das ist Landraub”, stellt Bhebhe fest. Als weiteres Beispiel nennt er Mozambique. “In Mozambique bringen Aufständische jeden Tag Menschen um, und das alles nur, weil Gas eingeführt wurde”, merkt Bhebhe an.

“Europa wurde auf dem Rückgrat Afrikas aufgebaut. Bodenschätze wie Lithium oder Erdöl – all das ist in Afrika vorhanden. Aber Afrika ist nicht entwickelt. Europa schuldet Afrika also viel”, so Bhebhe. Es gehe für Europa nun darum, die richtigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit afrikanische Länder erneuerbare Energie liefern können.

Das Klimaschutzministerium (BMK) äußert sich auf Anfrage folgendermaßen: “Kooperationen mit afrikanischen Ländern müssen zum Ziel haben, die Energiewende in Afrika voranzutreiben. Das Klimaschutzministerium setzt hierbei auf den Einsatz von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.”


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brutkasten-Gründer und CEO Dejan Jovicevic beim 10-jährigen Jubiläum im Dezember. (c) brutkasten/Marko Kovic

Dieses Interview ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


brutkasten: Wie kam es 2014 zur Gründung von brutkasten?

Dejan Jovicevic: Ich war im Styria-Konzern bei „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ und habe dort die Rechts- und Personalabteilung geleitet. Da kam einmal Christoph Hantschk, der Gründer des Startups goodbag, auf mich zu. Er wollte eine klassische Medienkooperation mit mir vereinbaren, bei der wir 20 Abos verlost hätten. Im Zuge unserer Gespräche dazu hat mich dieser Startup-Spirit fasziniert, den ich so bisher nicht kannte.

Meine ursprüngliche Idee war, dass wir mit „Presse“ und „Wirtschaftsblatt“ für Startups Leistungen erbringen könnten, z.B. das Controlling oder Legal-Themen. Ich wollte einfach irgendwie dabei sein. Ich habe dann gesehen, dass die Styria an einem Startup von Lorenz Edtmayer und Maximilian Nimmervoll beteiligt war, das App-Entwicklung angeboten hat. Die Leistung wollte ich ebenfalls dabei haben und habe dann Kontakt zu Lorenz aufgenommen.

Da hat sich dann herausgestellt, dass er gerade eine Job-Plattform für Startups plant. Für die Job-Plattform hat es Content gebraucht. So haben wir dann gemeinsam brutkasten konzipiert.

Wie ging es in die Umsetzung?

Ich habe von „Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ dann die Zusage bekommen, dass wir das umsetzen können. Wir haben eine Website gestartet, mit internen Ressourcen der Styria. Die Styria hat parallel auch einen internen Inkubator für Innovation ausgeschrieben. Dort habe ich brutkasten als Projekt eingereicht. Es wurde als eines der fünf Siegerprojekte von rund 100 Einreichungen ausgewählt. In weiterer Folge konnten wir dann auch die ersten Leute einstellen. Unsere erste Redakteurin war Theresa Breitsching, die ab Ende 2014 Vollzeit für brutkasten gearbeitet hat.

Du selbst hast aber noch nicht Vollzeit an brutkasten arbeiten können?

Nein, ich habe das alles neben der Leitung der Rechts- und Personalabteilung gemacht. Ich war aber noch weit entfernt von dem Unternehmer, der ich heute bin; der weiß, wie man eine Firma aufbaut. Damals war es mehr Enthusiasmus und weniger Wissen. Wir haben dann unsere ersten internen Business Angels gewonnen, „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak und WirtschaftsBlatt-Chefredakteurin Eva Komarek.

Wir hatten damals zwei Seiten pro Woche in der „Presse“-Printausgabe vom Samstag, und zusätzlich haben wir brutkasten eben online bespielt. Das hat damals Theresa Breitsching weitgehend alleine gemacht. Ich habe meinen Hauptjob gehabt und immer wieder daneben was für brutkasten gemacht. Ich konnte aber aus dieser Management-Rolle nicht ganz raus, und das hat dann 2017 zum Buyout geführt. Den haben Lorenz Edtmayer, Maximilian Nimmervoll, Michael Tillian und ich dann gemacht. So wurde brutkasten ein eigenständiges Unternehmen.

Dejan Jovicevic machte 2017 den Management-Buy-out gemeinsam mit Lorenz Edtmayer, Michael Tillian und Maximilian Nimmervoll (v.l.n.r).

Hattest du früher schon die Vorstellung, dass du eines Tages Unternehmer werden möchtest, oder ist das durch deine Beschäftigung mit der Startup-Szene entstanden?

Weder noch. Wir sind gemeinsam mit „Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ zu dem Entschluss gekommen, dass brutkasten als eigenes Unternehmen bessere Chancen hätte. Aber ich bin nicht einmal durch meine Beschäftigung mit der Startup-Szene auf die Idee gekommen, zu gründen: Ich war eigentlich an einem Karriereweg im Konzern interessiert. Und dann ist mir das passiert.

Als ich es meinem Mentor Michael Tillian erzählt habe, hat er mir gesagt: Dejan, das musst du machen – denn so eine Opportunity kriegst du nicht wieder.

Wie lange hat es gedauert, bis es dann Realität wurde?

Die Verhandlungen liefen noch acht Monate. Parallel dazu habe ich meinen ersten Sohn bekommen, im Dezember 2016. Im Mai 2017 waren die Verhandlungen abgeschlossen. Die Zeit bis dahin war eine brutale Phase, mit wenigen Stunden Schlaf pro Nacht. Ich habe ja noch immer meinen Hauptjob in der Styria gehabt und das parallel verhandelt. Die Verhandlungen waren sehr fair und ich bin der Styria dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit gegeben hat.

Wie lief dann der Start als eigenes Unternehmen?

Der Deal war, dass wir den gesamten Betrieb übernehmen. Das waren damals fünf Leute und wir hatten keine Investoren, die uns finanziert haben. Wir hatten damals kein Geld. Die ersten Gehälter habe ich aus dem Stammkapital bezahlt. Mir selbst habe ich nichts ausbezahlt. Für die zweiten Gehälter haben wir dann schon Geld verdienen müssen. Das war eine brutale Phase. Wir waren 24/7 im Einsatz.

Du hast erzählt, dass du in der Anfangszeit von brutkasten gar nicht so stark ins Daily Business involviert warst. Wann hast du begonnen, selbst Content zu produzieren?

Das ist mit den Facebook-Livestreams gekommen. Das wollte ich unbedingt als First Mover machen. Diese Facebook-Livevideos haben uns dann auch den größten Boost gegeben – wir haben überallhin das Handy mitgenommen, Stative aufgebaut und von überall gestreamt. Das war damals neu und ist super angekommen. In dieser Phase hatten unsere Videos oft 10.000 Views und viele Kommentare.

Wie ging es für das Unternehmen brutkasten wirtschaftlich weiter? Wie kam es zur ersten Finanzierungsrunde im Jahr 2018?

Wir sind nach dem Buyout weiter gewachsen. Die ersten beiden Jahre haben wir operativ positiv abgeschlossen. Wir haben eine ordentliche Sogwirkung gespürt. Das hat dazu geführt, dass uns die ersten Investoren angesprochen haben. Wir hatten einfach Buzz erzeugt, weil ständig Gründer bei uns in den Livestreams waren.

Und dann hat mich einmal Runtastic-Co-Founder Florian Gschwandtner bei einem Drink angesprochen, dass wir uns bei ihm melden sollten, wenn wir mal Investoren suchen sollten. Unsere Eigentümerstruktur hatte sich da schon etwas verändert: Michael Tillian ist zur Russmedia gewechselt und hat, um Interessenskonflikte zu vermeiden, dort seinen 15-Prozent-Anteil eingebracht. Von Russmedia gab es dann ebenfalls die Bereitschaft, in brutkasten zu investieren, um eine Expansion auf den deutschen Markt zu finanzieren.

Über Kontakte und WhatsApp-Nachrichten hatten wir plötzlich eine 1,25-Mio.-Euro-Finanzierungsrunde aufgestellt. Andreas Bierwirth und die mySugr-Gründer waren auch mit dabei. Dann hatten wir noch ein brutkasten-Interview mit den Bitpanda-Gründern Eric Demuth und Paul Klanschek. Nach dem Interview hatte ich einen Notartermin, und als sie erfahren haben, warum, wollten sie ebenfalls einsteigen.

Du hast eindrücklich geschildert, wie wenig Geld am Anfang da war. Dann hast du plötzlich 1,25 Mio. Euro am Konto gehabt. Wie war das für dich in dem Moment?

Da konnte ich zum ersten Mal ein bisschen durchatmen. Gleichzeitig ist es jedoch so, dass so ein Betrag zwar nach einer hohen Summe klingt, aber 500.000 davon haben wir dann für die Akquisition von StartingUp verwendet – einiges für den Kaufpreis, aber da kommen ja noch eine ganze Reihe anderer Kosten, etwa für Anwälte, dazu. Beim Rest hast du dann monatlich gesehen, wie es weniger wird. Wir haben ja auch ins Team investiert.

Gleichzeitig haben wir aber unseren Umsatz gesteigert. Es war keine zweite Finanzierungsrunde nötig, weiteres Wachstum haben wir dann über Fremdkapital finanziert.

In der Coronapandemie entstand dann mit den digitalen Events ein neuer Geschäftsbereich …

Das hat uns einen Boost gegeben, das war ein wichtiger Meilenstein mit wirklich coolem Wachstum. Wir waren lange Zeit ganz klar als Medium positioniert; auf einmal war das Agentur-Business megaerfolgreich. Das war aber eine opportunistische Situation, kein Ergebnis eines langen Strategieprozesses. Es war im ersten Corona-Lockdown einfach überlebensnotwendig, sich etwas anderes zu überlegen.

Manche haben mir zu Kurzarbeit geraten, ich habe mich aber für „Langarbeit“ entschieden. Ich habe gewusst, es wird uns etwas einfallen – und das waren die digitalen Events. Wir waren dann sehr gefragt, weil wir ein Must-have-Produkt hatten. Wir haben diese Dinge eben auch viel schneller gelernt als Agenturen, die auf Kurzarbeit waren. Das digitale Event-Business hat uns viele Aufträge gebracht und für Wachstum gesorgt.

Manche haben mir zu Kurzarbeit geraten, ich habe mich aber für „Langarbeit“ entschieden.

Aber wir haben schon auch gelernt, dass unsere mediale Tätigkeit darunter leidet. 2021 war ein starkes Wachstumsjahr für uns: Wir haben in diesem Jahr über 20 Personen eingestellt und das „Venture Capital Magazin“ in Deutschland gekauft. Damit haben wir den Sprung auf rund 50 Mitarbeiter:innen gemacht.

Aus damaliger Sicht war das nachvollziehbar, weil die Prognosen auf starkes Wirtschaftswachstum hindeuteten. Man hat auf den Aufbruch nach der Pandemie gewartet, und dafür haben wir uns aufgestellt. Ich wollte vorne dabei sein, wenn der Aufschwung kommt. Dann ist es aber anders gekommen – mit dem Ukraine-Krieg, der am 24. Februar 2022 begonnen hat.

Wie hat sich das ausgewirkt?

Im Jänner und Februar war die Wirtschaft noch total im Aufbruch und wir hatten Aufträge, bei denen es um größere Summen ging als jemals zuvor. Dann kamen die Wirtschaftskrise, Inflation, die Venture-Capital-Krise und die ersten großen Layoffs in der Startup-Szene. Das hat uns auch vom Werbemarkt her getroffen. Das Geschäft mit den digitalen Events ist dann gravierend eingebrochen. Die Rezessionsangst in der Wirtschaft war sehr hoch. Eine Firma unserer Größe ohne Cashreserven konnte in so einem Umfeld nicht mehr überleben, auch wenn wir zwischenzeitlich eine Erholung geschafft haben. Das hat dann in einer Notoperation zum Verkauf an die VGN-Gruppe geführt.

Mit dem Deal wurde die VGN neue Mehrheitseigentümerin, du selbst hast die Mehrheit abgegeben. Wie war das für dich?

Es ging alles sehr schnell. Plötzlich standen wir vor dem Aus. Ich habe über tausend unterschiedliche Optionen nachgedacht. Das war eine Phase, in der ich jede Nacht um vier Uhr aufgewacht bin. Für mich persönlich war es die transformativste Phase meines Lebens, im Nachhinein auch im positiven Sinn.

Es hat sich schnell herausgestellt, dass die VGN die einzige Möglichkeit in der notwendigen Geschwindigkeit war. Gemeinsam mit Horst Pirker haben wir mit den Altinvestoren eine für alle gangbare Lösung gefunden. Für mich war es essenziell, auch mir selbst die Frage zu beantworten: Habe ich noch die Kraft, das die nächsten zehn Jahre weiterzumachen? Will ich das? Sehe ich noch die Vision? Und ich bin zum Schluss gekommen: Ja, das möchte ich. Ich habe tatsächlich in meine Kraft zurückgefunden, durch den radikalen Fokus auf die einzige Aufgabe: den Fortbestand von brutkasten zu sichern.

Wir konnten die Restrukturierung dann sehr gut bewältigen. Über den Sommer haben wir strategisch gearbeitet und Klarheit gewonnen. Dann sind wir mit gutem Elan und vielen Hausaufgaben in den Herbst hineingegangen, und wir haben die folgenden 18 Monate bravourös gemeistert; das gesamte Team. Heute stehen wir nach all diesen Erfahrungen mit einer strategischen Klarheit da, die wir nie hatten, mit einem starken kaufmännischen Fundament und mit einem Team, das besser als je zuvor zusammenarbeitet.

Wir feiern jetzt zehn Jahre brutkasten. Wie siehst du den Beitrag, den brutkasten zum Innovations-Ecosystem leistet?

Wir haben Brücken zwischen Startups, Investoren und Corporates gebaut, Innovationen sichtbar gemacht und dem österreichischen Innovations-Ecosystem eine Stimme gegeben. Ohne uns wären viele Erfolgsgeschichten vielleicht unbemerkt geblieben.

Birthday Bash zum zehnjährigen Jubiläum von brutkasten.

Unsere Plattform hat dabei geholfen, die inspirierendsten Köpfe des Landes miteinander zu verbinden und Mut zu machen, neue Wege zu gehen. Mit unseren unterschiedlichen Formaten wie Studiotalks, dem Printmagazin oder unseren Events haben wir dafür gesorgt, dass die Innovationskraft unseres Landes die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient.

Du sprichst jetzt auch die Brückerbauer-Funktion zwischen Startups und Corporates an. brutkasten ist aus der Startup-Szene heraus entstanden, hat sich aber verbreitert und deckt mittlerweile das komplette Innovations-Ecosystem ab. Wie siehst du heute das Verhältnis zwischen brutkasten und der Startup-Szene?

Mich haben die Gründerinnen und Gründer fasziniert. Deshalb habe ich ein Medium für sie gebaut, mit allen Leuten, die den Weg seit Tag eins mitgehen. Aber schon ganz zu Beginn war unser Claim „Bridging the new and the old economy“. Das hatten wir auf der allerersten Website. Ich war von Anfang an überzeugt, dass, wenn man diese beiden Welten zusammenbringt, Startups stärker werden, weil sie Kunden, Partner und Projekte brauchen; und Corporates werden stärker, weil sie Innovation brauchen, die sie alleine nicht schaffen.

Dieser Teil des Brückenbauens hat für mich immer eine große Rolle gespielt, weil ich für die Corporate-Welt große Wertschätzung habe. Das ist letztlich die tragende Säule der Wirtschaft, und wenn man diese durch die Innovationskraft der Startups stärkt, stärkt man beide Seiten.

Ich sehe Startups auch nicht als isoliertes Phänomen – sie sind als Teil der Wirtschaft auch Garant für Wohlstand und das Sozialsystem. Dass alle zusammenarbeiten, ist mir wirklich ein Anliegen – heute mehr denn je, denn Europa muss selbstbewusster werden und die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken.

In diesem Kontext ist ja auch die neue brutkasten-Initiative Austrian Innovators zu sehen, die 2025 starten wird. Was steckt dahinter?

Wir brauchen die Innovationskraft, die Geschwindigkeit und den Mut von Gründerinnen und Gründern. Aber alleine werden sie die Welt nicht umkrempeln können. Da braucht es Corporates, die bereit sind, Geld zu investieren und Infrastruktur zu teilen. Es braucht Investoren und den Kapitalmarkt, der die Transformation finanziert. Und es braucht Policymaker und die Wissenschaft. Alle diese Stakeholder wollen wir zusammenbringen, aus der Überzeugung, dass wirklich große Dinge möglich werden, wenn die richtigen Leute an einem Strang ziehen.

Viele dieser Communitys, die ich jetzt genannt habe, sind untereinander halbwegs gut vernetzt, aber über den Tellerrand noch nicht so wirklich. Hier kann brutkasten als Ecosystem-Player einen Beitrag leisten, diese Akteure an einen Tisch zu bringen; in einem monatlichen Format mit digitalen Komponenten.

Wir feiern jetzt zehn Jahre brutkasten. Wo könnte brutkasten in weiteren zehn Jahren stehen?

Ich sehe brutkasten als Unternehmen, das weiter Pionierarbeit leistet und neue Standards setzt. Wir wollen nicht nur Trends folgen, sondern sie gestalten; sowohl in der Medienwelt als auch im Innovations-Ecosystem. Unsere Vision ist es, die erste Anlaufstelle für alle zu sein, die Innovation in Europa vorantreiben wollen. Mit einem starken Team, einer klaren Strategie und der Bereitschaft, uns immer wieder neu zu erfinden, sind wir bestens gerüstet, um die nächsten zehn Jahre erfolgreich zu gestalten.

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