25.05.2022

Gas-Lieferstopp: Das wären die wirtschaftlichen Folgen für Österreich

Ein Stopp der Lieferungen von russischem Gas könnte Österreich monatlich Milliarden Euro kosten. Je nach Szenario fallen die Auswirkungen aber unterschiedlich aus.
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Die voestalpine arbeitet mit Hochdruck an grünen Technologien zur Stahlerzeugung – ein Gasstoff zum jetzigen Zeitpunkt hätte aber gravierende Auswirkungen © voestalpine
Die voestalpine arbeitet mit Hochdruck an grünen Technologien zur Stahlerzeugung – ein Gasstoff zum jetzigen Zeitpunkt hätte aber gravierende Auswirkungen © voestalpine

Eine neue Studie des Complexity Science Hubs (CSH) beleuchtet unter anderem die wirtschaftlichen Auswirkungen eines russischen Gasstopps in Österreich. Die Forscher haben darin zwei Szenarien nach einem möglichen Stopp ab 1. Juli 2022 gerechnet. Im besten Fall würde ein Stopp demnach einen Produktionsrückgang um 1,9 Prozent oder 1,11 Milliarden Euro pro Monat bedeuten. Die Verluste wären in diesem Szenario, bei dem die Solidarität der EU eine große Rolle spielt, signifikant kleiner als die wirtschaftlichen Auswirkungen der ersten Covid-Welle, so die Forscher. Der BIP-Rückgang im zweiten Quartal 2020 belief sich auf 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Embargo gegen russisches Gas “wirtschaftlich vertretbar”

Sollte Österreich auf sich alleine gestellt sein, sieht das Bild anders aus. Dann gehen die Forscher von einem Rückgang der österreichischen Bruttoproduktion von 9,1 Prozent oder 5,3 Milliarden Euro pro Monat aus. Insgesamt kommen die CSH-Forscher zu dem Schluss, dass ein EU-weites Importembargo gegen russisches Gas angesichts der immensen Schäden des Krieges eine “wirtschaftlich vertretbare Strategie” sei. Allerdings dürfe man keine Zeit verlieren, um die Gasversorgungspolitik auf EU-Ebene zu koordinieren und bereits im Sommer den Umstieg auf andere Brennstoffe vorbereiten. Die Studie wurde von Anton Pichler, Stefan Thurner, Jan Hurt, Tobias Reisch und Johannes Stangl gerechnet.

2021 verbrauchte Österreich laut CSH 9,34 Milliarden Kubikmeter Erdgas. 80 Prozent davon kommen über Erdgasimporte – zum Vergleich: In der gesamten EU liegt der Anteil der Erdgasimporte bei 38 Prozent. Würden russische Lieferungen ausbleiben, würde das für Österreich einen Wegfall von 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas bedeuten. Diese Woche hat die Regierung bekannt gegeben, eine staatliche Gasreserve von 20 Terawattstunden anzulegen, da sind umgerechnet rund 1,9 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Derzeit lagern in den österreichischen Speichern rund 27 Terawattstunden Gas.

Voestalpine-Chef warnt vor hoher Arbeitslosigkeit

Von den 90 Terawattstunden Gasverbrauch, von denen die Regierung ausgeht, fließen 20 Prozent in Privathaushalt, 30 Prozent in Stromerzeugung und Fernwärme und 40 Prozent in die Industrie. Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner forderte am Dienstag vor Journalist:innen von der Regierung mehr Austausch und Unterstützung zur Gasversorgung. Mit der Regulierungsbehörde E-Control sei man in gutem Austausch, mit der Regierung gebe es aber nur “sporadisch” Gespräche. Er warnte vor einem Stillstand wesentlicher industrieller Prozesse, einem Zusammenbruch von Lieferketten und hoher Arbeitslosigkeit im Falle längerer Erdgas-Ausfälle.

Die Erdgas-Lieferstopp-Szenarien im Detail

Zurück zu der Studie des CSH. Darin haben die Forscher für einen Erdgas-Lieferausfall ab 1. Juli 2022 zwei Szenarien gerechnet. Szenario A geht von einem solidarischen Vorgehen der EU aus. Mit vereinten Kräften könne es der EU gelingen, zusätzliche Importmengen von 55 Milliarden Kubikmetern zu beschaffen. Quellen dafür wären Norwegen, Aserbaidschan und Algerien, von wo 10 Milliarden Kubikmeter über bestehende Pipelines kommen könnten und die USA und die Golfstaaten, aus denen 45 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas kommen könnten. Die Menge Flüssigerdgas sei im Vergleich zu den Plänen der EU bereits konservativ gerechnet, so die Forscher.

Mit der Unterstützung der anderen EU-Länder könnte Österreich einen resultierenden Engpass an Erdgas auf 17,4 Prozent des derzeitigen Verbrauchs reduzieren. In Szenario B wäre Österreich bei der Beschaffung von Erdgas aus anderen Quellen auf sich gestellt und würde damit eine Lücke von 36,6 Prozent riskieren. Netto würden Österreich ohne EU-Solidarität damit 3,4 Milliarden Kubikmeter Gas fehlen. Die Forscher haben auch das Einsparpotenzial berechnet: In Kraftwerken könne durch einen Ersatz von Gas durch Öl auf knapp eine Milliarde Kubikmeter Gas verzichtet werden und durch eine Reduktion der Raumtemperatur beim Heizen gäbe eis ein Einsparpotenzial von 0,11 Milliarden Kubikmeter Erdgas.

Die beiden Szenarien nach einem Gas-Lieferstopp nach dem Complexity Science Hub © CSH
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Klagenfurt, Baurek-Karlic, Startup-Hub
(c) Wilke/Stock.Adobe/disq - Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender der Venionaire Capital AG.

“Österreich ist ein Forschungs-, aber kein Innovationsstandort. Viele erfolgreiche Gründer wandern nach ihrer Ausbildung ab und werden in anderen Ländern frenetisch empfangen”, meint Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender der Venionaire Capital AG und 2023 Austrian Business Angel of the Year.

“Klagenfurt begünstigt Wachstum”

Bürokratische Hürden und Rahmenbedingungen, die sowohl Gründer als auch Investoren abschrecken, würden zu den weit verbreitetsten Gründen dafür gehören. “Ich darf mich nicht wundern, dass nichts wächst, wenn ich die Blumensamen auf Beton werfe”, so Baurek-Karlic, der mit dieser Aussage auf die Rahmenbedingungen anspielt. Die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt hätte in den letzten Jahren Akzente gesetzt, die jedoch ein solches Wachstum begünstigen würden.

Als Beispiel dient etwa das EU-Projekt InvestCEC, das Venionaire Capital gemeinsam mit den Stadtwerken Klagenfurt umsetzt. Darin werden die neuesten Innovationen und Technologien rund um die Kreislaufwirtschaft in Klagenfurt getestet – um dann den Weg in die Metropolen dieser Welt zu finden, wie es heißt.

“Ziel ist es, innovative Kreislaufwirtschafts-Startups zu unterstützen. Klagenfurt profitiert als Pilotstadt von den neuesten Technologien rund um die Kreislaufwirtschaft und ist damit anderen Städten Jahre voraus. Das bringt wiederum auch neue Unternehmen in die Region. Weiters wurde an der Universität Klagenfurt ein Lehrstuhl für Circular Economy eingerichtet. Ein klares Bekenntnis dafür, dass hier Forschung und Innovation stattfinden soll”, erläutert Baurek-Karlic.

Climate Tech, Künstliche Intelligenz und Space Tech

Rene Cerne, Gemeinderat und Vorsitzender des Finanz- und Beteiligungsausschusses der Stadt Klagenfurt sieht das Projekt ebenfalls als Chance: “Wir müssen Klagenfurt als Standort für mehr Startups in den Bereichen Climate Tech, Künstliche Intelligenz und Space Tech attraktiv machen. Leuchtturm-Projekte wie InvestCEC helfen uns dabei zu zeigen, dass Klagenfurt nicht nur wunderschön, sondern auch innovativ ist.”

Klagenfurt: Chance zur 3-Länder-Kooperation

Er betont auch den Standortvorteil den Klagenfurt gegenüber vielen anderen hat. “Die Alpen-Adria-Region mit Kärnten, Slowenien und Italien bietet nicht nur einen der lebenswertesten Plätze der Welt, sondern auch die Chance, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten”, sagt er.

Für Baurek-Karlic ist Klagenfurt auf jeden Fall geeignet, ein weiterer starker Startup-Hub zu werden. “Die Voraussetzungen sind hervorragend. Die Alpen-Adria-Region bietet viele Chancen zur Zusammenarbeit in drei Ländern. Darüber hinaus gibt es den politischen Willen, für Startups einen guten Standort zu schaffen, international anerkannte Universitäten, eine stetig besserwerdende Infrastruktur mit dem Lakeside Park und Kapital – das Wichtigste für wachsende Unternehmen. Darauf kann man aufbauen, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.”

Das Potenzial von Startups für die Region kennt ebenfalls Jürgen Kopeinig, Geschäftsführer des akademischen Gründerzentrums BUILD: “Technologieorientierte Startups spielen eine zentrale Rolle für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region Kärnten, da sie oft zukunftsweisende, neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln”, sagt er. “Sie schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze und fördern den Wissensaustausch zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Durch ihre Dynamik und ihr Wachstumspotenzial tragen sie maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und Internationalisierung Kärntens bei.”

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