07.02.2020

Ex-Unicorn: Matratzen-Startup Casper sorgt für nächsten desaströsen IPO

Das US-Matratzen-E-Commerce-Startup Casper zog seinen IPO an der Wall Street trotz schlechter Voraussagen durch. Die Unternehmensbewertung wurde dabei ordentlich nach unten korrigiert.
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Casper-IPO - Desaster an der Wall Street
(c) Casper: Promo-Foto für die Klapp-Matratze aus dem Jahr 2016

Mit hochtrabenden Disruptions-Versprechen hatte sich das US-Startup Casper massive Investments gesichert. Im Frühjahr 2019 stieg man mit einer 100 Millionen US-Dollar-Finanzierungsrunde bei einer Bewertung von 1,1 Milliarden US-Dollar sogar knapp in den (nicht mehr ganz so illustren) Klub der Unicorns auf. Doch tatsächlich ist mit Stand heute von der Disruption noch nicht viel zu sehen. Casper hat einen Online-Shop für Matratzen, Polster und Co aufgebaut, mit dem man zuletzt knapp unter 100 Millionen US-Dollar Jahresverlust machte (bei 439 Mio. Dollar Umsatz) – nach ähnlich hohen Verlusten im Jahr davor und mehr als 70 Millionen US-Dollar Verlust im Jahr 2017.

+++ Im Vorfeld des IPO hat Airbnb seinen Verlust verdoppelt +++

Casper erkannte sich vor IPO Unicorn-Status selbst ab

Als Casper im Jänner die Unterlagen für seinen Börsengang an der Wall Street (NYSE) einreichte und seine IPO-Pläne damit öffentlich machte, gab es daher schon zahlreiche kritische Stimmen. Beachtlich: Schon mit dem geplanten Aktien-Startpreis lag man mit theoretischen 770 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung unter der Unicorn-Bewertung der letzten Finanzierungsrunde – erkannte sich den Status vorsorglich also schon einmal selbst ab.

… und es ging noch tiefer

Der Verlauf des IPO gab den Kritikern nun Recht. Nachdem der Zielpreis der Aktie noch einmal von ursprünglich veranschlagten 17 bis 19 Dollar auf 12 bis 13 Dollar hinunterkorrigiert worden war, fand man sich im Handel am unteren Ende des neuen Spektrums wieder. Mit ungefähr 100 Millionen Dollar an frischem Kapital, die beim IPO hereinkamen am man am Ende des Tages auf eine Bewertung von rund 500 Millionen US-Dollar.

Casper: Der nächste in einer Reihe desaströser IPOs

Der Casper-IPO reiht sich in eine Folge mehrerer desaströser Startup-Börsengänge der vergangenen Monate ein. Während die etablierten Tech-Riesen zuletzt ein Aktien-All-Time-High nach dem anderen feierten, scheinen die Anleger bei Startups, die ihr Geschäftsmodell noch nicht hinreichend beweisen haben, immer skeptischer zu werden. Befeuert wurde diese Stimmungslage auch durch WeWork, das nach massiven Ungereimtheiten in den vorgelegten Unterlagen seinen geplanten IPO vergangenes Jahr überhaupt absagte.

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Das Gründerteam von Kern Tec | (c) Kern Tec
Das Gründerteam von Kern Tec | (c) Kern Tec

Der Marketed Innovation Prize, verliehen von EIT Food, wählt Startups aus der Lebensmittelbranche aus, die „den Übergang zu einem gesünderen und nachhaltigeren Lebensmittelsystem unterstützen“. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 55.000 Euro vergeben. EIT Food wird vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT) gefördert, einer Einrichtung der Europäischen Union.

Eines der ausgezeichneten Startups ist das niederösterreichische Unternehmen Kern Tec. Es verwandelt Obstkerne, die normalerweise als Abfall gelten, in hochwertige Zutaten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Diese finden zudem auch Anwendung in kosmetischen und industriellen Produkten.

Kern Tec: “Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission”

Luca Fichtinger, Co-Gründer von Kern Tec, freut sich gemeinsam mit seinem Team über den Marketed Innovation Prize. Er sagt: „Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission, Lebensmittelabfälle in wertvolle, nachhaltige Produkte umzuwandeln. Indem wir Aprikosenkerne zu nahrhaften Snacks aufwerten, wollen wir Abfälle reduzieren und gleichzeitig ein zirkuläreres und nachhaltigeres Lebensmittelsystem fördern. Dieser Preis bestätigt nicht nur unsere Bemühungen, sondern inspiriert uns auch, weiterhin innovative und skalierbare Lösungen zu entwickeln, die zu einem besseren Lebensmittelsystem für alle beitragen“.

Preise für “innovative Lebensmittel-Startups”

Insgesamt vergab EIT Food acht Preise an europäische Startups im Bereich Lebensmittelinnovationen. Mit dem Preis sollen „innovative und einflussreiche Agrar- und Lebensmittel-Startups“ ausgezeichnet werden, die „wirkungsvolle Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt” brachten, wie die Organisation erklärt.

„Diese Gewinner des Marketed Innovation Prize führen den Wandel in unserem gesamten Lebensmittelsystem an, von der Förderung der Proteindiversifizierung bis hin zur Entwicklung KI-gestützter landwirtschaftlicher Lösungen. Sie bieten den Verbrauchern spannende, gesündere Alternativen und geben Lebensmittelproduzenten innovative und nachhaltige Techniken an die Hand, um Effizienz und Produktivität zu steigern“, betont Richard Zaltzman, CEO von EIT Food.

2023: Kern Tec erhielt Investment von 12 Mio. Euro

Kern Tec rund um Gründer-Team Michael Beitl, Luca Fichtinger, Sebastian Jeschko und Fabian Wagesreither startete 2019 mit einer Technologie, um Öle und Proteine aus Obstkernen zu gewinnen. Dabei verwendete man Obstkerne von Marillen, Kirschen und Zwetschken – typische Abfallprodukte der heimischen Obstindustrie. Inzwischen brachte das Startup pflanzliche Alternativen von Milch, Joghurt, Eis und Käse auf Basis von Obstkernen auf den Markt.

Im vergangenen Jahr sicherte sich Kern Tec in einer Series-A-Finanzierungsrunde ein Investment von 12 Millionen Euro – brutkasten berichtete. Die Finanzierungsrunde wurde von Telos Impact angeführt, mit Beteiligung des PeakBridge Growth 2 Fonds und des European Innovation Council (EIC) Fonds. Mit diesem Kapital plante das Unternehmen, international zu expandieren und seine Produktpalette weiter auszubauen.

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