18.12.2020

Elevator Lab 2020: Diese vier FinTechs kommen in die PoC-Phase

Die vierte Runde des FinTech-Partnerschaftsprogramms Elevator Lab der Raiffeisenbank International (RBI) fand virtuell statt. Nun stehen vier FinTechs fest, die einen Proof of Concept umsetzen können.
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FinTech-Beirat tagt wieder - das sind die Teilnehmer - elevator lab 2020
(c) Adobe Stock - zapp2photo

Das Elevator Lab der Raiffeisen Bank International (RBI), das vom Magazin Global Finance zu einem der “Best Financial Innovation Labs in 2020” gekürt und von den Central European Startup Awards als “Best Accelerator or Incubator Program 2020” nominiert wurde, suchte auch dieses Jahr – trotz Krise – wieder Fintech-Lösungen. Dabei geht es um Partnerschaften zwischen der RBI und Fintechs, die beiden Seiten Vorteile bringen sollen.

Elevator Lab 2020: Noch aktivere Rolle der CEE-Tochterbanken

In diesem Jahr spielten die Tochterbanken der RBI eine noch aktivere Rolle als in den Vorjahren, indem sie – in Abstimmung mit der Zentrale in Wien – die Suchfelder definierten, das Scouting durchführten und die meistversprechenden Lösungen auswählten, um sie vor Ort zu testen. Darüber hinaus organisierten einige Tochterbanken weiterhin Elevator Lab Challenges für later-stage-FinTechs und Elevator Lab Bootcamps für early-stage-Startups in ihren jeweiligen Heimatmärkten.

Dieses Jahr wurden drei Tracks der globalen Elevator-Lab-Programme organisiert, aus denen vier Gewinner ausgewählt wurden. Diese Fintechs arbeiten gemeinsam mit Mentoren und Experten aus den Tochterbanken und der Zentrale der RBI an der Entwicklung von Proofs of Concepts (PoC). Im zweiten Quartal 2021 werden dann alle in der PoC-Phase getesteten Fintech-Lösungen bei einem Demo Day präsentiert und anschließend für eine mögliche Partnerschaft evaluiert.

Betrugsprävention & E-Commerce-Optimierung

Aus dem von den Raiffeisen Banken in Rumänien und Bulgarien gemeinsam veranstalteten Track “Advanced Analytics and Loyalty Solutions” gingen zwei Gewinner hervor: Die Jury der rumänischen Tochterbank entschied sich für iFactor, ein Fintech, das eine Engine zur Identifikation auffälligen Verhaltens und Betrugserkennung während des Factoring-Prozesses entwickelt. Diese Technologie ermöglicht es Kreditgebern, ein besseres Verständnis für das Ausfall- und Betrugsrisiko der antragstellenden Verkäufer und Schuldner zu bekommen und so die Risiken im Factoring zu minimieren.

Die bulgarische Tochterbank entschied sich für Synerise, das sich auf die Online Customer Experience und Wachstumsentwicklung im E-Commerce konzentriert. Ziel der Zusammenarbeit ist, spezielle Signale für Verkaufsprognosen im Bereich der Firmenkunden zu generieren und anonymes Kundenverhalten zu analysieren.

Weitere Services für Firmenkunden

Im Track „Value added Services for Large Corporates“ suchte die RBI-Zentrale nach FinTech-Lösungen, um ihr Angebot für Geschäftskunden durch neue Mehrwertdienste in den Bereichen Cash-, Treasury-, Kosten- und Risikomanagement zu erweitern. Die Jury entschied sich für FinLync, das sich um die Entwicklung von White-Label-Anwendungen für das Cash Management, das Berichtswesen in der Handelsfinanzierung und die Wechselkursintegration in Echtzeit bemüht. Diese sind direkt in die Enterprise-Resource-Planning-Umgebung (ERP) des Unternehmens eingebettet und erlauben der RBI, end-to-end mit Firmenkunden zu kommunizieren.

Bank als Plattform

Das Ziel des Track “Bank as a Platform” der slowakischen RBI-Tochterbank Tatra Banka war der Aufbau einer digitalen Plattform, die die Kunden der Tatra Banka mit Lösungen von Drittanbietern verbindet. Das ausgewählte Fintech Zentity bietet eine Plattform und Produkte an, die es den Kunden ermöglichen, mehrere Dienste von Drittanbietern zu nutzen, ohne separate Apps herunterladen zu müssen, mit dem Ziel, alle Leistungen in einer App zu bündeln.

10 von 13 Tochterbanken brachten Initiativen für Elevator Lab 2020

“Die möglichen Use Cases, die wir bisher mit den ausgewählten FinTechs des diesjährigen Elevator-Lab-Programms besprochen haben, sind sehr vielversprechend und machen neugierig auf die PoC, die wir nun gemeinsam ausarbeiten. Es war auch sehr ermutigend, die aktive Beteiligung unserer Tochterbanken in diesem Programm zu sehen, gerade angesichts der herausfordernden Umstände des Jahres 2020”, kommentiert Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems der RBI. Zehn von 13 Tochterbanken haben Initiativen organisiert.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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AI Summaries

Elevator Lab 2020: Diese vier FinTechs kommen in die PoC-Phase

  • Das Elevator Lab der Raiffeisen Bank International (RBI), das vom Magazin Global Finance zu einem der “Best Financial Innovation Labs in 2020” gekürt und von den Central European Startup Awards als “Best Accelerator or Incubator Program 2020” nominiert wurde, suchte auch dieses Jahr – trotz Krise – wieder Fintech-Lösungen.
  • Dabei geht es um Partnerschaften zwischen der RBI und Fintechs, die beiden Seiten Vorteile bringen sollen.
  • In diesem Jahr spielten die Tochterbanken der RBI eine noch aktivere Rolle als in den Vorjahren, indem sie – in Abstimmung mit der Zentrale in Wien – die Suchfelder definierten, das Scouting durchführten und die meistversprechenden Lösungen auswählten, um sie vor Ort zu testen.
  • Darüber hinaus organisierten einige Tochterbanken weiterhin Elevator Lab Challenges für later-stage-FinTechs und Elevator Lab Bootcamps für early-stage-Startups in ihren jeweiligen Heimatmärkten.

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