04.01.2021

Die Geldoscars 2020: Ein Jahr mit Nebenwirkungen

Am Anfang waren wir euphorisch, dann zutiefst betrübt. Die Geldspritze half, die Coronaspritze erst recht. Ein Rückblick auf 2020.
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Die Geldoscars
Die Geldoscars | Hintergrund (c) Adobe Stock - Sergii Figurnyi

Was für ein Jahr. Irre. Anders kann man es nicht beschreiben. Was wir 2020 gesehen haben, reicht für ein ganzes Jahrzehnt. Anfang März bin ich angetreten, um Licht auf das spröde Thema Geld zu werfen. Etwas, das schon vor Corona viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Denn schon in den vergangenen Jahren haben all jene verloren, die glauben, dass sie dieses Spiel nicht mitspielen müssen. Ich wollte langsam starten. Mit den Grundlagen. Aber schon für die zweiten Folge der ersten Staffel landete das vorbereitete Drehbuch im Müll. Corona hatte übernommen. Die Märkte. Die Panik. Das Spektakel. Hier sind die Geldoscars 2020.

Bester Film: Der Märzcrash 2020

Es kam wie es kommen musste. Anfang des Jahres waren die Börsen euphorisch. Die Aussichten: rosig. Ein Höchststand jagte den nächsten. Es ist heute kaum vorstellbar, aber im Februar 2020 war Corona ein Minithema. Kaum jemand nahm es ernst, auch die Investoren nicht. Ende Februar ging es dann bergab. Und Mitte März kam der Crash. Der US-Markt brach in dieser Zeit um insgesamt 35 Prozent ein, andere noch viel stärker. Corona war der Schwarze Schwan, der eine neue Krise auslösen sollte.

Auch Gold und Bitcoin schmierten ab. Es war ein klassischer Panik-Crash. Alles musste weg und zwar so schnell wie möglich. Der Abverkauf war so rasant, dass die Börsen sogar mehrmals angehalten wurden.

Beste Regie: Die Notenbanken

Was dann folgte? Die Notenbanken haben das getan, was sie am besten können – und zwar sehr rasch und koordiniert. Gelddrucken. Verdammt viel Geld sogar. Fast ein Viertel aller jemals gedruckten Dollars ist heuer entstanden. Das ist eine schockierende Statistik, aber kaum jemand scheint irritiert. Nach der Finanzkrise haben wir uns an die Milliarden gewöhnt, jetzt sind die Billionen dran. Die Folge: Wer im März eingestiegen ist und Assets gekauft hat, wie Aktien, Gold oder Bitcoin, hat schön zugelegt. Auch wer den ganzen Crash ausgesessen hat, wie es für langfristige Investoren ohnehin empfohlen wird, steht gut da. Seit dem Tief im März ist der US Markt um satte 70 Prozent gewachsen. Kein Wunder, leben wir doch in der Ära des Helikopter-Gelds.

Beste Nebendarsteller: Gold und Bitcoin

Wenn man Rezessionen und Krisen durch Gelddrucken verhindern könnte, hätten wir nie welche. Natürlich hat das Gelddrucken in der Krise einen noch schlimmeren Absturz verhindert. Aber zu welchem Preis? Die Notenbanken haben lediglich den “Umsatz” ersetzt, wie die Regierung es bei den Geschäften und Restaurants gemacht haben. Das kennen wir schon aus 2008, aber diesmal ist die Größenordnung eine andere. Auf Deutsch: Die Währungen werden gegenüber Sachwerten brutal abgewertet, was alles im Preis rauftreibt, das knapp ist. Vor allem Assets, denn wer Geld hat, versucht sich zu retten. Wer wissen will, wohin so ein Weg hinführt, kann mal in der Türkei nachfragen. Oder im Libanon. Oder in Argentinien. Oder in Venezuela.

Diese Inflation ist kein Bug sondern ein Feature unseres Systems, und sie wird gerade auf absurde Levels getrieben. Das erzeugt auch die gewaltige Vermögenskonzentration, die wiederum zu sozialen Spannungen führt.

Die Coronakrise hat alles nochmal beschleunigt. Aktien, Immobilien, Kunst etc. Und natürlich die beiden besten, knappen monetären Assets: Gold und Bitcoin. Das Edelmetall erreichte im Sommer einen neuen Höchststand. Und Bitcoin tickt überhaupt aus, seit immer mehr Wall Street Insider einsteigen – wie etwa der Hedgefondsmanager Paul Tudor Jones. Wie die beiden Assets zueinander stehen, habe ich hier beschrieben.

Horrorfilm des Jahres: Wirecard

Es ist in jeder Krise so: Wenn das System ins Wanken kommt, fallen die Scam-Kartenhäuser zusammen. So hat es den Jahrhundertbetrüger Bernie Madoff erwischt. Und diesmal Wirecard. Das war mal der Fintech-Star in Deutschland, die europäische Antwort auf Paypal. Jetzt ist vom einstigen DAX-Unternehmen nicht mehr viel übrig. Zwei Österreicher standen jahrelang an der Spitze von Wirecard: Markus Braun und Jan Marsalek.

Der erste wurde verhaftet. Der zweite ist geflohen und wird seitdem weltweit gesucht. Es geht um Betrug und Bilanzfälschung in Milliardenhöhe. Leider hat es auch viele Kleinanleger erwischt, die sich von den Versprechungen der Wirecard-Manager blenden ließen. Das ist sehr schade – und schlecht für die ohnehin unterentwickelte Aktienkultur in Deutschland und Österreich. Was wir daraus lernen: Verliebe dich nie in eine Aktie.

Shootingstars des Jahres: Corona-Impfung & Digitalisierung

Im März hatten wir die ersten Lockdowns wegen eines neuartigen Virus. Und im Dezember gab es schon mehrere Impfungen. Das ist ein Triumph der modernen Welt, der Technologie und der Marktwirtschaft. Die schlauen Köpfe dahinter haben sich jeden Preis verdient, den man ihnen verleihen kann. Bleibt zu hoffen, dass wir rasch wieder in die Normalität der Welt zurückkehren können, wie wir sie Anfang 2020 noch hatten – mit einem Schuss mehr Digitalisierung, denn zumindest da ist heuer ordentlich was weitergegangen – und die Techgiganten der Wall Street sind im Wert explodiert. Riecht das nach Bubble? Ein bisschen. Aber mit den Nebenwirkungen von 2020 können wir uns dann im neuen Jahr beschäftigen. Prosit!


Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch

Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Schon im Mai verkündete das Wiener Unicorn Bitpanda die Eröffnung eines Standorts in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Darauf folgten Kooperationen mit einer Bank und einem Krypto-Anbieter in der Region. Nun gab der Krypto-Broker den Erhalt einer “grundsätzlichen Genehmigung” durch die Virtual Assets Regulatory Authority (VARA) in Dubai bekannt.

Von “ausschließlich B2B-Sparte”…

Mit dem Erhalt der Lizenz dürften sich auch die Pläne von Bitpanda – oder deren offizielle Kommunikation – geändert haben. Noch im Mai hieß es gegenüber brutkasten zum Dubai-Standort nämlich noch explizit: “Es geht hier jedoch ausschließlich um eine Präsenz unserer B2B-Sparte Bitpanda Technology Solutions. Wir wollen unsere Infrastruktur Banken und anderen Akteuren der Finanzwirtschaft aus der Region anbieten, da wir in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Nachfrage und Interesse aus der Region erfahren haben. Der Fokus von Bitpanda als Gruppe bleibt jedoch weiterhin auf Europa gerichtet.”

… zu “auch B2C-investoren”

In der heutigen Aussendung zur VARA-Genehmigung liest es sich nun ganz anders. “Nach Erhalt der Betriebslizenz wird Bitpanda sowohl B2B-Kunden als auch B2C-Investoren in den VAE eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen bereitstellen.” Man werde in den Vereinigten Arabischen Emiraten als “Bitpanda Broker MENA DMCC” operieren und “damit erstmals Märkte außerhalb Europas erschließen”.

Bitpanda-Gründer Demuth: Dubai als “strategische Ausgangsbasis für internationale Expansion”

In einem Statement spricht auch Bitpanda-Co-Founder und Co-CEO Eric Demuth die (B2C-)Expansionspläne deutlich an: “In Europa haben wir uns den Ruf als vertrauenswürdigste und am stärksten regulierte Plattform für digitale Vermögenswerte erarbeitet. Jetzt weiten wir dieses bewährte Modell weltweit aus, wobei Dubai und die VAE als strategische Ausgangsbasis für unsere internationale Expansion dienen. Die Möglichkeiten sind immens und wir sind in einer einzigartigen Position, um sie zu nutzen – sowohl als Europas führender Krypto-Broker als auch als Top-Infrastrukturanbieter im Bereich der digitalen Vermögenswerte.”

Betonung der Compliance für Bitpanda auch außerhalb Europas zentral

Auch in den Märkten außerhalb Europas will Bitpanda mit der Betonung der Einhaltung sämtlicher regulatorischer Vorgaben punkten. “Die Tatsache, dass VARA in weniger als acht Monaten eine grundsätzliche Genehmigung erteilt hat, spiegelt die Stärke des fortschrittlichen Regulierungsrahmens von VARA und das unerschütterliche Engagement von Bitpanda für Compliance und Innovation wider”, kommentiert Fabian Reinisch, General Counsel von Bitpanda. “Seit über einem Jahrzehnt zeigen wir, dass ein Compliance-First-Ansatz der einzige Weg zu nachhaltigem und verantwortungsvollem Wachstum in unserer Branche ist. Jetzt weiten wir diesen Ansatz auf Märkte außerhalb Europas aus”, so Reinisch.

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