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“Seit mittlerweile fast zehn Jahren ist es unser Anspruch, eine Community zu bilden, die sich mit den wesentlichen Fragen der Unternehmensführung unserer Zeit beschäftigt – insbesondere mit innovativen Strategien, die Antworten liefern auf die unternehmerischen Herausforderungen unserer Tage”. Mit diesen Worten eröffnete Werner H. Hofmann, Professor für Strategisches Management an der Wirtschaftsuniversität Wien, die Veranstaltung. Hofmann hat das Wiener Strategieforum mit Thomas Maidorfer gegründet, der als Geschäftsführer des Forums fungiert. Erstmals war dieses Jahr Brutkasten Media rund um Gründer und CEO Dejan Jovicevic als Mitveranstalter an Bord.
Trotz des hochsommerlichen Wetters fanden sich über 200 Entscheidungsträger:innen an der Wirtschaftsuniversität Wien. “Wir sind in einer Zeit der vielfältigen Umbrüche, der unglaublichen Herausforderungen, wir sind von der Polykrise in eine Permakrise eingetaucht. Und was man in Krisen braucht, ist Strategie”, sagte Christian Pochtler, Präsident der Industriellenvereinigung Wien, in seinen Eröffnungsworten und gab damit auch bereits die Richtung vor. Auf unterschiedlichen Panels behandelten hochkarätige Redner:innen große Themen, mit denen Unternehmen heute umgehen müssen.
“Digitale Transformation wird jetzt konkret”
Das ist etwa die digitale Transformation: Unter der Moderation von brutkasten-CEO Dejan Jovicevic diskutierten TTTech-CEO Georg Kopetz, Takkt-Group-CEO Maria Zesch und K-Businesscom-Vorstandsmitglied Jochen Borenich. “Digitale Transformation wird jetzt konkret”, sagte Borenich. Daneben seien aber auch noch weitere “D”s relevant: Dekarbonisierung, Derisking (Resilienz) – und auch Demografie. Zesch wies ebenfalls darauf hin, dass Unternehmen aktuell mit vielfältigen Problemfeldern konfrontiert seien: “Die Herausforderung ist, dass man tagtäglich eine neue Herausforderung hat, der man sich stellen kann”, sagte Zesch. Neben der digitalen Transformation seien dies auch Ressourcen-Knappheit, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit sowie das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen und Kund:innen. TTTech-CEO Kopetz verwies ebenfalls darauf, dass die Digitalisierung für weitere Zwecke genutzt werden muss: “Digitalisierung ist ein Tool in einer Toolbox. Wir müssen einen Schritt konkreter werden – und uns fragen: Was digitalisieren wir und warum?”.
“Europa 2030 – wie geht es wieder aufwärts?”
Unternehmen sind bis zu einem gewissen Grad immer auch von den Rahmenbedingungen abhängig – die beispielsweise die europäische Politik vorgibt. In welche Richtung die zuletzt krisengeschüttelte europäische Wirtschaft in diesem Jahrzehnt steuern wird, ist eine der weiteren großen Fragen, die am Strategieforum behandelt wurde. Unter der Moderation der stellvertretenden “Die Presse”-Chefredakteurin Hanna Kordik diskutierten der frühere Erste-Group-CEO und nunmehrige Aufsichtsratschef der Erste Stiftung, Andreas Treichl, der Vizepräsident des Europäischen Parlaments Othmar Karas und Porr-CEO Karl-Heinz Strauss zum Thema “Europa 2030”.
Treichl kontrastierte dabei Europas Situation im Jahr 1995 mit der aktuellen Lage – damals sei man in allen relevanten Industrien führend gewesen, bei den aktuellen Zukunftstechnologien hinke man dagegen überall hinterher. “Europa hat von 1945 bis 1995 einen unfassbaren Erfolg gehabt und von 1995 bis 2023 einen gigantischen Misserfolg”, sagt Treichl. Jetzt müsse man umsteuern, dass man bis 2050 wieder in die Spitzenposition zurückgelange. Dafür müsse sich in der europäischen Politik aber “dramatisch viel” ändern.
Auch Karl-Heinz-Strauss äußerte sich teilweise kritisch – etwa zum Bereich der Bankenregulierung: “Banken werden besachwaltet”. Dies habe entsprechende Folgen für die Wirtschaft. Diese sei in Österreich jedoch “viel robuster als es oft geschrieben wird”. EU-Parlamentarier Karas äußerte sich hinsichtlich der Zukunftsaussichten der europäischen Wirtschaft grundsätzlich positiv: “Wir haben alle Instrumente, es liegt nur an uns selbst, sie auch einzusetzen”. Wenn man das, was bereits beschlossen sei, auch tatsächlich umsetzen würde, würde das zu höherem Wirtschaftswachstum führen.
Von der Ebene der EU-Politik ging es dann ab in die Startup-Szene: PlanRadar-Co-CEO und Mitgründer Sander van de Rijdt ist dieses Jahr einer der Preisträger beim “EY Entrepreneur of the Year” gewesen. Am Strategieforum sprach er mit Gunther Reimoser, dem Country Managing Partner von EY Österreich, über die Entstehungsgeschichte von PlanRadar und die Herausforderungen bei der Digitalisierung von Baustellen. “Man braucht ein gutes Produkt, das auf den Markt passen muss, keine Frage – aber am Ende des Tages ist es auch Execution”, sagte van de Rijdt befragt zum Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Sehr wichtig sei auch das Knowhow über die jeweilige Branche.
“Entscheidend für Strategie ist immer die Umsetzung”
Von Anfang an hat sich das Wiener Strategieforum auch dem Austausch zwischen Politik und Wissenschaft verschrieben. Da war es nur folgerichtig, dass Strategieforum-Gründer Werner H. Hoffmann als nächsten Programmpunkt eigene Forschungsergebnisse zu wirksamer Strategiearbeit vorstellte.
Diskutiert wurden diese anschließend mit zwei kompetenten Stimmen aus der wirtschaftlichen Praxis: Umdasch-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Litzlbauer und Olivia Schauerhuber, die beim Verbund das Corporate Development leitet. “Entscheidend, ob die Strategie in der Praxis funktioniert oder nicht, ist unserer Erfahrung nach immer die Umsetzung”, sagte Litzlbauer. Damit diese gelinge, müsse man das Team möglichst breit involvieren.
Schauerhuber wies auch auf den aktuell häufig thematisierten Aspekt “Purpose” hin. Dieser sei beim Verbund mit seiner Orientierung in Richtung Energiewende offensichtlich. Bei anderen Unternehmen könne dies anders sein, was aber nicht per se ein Problem sei: “Was ich schlecht finde, ist, einen solchen Purpose über Reverse Engineering zu konstruieren. Da ist es wichtiger, eine Vision zu haben – einen Polarstern, auf den man hinarbeitet”.
Innovations-Experte Osterwalder erhält “Theory-to-Practice Strategy Award”
Am Wiener Strategieforum vergeben wurde der “Theory-to-Practice Strategy Award” – und zwar an den Schweizer Innovationsvordenker Alexander Osterwalder. Er ist nicht nur Mitgründer des Unternehmens Strategyzer, er ist auch der Erfinder des bekannten “Business Model Canvas”-Konzepts, das es Unternehmen ermöglicht, Geschäftsmodelle einzuordnen und zu beurteilen. Osterwalder hielt am Strategieforum eine Präsentation, in der er auf die Erfolgsfaktoren von Innovation hinwies. Die Essenz: CEOs müssen sich selbst dem Thema widmen – und zwar ernsthaft. Laut Osterwalder sollten sie 40 bis 60 Prozent ihrer Arbeitszeit für das Innovationsthema aufwenden.
Um innovativ zu sein, ist es manchmal notwendig, abseits klassischer Wege zu denken – und auch unkonventionelle Ansätze zu verfolgen. Inspiration dazu lieferte die “Out of the box”-Session, bei der Strategieforum-Geschäftsführer Thomas Maidorfer mit Joanna Zhou eine der erfolgreichsten YouTuberinnen Österreichs interviewte.
Zhou gab Einblicke in erfolgreiche Online-Strategien und die unternehmerischen Seiten ihrer Tätigkeit als Content Creatorin. Was den Einsatz von Social Media bei Unternehmen angeht, wies Zhou darauf hin, dass dieser authentisch, aber im Optimalfall durchaus auch einmal unkonventionell sein sollte. Wären Unternehmen dazu nicht bereit, sei es besser, überhaupt auf einen Social-Media-Auftritt zu verzichten, so Zhous möglicherweise etwas überraschende Empfehlung.
Abschließend wurde der Meinungs- und Gedankenaustausch unter den Teilnehmer:innen bei einem Flying Dinner und Cocktails fortgesetzt. “Ich hoffe, dass wir Sie nicht erst nächstes Jahr wieder sehen, sondern dazwischen auch auf unserer Plattform begrüßen können”, beschloss Werner Hofmann die Veranstaltung. “Nicht zuletzt durch die Unterstützung von brutkasten ist das Strategieforum mittlerweile eine ganzjährig bespielte Plattform mit viel spannendem Content”.