01.12.2022

Das Voting zum “Innovator of the Year” 2022 – Kategorie Startups

Mit dem "Innovator of the Year" zeichnen wir gemeinsam mit unserer Community die innovativsten Köpfe des Landes aus. Wähle in der Kategorie "Startups" bis 6. Jänner 2023 deine Favoritin oder deinen Favoriten.
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Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu. Trotz der wirtschaftlich herausfordernden Zeit haben österreichische Startups, Scaleups, Corporates und Hidden Champions aber auch in diesem Jahr wieder ihre Innovationen vorangetrieben. Sie liefern Lösungen für die Zukunft und leisten somit einen wichtigen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Als Leitmedium für Innovation starten wir daher bereits zum zweiten Mal den “Innovator “Innovator of the Year” und zeichnen gemeinsam mit unserer Community in insgesamt sechs Kategorien die innovativsten Köpfe des Landes aus. In diesem Jahr gibt es neben den Kategorien “Startups”, “Corporate Innovation”, ” und “Ökosystem-Player:innen” erstmalig auch die Kategorien “Scaleups”, “Hidden Champions” und “Sustainability”.

Den Anfang macht die Kategorie “Startups” mit insgesamt zehn Nominierungen. Die brutkasten-Redaktion ist täglich im Austausch mit den erfolgreichsten Gründer:innen & CEOs und hat in mehreren Jurysitzungen eine Shortlist mit jenen erstellt, die 2022 durch besonderes Engagement und Umsetzungskraft aufgefallen sind. “Die Nominierten haben uns mit ihren innovativen Ideen, Geschäftsmodellen und Produkten besonders überzeugt”, so brutkasten-Chefredakteur Dominik Meisinger.

Wähle bis 6. Jänner dein:e Favorit:in

Jetzt bist du am Drücker: Wähle bis 6. Jänner 2023 (23:30 Uhr) deine Favoritin oder deinen Favoriten zum “Innovator of the Year”! Jede:r User:in hat eine Stimme und es kann einmal pro Tag und Kategorie abgestimmt werden – es zahlt sich also aus, die eigene Community zu aktivieren! Der “Innovator of the Year” erhält ein brutkasten Medienvolumen in Höhe von 3.000 Euro. Die Gewinner:innen in allen Kategorien werden am 10. Jänner 2023 auf brutkasten.com verkündet.

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Barbara Sladek & Nikolaus Gasche | Biome Diagnostics

Biome Diagnostics: Barbara Sladek und Nikolaus Gasche
Das Gründerteam rund um Barbara Sladek & Nikolaus Gasche | (c) Biome Diagnostics

Das österreichische MedTech-Startup Biome Diagnostics rund um Barbara Sladek und Nikolaus Gasche analysiert das Darmmikrobiom mit dem Ziel, die Krebsbehandlung und -therapie zu verbessern. 2022 hat Biome Diagnostics “BiomeOne” auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um den weltweit ersten und einzigen stuhlbasierte Vorhersagetest für das Ansprechen auf eine Immuntherapie in der Krebsbehandlung. Eine einzige Stuhlprobe genügt, um eine gründliche DNA-Analyse durchführen und bestimmen zu können, wie der Patient/die Patientin auf die geplante Immuntherapie anspricht. Weitere Produkte sollen in den kommenden Monaten folgen, darunter eine deutlich verbesserte Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Zudem erreichte Biome Diagnostics den zweiten Platz im renommierten Startup-Wettbewerb auf dem Web Summit in Lissabon und gewann zudem die Publikumswahl.

Wernhard Berger & Lisa Krapinger-Rüther | breathe ilo

CEO & Co-Founder Wernhard Berger sowie Co-CEO Lisa Krapinger-Rüther | (c) breathe ilo

Das FemTech-Startup breathe ilo entwickelte einen Zyklustracker, mit dem Frauen ihren Zyklus per Atemluftanalyse tracken und ihren Fruchtbarkeits- und Gesundheitsstatus über die gleichnamige Tracking-App mitverfolgen können. breathe ilo ist damit das weltweit erste Unternehmen mit einer derartigen Technologie. breathe ilo Produkte eignen sich für Frauen mit Kinderwunsch und zur natürlichen Zykluskontrolle. Anfang November startete breathe ilo eine Kooperation mit dem Drogerie-Fachhändler BIPA: Der Zyklustracker ist neben dem Online-Shop des Startups nun auch in über 260 BIPA-Filialen österreichweit erhältlich. Das Team rund um die beiden Geschäftsführer Lisa-Krapinger-Rüther und Wernhard Berger investiert einen Großteil der Verkaufserlöse in die Forschung und Entwicklung einschlägiger Technologien. Mit der BIPA-Kooperation wird zur Aufklärung über Frauengesundheit, Fruchtbarkeit und den weiblichen Zyklus beigetragen.

Tamara Gerbert & Florian Lerchbammer-Kreith | Brightmind.AI

Co-Founderin & CTO Tamara Gerbert sowie Co-Founder & CEO Florian Lerchbammer-Kreith | (c) Brightmind.AI

Das auf Migräne-Patient:innen fokussierte NeuroTech-Startup Brightmind.AI aus Wien möchte mittels künstlicher Intelligenz verschiedene gesundheitliche Probleme ohne Medikation angehen. Dank der nicht-invasiven Gehirnstimulierung (NIBS) sollen zukünftig neurologische Probleme wie Migräne oder Demenz bekämpft werden. Das Ziel des jungen Gründer-Teams rund um Tamara Gerbert und Florian Lerchbammer-Kreith ist es, Migräneanfälle durch personalisierte NeuroTech-Lösungen um 50 Prozent zu reduzieren. Um ihre Arbeit im Bereich der Neurotechnologie voranzubringen, hat das MedTech-Startup im September dieses Jahres sowohl ein Pre-Seed-Investment vom Klosterneuburger Venture Fund IST, als auch ein aws-Investment gesichert. 

Rainer Planinc | Cogvis

CEO Rainer Planinc | (c) Cogvis

Das Healttech cogvis ist seit 2017 auf die Entwicklung von „Altersgerechten Assistenzsystemen“ (AAL) spezialisiert. Das Hauptprodukt fearless ist ein intelligenter Sturzsensor, der Anfang des Jahres 2018 (mit einem Konsortium an Investoren an Bord) zur Marktreife entwickelt wurde und für den es 2021 eine siebenstellige Series A gab. Michael Brandstötter und Martin Kampel sind die Gründer. CEO ist Rainer Planinc, der es geschafft hat, cogvis in jedem achten Pflegeheim in Österreich zu etablieren. Konkret fokussiert man mit seinem Sensor-System darauf, nicht nur Kosten, die durch Stürze entstehen (rein medizinische Kosten von 20.000 Euro pro Sturz) zu verringern, sondern auch Pflegekräften Zeit freizuschaufeln – Bewehrungsortung soll nächtliche Rundgänge überflüssig machen, damit u.a. die Nachtruhe der Patient:innen nicht gestört wird. Aktuell erweitert man das Portfolio und adressiert Reha-Zentren und Krankenhäuser sowie betreutes Wohnen. Und arbeitet neue Use-Cases wie Dekubitus (Wundliegen) aus. Großes Ziel ist es, als Plattform die Pflege bei all ihren Problemen (bis 2030 fehlen 100.000 Arbeitskräfte) breiter zu unterstützen.

Johannes Ferner | fiskaly

CEO Johannes Ferner | (c) fiskaly

Cloud-Lösungen rund um den Kassenbeleg – auf den ersten Blick können viele Menschen mit den Lösungen von Fiskaly wohl nicht so viel anfangen. Doch tatsächlich hat jeder fast täglich indirekt mit dem Thema zu tun. Genau das ist eine entscheidende Zutat für den Erfolg des Teams rund um CEO Johannes Ferner. In Österreich unterstützt die Lösung unter anderem bei der rechtskonformen Erfüllung der Registrierkassenpflicht. Bei der Einführung des deutschen Pendants “KassenSichV” hatte Fiskaly genau das richtige Timing und wurde im großen Nachbarland zum wichtigen Player für Handel und Co. Mittlerweile hat das Unternehmen mehr als 50 Mitarbeiter:innen. Und die lässt das Management rund um Ferner auch am finanziellen Erfolg teilhaben: Im Rahmen der Regelung zur Teuerungsprämie erhielten diese heuer insgesamt 100.000 Euro zusätzlich.

Wolfgang Lechner & Magdalena Hauser | ParityQC

CEO & Co-Founder Wolfgang Lechner sowie CEO & Co-Founderin Magdalena Hauser | (c) brutkasten

Das Tiroler Quantum-Computing-Unternehmen ParityQC wurde 2020 von Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner gegründet. Das Spin-off der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnte dieses Jahr einen, wie sie es nennen, “historischen Auftrag” an Land ziehen. Im Rahmen der internationalen Ausschreibung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gesamtwert von 208.5 Millionen Euro hat ParityQC überzeugt und wird zwei Ionenfallen-Quantencomputer für das DLR bauen. Hauser und Lechner bieten mit ihrem Team die Quantenarchitektur für die jeweiligen Quantencomputer an und wollen mit ihrer Arbeit den europäischen Standort stärken, der aktuell noch weit hinter China und den USA liege. 

Harald Nitschinger & Lisa Smith | Prewave

Prewave; Lieferketten
Managing Director & Co-Founder Harald Nitschinger sowie Co-Founderin & Managing Director Lisa Smith | (c) prewave

Die KI-Plattform von Prewave rund um Lisa Smith und Harald Nitschinger unterstützt Unternehmen dabei, Lieferkettenrisiken vorherzusagen. Zur Analyse werden Millionen von Online-Quellen in mehr als fünfzig Sprachen herangezogen, um Risiken, die sich auf Lieferketten auswirken könnten, zu finden, zu kategorisieren und direkt anzugehen. Die Plattform deckt eine breite Palette von Risiken bei Zulieferern ab, die beispielsweise Menschenrechte, Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Lieferkettengesetzen umfassen. Zu den Kund:innen zählen Big Player wie Audi, Porsche, BMW, Kärcher oder KTM. 2022 konnte Prewave für das weitere Wachstum eine Series-A-Finanzierung in Höhe von elf Millionen Euro abschließen und brachte sich somit für die internationale Skalierung der Lösung in Stellung.

Michael Stibi, Valerie Hengl, Aurelia Liechtenstein, Benedikt Hufnagl | Purency

Co-CEO & Co-Founder Michael Stibi, Co-CEO & Co-Founderin Valerie Hengl, CCO & Co-Founderin Aurelia Liechtenstein sowie CTO & Co-Founder Benedikt Hufnagl | (c) purency

Mit ihrer Software “Microplastics Finder” automatisieren die Gründer:innen Aurelia Liechtenstein, Benedikt Hufnagl, Michael Stibi und Valerie Hengl die Datenanalyse von Mikroplastikmessungen in Laboren. KI-Algorithmen helfen dabei nicht nur die Menge, sondern auch die Art des Plastiks zu bestimmen. Proben werden mit elektromagnetischer Strahlung im Infrarotbereich behandelt, um die enthaltenen Partikel zu bestimmen. Machine-Learning-Algorithmen von Purency können die großen Datenmengen, die dabei entstehen, automatisiert entschlüsseln. Zudem arbeitet das Startup mit einer standardisierten Dateninterpretation, damit sich die Messmethoden vergleichen lassen. 2022 gelang es dem Startup, einen marktreifen Vertrieb aufzubauen und den Verkauf von Lizenzen voranzutreiben.

Daniela Buchmayr | Sarcura

CEO & Co-Founderin Daniela Buchmayr | (c) Sarcura

Mit rund einem Viertel der Sterbefälle ist Krebs in Österreich die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschung dazu schreitet rapide voran und verschiedene Therapieansätze versprechen zukünftig viel größere Heilungschancen. Einer dieser Ansätze ist die Zelltherapie, die weltweit von zahlreichen Wissenschaftlerteams erforscht wird. All diese Teams haben ein gemeinsames Problem: Die Herstellung der Therapie ist sehr umständlich und dauert aktuell noch zu lange. Dieses Problem will Sarcura rund um Co-Gründerin und CEO Daniela Buchmayr mit seiner Zelltherapie-Herstellungs-Plattform lösen. Das Startup mit Sitz am Klosterneuburger ISTA (Institute of Science and Technology Austria) konnte dieses Jahr bereits in seiner Pre-Seed-Finanzierungsrunde sieben Millionen Euro aufstellen. 

Lisa Ittner | Vibe

CEO & Founderin Lisa Ittner | (c) Vibe

Vibe moves you ist Österreichs erster Elektroauto-Abo-Anbieter. Zu einem monatlichen Fixpreis können Kund:innen die neuesten E-Auto-Modelle aller gängigen Fahrzeugklassen und Marken abonnieren. Die Abo-Laufzeiten sind dabei flexibel und liegen zwischen sechs und 48 Monaten. Im Fixpreis sind nicht nur sämtliche Kosten wie die Anmeldung, Versicherung, Wartung, Winterreifen oder die Autobahnvignette enthalten, sondern auch das Schadenmanagement und die Koordination von Werkstatt-Terminen. Das im Jahr 2019 gegründete Unternehmen hat bislang mehr als 1.000 E-Auto-Abo-Verträge sowohl im B2B- und B2C-Bereich abgeschlossen. Vor wenigen Monaten gab das Gründer-Duo rund um Lisa Ittner und Paul Blaguss bekannt, dass nun zwei Automotive-Experten – Martin Rada und Chris Schrötter – die Geschäftsführung erweitern. Mit ihnen plant vibe nun die Expansion in den europäischen Markt.


Tipp der Redaktion

Hast schon in der Kategorie Scaleups dein:e Favorit:in gewählt? Sofern nicht, kannst dies noch bis zum 6. Jänner 2023 (23:30 Uhr) tun.

In den nächsten drei Wochen vor Weihnachten veröffentlichen wir die weiteren Kategorien, “Corporate Innovation”, “Ökosystem-Player:innen”, “Hidden Champions” und “Sustainability”. Auch in diesen Kategorien kannst du den “Innovator of the Year” mitbestimmen. Stay tuned!

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19.12.2024

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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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