16.12.2022

“Cybersecurity ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das nie aufhören wird”

Okay Güler ist Cybersecurity-Experte und Founder vom deutschen Startup Cloudyrion. Im brutkasten-Interview erklärt Güler, warum jedes Startup Cybersicherheit beachten muss und wie es das kostengünstig schafft.
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Okay Güler ist Cybersecurity-Experte und Founder von Cloudyrion. (c) Cloudyrion

Spätestens nach dem Start des Russland-Ukraine-Kriegs hat Europa erkannt, dass Konflikte im Jahr 2022 nicht mehr nur an der Kriegsfront, sondern auch im Cyberraum ausgetragen werden. Spricht man von Cyberwar, denken viele an verfeindete Länder, die gegenseitig kritische Infrastrukturen angreifen. “Dabei wird es nicht bleiben. Der Cyberkrieg wird sich vermehrt auf die schwächsten Mitglieder der Kette fokussieren”, sagt Okay Güler, Cybersecurity-Experte und Gründer von Cloudyrion. Davon seien insbesondere Startups betroffen, die sich zu wenig mit IT-Sicherheit beschäftigen.

Für viele Unternehmen – auch für Startups – ist es dennoch schwierig, ihre potenziellen Schwachstellen im Cyberraum zu erkennen. ”Wenn die grundlegenden Security-Hausaufgaben nicht von Anfang an gemacht werden, bedeutet es deutlich mehr Aufwand, diese nachzuholen. Häufig erfährt man erst im Nachhinein, dass es eine Bedrohung oder einen Verstoß gab, dann ist es meistens zu spät”, erklärt der Experte weiter. Im Rahmen des brutkasten-Interviews gibt Güler Tipps für Startups, die ihr Wissen zum Thema Cybersecurity erweitern möchten.

Cybersecurity als Mindset-Thema

Viele Menschen sind der Meinung, dass das Thema Cybersecurity streng mit der Technologie verknüpft ist. “Das ist nicht ganz richtig”, erklärt der Experte und definiert den Begriff IT-Sicherheit wie folgt: ”Cybersecurity fängt viel früher an und ist eine Mentalitätssache, die auf menschlicher Ebene ansetzt. Es geht um die Menschen, die mit der Technologie arbeiten”. Ziel sei es, das Mindset der Menschen zu ändern und verstärkt Awareness dafür zu schaffen, intrinsisch das Richtige zu tun und präventiv zu arbeiten.

Warum ist das Thema Cybersecurity für Startups wichtig?
Güler
: Genauso wie Großkonzerne bieten Startups mit ihren IT-Lösungen Angriffsflächen an. Bei Jungunternehmen besteht die Herausforderung darin, dass man eventuell das Know-how nicht im Team hat, da man auf andere Bereiche fokussiert ist oder nicht aus der IT-Branche kommt. Schützt man diese Angriffsflächen nicht, kann das zum Innovationskiller werden.

Welche Einstellung haben Startups gegenüber Cybersecurity?
Cybersicherheit ist etwas, das man nicht anfassen kann und das nicht direkt zu mehr Umsatz führt. Sie wird als potenzielle Hürde wahrgenommen. Jungunternehmen möchten fürs Erste ihre Produkte auf den Markt bringen, Kund:innen gewinnen und Cybersecurity später integrieren.

Wann und wie sollen Startups beginnen, sich mit dem Thema Cybersecurity zu beschäftigen?
In der Regel so früh wie möglich bzw. bevor man ein Produkt launcht. Zuerst sollte man mit einer Security-affinen Person die Risiken und Schwachstellen des Produkts identifizieren. Danach folgen Fragen wie: Muss ich meine Daten verschlüsseln? Brauche ich Security-Kontrollen, zum Beispiel einen Malware-Scanner? Welche sind wichtig? Diese Evaluierungen dauern in der Regel eine halbe Stunde. Dadurch weiß ich, was ich vor dem Markteinstieg benötige, damit ich nicht kompromittiert werde und meine Daten verliere.

Welche Tipps kannst du Startups geben, die ein geringes Budget für IT-Sicherheit haben?

  • Awareness durch Training: Es gibt kostenlose Lernportale, über die man Mitarbeiter:innen, die sie sich in diesem Bereich weiterbilden möchten, informieren kann. Investiert man wöchentlich eine Stunde in diesen Bereich, wird sich eine gewisse Sicherheits-Awareness im Team bilden.
  • Technische Maßnahmen: Software-Startups sollen Kontrollen durchführen, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren.
  • GDPR: Falls man sehr viel mit Kund:innen-Daten arbeitet, sollte man sich zum Thema Data Privacy beraten lassen. Das ist ein juristisches Thema, das aber viele Verknüpfungen mit der Technologie hat. Startups sollten sich mehr mit GDPR-Regeln auseinandersetzen und versuchen, so gut es geht diese zu implementieren. Falls sie dennoch Unterstützung brauchen, können sich Startups an europäische Kompetenzzentren für Cybersicherheit wenden.
  • Consulting: Der Einsatz von externen Berater:innen ist hilfreich, aber sehr kostenintensiv. Die Frage ist, ob das Startup ein Budget dafür hat. Wenn ja, würde ich empfehlen, zumindest einen Penetration-Test oder eine Ethical-Hacking-Maßnahme durchzuführen.

Was ist das Schlimmste, das passieren kann, wenn Unternehmen keine starken Cybersecurity-Maßnahmen gesetzt haben?
Üblicherweise hängt es davon ab, welches Produkt man entwickelt. Bei manchen Fällen geht es darum, die Intellectual Property zu schützen. Da besteht die Gefahr, dass man genau das verliert. Die Angreifer können eine Umgebung kompromittieren, sind aber nicht sichtbar. Sie löschen oder klauen keine Daten, sondern beobachten das Verhalten, die Funktionen und adaptieren die exakte Kopie auf einem anderen Mark. Das ist ein großer Innovations-Killer. Auch das Thema Datendiebstahl von Kund:innen ist ein großes Problem. Der Vertrauensverlust, der dadurch entsteht, ist nicht in Zahlen zu fassen. Darüber hinaus kommen rechtliche Themen, dass man teilweise zehn Prozent des Gesamtumsatzes an Strafen bezahlen muss, falls es seitens der Kund:innen zu einer Klage kommt. Hierfür gibt es Versicherungen. Man kann sich gegen Cybersecurity-Angriffe versichern lassen. Diese sind aber mittlerweile nicht mehr so kostengünstig, wie sie ursprünglich waren. Und da stellt sich die Frage: Lohnt sich das für ein Startup, eine solche Versicherung abzuschließen? Für den Fall, dass meine Daten gestohlen werden? Könnte ich als Startup verhindern, dass ich durch die Versicherungssumme nicht komplett bankrottgehe?

Auf welche Bedrohungen sollten sich Unternehmen im nächsten Jahr vorbereiten?
Die Marktlage wird sich im Vergleich zum Jahr 2022 nicht viel ändern. Die aktuellen Threats werden uns auch im Jahr 2023 beschäftigen. Meistens sind es hochgebildete Angreifer, die für kriminelle Zwecke arbeiten. Wenn man sich die Zahlen ansieht, kann mit einem Ransomware-Geschäftsmodell mehr Geld gemacht werden. Aktuell rekrutieren unterschiedliche Player Team-Mitglieder für kriminelle Verzweigungen. Dadurch bilden sich Angreifer-Gruppen. Das ist ein vorhandenes Problem und wird sich auch im Jahr 2023 nicht lösen.

Es fällt deutlich auf, dass wie in vielen anderen MINT-Berufen, wenige Frauen in der Cybersecurity-Branche tätig sind. Woran liegt das und wie bekommt man mehr Frauen in diese Branche?

In vielen europäischen Ländern hat man in diesen Berufsfeldern mit Stereotypen gearbeitet. Der ITler ist ein Nerd, der nur vor dem Computer sitzt, seine Brille auf hat und keine Sozialkontakte kennt. Das hat sehr viele Frauen verschreckt. Man beobachtet das primär im europäischen Raum. Wenn man sich andere Länder im russischsprachigen, chinesischen oder iranischen Raum anschaut, hat man diese Problematik nicht im gleichen Umfang, wie es in europäischen Ländern der Fall ist.

Das hat seinen Anfang auch in der Schule, wo junge Mädchen von diesen Berufsfeldern ferngehalten werden. Das ist sehr schade, weil man dadurch das Potential nicht vernünftig nutzt. Das wieder zu korrigieren geht dadurch, indem man zum Beispiel Kampagnen startet. Man sollte auch Quereinsteiger:innen in dieser Branche unterstützen. Natürlich ist der Weg ein bisschen komplizierter und dauert länger. Man muss auch mehr Geduld haben, aber das wird sich rentieren. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als diesen Weg zu gehen.

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Foto: Adobe Stock / AboutLife

Jedes Jahr veranstaltet der Science Park Graz die Start-up Idea Competition, um Innovator:innen aus diversen Branchen und allen Altersgruppen zusammenzubringen. Auch 2025 können Gründer:innen und alle, die es werden wollen, ihre Ideen und Lösungen für verschiedenste Bereiche entwickeln, ihre Träume verwirklichen und dabei auch ein ordentliches Preisgeld gewinnen.

Ziel ist es, Gründer:innen und angehende Entrepreneure schon in einer frühen Phase zu unterstützen und ihnen den Weg zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell zu ebnen. Die Einreichphase zur diesjährigen Start-up Idea Competition geht noch bis zum 28. Februar 2025.

Neue Chancen für visionäre Geschäftsideen

Insgesamt vergibt der Science Park Graz 12.000 Euro an Preisgeldern für die innovativsten Gründungsideen. Aus jeder der fünf Kategorien wird eine Sieger-Idee gekürt, die mit einem Preisgeld von 2.000 Euro ausgezeichnet wird.

Außerdem wird es dieses Jahr eine Spezialkategorie namens “Climate Positive Solutions” geben: Jede eingereichte Idee hat damit zusätzlich die Chance auf weitere 2.000 Euro, wenn sie einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Nach Abschluss der Bewerbungsphase werden aus jeder Kategorie die besten Ideen ausgewählt und anschließend im April 2025 nach Graz eingeladen, um ihr Konzept in einem drei-minütigen Pitch vor einer Jury zu präsentieren. Noch am selben Abend werden die Gewinner:innen im Rahmen einer Zeremonie bekannt gegeben. Auch alle Teilnehmer:innen sind zur feierlichen Veranstaltung und begleitendem Networking eingeladen.

Wer kann teilnehmen?

Sowohl Einzelpersonen, Teams oder junge Start-ups aus allen Branchen sind eingeladen, ihre Geschäftsidee bei der Idea Competition einzureichen. Sei es eine bahnbrechende Technologie, ein nachhaltiges Konzept, ein neues Produkt oder eine innovative Dienstleistung: Wichtig ist, dass die Idee noch in der Vorgründungs- oder der frühen Gründungsphase steckt.

Willkommen sind innovative Ideen aus allen Bereichen – nicht nur technische Lösungen. Die Jury achtet auf unternehmerische Kreativität und Innovation ohne Grenzen. “Wir werten den Grad an Innovation, Anwendbarkeit, Marktpotential und natürlich Originalität”, sagt Martin Mössler, Managing Director des Science Park Graz und Mitglied der Jury, zum Bewertungskatalog.

Geschäftsideen können in den folgenden fünf Kategorien eingereicht werden:

  • Energy & Environment
  • Mobitlity
  • Health & Life Science
  • Digital Economy & ICT
  • Space

Alle Teilnehmer:innen können auch mehr als eine Idee einreichen – allerdings in unterschiedlichen Kategorien.

Strenger Schutz des geistigen Eigentums

Der Science Park Graz legt indes großen Wert auf den Schutz des geistigen Eigentums. Insofern wird jede eingereichte Idee durch eine Geheimhaltungsvereinbarung – ein sogenanntes “Non Disclosure Agreement” (NDA) – geschützt. Dieser unterliegt die Jury genauso wie alle Mitarbeiter:innen des Science Park Graz.

Dahingehend versichert der Science Park Graz, lediglich die von den Teilnehmer:innen genehmigten Informationen über ihre Idee zu veröffentlichen. Sämtliche Details, die im Rahmen der Bewerbung übermittelt werden, dienen ausschließlich der Bewertung. Vorab findet eine strenge Abstimmung statt, in der die zu veröffentlichen Informationen klar definiert werden. Auch die Rechte an der eingereichten Idee gehen durch die Teilnahme nicht verloren.

Bewerbung und Ablauf im Detail

  • Einreichphase: Bis zum 28. Februar 2025 kannst du dich über das Online-Formular auf der Website des Science Park Graz anmelden. Neben einer kurzen Beschreibung deiner Geschäftsidee solltest du auch die wichtigsten Eckdaten (z. B. Teamstruktur, Marktpotenzial, Innovationsgrad) angeben.
  • Auswahl: Anschließend prüft eine Jury aus Expert:innen, Investor:innen und Branchenkenner:innen alle Einreichungen.
  • Pitch-Event: Die besten Ideen werden von der Jury ausgewählt und zu einem Pitch-Event im April 2025 nach Graz eingeladen. Dort hast du die Chance, dein Konzept bei einem Pitch-Event vor einem hochkarätigen Publikum zu präsentieren. Danach erfolgt die finale Bewertung durch die Jury.
  • Prämierung: Im Anschluss wird pro Kategorie eine Sieger-Idee im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung gekürt.

Darum lohnt sich die Teilnahme

Die Start-up Idea Competition des Science Park Graz bietet nicht nur die Chance, Preisgelder und Sachpreise zu gewinnen, sondern vor allem ein Sprungbrett in die Start-up-Welt. Durch den Austausch in einem professionellen Gründernetzwerk können Founder und alle, die es werden wollen, wertvolle Connections knüpfen und Know-How sammeln.

Der Science Park Graz zählt zu den führenden Hightech-Inkubatoren Österreichs und unterstützt seit Jahren Start-ups und Gründer:innen auf ihrem Weg in den Markt. Mit seinem breit gefächerten Expertennetzwerk, intensiven Mentorings und hochwertigen Infrastruktur-Angeboten schafft er ein innovatives Umfeld für alle, die ihre Ideen in die Realität umsetzen wollen.

Noch bis zum 28. Februar 2025 bewerben!

Das Bewerbungsportal zur diesjährigen Start-up Idea Competition ist noch bis zum 28. Februar 2025 offen. Weitere Informationen zum Ablauf, zur Jury und zu den Teilnahmevoraussetzungen gibt es auf der Website des Science Park Graz.

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