04.03.2022

Crypto Weekly #47: Kursgewinne trotz Ukraine-Kriegs – Bitcoin über 40.000 Dollar

Entkoppeln sich die Kryptokurse wieder vom US-Aktienmarkt? Und wie plausibel ist es, dass eine steigende Nachfrage aus Russland die Preise antreibt? Außerdem: Krypto-Spenden an die Ukraine belaufen sich mittlerweile auf über 55 Mio. Dollar. Und wie dezentral ist MetaMask wirklich?
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Bitcoin
Foto: xresch/Pixaybay

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir dabei mit einem Blick auf…


…die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 41.700 US-Dollar (+7 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 2.700 Dollar (-3 %)
  • Binance Coin (BNB): 400 Dollar (+9 %)
  • Cardano (ADA): 0,88 Dollar (+3 %)
  • Solana (SOL): 93 Dollar (+3 %)
  • Polkadot (DOT): 17 Dollar (+8 %)
  • Terra (LUNA): 90 Dollar (+36 %)

Bitcoin-Wochenhoch bei über 45.000 Dollar

Die Fakten: Auch diese Woche noch einmal vorweg: Von allen Auswirkungen, die der Krieg in der Ukraine hat, sind jene auf die Finanzmärkte wohl die unwichtigsten. Das bestimmende Thema am Kryptomarkt sind die Geschehnisse rund um den Konflikt aber dennoch. Entspannung ist im Krieg in der Ukraine keine in Sicht. Mit den Krypto-Kursen ging es diese Woche aber dennoch nach oben.

Schon in der Vorwoche war der Abverkauf am Donnerstag – dem Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine – nicht von Dauer gewesen. Bitcoin etwa hatte bereits am Freitag seine Kursverluste wieder aufgeholt. Dann bewegte sich der Kurs zunächst seitwärts – bevor er am Montagabend stark von rund 38.000 Dollar auf über 43.000 Dollar anzog. Am Mittwoch überschritt er sogar die 45.000-Dollar-Marke und erreichten den höchsten Stand seit Anfang Februar. Danach kam es wieder zu einer leichten Konsolidierung. Der Kurs hielt sich am Freitagnachmittag jedoch klar über der 40.000-Dollar-Schwelle.

Der Kontext: Besonders interessant war in dieser Woche der Dienstag: Der Bitcoin-Kurs legte deutlich zu – während es am US-Aktienmarkt gleichzeitig stark abwärts ging. Der wichtigste Tech-Index Nasdaq-100 etwa gab um 1,6 Prozent nach. Warum ist das bedeutsam? Das Marktgeschehen war in den vergangenen Wochen vor allem von einer Thematik geprägt – der starken Korrelation zwischen Krypto- und US-Aktienmarkt. 

Kaum eine Woche verging, in dem nicht auch hier im Crypto Weekly darauf hingewiesen wurde: Im schwierigen Marktumfeld wurden “Risk Assets” immer wieder abverkauft – und neben Tech-Aktien betraf dies so gut wie immer auch den Kryptomarkt inklusive Bitcoin. Gefragt waren dann “sichere Häfen” wie Gold. Das Muster zeigte sich auch wieder unmittelbar nach Beginn des Kriegs in der Ukraine, als Gold stieg und Bitcoin fiel. Sogar Mainstream-Medien wurden darauf aufmerksam, dass das “digitale Gold”-Narrativ für Bitcoin (noch?) nicht der Realität entspricht. 

Entkoppeln sich Krypto- und US-Aktienmarkt?

Und genau deshalb war der Dienstag so interessant: Plötzlich verzeichnete der US-Aktienmarkt starke Verluste – und der Kryptomarkt stieg dennoch. Nach Angaben der US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg ist die Korrelation zwischen Bitcoin und dem breiten US-Aktienindex S&P-500 übrigens zuletzt spürbar gesunken – und zwar von 0,7 auf 0,55. Ein Wert von 1 würde bedeuten, dass beide Assets sich in perfektem Gleichklang bewegen, während ein Wert von 0 signalisieren würde, dass die Kursbewegungen der beiden Assets völlig unabhängig voneinander sind. Die Korrelation ist also weiterhin recht hoch, aber nicht mehr ganz so stark wie sie es kürzlich noch war.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wird sich der Trend vom Dienstag fortsetzen? Sehen die Anleger Bitcoin plötzlich nun doch als “Safe Haven”-Asset? Hier muss man ganz klar sagen: Diese Schlussfolgerung wäre zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht. Klar, geopolitische Ereignisse in der Dimension des Ukraine-Kriegs haben natürlich das Potenzial, Narrative am Finanzmarkt über den Haufen zu werfen. Aber dazu müsste sich diese Tendenz erst festigen und bestätigen. Ein oder zwei Handelstage sind dafür zu wenig. Zumal es diese Muster auch in der Vergangenheit an einzelnen Tagen zu beobachten gab.

Adam Phillips, Portfolio-Stratege bei EP Wealth Advisors, sagte gegenüber dem Bloomberg, dass er weiterhin zur Vorsicht rate und bemühte einen etwas unkonventionellen Vergleich: “Wir dürfen nicht vergessen, dass es Bitcoin noch nicht so lange gibt und wir betrachten es als eine Art Teenager in einer Welt voll reifer Assets. Teenager verhalten sich manchmal etwas erratisch und man kann ihr Verhalten dann nicht wirklich verstehen. Das ist einer diese Tage”.

Treibt zusätzliche Nachfrage aus Russland die Kryptokurse?

Nicht alle sehen es jedoch so wie Phillips: Immer wieder wurde zuletzt auch darauf verwiesen, dass vor allem die verhängten Sanktionen gegen Russland zu einer verstärkten Nachfrage nach Bitcoin führen würden. Eben weil es dadurch vielen nicht mehr möglich sein wird, das traditionelle Finanzsystem zu nutzen. Das Bitcoin-Handelsvolumen in Rubel ist in der Vorwoche auch tatsächlich gestiegen

Ob dies bisher jedoch in einer relevanten Größenordnung geschehen ist, kann ebenfalls angezweifelt werden – zu den Skeptikern zählen hier etwa die Analysten der US-Großbank Citi: “Die russischen Volumen waren bisher relativ niedrig, was darauf hindeutet, dass die Preisbewegungen stärker darauf zurückgehen, dass sich Investoren für einen erwarteten Nachfrageanstieg aus Russland positionieren und weniger auf die tatsächliche Nachfrage aus Russland”, heißt es in einer aktuellen Einschätzung.

Anderes formuliert: Leute kaufen demnach, weil sie den Einstieg russischer Investoren – und den damit verbundenen erwarteten Kursanstieg – vorwegnehmen wollen. Damit pushen sie den Preis – und (noch?) nicht die tatsächliche Nachfrage aus Russland. Ungewöhnlich wäre ein solches Muster jedenfalls nicht. Am Kryptomarkt kennt man dies vor allem in Zusammenhang mit dem Einstieg institutioneller Investoren, den ebenfalls viele vorwegnehmen wollten. Sowohl im Bullenmarkt von 2017 als auch 2021 war dies eines der dominierenden Narrative.

Auch andere Daten deuten darauf hin: Zahlen des Datenanalyse-Unternehmen Chainalysis zufolge sind Krypto-Aktivitäten in Rubel zuletzt sogar wieder gesunken: Demnach lagen sie am gestrigen Donnerstag mit rund 34 Mio. Dollar nur mehr halb so hoch wie am Donnerstag der Vorwoche. Gleichzeitig gilt aber: Sowohl die Citi-Einschätzung als auch die Chainalysis-Zahlen beziehen sich auf die jüngste Vergangenheit. Wie sich die Sanktionen mittel- und langfristig auf die Krypto-Adaption in Russland auswirken werden, ist natürlich noch offen.

Neuer regulatorischer Druck in der EU und den USA

Einen anderen Aspekt darf man aber nicht außer Acht lassen: Sollten Kryptowährungen tatsächlich in größerem Umfang eingesetzt werden, um Sanktionen zu umgehen – oder auch nur dieser Eindruck in der Öffentlichkeit entstehen – ist wiederum mit stärkerem Druck von regulatorischer Seite zu rechnen. 

Genau das zeichnet sich, wie berichtet, auch bereits ab: Sowohl in der EU als auch in den USA gibt es entsprechende Überlegungen. In Europa hat der französische Finanzminister Bruno Le Maire Maßnahmen angekündigt, mit denen verhindert werden soll, dass Kryptowährungen zur Umgehung von Sanktionen genützt werden können. In den USA wiederum hat das Justizministerium eine Task Force zu dem Thema eingesetzt. Wie solche Maßnahmen in der Praxis aussehen könnte, ist derzeit noch völlig offen – und ebenso, ob sie überhaupt den postulierten Zweck erfüllen können.

User aus Venezuela von Wallets ausgesperrt – wie dezentral ist MetaMask wirklich?

Einen kleinen Vorgeschmack wie so etwas – zumindest bei Ethereum – aussehen könnte, gab es diese Woche für venezolanische User der populären Wallet MetaMask. Diese hatten plötzlich keinen Zugriff mehre auf ihre Wallets. Hintergrund: MetaMask nutzt den Dienst Infura für Zugriff auf die Ethereum-Blockchain. Und Infura setzte nun Sanktionen um. 

Venezolanische User dürften davon allerdings nur versehentlich betroffen gewesen sein. Man habe manche Konfigurationen, die aufgrund neuer Sanktionen notwendig geworden waren, unabsichtlich zu breit vorgenommen, hieß es in einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme. Das Problem sei mittlerweile gelöst.

Wie Decrypt berichtete, habe Infura eigentlich User aus den von russischen Separatisten kontrollierten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk sperren wollen. Neben diesen beiden Gebieten seien auch der Iran, Nordkorea, Kuba, Syrien und die Krim betroffen, zitierte das Magazin einen Sprecher von ConsenSys, dem Unternehmen, das sowohl hinter MetaMask als auch hinter Infura steht.

Der Kontext: Die Angelegenheit sorgte auf Social Media für erhitzte Gemüter – wirft sie doch wieder einmal Fragen auf, wie dezentralisiert manche Krypto-Anwendungen tatsächlich sind. Wenn MetaMask und Infura dafür offen seien, Länder über ihre IP-Adressen zu blockieren, sei es nur “eine Frage der Zeit, bis sich von den Behörden dazu gezwungen werden, die IP-Adressen von Einzelpersonen zu zensieren”, schrieb etwa Larry Cermak, Director of Research bei The Block, auf Twitter. “Wir brauchen sofort Alternativen”. Er hoffe, dass Alchemy – ein Infura-Konkurrent – und andere Anbieten nicht so vorgehen würden. 

Tatsächlich ist es jedoch nicht neu, dass Infura vorgegebenen Sanktionsrichtlinien folgt. Die Episode hat allerdings wieder einmal gezeigt: Blockchains mögen ja “permissionless” sein – aber das heißt nicht, dass es auch die Anwendungen sind, mit denen User auf die Chains zugreifen. In der Praxis kommt das dann für viele User einem Aussperren von der Blockchain gleich. Diese Lektion lässt sich wohl auch auf andere Fälle übertragen: Behörden können den Zugriff auf Blockchains nicht verhindern. Aber sie können ihn sehr, sehr mühsam machen.

Über 55 Mio. Dollar Krypto-Spenden an die Ukraine, Airdrop soll aber durch NFTs ersetzt werden

Kommen wir abschließend noch einmal zur Ukraine. Wie mehrfach berichtet, nimmt der Staat Spenden in Form von Kryptowährungen entgegen – unter anderem in Bitcoin, Ether, Tether und Polkadot. Den neuesten verfügbaren Zahlen von Elliptic zufolge sind so mittlerweile über 56 Mio. US-Dollar eingenommen worden. 5 davon kamen übrigens von Gavin Wood, dem Mitgründer von Ethereum und Polkadot.

Ein ursprünglich ebenfalls angekündigter Airdrop wurde dagegen wieder abgesagt. Stattdessen wolle man demnächst NFTs anbieten, mit denen man das ukrainische Militär unterstützen könne, schrieb der für Digitalisierung zuständige stellvertretende Ministerpräsident Mykhailo Fedorov am Donnerstag auf Twitter. Details zum Airdrop – etwa welche Token dabei ausgegeben worden wären – waren ohnehin noch keine bekannt gewesen.

Weitere News diese Woche:

  • das österreichische Krypto-Startup Coinpanion wird einer der Sponsoren des Fußballvereins Sturm Graz. Zum Artikel geht’s hier.
  • Mit 1. März hat sich in Österreich die Versteuerung von Krypto-Assets geändert. Alle Details zu der umfassenden Reform gibt’s hier.
  • Einer On-Chain-Auswertung des Datenanalyseunternehmens Glassnode zufolge hat ein Großteil jener Personen, die Bitcoin im vergangenen November am Rekordhoch gekauft hatten, mittlerweile wieder mit Verlust verkauft. Zum Artikel geht’s hier.

Hier geht’s zu allen Folgen des brutkasten Crypto Weekly


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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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