28.01.2022

Crypto Weekly #42: Warum die Lage jetzt anders ist als im Krypto-Winter 2018

Und die Situation ist auch anders als bei der Korrektur im vergangenen Mai. Außerdem diese Woche: Facebook gibt das Diem-Projekt auf. Und zwei große US-Finanzierungsrunden im dreistelligen Millionenbereich.
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Bitcoin Crypto
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir auch die 42. Ausgabe mit einem Blick auf…

..die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC36.300 Dollar-5%
EthereumETH2.400 Dollar-14%
Binance CoinBNB380 Dollar-9 %
SolanaSOL88 Dollar-26%
CardanoADA1 Dollar-14 %
XRPXRP0,60 Dollar-12 %
PolkadotDOT17 Dollar-20 %
DogecoinDOGE0,14 Dollar-8 %
TerraLUNA48 Dollar-35 %
UniswapUNI10 Dollar-30 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand von Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

Viel wurde bereits geschrieben über den Kurseinbruch am Kryptomarkt. Kurz zu den Fakten: Der Bitcoin-Kurs fiel am vergangenen Freitag von 41.000 auf unter 36.000 Dollar. Am Wochenende ging es weiter abwärts, der Tiefpunkt war dann Anfang dieser Woche mit etwas über 33.000 Dollar erreicht – der niedrigste Stand seit Juli. Danach stabilisierte sich der Kurs zumindest vorerst wieder. Die anderen großen Coins gaben teilweise noch deutlich stärker nach. Ether (Ethereum) fiel bis auf 2.100 Dollar. ADA (Cardano) steht aktuell bei rund einem Dollar, Solana bei weit unter 100 Dollar. ADA war im September noch bei über 3 Dollar, Solana im November bei knapp 260 Dollar gehandelt worden.

Der starke Kurseinbruch kam keineswegs aus dem Nichts – tatsächlich befindet sich der Markt ja bereits seit Ende November in einer Abwärtsbewegung. Besonders starke Abverkäufe gab es etwa Anfang Dezember oder zuletzt auch Anfang Jänner. Seit Wochen ist der Markt angeschlagen. In einem solchen Umfeld muss man jederzeit mit weiteren starken Kursrückgängen rechnen.

Investiert man in Krypto-Assets muss einem ohnehin bewusst sein, dass die hohe Volatilität in dieser Assetklasse dazugehört. Risiko und Rendite sind zwei Seiten derselben Medaille – und besonders hohe Renditen gehen im Regelfall auch mit hohem Risiko einher. Anfang des Vorjahres sind viele neu an Kryptomarkt gekommen. Diese Neulinge haben den Kryptowinter von 2018 natürlich nicht mitgemacht und sind teilweise auch mit der naiven Haltung an die Sache herangegangen, dass die Kurse immer nur steigen.

Im Mai des Vorjahres drehte die Stimmung deutlich. Der Abverkauf war vom Ausmaß her vergleichbar mit dem, was wir jetzt in den vergangenen Wochen ebenfalls gesehen haben. Insofern gilt auch hier: Selbst jene, die noch nicht so lang am Markt aktiv sind, sollten nicht überrascht sein.

Situation anders als im Mai…

Allerdings: Der nunmehrige Abverkauf unterscheidet sich durchaus von dem im Mai. Die Gründe damals waren hauptsächlich krypto-spezifisch: Der Markt war ohnehin schon heiß gelaufen – und dann sorgten auch noch Elon Musks Tweets und Chinas Vorgehen gegen Bitcoin-Miner für zusätzliche Unsicherheit. Das unterscheidet sich völlig von der derzeitigen Lage: Denn der jetzige Abverkauf hat eben keine krypto-spezifischen Gründe. Ganz im Gegenteil: Hier im Crypto Weekly wird seit Wochen auf den Gleichgang zwischen den internationalen Aktienmärkten und den Kryptokursen hingewiesen. 

Hatte zunächst das Aufkommen der Omikron-Variante für Unsicherheit gesorgt, war es zuletzt die US-Notenbank Federal Reserve, die in Reaktion auf die hohen Inflationsraten die Zinsen rascher anheben will als erwartet. Das bedeutet: Auch mit weniger riskanten Assets – wie Anleihen – kann man wieder bessere Renditen erreichen. Dies drückt nun die Kurse am Aktienmarkt – insbesondere bei Tech-Titel – und noch mehr bei Krypto-Assets.

Die Folge: Da die Gründe auf der Makro-Ebene liegen, müssen sie auch dort gelöst werden. Heißt: Viele hoffen, dass sich bei der nächsten Zinssitzung im März herausstellt, dass die Fed ihre Geldpolitik doch nicht so stark straffen wird wie derzeit angenommen. Gut möglich ist aber auch, dass sich am Markt die Erkenntnis durchsetzt, dass die Zinserhöhungen gar nicht so schlimm sind wie befürchtet. Anders als die ökonomische Theorie vermuten lässt, müssen Zinserhöhungen nicht notwendigerweise dauerhaft die Aktienkurse belasten. Zwischen 2015 und 2018 erhöhte die Fed beispielsweise neun Mal den Leitzins – ohne den Bullenmarkt am US-Aktienmarkt abzuwürgen.

…und auch anders als im Kryptowinter 2018

Eine andere historische Analogie wurde aber in den vergangenen Tagen immer wieder bemüht: Jene vom “Crypto Winter” 2018. Die Älteren werden sich erinnern, wir hatten 2017 eine größere Spekulationsblase am Kryptomarkt. Bitcoin stieg damals von rund 2.000 Dollar im Sommer auf fast 20.000 Dollar im Dezember. Damals drang das Thema Kryptowährungen erstmals in die breite Masse vor – und sehr viele Ahnungslose investierten in wertlose Coins oder in Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen langfristig häufig ebenfalls nicht viel heraus schaute.

2018 platzte die Blase und es wurde ein schwieriges Jahr. Es ging am Markt monatelang kontinuierlich abwärts. Und als Ende des Jahres die meisten mental kapituliert hatten und sich damit abgefunden hatten, auf deutlichen Verlusten zu sitzen… ging es erst so richtig abwärts. Bitcoin war bis November auf 6.000 Dollar gefallen. Und dann halbierte sich der Kurs bis Dezember noch einmal – bis auf etwas 3.000 Dollar. Die Euphorie war totaler Ernüchterung gewichen – nicht nur, was die Preise angeht, sondern vor allem auch, was das wahrgenommene Potenzial von Blockchain-Anwendungen anging.

Heute ist das gesamte Ökosystem viel weiter. Die institutionelle Adaption von Bitcoin oder anderen Krypto-Anwendungen ist auf einem völlig anderen Niveau – und schreitet weiter voran. In der ICO-Bubble 2017 hatten die meisten Projekte nicht viel mehr als ein Whitepaper vorzuweisen. Heute haben wir zahlreiche Blockchains, auf denen dezentrale Anwendungen laufen und die auch tatsächlich real genutzt werden. 

Klar, wir sind noch immer einer sehr frühen Phase. Insbesondere beim Hype rund um Web3 und NFTs gibt es noch sehr, sehr viele Fragenzeichen. Signal-Gründer Moxie Marlinspike hat erst kürzlich einen vielbeachteten kritischen Artikel zu Web3 veröffentlicht – und die darin aufgeworfenen Kritikpunkte sind berechtigt. Decrypt-Redakteur Jeff John Roberts hat versucht, ohne größeres Vorwissen das “Play to Earn”-Spiel Axie Infinity auszuprobieren – er betitelte seinen Erfahrungsbericht mit “Web3 Is Not a Scam, But It Can Feel Like One”.

Dies sind nur zwei Beispiele für berechtigte Kritik, aber um es abzukürzen: Es ist, positiv ausgedrückt, noch viel zu tun. Und es wird auch hier viele Fälle geben, bei denen enorme Erwartungen wieder mit der Realität in Einklang gebracht werden müssen. Bei einigen Anwendungen wird man auch die Frage stellen müssen, ob es überhaupt sinnvoll ist, sie blockchain-basiert umzusetzen – oder ob dies nur geschehen ist, um auf einen Hype aufzuspringen.

Aber trotz allem: Wir sind nicht mehr in einer Situation wie 2018, als Krypto-Assets und Blockchain-Anwendungen grundsätzlich in Frage standen. Im Gegensatz zu damals geht kein ernstzunehmender Akteur in der Finanzbranche noch davon aus, dass Bitcoin wieder verschwinden wird. Vielmehr arbeiten heute zahlreiche Banken sowohl in Europa als auch in den USA daran, ihren Kunden und Kundinnen selbst Krypto-Assets anzubieten. Krypto ist als Assetklasse etabliert – zunehmend auch regulatorisch. In der EU wird für dieses Jahr die “Markets in Crypto Assets”-Verordnung (MiCA) erwartet. In Österreich tritt im März die Neuregelung der Besteuerung von Krypto-Assets in Kraft, die in einigen Punkten zwar kritikwürdig gestaltet wurde, dennoch aber Rechtssicherheit für die Branche bringt – und letztlich auch ein Ausdruck dessen ist, dass Krypto-Assets auch vom Gesetzgeber zunehmend ernst genommen werden. Es wird auch in Zukunft Auf- und Abs geben – sowohl bei den Kursen als auch bei der Adaption der Technologie. Aber wer die heutige Situation mit 2018 vergleicht, war damals wahrscheinlich noch nicht dabei.

Facebook gibt Stablecoin-Projekt Diem auf

Aber genug zur Einschätzung der aktuellen Situation. Kommen wir noch zu den Unternehmensnachrichten. Der in Meta umbenannte Facebook-Konzern gibt sein prestigeträchtiges Stablecoin-Projekt Diem offenbar auf. Wie Bloomberg und das Wall Street Journal diese Woche berichteten, sollen die bestehenden Assets für rund 200 Mio. US-Dollar als Silvergaste Capital verkauft werden. 

Das Projekt startete unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit im Jahr 2019 – damals noch unter dem Namen Libra. Geplant war, einen eigenen Stablecoin zu launchen, der an einen Korb mehrere größer Währungen gekoppelt ist. Von Behörden und Politik kam rasch scharfe Kritik. Mehrere prominente Mitglieder der damals gegründeten Libra Association stiegen daraufhin schnell wieder aus – etwa Stripe, Mastercard, Visa und PayPal. Facebook hielt an dem Projekt fest, benannte es Ende 2020 jedoch in Diem um.

Im Vorjahr verließen mehrere wichtige Diem-Manager das Unternehmen, insofern kommt die Entwicklung nun nicht völlig überraschend. Der Meta-Konzern arbeitet an anderer Stelle jedoch weiterhin an Krypto-Projekten: Im Dezember hat WhatsApp in den USA ein Pilotprojekt gestartet, bei ausgewählte Nutzer die hauseigene Novi-Wallet mit WhatsApp verbinden können und so Geld in Form des Stablecoins Pax Dollar (USDP) verschicken können. Instagram wiederum beschäftigt sich mit Anwendungsmöglichkeiten für NFTs.

FTX US nimmt 400 Mio. Dollar auf – kommt jetzt auch die Milliardenrunde von FTX selbst?

Schon im Dezember hatte das Magazin The Information berichtet, dass die Kryptobörse FTX rund um CEO Sam Bankman-Fried schon wieder an einer neuen Finanzierungsrunde arbeiten soll. Sie hatte im Juli eine Series-B-Runde in der Höhe von 900 Mio. US-Dollar kommuniziert und im Oktober ein Series-B1-Funding, bei dem weitere 420 Mio. Dollar aufgenommen wurden – zudem ar Runde vom Juli nachträglich um 100 Mio. auf 1 Mrd. Dollar erweitert worden. In dem Bericht war bereits davon die Rede gewesen, dass FTX dabei an einem gesonderten Investment für seinen US-Ableger arbeite.

So kam es nun auch: FTX US hat eine 400 Mio. Dollar schwere Series-A-Runde abgeschlossen. Die Bewertung liegt bei 8 Mrd. Dollar – und entspricht damit dem, was im Dezember vermutet worden war. FTX US ist erst im Vorjahr gestartet worden und hat nach eigenen Angaben 1,2 Mio. User. Der Bericht von The Information hat sich somit im Bezug auf FTX US bestätigt – bleibt noch die Frage, ob auch der Mutterkonzern selbst nun in den nächsten Wochen ein Investment kommunizieren wird. Laut dem damaligen Bericht könnte dieses im Bereich von über 1 Mrd. US-Dollar liegen. Bei der Bewertung sollen 32 Mrd. Dollar angepeilt werden.

Fireblocks holt 550 Mio. Dollar

 Noch etwas mehr Kapital hat Fireblocks aufgenommen. Das auf die Verwahrung von Krypto-Assets spezialisierte Unternehmen kommunizierte ein 550 Mio. Dollar schweres Investment. Das Scaleup befindet sich allerdings auch schon in einer späteren Phase, es handelt sich bereits um eine Series-E-Runde. Die Bewertung von Fireblocks wurde in der Runde mit 8 Mrd. Dollar festgelegt, womit es zu den am höchsten bewerteten Krypto-Unternehmen überhaupt gehört. Zudem hat sie sich gegenüber der jüngsten Runde vom Sommer 2021 fast vervierfacht. Angeführt wurde die Series-E-Runde von  D1 Capital Partners und Spark Capital. Genutzt wird die Infrastruktur von Fireblocks unter anderem von Crypto.com, Revolut, eToro oder BlockFi.



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Das Team von StartUp Burgenland am Abend der StartUp Lounge im Wiener Filmquartier (c) Maze&Friends

Vor vier Jahren startete StartUp Burgenland mit dem Ziel, das wirtschaftliche Potenzial der Region zu fördern und zu erweitern. Mittlerweile hat StartUp Burgenland mit seinem Inkubator- und Accelerator-Programm auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus einen wesentlichen Impact erzielt und zahlreiche junge Menschen im Aufbau ihres Unternehmens gefördert.

In vier Durchgängen haben bislang 30 Startups am StartUp Burgenland Accelerator und Inkubator teilgenommen. “Es ist wunderbar auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und zu sehen, mit welcher Bandbreite an Gründerinnen und Gründern wir zusammengearbeitet haben”, eröffnete Martin Trink, Leiter von StartUp Burgenland, die StartUp Lounge am vergangenen Donnerstag, den 13. November 2024.

Im Rahmen der StartUp Lounge lud die Wirtschaftsagentur Burgenland in das Wiener Filmquartier im fünften Wiener Gemeindebezirk, um den Abschluss des vierten Batches des Inkubator- und Accelerator-Programms mit sieben der teilnehmenden Startups und zahlreichen Stakeholdern der heimischen Innovationsszene zu feiern.

Moderatorin Elisabeth Gamauf (li.), Michael Gerbavsits (Mitte), Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink (rechts), Leiter StartUp Burgenland (c) Maze&Friends

“StartUp Burgenland ist ein Ort, an dem Gemeinschaft wächst”

Den Impact, den der StartUp Burgenland Accelerator bei den jungen Menschen vor Ort erzielt, ist unverkennbar: Know How, Kunden und Kapital sind nur drei der vielen Benefits, die Teilnehmende rund um das Coaching, Mentoring und Networking in den letzten acht Monaten mitnehmen konnten. Die Unterstützung geht weit über den Rahmen des Programms hinaus.

Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, hob die essenzielle Rolle von StartUp Burgenland hervor: “StartUp Burgenland ist mehr als nur ein Programm für Geschäftsideen – es ist ein Ort, an dem eine Gemeinschaft wächst, die innovatives Unternehmertum als essenzieller Bestandteil der regionalen Wirtschaftsförderung begreift. Mit umfassender Unterstützung von der Ideenentwicklung bis zur Markteinführung hat sich das Projekt als unverzichtbar etabliert.”

Die StartUp Lounge diente nicht nur als offizielles Abschlussevent, um jungen Talenten eine Bühne zu geben, auf der sie den Fortschritt der letzten Monate präsentieren durften. Neben Networking in einer familiären Atmosphäre durfte das Publikum im Rahmen des Abendprogramms der Erfolgsgeschichte des Brüder- und Gründerpaares Patrick und Markus Reinfeld zuhören, die schon in Batch 1 des StartUp Burgenland Accelerators ihr Business “Pflegenavi” gestartet haben.

“Wir unterstützen nicht nur Geschäftsmodelle, sondern vor allem auch junge Menschen. Wir begleiten sie über ein paar Monate und manchmal auch noch länger”, begrüßte Geschäftsführer Gerbavsits die beiden Founder.

Im Rahmen der StartUp Lounge fanden Founder:innen, Mentor:innen und Stakeholder:innen aus dem Ökosystem zusammen. (c) Maze&Friends

“Es gibt keinen Hard Cut, das Team ist immer proaktiv dabei”

“Wir sind heute als Vorzeigeprojekt da. Um zu zeigen, wie wir uns seit Batch 1 weiterentwickeln konnten und uns nun auf dem Markt etabliert haben”, so Patrick Reinfeld. Das Brüderpaar sprach von laufender Unterstützung vonseiten des StartUp Burgenland Teams. Und vor allem von Authentizität und Menschlichkeit:

“Es gibt hier keinen Hard Cut, das gesamte Team von StartUp Burgenland bietet uns seither laufende Unterstützung – lange über das Programm hinaus. Das Team war und ist immer proaktiv dabei, heben immer ab, wenn wir etwas brauchen. Und gerade jetzt, wo wir dabei sind, unser Produkt so richtig im Markt auszurollen, haben sie uns hier zur StartUp Lounge eingeladen und uns die Chance gegeben, uns hier vor Stakeholdern nochmals zu positionieren und zu zeigen, wo unsere Reise hingeht. Das ist etwas ganz Besonderes.”

Pflegenavi entwickelt e-Wallets für Heimbewohner:innen

Im Rahmen des Accelerator-Programms 2021 gründeten die Brüder ihr Startup Pflegenavi. Drei Jahre später verzeichnete das Startup schon mehrere tausend User:innen. Darunter namhafte Organisationen wie die Caritas und der Samariterbund.

Pflegenavi fokussiert sich auf die Verwaltung von Bewohnergeldern – also Drittgeldern – in Pflegeheimen. “Wir haben uns die Frage gestellt: Was sind die Herausforderungen bei Leiter:innen von Pflegeeinrichtungen? Hier geht es klassisch um die Verwaltung von Bewohnergeldern, um die Verwaltung von Rechten und Risiken. Und auch um Haftungsthemen. Hier setzt Pflegenavi an: Wir haben eine digitale Allround-Lösung entwickelt, mit der wir Pflegeeinrichtungen eine transparente Verwaltung dieser Bewohnergelder ermöglichen.”

Das FinTech entwickelte eine cloudbasierte Softwarelösung, um eine digitale, auf e-Wallets basierende Depotverwaltung zu ermöglichen, die Bewohnergelder sicher und klar abgrenzt. E-Wallets, also elektronische Geldbörsen, können Bewohner:innen und Besucher:innen der Pflegeeinrichtungen eine einfache, digitale Abwicklung ihrer Zahlungen garantieren. Damit lassen sich alltägliche Zahlungen für Bewohner:innen oder Angehörige einfach und sicher abwickeln.

“Wir haben unseren Co-Founder gefunden”

Das Gründerteam pries indes den Mehrwert des StartUp Burgenland Accelerators im Laufe seiner Geschäftsentwicklung an. Essenzielle Vorteile seien neben zielgerichteten Coaching- und Workshop-Sessions vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum Networking:

Dank des Accelerators habe das Team gemerkt, dass ihm die IT-Komponenten gefehlt hat: “Der größte Mehrwert war hier die Vernetzung mit unserem jetzigen Co-Founder Rainer Schuster, der uns genau diese Lücke optimal füllen konnte. Mittlerweile haben wir einen Product-Market-Fit gefunden, der gut performt und bereits weitere Geschäftsfelder erreicht. Aktuell wollen wir den Rollout in Österreich vorantreiben, 2025 geht es in Richtung Deutschland.”

Vertrauenswürdige KI im Fokus

Nach den Eindrücken des Startups Pflegenavi bereicherte Verena Krawarik, Head of Innovation der APA, den Abend mit einem Panel zu den Herausforderungen des EU AI Acts. Krawarik sprach über den Stellenwert von “Trustworthy AI” rund um den bevorstehenden EU AI Act und berief sich auf heimische Informationsstellen zum Thema AI – darunter die KI-Servicestelle, TÜV-Ratgeber sowie die RTR. Außerdem zur Sprache kamen Rahmenbedingungen zu Künstlicher Intelligenz im Innovationsmanagement.

Verena Krawarik, Head of Innovation der APA (c) Maze&Friends

“Februar ist Schlüsseltermin, ab dann sind verbotene KI-Praktiken auch wirklich verboten. Dann dürfen sie keine Praktiken anwenden, die in China vielleicht Gang und Gebe sind”, so die Innovationsexpertin. Sie gewährte außerdem Einblicke in die im AI Act vorgesehenen Risikoklassifizierungen sowie zur bevorstehenden Transparenzpflicht.

Abschließend appellierte Krawarik, frühzeitig mit AI-spezifischer Grundausbildung und einschlägigen Schulungsprogrammen zu beginnen, um Wissenslücken in Unternehmen zu vermeiden und die Affinität gegenüber neuester technologischer Entwicklungen zu intensivieren.

Über die StartUp Lounge äußerte sich die Innovationsexpertin: “Ich finde es ganz toll, dass hier zu Themen Lösungen entstehen, die gar nicht leicht zu lösen sind. Das zeigt die Kompetenz der jungen Leute hier, und das begeistert mich sehr.”

StartUp Walk durch sieben aufstrebende Accelerator-Projekte

Als krönenden Abschluss begab sich das Publikum auf den “StartUp Walk” im Filmquartier: Sieben der acht teilnehmenden Startups aus Batch 4 des Accelerators durften ihr Unternehmen in 90 Sekunden vor den anwesenden Stakeholdern pitchen. Jedes Team erzählte auf äußerst authentische Art und Weise von seiner persönlichen Reise im StartUp Burgenland Accelerator.

Unter den sieben anwesenden Startups fanden sich: Friends in Flats, KOMO, teamchallenge.at, Bimexperts, FireFighter Rescue App, Reefmaster und Trumpet Star. Kurze Einblicke in die Pitches der Teams finden sich am Ende des Artikels.

Nach Alumnus-Talk, AI-Panel und StartUp Walk tauschten sich die pitchenden Startups mit den anwesenden Key Playern des Ökosystems aus – und feierten ihre Fortschritte der letzten Monate im Rampenlicht des Abends.

“Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen”

Auch teilnehmende Stakeholder aus der Innovationsszene zeigten sich begeistert von der Menschlichkeit, Kompetenz und der Hingabe, die von den Jungunternehmen vermittelt wurde. Einer davon ist Alexander Raffeiner. Der Coach und PR-Stratege durfte “die Teams im Bereich PR und Kommunikation coachen und sie auf die Pressekonferenzen vorbereiten. Für mich war es heute eine echte Belohnung, zu sehen, wie gut alle Startups ihre Ideen gepitched haben.”

Über die Begeisterung der Teams ließ sich nicht hinweg sehen: “Die jungen Menschen brennen für ihr Unternehmen. Da gibt es schon die ein oder anderen Hürden zu überwinden. Aber wenn du siehst, wie weit diese jungen Menschen es in kurzer Zeit bringen, bin ich als Coach richtig stolz”, so Raffeiner.

Niki Futter: “Das Burgenland versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen”

Auch Niki Futter, Business Angel und Vorstandsvorsitzender der invest.austria, war bei der StartUp Lounge vor Ort: “StartUp Burgenland ist ein Incubator für ein Bundesland, das versucht, im eigenen Umfeld Startups aufzubauen und zum Erfolg zu führen. Wir haben heute sieben Startups gesehen, die durch das Programm gelaufen sind. Das ist heute ihr Abschlussabend. Und man kann ihnen nur alles Gute wünschen.”

Auch die Atmosphäre des Abends ließ den Business Angel nicht unberührt: “Es war eine wunderbare Veranstaltung. Insbesondere hat es mich gefreut, Verena Krawarik von der APA wieder zu sehen, die zu den Top-Expert:innen im AI-Bereich in Österreich zählt und die hier einen doch substantiell breiten und vernünftigen Einblick in die Problematik der AI-Regulierung gegeben hat”, meint Niki Futter zu Programm und Atmosphäre des Abends.

“Ein ganz großes Danke”

Schließlich schloss StartUp-Burgenland-Leiter Martin Trink den offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Worten: “Das ist keine One-Man-Show. Das funktioniert nur deshalb, weil wir ein großartiges Team sind. Ein ganz großes Danke an alle!”

Allen, denen es mit einer neuen Geschäftsidee nun in den Fingern juckt, bietet sich bis Ende November noch die Möglichkeit, sich zur Aufnahme in den kommenden Batch 5 des StartUp Burgenland Incubators und Accelerators zu bewerben. Im Jänner geht der neue Durchlauf an den Start – mit einer Besonderheit, wie Leiter Martin Trink verkündete:

“StartUp Burgenland – als jüngstes AplusB Mitglied – veranstaltet gemeinsam mit der aws den Business Angel Day 2025 am 23.Oktober 2025 im Schloss Esterhazy – eine ideale Gelegenheit, um Investoren und Gründer zusammenzubringen, den Austausch zu intensivieren und neue Partnerschaften zu fördern.“


Diese Startups pitchten im StartUp Walk

Friends in Flats

Mathias Molnar von Friends in Flats (c) Maze&Friends

Den ersten Pitch startete das Startup Friends in Flats, das die Vermietung von Wohnungen als Wohngemeinschaften digitalisiert und den Prozess für Wohnungseigentümer und Mieter:innen damit effizienter gestaltet. Vom StartUp Burgenland Accelerator profitierte das Team vor allem dank der “vielen Connections und hochklassigen Workshops”.

KOMO

Sebastian Kolbe von KOMO (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup KOMO rund um Gründer Sebastian Kolbe – er selbst ist Inhaber eines Küchenstudios. Kolbe entwickelte eine ERP-Softwarelösung für Küchenstudios – aus eigener Frustration rund um papierreiche Auftragsabwicklung und -verwaltung heraus. Das Ziel der Software ist es, Arbeitsabläufe in Küchenstudios zu digitalisieren und effizienter zu gestalten.

teamchallenge.at

Matthias und Karin Leonhardt von teamchallenge.at (c) Maze&Friends

Die dritte Station des StartUp Walks war das Jungunternehmen teamchallenge.at. Mit seiner “Outdoor-Challenge” für Firmen, Vereine, Freunde oder Familien versucht das Startup, Team-Building unkompliziert und per Smartphone im Freien zu ermöglichen. Das Gründerteam besteht aus ehemaligen Leistungssportlern im Orientierungslauf. Dementsprechend ähneln die vom Startup konzipierten Challenges einer Kombination aus Schnitzeljagd, Escape-Room und Orientierungsparcours. Mittels QR-Code lassen sich Aufgaben am Handy abrufen und interaktiv in Teams lösen.

Bimexperts

Eva Galas von Bimexperts (c) Maze&Friends

Weiter ging es mit dem Startup Bimexperts, das sich der Emissionsreduktion in der Gebäude- und Baubranche verschrieben hat. Mit ihrem Softwaretool TGA Concept will die Bimexperts GmbH in Kombination mit KI Planungsfehler, Energiekosten sowie Materialverschwendung reduzieren und damit Kosten sparen sowie die Bauqualität fördern. Somit sollen mehr Zeit und Ressourcen zur Konzeption von nachhaltigen Lösungen für Bauprojekte geschaffen werden.

FireFighter Rescue App

Lukas Thurner von FireFighter Rescue App (c) Maze&Friends

An fünfter Stelle pitchte das Startup FireFighter Rescue App. Um bei Feuerwehreinsätzen den Zugriff auf benötigte Informationen zu beschleunigen und den Informationsfluss effizient zu gestalten, hat der freiwillige Feuerwehrmann und Softwareentwickler Lukas Thurner eine App entwickelt, die digitale Vernetzung von Feuerwehren ermöglicht: Dazu wird jedes teilnehmende Einsatzfahrzeug mit einem Tablet ausgestattet, das über die FireFighter-Rescue-App Zugang zu spezifischen Informationen zum Einsatz liefert. Und damit eine sichere und effiziente Bewältigung ermöglichen soll.

Reefmaster

Stefan Kofler von Reefmaster (c) Maze&Friends

Das sechste pitchende Startup hat sich der Mission der Heim-Aquarien-Reinigung verschrieben. “Ein Aquarium ist zu viel Arbeit” soll ab sofort keine Ausrede für dessen Anschaffung mehr sein. Denn die Idee des Gründers und CEOs Stefan Kofler ist es, Meeres-Aquarien mittels nutzerfreundlicher Technologien vom “Reefmaster Piper” selbst reinigen zu lassen. Dabei handelt es sich um ein vollautomatisches Wasseranalyse-System, das bis zu 26 Arbeitstage im Jahr sparen soll. Der Reefmaster Piper übernimmt Reinigung, Wartung und Messung der Wasserqualität.

Trumpet Star

Mario Schulterer von Trumpet Start (c) Maze&Friends

Zu guter Letzt überraschte ein Pitch mit musikalischer Untermalung das Publikum auf seinem StartUp Walk: Trumpet Star verbindet digitale und analoge Lernmethoden für das Instrument Trompete. Die multimediale Technologie soll es Schüler:innen jeglichen Alters ermöglichen, per App auf Smartphone, Tablet oder im Lernheft Trompete zu lernen. Mit der Lernplattform sollen Schüler:innen auch außerhalb des Klassenzimmers beim Üben motiviert und unterstützt werden.

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