28.01.2022

Crypto Weekly #42: Warum die Lage jetzt anders ist als im Krypto-Winter 2018

Und die Situation ist auch anders als bei der Korrektur im vergangenen Mai. Außerdem diese Woche: Facebook gibt das Diem-Projekt auf. Und zwei große US-Finanzierungsrunden im dreistelligen Millionenbereich.
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Bitcoin Crypto
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir auch die 42. Ausgabe mit einem Blick auf…

..die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC36.300 Dollar-5%
EthereumETH2.400 Dollar-14%
Binance CoinBNB380 Dollar-9 %
SolanaSOL88 Dollar-26%
CardanoADA1 Dollar-14 %
XRPXRP0,60 Dollar-12 %
PolkadotDOT17 Dollar-20 %
DogecoinDOGE0,14 Dollar-8 %
TerraLUNA48 Dollar-35 %
UniswapUNI10 Dollar-30 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand von Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

Viel wurde bereits geschrieben über den Kurseinbruch am Kryptomarkt. Kurz zu den Fakten: Der Bitcoin-Kurs fiel am vergangenen Freitag von 41.000 auf unter 36.000 Dollar. Am Wochenende ging es weiter abwärts, der Tiefpunkt war dann Anfang dieser Woche mit etwas über 33.000 Dollar erreicht – der niedrigste Stand seit Juli. Danach stabilisierte sich der Kurs zumindest vorerst wieder. Die anderen großen Coins gaben teilweise noch deutlich stärker nach. Ether (Ethereum) fiel bis auf 2.100 Dollar. ADA (Cardano) steht aktuell bei rund einem Dollar, Solana bei weit unter 100 Dollar. ADA war im September noch bei über 3 Dollar, Solana im November bei knapp 260 Dollar gehandelt worden.

Der starke Kurseinbruch kam keineswegs aus dem Nichts – tatsächlich befindet sich der Markt ja bereits seit Ende November in einer Abwärtsbewegung. Besonders starke Abverkäufe gab es etwa Anfang Dezember oder zuletzt auch Anfang Jänner. Seit Wochen ist der Markt angeschlagen. In einem solchen Umfeld muss man jederzeit mit weiteren starken Kursrückgängen rechnen.

Investiert man in Krypto-Assets muss einem ohnehin bewusst sein, dass die hohe Volatilität in dieser Assetklasse dazugehört. Risiko und Rendite sind zwei Seiten derselben Medaille – und besonders hohe Renditen gehen im Regelfall auch mit hohem Risiko einher. Anfang des Vorjahres sind viele neu an Kryptomarkt gekommen. Diese Neulinge haben den Kryptowinter von 2018 natürlich nicht mitgemacht und sind teilweise auch mit der naiven Haltung an die Sache herangegangen, dass die Kurse immer nur steigen.

Im Mai des Vorjahres drehte die Stimmung deutlich. Der Abverkauf war vom Ausmaß her vergleichbar mit dem, was wir jetzt in den vergangenen Wochen ebenfalls gesehen haben. Insofern gilt auch hier: Selbst jene, die noch nicht so lang am Markt aktiv sind, sollten nicht überrascht sein.

Situation anders als im Mai…

Allerdings: Der nunmehrige Abverkauf unterscheidet sich durchaus von dem im Mai. Die Gründe damals waren hauptsächlich krypto-spezifisch: Der Markt war ohnehin schon heiß gelaufen – und dann sorgten auch noch Elon Musks Tweets und Chinas Vorgehen gegen Bitcoin-Miner für zusätzliche Unsicherheit. Das unterscheidet sich völlig von der derzeitigen Lage: Denn der jetzige Abverkauf hat eben keine krypto-spezifischen Gründe. Ganz im Gegenteil: Hier im Crypto Weekly wird seit Wochen auf den Gleichgang zwischen den internationalen Aktienmärkten und den Kryptokursen hingewiesen. 

Hatte zunächst das Aufkommen der Omikron-Variante für Unsicherheit gesorgt, war es zuletzt die US-Notenbank Federal Reserve, die in Reaktion auf die hohen Inflationsraten die Zinsen rascher anheben will als erwartet. Das bedeutet: Auch mit weniger riskanten Assets – wie Anleihen – kann man wieder bessere Renditen erreichen. Dies drückt nun die Kurse am Aktienmarkt – insbesondere bei Tech-Titel – und noch mehr bei Krypto-Assets.

Die Folge: Da die Gründe auf der Makro-Ebene liegen, müssen sie auch dort gelöst werden. Heißt: Viele hoffen, dass sich bei der nächsten Zinssitzung im März herausstellt, dass die Fed ihre Geldpolitik doch nicht so stark straffen wird wie derzeit angenommen. Gut möglich ist aber auch, dass sich am Markt die Erkenntnis durchsetzt, dass die Zinserhöhungen gar nicht so schlimm sind wie befürchtet. Anders als die ökonomische Theorie vermuten lässt, müssen Zinserhöhungen nicht notwendigerweise dauerhaft die Aktienkurse belasten. Zwischen 2015 und 2018 erhöhte die Fed beispielsweise neun Mal den Leitzins – ohne den Bullenmarkt am US-Aktienmarkt abzuwürgen.

…und auch anders als im Kryptowinter 2018

Eine andere historische Analogie wurde aber in den vergangenen Tagen immer wieder bemüht: Jene vom “Crypto Winter” 2018. Die Älteren werden sich erinnern, wir hatten 2017 eine größere Spekulationsblase am Kryptomarkt. Bitcoin stieg damals von rund 2.000 Dollar im Sommer auf fast 20.000 Dollar im Dezember. Damals drang das Thema Kryptowährungen erstmals in die breite Masse vor – und sehr viele Ahnungslose investierten in wertlose Coins oder in Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen langfristig häufig ebenfalls nicht viel heraus schaute.

2018 platzte die Blase und es wurde ein schwieriges Jahr. Es ging am Markt monatelang kontinuierlich abwärts. Und als Ende des Jahres die meisten mental kapituliert hatten und sich damit abgefunden hatten, auf deutlichen Verlusten zu sitzen… ging es erst so richtig abwärts. Bitcoin war bis November auf 6.000 Dollar gefallen. Und dann halbierte sich der Kurs bis Dezember noch einmal – bis auf etwas 3.000 Dollar. Die Euphorie war totaler Ernüchterung gewichen – nicht nur, was die Preise angeht, sondern vor allem auch, was das wahrgenommene Potenzial von Blockchain-Anwendungen anging.

Heute ist das gesamte Ökosystem viel weiter. Die institutionelle Adaption von Bitcoin oder anderen Krypto-Anwendungen ist auf einem völlig anderen Niveau – und schreitet weiter voran. In der ICO-Bubble 2017 hatten die meisten Projekte nicht viel mehr als ein Whitepaper vorzuweisen. Heute haben wir zahlreiche Blockchains, auf denen dezentrale Anwendungen laufen und die auch tatsächlich real genutzt werden. 

Klar, wir sind noch immer einer sehr frühen Phase. Insbesondere beim Hype rund um Web3 und NFTs gibt es noch sehr, sehr viele Fragenzeichen. Signal-Gründer Moxie Marlinspike hat erst kürzlich einen vielbeachteten kritischen Artikel zu Web3 veröffentlicht – und die darin aufgeworfenen Kritikpunkte sind berechtigt. Decrypt-Redakteur Jeff John Roberts hat versucht, ohne größeres Vorwissen das “Play to Earn”-Spiel Axie Infinity auszuprobieren – er betitelte seinen Erfahrungsbericht mit “Web3 Is Not a Scam, But It Can Feel Like One”.

Dies sind nur zwei Beispiele für berechtigte Kritik, aber um es abzukürzen: Es ist, positiv ausgedrückt, noch viel zu tun. Und es wird auch hier viele Fälle geben, bei denen enorme Erwartungen wieder mit der Realität in Einklang gebracht werden müssen. Bei einigen Anwendungen wird man auch die Frage stellen müssen, ob es überhaupt sinnvoll ist, sie blockchain-basiert umzusetzen – oder ob dies nur geschehen ist, um auf einen Hype aufzuspringen.

Aber trotz allem: Wir sind nicht mehr in einer Situation wie 2018, als Krypto-Assets und Blockchain-Anwendungen grundsätzlich in Frage standen. Im Gegensatz zu damals geht kein ernstzunehmender Akteur in der Finanzbranche noch davon aus, dass Bitcoin wieder verschwinden wird. Vielmehr arbeiten heute zahlreiche Banken sowohl in Europa als auch in den USA daran, ihren Kunden und Kundinnen selbst Krypto-Assets anzubieten. Krypto ist als Assetklasse etabliert – zunehmend auch regulatorisch. In der EU wird für dieses Jahr die “Markets in Crypto Assets”-Verordnung (MiCA) erwartet. In Österreich tritt im März die Neuregelung der Besteuerung von Krypto-Assets in Kraft, die in einigen Punkten zwar kritikwürdig gestaltet wurde, dennoch aber Rechtssicherheit für die Branche bringt – und letztlich auch ein Ausdruck dessen ist, dass Krypto-Assets auch vom Gesetzgeber zunehmend ernst genommen werden. Es wird auch in Zukunft Auf- und Abs geben – sowohl bei den Kursen als auch bei der Adaption der Technologie. Aber wer die heutige Situation mit 2018 vergleicht, war damals wahrscheinlich noch nicht dabei.

Facebook gibt Stablecoin-Projekt Diem auf

Aber genug zur Einschätzung der aktuellen Situation. Kommen wir noch zu den Unternehmensnachrichten. Der in Meta umbenannte Facebook-Konzern gibt sein prestigeträchtiges Stablecoin-Projekt Diem offenbar auf. Wie Bloomberg und das Wall Street Journal diese Woche berichteten, sollen die bestehenden Assets für rund 200 Mio. US-Dollar als Silvergaste Capital verkauft werden. 

Das Projekt startete unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit im Jahr 2019 – damals noch unter dem Namen Libra. Geplant war, einen eigenen Stablecoin zu launchen, der an einen Korb mehrere größer Währungen gekoppelt ist. Von Behörden und Politik kam rasch scharfe Kritik. Mehrere prominente Mitglieder der damals gegründeten Libra Association stiegen daraufhin schnell wieder aus – etwa Stripe, Mastercard, Visa und PayPal. Facebook hielt an dem Projekt fest, benannte es Ende 2020 jedoch in Diem um.

Im Vorjahr verließen mehrere wichtige Diem-Manager das Unternehmen, insofern kommt die Entwicklung nun nicht völlig überraschend. Der Meta-Konzern arbeitet an anderer Stelle jedoch weiterhin an Krypto-Projekten: Im Dezember hat WhatsApp in den USA ein Pilotprojekt gestartet, bei ausgewählte Nutzer die hauseigene Novi-Wallet mit WhatsApp verbinden können und so Geld in Form des Stablecoins Pax Dollar (USDP) verschicken können. Instagram wiederum beschäftigt sich mit Anwendungsmöglichkeiten für NFTs.

FTX US nimmt 400 Mio. Dollar auf – kommt jetzt auch die Milliardenrunde von FTX selbst?

Schon im Dezember hatte das Magazin The Information berichtet, dass die Kryptobörse FTX rund um CEO Sam Bankman-Fried schon wieder an einer neuen Finanzierungsrunde arbeiten soll. Sie hatte im Juli eine Series-B-Runde in der Höhe von 900 Mio. US-Dollar kommuniziert und im Oktober ein Series-B1-Funding, bei dem weitere 420 Mio. Dollar aufgenommen wurden – zudem ar Runde vom Juli nachträglich um 100 Mio. auf 1 Mrd. Dollar erweitert worden. In dem Bericht war bereits davon die Rede gewesen, dass FTX dabei an einem gesonderten Investment für seinen US-Ableger arbeite.

So kam es nun auch: FTX US hat eine 400 Mio. Dollar schwere Series-A-Runde abgeschlossen. Die Bewertung liegt bei 8 Mrd. Dollar – und entspricht damit dem, was im Dezember vermutet worden war. FTX US ist erst im Vorjahr gestartet worden und hat nach eigenen Angaben 1,2 Mio. User. Der Bericht von The Information hat sich somit im Bezug auf FTX US bestätigt – bleibt noch die Frage, ob auch der Mutterkonzern selbst nun in den nächsten Wochen ein Investment kommunizieren wird. Laut dem damaligen Bericht könnte dieses im Bereich von über 1 Mrd. US-Dollar liegen. Bei der Bewertung sollen 32 Mrd. Dollar angepeilt werden.

Fireblocks holt 550 Mio. Dollar

 Noch etwas mehr Kapital hat Fireblocks aufgenommen. Das auf die Verwahrung von Krypto-Assets spezialisierte Unternehmen kommunizierte ein 550 Mio. Dollar schweres Investment. Das Scaleup befindet sich allerdings auch schon in einer späteren Phase, es handelt sich bereits um eine Series-E-Runde. Die Bewertung von Fireblocks wurde in der Runde mit 8 Mrd. Dollar festgelegt, womit es zu den am höchsten bewerteten Krypto-Unternehmen überhaupt gehört. Zudem hat sie sich gegenüber der jüngsten Runde vom Sommer 2021 fast vervierfacht. Angeführt wurde die Series-E-Runde von  D1 Capital Partners und Spark Capital. Genutzt wird die Infrastruktur von Fireblocks unter anderem von Crypto.com, Revolut, eToro oder BlockFi.



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Alexander Schmitz | (c) XELA

Japan gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Robotik und Automatisierung, ein Land, in dem Roboter nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Inmitten dieser technologischen Hochburg hat sich der österreichische Gründer Alexander Schmitz mit seinem Unternehmen XELA Robotics erfolgreich etabliert. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt entwickelt und erforscht der Österreicher taktile Sensoren für menschlich-kollaborative Roboter. Vor der Unternehmensgründung im August 2018 war Schmitz auch als Associate Professor an der Waseda University in Japan tätig, bevor er sich vollständig auf sein Unternehmen konzentrierte.

Technologie ermöglicht menschenähnlichen Tastsinn

XELA Robotics setzt auf eine KI-Technologie, die taktile Sensoren integriert und damit neue Möglichkeiten für personalisierte Servicerobotik, Montage, Verpackung und Landwirtschaft schafft. Die Sensor- und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen von XELA unterstützen Unternehmen weltweit bei der Digitalisierung und Automatisierung.

XELA Robotics hat uSkin entwickelt, einen Drei-Achsen-Tastsensor, der in einem weichen, langlebigen Gehäuse untergebracht ist und sich nahtlos in neue und bestehende Roboter integrieren lässt. uSkin verleiht Robotern einen menschenähnlichen Tastsinn und verbessert ihre Fähigkeit, Objekte präzise zu manipulieren. Jeder Sensorstreifen enthält mehrere Sensoren, und jeder Sensor misst 3-Achsen-Kräfte , die an spezifische Anwendungen angepasst werden können. Zu den Kunden von XELA zählen internationale Konzerne wie Honda, Hitachi oder Samsung.

Millionen-Investment und Expansion nach Europa

Wie XELA nun bekanntgab, konnte man für das weitere Wachstum ein Millionen-Investment an Land ziehen. Investor ist die Investoren-Gruppe FSR mit Sitz in Tokio.

„Die Partnerschaft mit unserem neuen Investor wird unsere Fähigkeit beschleunigen, sowohl unsere Sensortechnologie als auch unsere KI- Software zu skalieren. Dadurch können wir komplette Lösungen anbieten und die Produktion ausweiten, um der wachsenden globalen Nachfrage gerecht zu werden”, so Schmitz.

In Europa bedient XELA ebenfalls namhafte Kunden. Zudem hat XELA die Möglichkeit genutzt, sich über das Global Incubator Network (GIN) strategisch in Europa zu positionieren. “Durch das erstklassige Programm des Global Incubator Networks konnten wir unsere Marktchancen in Europa evaluieren, einen klaren Go-to-Europe-Plan mit Österreich als Basis entwickeln und einen erfahrenen Mentor gewinnen. Dieser Mentor hat uns nicht nur in der Umsetzung unserer Europastrategie begleitet, sondern auch wesentlich zur Finanzierungssicherung in Japan beigetragen“, sagt Schmitz.


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