28.02.2020

Coronavirus: Warum wir in Panik geraten sollten

Kommentar. Im Umgang mit dem Coronavirus ist Panik nicht die richtige Reaktion. Die möglichen wirtschaftlichen Folgen - auch der (gerechtfertigten) Maßnahmen, die nun ergriffen werden - bereiten aber Anlass zu einer anderen Panik, die es zu kanalisieren gilt.
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Coronavirus

Panik ist ist im Normalfall die schlechteste mögliche Reaktion auf ein Problem. Sie ist ein Urinstinkt des Menschen, der es ihm ermöglicht, durch eine massive Adrenalin-Zufuhr, schneller vor Gefahren wegzulaufen. Wenn man aber nicht gerade von einem Mörder oder Raubtier verfolgt wird, sondern mit einem komplexen, vielschichtigen Problem konfrontiert ist, ist eine rationale und durchdachte Reaktion angesagt. Der Ausbruch des Coronavirus ist so ein komplexes, vielschichtiges Problem. Die durch Medien-Berichte befeuerte Panik vor dem Virus selbst, ist Fehl am Platz. Sie kann nur mehr schaden, als nutzen.

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Coronavirus: Alles nur Panikmache?

Ebenfalls mehr Schaden als Nutzen bringt es aber, die nun in Politik und Wirtschaft ergriffenen Maßnahmen als Panikmache abzutun. Das Österreichische Gesundheitsministerium geht aktuell von einer Sterblichkeitsrate von 2,3 Prozent aus (Bei Influenza Schätzungen zufolge 0,1 bis 0,2 Prozent). Im Ursprungsland China konnte vor dem Ergreifen entsprechender Maßnahmen eine exponenzielle Verbreitung des Coronavirus beobachtet werden.

Auf den Punkt gebracht: Könnte sich der Virus aufgrund fehlender Maßnahmen ungehindert ausbreiten, wäre alleine in Österreich mit Tausenden Toten zu rechnen. Eine Rechnung dazu: Wenn 5 Prozent der österreichischen Bevölkerung am Coronavirus erkranken würden (bei Grippe liegt die jährliche Ansteckungsrate zwischen 5 und 15 Prozent), wäre im Land gemäß aktueller Sterblichkeitsrate mit rund 10.000 Todesopfern zu rechnen. Bei 15 Prozent Erkrankten in der Bevölkerung wären also potenziell 30.000 Tote zu beklagen. Und die globale Perspektive: bei einer weltweiten Erkrankungsrate von 5 Prozent wären rund neun Millionen Todesopfer zu befürchten.

Angebrachte Maßnahmen

Die Maßnahmen, die nun ergriffen werden, von Reisewarnungen über Quarantäne-Bestimmungen und Event-Absagen bis hin zu Import-Stopps aus stark betroffenen Ländern sind also angebracht. Sie sind eine rationale, wenn auch nicht immer bis ins Detail durchdachte Reaktion auf das Problem. Alles andere wäre fahrlässig. Wenn hämische Stimmen dann in ein paar Monaten anmerken, dass “eh nichts passiert” ist, liegt das an diesen Maßnahmen und nicht daran, dass der Coronavirus “eh harmlos” ist.

Und es gibt doch Grund zur Coronavirus-Panik…

Dennoch bereiten genau diese Maßnahmen aus wirtschaftlicher Sicht Anlass zu Sorge, ja sogar zu Panik – aber im übertragenen Sinn. Verhängte Quarantäne-Maßnahmen können zu einem umfassenden Ausfall von Arbeitskräften führen (Das österreichische Epidemiegesetz sieht hier eine Gehaltsfortzahlung mit Rückvergütung der Dienstgeber durch den Bund vor). Auch ohne Quarantäne können Arbeitnehmer in Produktionsbetrieben aufgrund ausgesetzter Lieferungen ohne Arbeit da stehen. Unter der Hand erfuhr der brutkasten etwa, dass bei mehreren Playern aus der Automobil-Branche nach derzeitigem Stand schon in wenigen Wochen die Fabriken still stehen dürften, weil der Bauteil-Nachschub aus China ausfällt. Auch heimische Startups klagen (noch off the Record) über Lieferschwierigkeiten.

Solche könnten freilich auch den Einzelhandel in absehbarer Zeit merkbar treffen – leere Regale durch Hamsterkäufe besorgter Bürger sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Die Reise- und Tourismus-Branche leidet durch den Coronavirus nicht nur direkt in den betroffenen Gebieten. Alleine die Absage von Groß-Events, zuletzt etwa des Mobile World Congress in Barcelona oder der Facebook-Entwickler-Konferenz f8 in San Jose, sorgt an den Veranstaltungsorten für Umsatzeinbußen in Millionenhöhe. Diese Liste könnte noch mit einigen weiteren Branchen fortgeführt werden.

Die Finanzmärkte reagieren jetzt schon auf die beschriebenen Probleme. Einige der größten Aktien-Indizes der Welt sind seit Tagen im Fall. Analysten rechnen bereits damit, dass diese Woche die von der Kursentwicklung schlechteste auf den Aktienmärkten seit dem Start der Wirtschaftskrise 2008 werden wird. Die Ratingagentur Moody’s sagt eine weltweite Rezession aufgrund des Coronavirus voraus, der zusätzlich auf die ohnehin schwierige Konjunktur-Lage drückt.

Mit einem blauen Auge davon kommen

Doch auch wenn es also genau die gesetzten Maßnahmen gegen den Coronavirus sind, die zur Gefahr für die Wirtschaft werden – es gilt jetzt umso mehr, diese ernst zu nehmen und entsprechenden Anordnungen und Empfehlungen nachzukommen. Nicht zu tun, würde die Situation potenziell verschlimmern. Im Gegensatz zu anderen, noch komplexeren und vielschichtigeren Problemen, hat die Welt hier noch die Chance, mit einem blauen Auge davon zu kommen. Tatsächlich in Panik geraten hilft nicht. Panik im übertragenen Sinn dahingehend zu kanalisieren, dass rationale Reaktionen unterstützt und umgesetzt werden, ist das Gebot der Stunde.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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AI Summaries

Coronavirus: Warum wir in Panik geraten sollten

  • Wenn man aber nicht gerade von einem Mörder oder Raubtier verfolgt wird, sondern mit einem komplexen, vielschichtigen Problem konfrontiert ist, ist eine rationale und durchdachte Reaktion angesagt.
  • Im Ursprungsland China konnte vor dem Ergreifen entsprechender Maßnahmen eine exponenzielle Verbreitung des Coronavirus beobachtet werden.
  • Eine Rechnung dazu: Wenn 5 Prozent der österreichischen Bevölkerung am Coronavirus erkranken würden, wäre im Land gemäß aktueller Sterblichkeitsrate mit rund 10.000 Todesopfern zu rechnen.
  • Die Maßnahmen, die nun ergriffen werden, von Reisewarnungen über Quarantäne-Bestimmungen und Event-Absagen bis hin zu Import-Stopps aus stark betroffenen Ländern sind also angebracht.
  • Im Gegensatz zu anderen, noch komplexeren und vielschichtigeren Problemen, hat die Welt hier noch die Chance, mit einem blauen Auge davon zu kommen.
  • Panik im übertragenen Sinn dahingehend zu kanalisieren, dass rationale Reaktionen unterstützt und umgesetzt werden, ist das Gebot der Stunde.

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