10.05.2022

byrd: Wiener Startup mit 50 Mio. Euro-Investment auf Unicorn-Kurs

Das auf E-Commerce-Logistik spezialisierte Scaleup byrd schließt seine Serie C-Finanzierungsrunde ab, die von Cambridge Capital angeführt wird.
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byrd - Das byrd-Führungsteam vlnr. Chris Bourdeu, CFO, Petra Dobrocka, Co-Founder & CCO, Annemarie van Leijen, COO, Alexander Leichter, Co-Founder & CEO, Sebastian Mach, Co-Founder & CTO
Das byrd-Führungsteam vlnr. Chris Bourdeu, CFO, Petra Dobrocka, Co-Founder & CCO, Annemarie van Leijen, COO, Alexander Leichter, Co-Founder & CEO, Sebastian Mach, Co-Founder & CTO | (c) David Mirzaei

Erst im vergangenen Juli holte sich das Wiener Startup byrd in seiner Serie B-Finanzierungsrunde 16 Millionen Euro. Seitdem ist denkbar viel weitergegangen. So hat das Unternehmen in der Zeit nach eigenen Angaben nicht nur seinen Kundenstamm sondern auch den durchschnittlichen Umsatz pro Kunde verdoppelt. Aktuell umspannt das Netz des Startups 20 von Partnern betriebene Fulfillment-Center in acht europäischen Ländern, mit denen Kunden wie Freeletics, Durex und Campari betreut werden. Die Lagerkapazität hat sich dabei seit dem Juli fast verdreifacht und beträgt nun rund 450.000 Quadratmeter.

byrd “auf einem guten Weg zum Unicorn”

Diese Zahlen haben auch bei Investor:innen Eindruck hinterlassen. Denn nun gab byrd den Abschluss seiner Serie C-Finanzierungsrunde über 50 Millionen Euro bekannt, mit der es sich in die Riege der heimischen “Soonicorns” begibt. Die konkrete Bewertung könne sie nicht teilen aber man sei “auf einem guten Weg zum Unicorn”, bestätigt Mitgründerin Petra Dobrocka gegenüber dem brutkasten. Die aktuelle Kapitalrunde wird vom Branchenspezialisten Cambridge Capital angeführt. Ebenfalls dabei sind Speedinvest, Mouro Capital, Elevator Ventures, KK Incube, Uniqa Ventures und anderen bestehende Investoren.

byrd wurde 2016 am i²c Inkubator der Technischen Universität in Wien gegründet und verfolgte zu Beginn ein komplett anderes Geschäftsmodell, konkret ein B2C-Paket-Abhol-Service. Schon kurze Zeit später folgte der Schwenk auf ein B2B-Geschäftsmodell und in weiterer Folge auf die Spezialisierung auf E-Commerce-Fulfillment, wie Gründerin Dobrocka dem brutkasten schon 2019 im Interview erklärte. Die ohnehin boomende E-Commerce-Branche bekam zuletzt durch die Corona-Pandemie einen weiteren Push. Dabei werden auch die Ansprüche der Verbraucher:innen immer höher. “Die Endkundinnen und Endkunden wollen ihre Ware so schnell wie möglich, aber gleichzeitig ohne Versandkosten erhalten”, sagt Dobrocka.

Genau diesen Kundenwunsch zu erfüllen gibt byrd als eines seiner Ziele aus. „byrd ist heute ein System, das es Online-Shops ermöglicht, Zugang zu einem internationalen Logistik-Netzwerk zu erhalten. Ähnlich wie bei Amazon Fulfillment können Shops aus über 20 Lager-Standorten auswählen, wo ihre Ware eingelagert wird. Bei jeder Bestellung wird dann jeweils der Standort für den Versand ausgewählt, von dem aus der Endkunde am effizientesten beliefert werden kann. So ist die Lieferung besonders schnell und kosteneffizient“, erklärt Dobrocka.

“Die besten Kennzahlen in der Branche”

Nach der Serie B-Kapitalrunde Juli 2021 habe man zuletzt eigentlich noch keinen akuten Kapitalbedarf gehabt, verrät die Gründerin im Gespräch: “Cambridge Capital will vermehrt in Europa aktiv werden und ist auf uns zugekommen”. Matt Smalley, Principal bei Cambridge Capital, wirkt in seinem offiziellen Statement jedenfalls restlos überzeugt: “byrd ist eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen, das wir in dieser Industrie gesehen haben, und weist unserer Meinung nach die besten Kennzahlen in der Branche auf. Wir sind von ihrem technologieorientierten Ansatz und ihrer eigenen Warehouse Management Software überzeugt. Diese Faktoren ermöglichen es byrd,ein Fulfillment-Netzwerk mit extrem geringem Kapitaleinsatz zu betreiben. Die breite Abdeckung des europäischen Marktes, die hervorragende Kundendynamik und die hohe Zufriedenheit sowohl bei Händlern als auch bei Lagerpartnern haben uns sofort angesprochen”.

Nun kann byrd natürlich umso schneller expandieren. Das Kapital soll dabei vielseitig eingesetzt werden, erklärt Dobrocka. So soll es in die Weiterentwicklung der bestehenden Produkte ebenso wie in die Entwicklung neuer Produkte, die Integration mit weiteren Systemen und die Erschließung neuer geografischer Gebiete fließen. Bis Ende des Jahres will man in den Büros in Berlin, Wien, London, Paris, Barcelona und Mailand auf rund 400 Mitarbeiter:innen anwachsen.

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Lanbiotic: Grazer Startup entwickelt Pflegeprodukte für Neurodermitis und expandiert

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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