25.09.2019

Wenn die Bewerbung zu lange dauert: Tipps von Firstbird-CEO Arnim Wahls

Wer sich auf einen Job bewirbt, braucht oft Geduld: Manche Unternehmen melden sich wochenlang nicht zurück. Auf Nachfrage wird man immer weiter vertröstet und um Geduld gebeten. Den Umgang damit kann man lernen – und darf sich im Zweifel auch selbst wieder aus dem Rennen nehmen, erläutert Firstbird-Gründer Arnim Wahls.
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Arnim Wahls nun Executive Vice President Europe bei Radancy
Arnim Wahls (c) Firstbird

Viele Bewerber kennen das Phänomen: Die “fiese Hinhaltetakik” mancher Unternehmen, auch bekannt unter dem Namen “Breadcrumbing”. Doch warum ist das so – was verzögert die internen Abläufe derart, dass Bewerbungsverfahren “ewig” dauern oder sogar völlig einschlafen? “Die Gründe dafür sind vielseitig und reichen von langen internen Abstimmungsschleifen bis hin zu fehlenden Prozessen”, sagt Arnim Wahls, Gründer und CEO des HR-Startups Firstbird. Einer der Hauptgründe aus seiner Erfahrung ist, “dass Unternehmen oft schon früh die ersten Interviews führen und deren Ergebnisse abwarten, bevor sie den weiteren Bewerbern ein Feedback schicken”.

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Dabei sollte man auch nicht unfair sein: “Zwei Wochen darf man einem Unternehmen durchaus geben,” sagt Wahls. Ab dann könne aber guten Gewissens nachgehakt werden. Firmen, die den Bewerbungsprozess ernst nehmen, würden dann auch “innerhalb von wenigen Tagen ein konkretes Feedback geben”, so Wahls.

Sei dir bei der Bewerbung deines Wertes bewusst

Als Bewerberin bzw. Bewerber auf andere vorhandene Jobangebote zu verweisen, sei dabei legitim. Jeder sollte sich seines Werts bewusst sein und im Bewerbungsverfahren nicht als Bittsteller auftreten. Die erlebten Abläufe geben “einen ersten Einblick in Prozesse, Kultur und Philosophie eines Unternehmens”, zeigt Wahls auf: “Und wenn es hier bereits hakt, sollte man auch als Bewerber seine Schlüsse daraus ziehen.” Um Top-Talente nicht zu verlieren, sollten Unternehmen daher auf “automatisierte Standardkommunikation” verzichten. Immerhin investieren die Leute meist viel Zeit in Ihre Bewerbung – das sollte “mit mehr als einem Mausklick honoriert werden”.

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Ist man erst einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen, bedeutet das noch nicht das Ende der Geduldsprobe. Bis zu drei Bewerbungsrunden seien durchaus noch als “normal” zu betrachten. Das kann etwa ein erstes Gespräch mit jemandem aus der Personalabteilung sein, bevor die Team- oder Bereichsleiter beigezogen werden. “Mehr Runden sind ausschließlich bei Managementpositionen üblich”, sagt Wahls.

Werde bei der Bewerbung selbst aktiv

Doch wann sollte der “Spaß” ein Ende haben, wann darf man sich als Bewerber selbst ohne schlechtes Gewissen aus dem Rennen nehmen?  Den Bewerbungsprozess auch aus dieser Perspektive aktiv zu managen, sei absolut sinnvoll, sagt Wahls: “Wenn Sie kurz vor Vertragsunterzeichnung bei einem Unternehmen stehen, sollten Sie dies allen anderen Unternehmen mitteilen, mit denen Sie Gespräche führen. Das sorgt eventuell für ein Gegenangebot, jedenfalls aber für Klarheit und Transparenz.”

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Im Sinne der Transparenz ist es heutzutage auch durchaus üblich, potenzielle Dienstnehmer zu bitten, eine Referenzpersonen zu nennen –  etwa eine ehemalige Vorgesetzte oder einen langjährigen Kollegen. Dies sei umso wahrscheinlicher, “je höher man auf der Karriereleiter nach oben klettert”, bestätigt Wahls. Daher kann es Sinn machen, “bereits proaktiv Referenzen anzubieten, von denen man eine positive Beurteilung erwartet”. Trotzdem sei man “nie davor sicher, dass konkrete Referenzen bei einem bestimmten Arbeitgeber gefordert werden.” Die entsprechenden Personen sollte man jedenfalls kontaktieren und ihnen ein Briefing betreffend der angestrebten Position geben.

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(c) Adobestock

Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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