08.09.2023

Bitpanda, N26, Waterdrop und Storebox: Das sind die Benefits heimischer Startups

Von Öffi-Karten über Workation und Health - Benefits spielen bei Startups eine gewichtige Rolle. Der brutkasten öffnete seine Ohren und hat nachgefragt, was die heimische Szene ihren Mitarbeitenden alles bietet. Und dabei gängige Standards und einen neuen Trend entdeckt.
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(c)Bitpanda, Storebox, ArchäoNow, Waterdrop, Tractive, N26 - Gründer und Gründerinnen aus Österreich reden über ihre Benefits.

Benefits sind eine Konstante der Startup-Welt und doch so variabel wie die Unternehmen selbst. Sie werden als Vehikel verwendet, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, Fachkräfte anzuziehen, die Mitarbeiter:innen-Fluktuation zu dämmen und Angestellte am Erfolg teilhaben zu lassen. Der brutkasten hat sich unter den heimischen Startups – großen wie kleinen – umgehört und einen Blick hinter die Prozesse geworfen, die Mitarbeitenden mehr als “nur” den monatlichen Sold bringen.



Storebox: Home-Office und Workation als Benefits

Bei Storebox wird der Fokus darauf gelegt, Benefits anzubieten, die der eigenen Kultur und Belegschaft entsprechen und somit einen großen Wert hinsichtlich Flexibilität, Entwicklung und Mobilität bzw. Health schaffen.

Beim Wiener Scaleup herrscht zudem keine Kernzeit, sondern stattdessen eine Mindestanwesenheitsdauer – mit der Möglichkeit der Stundengleitung, um “Work-Life-Blending für verschiedenste Lebensumstände zu ermöglichen”.

Das von Johannes Braith, Ferdinand Dietrich und Christoph Sandraschitz gegründete Logistik-Startup setzt auf ein hybrides Arbeitsmodell mit 130 Tagen Home-Office im Jahr, die flexibel gewählt werden können. Dabei gibt es keine Beschränkung auf die “pro Woche Konsumation”.

Auch Workation im EU- bzw. im EWR-Raum im Ausmaß von bis zu 30 Arbeitstagen pro Jahr ist bei Storebox Praxis, um “einerseits für unsere Mitarbeiter:innen einen Szenenwechsel zu ermöglichen, welcher Kreativität und Motivation fördert und andererseits, um unseren internationalen Mitarbeiter:innen eine einfache Möglichkeit zu bieten, ihre Familien zu besuchen”, erklärt Communications-Managerin Nicole Korn.

Weiterbildungsbudget

Ein definiertes Weiterbildungsbudget pro Jahr pro Mitarbeiter:in soll über interne Maßnahmen hinaus dafür sorgen, dass auch mit externen Kursen und Trainings die Entwicklung der Mitarbeiter:innen unterstützt wird.

Zusätzlich setzt Storebox auf Team-Events und regelmäßige Veranstaltungen, um Mitarbeiter:innen zu stärken und als wachsendes Unternehmen für ein gutes und regelmäßiges Teambuilding zu sorgen (zweimal jährlich großes Company-Event, einmal pro Monat Teamaktivitäten). Dazu gehören auch Yoga-Stunden im Office mit Fokus auf Bewegung am Arbeitsplatz und Mental Health (Mediation), die von Storebox zur Gänze bezahlt werden.

Als weitere Maßnahme stützt Storebox entweder die Wiener Linien Jahreskarte vollwertig, bzw. zu Teilen das Klimaticket oder übernimmt die Haelsi-Mitgliedschaft. Und bietet die E-Kantine Schrankerl an, um einen schnellen Zugang zu gesundem Essen zu ermöglichen, welcher mit 20 Prozent pro Gericht gestützt wird.

Mitarbeiter:innen wurden eingebunden

Bei der Implementierung dieser Benefits hat sich das Scaleup an einer Mitarbeiter:innen-Umfrage orientiert und unterschiedliche Fokusthemen angesprochen, um ein Gefühl für die Bedürfnisse seiner Angestellten zu erhalten. Und einen Eindruck zu bekommen, was von der Belegschaft als Mehrwert wahrgenommen wird und wo noch Verbesserungspotenzial besteht.

Konkret wurden die Flexibilitäts-Modelle angesprochen, der Bedarf nach Home-Office und verschiedene Compensations-Benefits erfragt.

“Vor allem beim Thema Flexibilität der Arbeitszeiteinteilung haben wir starke Rückmeldung erhalten und so wurden alle vorgeschlagenen Modelle seitens Storebox umgesetzt (Workation, Gleitzeitausbau, etc.). Zusammenfassend wurde die Entscheidung, welche Angebote umgesetzt werden, stark durch die Belegschaft geprägt”, so das Storebox-Team.

Das Wiener Scaleup betont, einen großen Wert auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter:innen zu legen und daher Benefits einen hohen Stellenwert zuzuschreiben.

“Storebox möchte seinen Mitarbeiter:innen eine vielfältige Palette und einen Mix an Möglichkeiten bieten, mit dem Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das gemeinsames Arbeiten und das Streben nach Wachstum bestmöglich unterstützt, während wir gleichzeitig maximal auf die individuellen Bedürfnisse, Werte und Lebenssituationen unserer Mitarbeiter:innen Rücksicht nehmen. Die Benefits sind eng mit der Unternehmenskultur, der geschaffenen Arbeitsumgebung und dem Teamzusammenhalt verbunden. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein starkes Team und eine förderliche Arbeitsatmosphäre maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Deshalb sind viele der Benefits darauf ausgerichtet, diesen Aspekten gerecht zu werden”, teilt das Scaleup mit.

“Zuhören und anpassen”

Und erklärt weiter den Prozess: “Wir hören aufmerksam auf das Feedback unserer Mitarbeiter:innen und nutzen dieses, um unsere Benefits kontinuierlich zu evaluieren, zu verbessern und anzupassen. Die kürzlich durchgeführte ‘Pulse Check Survey’ hat erneut bestätigt, dass unsere angebotenen Benefits und die geschaffene Arbeitsumgebung bei unseren Mitarbeiter:innen auf breite Zustimmung stoßen. Dieses positive Echo erstreckt sich über alle Abteilungen hinweg und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.”

Storebox weiß, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen vielfältig sind, deshalb setzt man auf eine breite Auswahl an Benefits, die individuelle Präferenzen abdecken. Von flexiblen Arbeitszeiten über gezielte Weiterbildungsmaßnahmen bis hin zu Maßnahmen zur Förderungen der Work-Life-Balance.

“Insgesamt sehen wir Benefits als einen wichtigen Baustein, um unsere Mitarbeiter:innen langfristig als Teil des Unternehmens zu gewinnen, zu motivieren und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich persönlich und beruflich weiterentwickeln können.”

Die Blockpit-Benefits

Blockpit von Florian Wimmer hat sich bei der Frage nach den Benefits im ersten Schritt mit dem für die Mitarbeiter:innen wichtigsten Thema beschäftigt: Flexibilität von Zeit & Ort.

“Wir sind eine remote-first Company, arbeiten ohne Kernarbeitszeiten und vertrauen darauf, dass unsere Mitarbeiter:innen autonom gute Entscheidungen darüber treffen, wann sie arbeiten, um einerseits ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen und andererseits die Produktivität des Teams nicht zu beeinträchtigen”, erklärt Katja Hinz, Head of Human Resources.

Das Blockchain-Startup ist im Jänner 2022 ins neue Office gezogen und bietet dort seinen Mitarbeiter:innen nicht nur die üblichen Annehmlichkeiten wie einen Bio-Obstkorb und einen Tischtennis-Tisch, sondern auch eine hauseigene Bar mit alkoholfreien Getränken, aber auch Bier & Wein für den Ausklang beim Afterwork.

“Trotz des neuen Büros, gibt es bei uns keine Office-Pflicht. Auch die Arbeit aus dem Ausland aka ‘Workation‘ ist bei uns möglich. Uns ist es wichtig, dass wir uns zumindest zweimal pro Jahr alle persönlich sehen, deshalb gibt es eine Summer-Party und eine Weihnachtsfeier”, so das Blockpit-Team

Öffis und Merch als Benefits

Zusätzlich fördert Blockpit die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und stellt Mitarbeiter:innen nachhaltig und fair produzierten Company-Merch zur Verfügung, wie z.B. Hoodies, Socken, Jogginghosen, T-Shirts & Caps.

Darüber hinaus beteiligt das Startup nicht nur einzelne Mitarbeiter:innen in Schlüsselpositionen, sondern alle Mitarbeiter:innen mittels “VSOP” am Unternehmenserfolg. Dies schaffe zusätzliche Motivation, um als Team “bestmögliche Leistungen zu erzielen”.

In der Schlacht der Benefits haben, Wimmer und Co. nach, große Unternehmen im Vergleich zu Startups größere finanzielle Spielräume. Allerdings seien Flexibilität und Autonomie heutzutage viel mehr wert als ein Zuschuss zu Yogastunden oder Meditations-Apps.

“Nichtsdestoweniger muss man auch in diesem Bereich als Startup punkten und jene Benefits identifizieren, die von den Mitarbeiter:innen wirklich geschätzt und gebraucht werden, die attraktiv auf potenzielle neue Mitarbeiter:innen wirken und gleichzeitig zur Unternehmenskultur passen”, teil das Startup mit. “Keine leichte, aber eine sehr spannende Aufgabe, wie ich finde. Besonders in einem internationalen Remote-Setting, wie wir es leben.”

ArchäoNow: Benefits nach Wunsch

Das Startup ArchäoNOW, das unter anderem AR-Touren durch Wien anbietet, gehört zwar zu den kleineren Startups der Szene; mit einem kleinen Team. Gründerin und Archäologin Miriam Weberstorfer weiß aber, dass Benefits sehr wichtig sind und das Team-Gefühl im Office stärken.

Das AR-Startup bietet seinem vierköpfigen Team eine Kaffeeküche inklusive Snacks; sowie Team-Aktivitäten zwei bis dreimal pro Jahr. Weberstorfer dazu: “Wir sind ein kleines Team, für uns reichen die Benefits. Wenn die Mitarbeiter:innen etwas wünschen, dann organisieren wir es.”

Waterdrop: Betriebsarzt und remote-work

Das Scaleup Waterdrop von CEO Martin Murray bietet seinen Angestellten ein eigenes Gym mit wöchentlichen Trainings, die vom Unternehmen gezahlt werden. Zusätzlich gibt es einen täglichen Essenszuschuss, einen Betriebsarzt, eine anonyme psychologische Beratung und remote- bzw. abroad-work fünf Tage im Monat.

“Benefits sind wichtig, werden gerne gesehen und binden die Leute an das Unternehmen”, sagt Murray zur Wichtigkeit des Themas.

Marie Schneider, People and Culture Managerin, ergänzt: “Benefits können die Mitarbeiterbindung steigern und potentielle Kandidat:innen ansprechen. Benefits können als Teil der Entlohnung gesehen werden und bieten für die Company steuerliche Vorteile. Jedes Unternehmen bietet irgendwelche ‘0815-Benefits’ an. Das war uns zu wenig. Wir wollten mit unserem Angebot positiv auffallen und bieten daher ein (Bene)fit-Paket an, das absolut zu uns passt.”

Drei Säulen für Benefits-Entwicklung

Im Sinne der Company Culture war der Zugang von Waterdrop, sich anzusehen, welche Benefits zur eigenen Vision und zu den Values passen und diese widerspiegeln.

“Wir haben uns für drei Säulen entschieden, die unseren Values entsprechen: move, mind und develop”, so das Waterdrop-Team. “Jeder Benefit, für den wir uns entscheiden, muss zu einer dieser Säulen passen und alle gemeinsam ein attraktives Paket bilden.”

Beispiele dafür wären sportliche Angebote, Team-Events in der Kategorie “move”. Bei “mind” zählen Essenszuschuss, Betriebsärztin, psychologische Beratung und remote-work dazu. Bei der Säule “develop” gelten Trainingsbudget und Coaching als Benefits.

Brickwise: Flexibler Urlaub und Diensträder

Das Grazer Immo-Startup Brickwise mit Co-Founder Michael Murg setzt bei seinen Benefits auf Mitarbeiterbeteiligung, eine 35 Stundenwoche, flexible Arbeitszeit und Arbeitsort, 25 bis 40 flexible Urlaubstage, ein persönliches jährliches Weiterbildungsbudget von 4.000 Euro, ein Mental-Health- und ein Physical Health-Programm, einen Weekly Lunch und Free Drinks & Healthy Snacks. Zudem gibt es für Mitarbeiter:innen “Public Transport”-Tickets und Dienstfahrräder.

“Wir haben uns die Best Practice-Beispiele am Markt angesehen und uns zusätzlich das eine oder andere einfallen lassen und mit dem Team besprochen”, erklärt Murg. “Einiges ist geblieben, vieles wurde aber auch wieder verworfen. Wir sehen uns bei dem Thema als Begleiter unserer Mitarbeiter:innen durch eine Lebensphase und versuchen, sowohl in der persönlichen als auch beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Die Benefits haben denselben Stellenwert, wie die Bezahlung – also einen sehr hohen.”

Tractive mit 4-Tage-Woche und “Hundetage”

Das Paschinger Scaleup Tractive von Michael Hurnaus, setzt auf die 4-Tage-Woche und flexible Arbeitszeiten, der brutkasten berichtete. “Alle unsere Mitarbeiter:innen genießen drei Tage Wochenende zum Entspannen und Energie tanken sowie flexible Arbeitszeiten”, sagt der Gründer, der zudem seinen Mitarbeiter:innen noch Home-Office anbietet, damit diese ihren beruflichen Alltag zu ihren individuellen Bedürfnissen anpassen können.

Seit letzten Sommer sitzt das Tier-Tracking-Startup an einem 2800 Quadratmeter großen Campus, mit eigenem Wald, einer Hunde-Freilaufzone, offenen Working-Spaces, Begegnungszonen und Rückzugsorten für Kreativität und agilen Arbeitsmethoden.

Außerdem übernimmt das Startup 50 Prozent Kostenanteil der Öffi-Jahreskarte und unterstützt Mitarbeiter:innen dabei, billiger und klimafreundlicher durch das ganze Land zu reisen, indem man auch 50 Prozent vom Klimaticket und u.a. dem Linz Mega-Ticket übernimmt.

“Ganz egal, woher unsere Mitarbeiter:innen kommen, wir stellen sicher, dass sie sich wie zu Hause fühlen, denn wir unterstützen auch internationale Teammitglieder bei allen Herausforderungen vom Visa-Prozess bis zum Mietvertrag”, erklärt Hurnaus. “Wir geben unseren Teammitgliedern auch drei zusätzliche Urlaubstage, wenn sie sich einen Hund in ihr Zuhause holen, um ihn in Ruhe willkommen heißen zu können.”

Um die individuellen Gesundheitsbedürfnisse der Mitarbeiter:innen zu unterstützen, gibt es bei Tractive zudem einen jährlichen Gesundheitsbonus von 200 Euro pro Teammitglied.

Und – im Sinne des lebenslangen Lernens – bietet Tractive seinen Angestellten ein Kursangebot von über 6.000 Online-Kursen auf verschiedenen Plattformen sowie Leadership-Training für alle an, die führen bzw. führen werden.

Auch das kostenlose Parken in der firmeneigenen Parkgarage, sowie kostenloses Laden von Elektroautos, in der aktuell entstehenden PV-Anlage, die klimaneutral gespeist wird, gehören zu den Benefits des Unternehmens.

“Zwar gängig und üblich, aber dennoch nicht zu verstecken: Vom Snickers bis zum gesunden Snack, Obst, Energy-Drinks und viele anderen Getränken (plastikfrei) bis hin zum Kaffee ist für unsere Mitarbeiter alles kostenlos”, sagt Hurnaus.

Tractive folgt einem Schema bei Benefits-Entwicklung

Der Prozess, um die richtigen Benefits zu finden, folgt bei Tractive einem klaren Schema: Beim “Team-Feedback” werden Mitarbeiter:innen stark eingebunden, sowie das bewusste Fragen-Stellen und Feedback-Einholen als zentral für die Auswahl der richtigen Benefits im Unternehmen gesehen.

“Wir stellen sicher, dass unser Team zu Wort kommt”, sagt Hurnaus. “Durch anonyme Befragungen und einer offenen Feedbackkultur im Allgemeinen.”

Der zweite Punkt, dem man bei diesem Thema folgt, ist die Unternehmensphilosophie: “Bei jedem Benefit hinterfragen wir, ob dieser mit unseren Firmenwerten und unserer Business-Mission einhergeht, um so ein stimmiges Paket zu schnüren”, so der Founder weiter, der auch gleich zum nächsten Faktor weiterleitet: Abwägung der Kosten und Nutzen.

“Wir wären kein erfolgreiches Tech-Scaleup, wenn wir die Kosten/Nutzen nicht im Auge behalten würden. Fragen, die wir uns stellen, sind unter anderem: ‘Wie viele Mitarbeiter:innen würden von diesem Benefit profitieren?’ Aber es muss auch nicht alles 100 Prozent ‘wirtschaftlich rechenbar’ sein.”

Benefits und War for Talents

Hurnaus weiß, dass in einer Zeit wie dieser, die auch von manchen als “War for Talents” bezeichnet wird, Benefits eine entscheidende Rolle beim Employer Branding spielen. Das Eingehen auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen und das Beobachten von (globalen) Trends sei essentiell, um erfolgreich zu sein und um die richtigen Benefits auszuwählen.

“Benefits sind wichtig, aber noch wichtiger ist es, eine kontinuierlich gute Firmenkultur zu schaffen, in der sich jede:r als Teil von etwas Größerem fühlt, einen Sinn in der Tätigkeit sieht und mitgestalten kann”, so Hurnaus weiter. “Das bloße Einführen von attraktiven Benefits wäre sehr kurzfristig gedacht und auch zu einfach, um nachhaltig erfolgreich zu sein.”

Bitpanda: Günstige Broker-Gebühren und unbegrenzter Urlaub

Das heimische Unicorn Bitpanda bietet seinen Mitarbeiter:innen unbegrenzten bezahlten Urlaub, Recharge-Breaks, Leistungen für junge Eltern, eine Flex Benefits-Wallet, Zugriff auf eine Unternehmensplattform mit Discount-Angeboten, hybrides Arbeiten und Tage, an denen man von unterwegs arbeiten kann.

Auch vergünstigte Broker-Gebühren auf der Bitpanda-Plattform, Unterstützung für das psychische Wohlbefinden durch OpenUp, ein Employee Assistance Programme (EAP) und verschiedene lokale gesetzliche Leistungen – wie ein betriebliches Rentensystem und eine private Krankenversicherung in bestimmten Ländern – gehören dazu.

Für das Unternehmen sind Flexibilität und das Wohlbefinden der eigenen Mitarbeitenden sehr wichtig. Aus diesem Grund hat man sich für diese Leistungen entschieden, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder ihr Arbeits- und Privatleben in Einklang bringen können, und um sie in verschiedenen Lebensbereichen entsprechend zu unterstützen. Sei es in Bezug auf ihre psychische Gesundheit, elterliche Pflichten oder Auszeiten von der Arbeit.

“Unser Vertrauen in die Gewissenhaftigkeit und das Verantwortungsbewusstsein unserer Pandas ermöglicht es uns, einen auf Freiheit basierenden Arbeitsansatz zu verfolgen”, heißt es vom Bitpanda-Team.

Für Demuth und Co. sind Sozialleistungen ein wichtiger Bestandteil des vom Team verfolgten Konzepts der Gesamtvergütung.

“Wir glauben daran, dass es sehr wichtig ist, dass unsere Mitarbeitenden angemessene Unterstützung und Betreuung erhalten, um ihre Arbeit mit ihren persönlichen Lebensumständen in Einklang zu bringen”, so Kamran Kareem, Senior Director of Total Rewards. “Wir stellen sicher, dass diese Leistungen ihren unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden und ihnen das Gefühl geben, dass sie wertgeschätzt und unterstützt werden und dass in sie investiert wird. Alle dies trägt dazu bei, dass unsere Mitarbeitenden ihre Leistung erbringen und so zum gemeinsamen Erfolg des Unternehmens beitragen können.”

Nista.io mit VSOPS

Das KI-Startup Nista.io von CEO und Co-Founder Anna Pölzl, das Unternehmen dabei hilft, ihren Energieverbrauch und infolgedessen CO₂-Emissionen zu senken, bietet seinen Mitarbeiter:innen das Klimaticket, One on One-Coachingsessions mit einer Kommunikationstrainerin, freie Zeiteinteilung und VSOPS an.

“Das Klimaticket bieten wir an, weil es zur Unternehmenskultur passt, das One on One-Coaching, weil uns Mental Health wichtig ist und die freie Zeiteinteilung, weil wir unseren Mitarbeiterinnen vertrauen”, betont Pölzl. “Und VSOPS, damit alle Teil am Erfolg des Unternehmens haben.”

N26 unterstützt Home-Office mit Zuschuss

N26 von Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal bietet seinen Mitarbeitenden unternehmensweite und – je nach Wünschen und Bedürfnissen der Angestellten im jeweiligen Markt – standortspezifische Benefits. Und fördert ein hohes Maß an Flexibilität.

“Im Zuge dessen haben wir beispielsweise bereits vor einiger Zeit die Umstellung auf ein ‘Remote-first’-Arbeitsmodell angestoßen, um unseren Mitarbeitenden mehr Flexibilität hinsichtlich ihres Arbeits- und Lebensmittelpunktes zu geben”, erklärt Ilona Szalachy, Senior Corporate Communications Specialist. “Hiervon machen unsere Mitarbeiter:innen an den verschiedenen Standorten in Europa Gebrauch. Der Großteil unserer Mitarbeitenden nutzt allerdings auch weiterhin regelmäßig unsere Räumlichkeiten. Hier sind wir mit unseren hochmodernen Büros hervorragend aufgestellt und bieten Mitarbeiter:innen eine erstklassige Umgebung für konzentrierte und kollaborative Arbeit – in unserer österreichischen Niederlassung in Wien, unserem neuen Hauptquartier im Herzen Berlins oder einem unserer anderen Büros in Europa.”

Weitere Maßnahmen, um den Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen auch im Home-Office bestmöglich gerecht zu werden und sie zu bezuschussen, betreffen beispielsweise die Einrichtung eines Büros in den eigenen vier Wänden.

Weiters beteiligt N26 seine Mitarbeiter:innen mittels ESOP unmittelbar am Unternehmenserfolg. Ein aktualisiertes ESOP-Programm für alle N26-Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen ist vergangenen Jahres in Kraft getreten.

Weiterbildungsbudget

Darüber hinaus fördert das Unternehmen die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeitenden mit einem jährlichen Weiterbildungsbudget. Dieses kann individuell sowie zur Umsetzung persönlicher Weiterentwicklungspläne, die alle Mitarbeitenden gemeinsam mit ihren Vorgesetzten erstellen, eingesetzt werden.

Zu den Benefits für N26 Mitarbeitende zählen darüber hinaus zusätzliche Urlaubstage mit jedem weiteren Jahr Unternehmenszugehörigkeit, die Bereitstellung eines Tickets für öffentliche Verkehrsmittel sowie zahlreiche Card-Benefits, Promo Codes und Partnerschaften (in Österreich beispielsweise mit myClubs).

Benefits zeichnen sich für N26 als laufender Prozess aus, wie Szalachy abschließend erklärt: “Die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen hat für N26 höchste Priorität. Deshalb evaluieren wir laufend, wie wir ihnen eine ausgezeichnete Arbeitserfahrung gewährleisten und sie zugleich beim Erhalt einer angenehmen Work-Life-Balance unterstützen können. Im Rahmen dessen prüfen wir regelmäßig, wie unsere Mitarbeiter:innen von den angebotenen Benefits Gebrauch machen und holen zudem direkten Input und Feedback von ihnen ein. Wir verzeichnen positive Reaktionen auf diese Maßnahmen.”

Viewpointsystem: Akademie und Vorbildwirkung auf Social Media

Das Wiener Datenbrillen-Startup von Nils Berger setzt ebenfalls auf eine Variation verschiedenster Benefits, die den Mitarbeiter:innen geboten werden.

Der “Inspire Day” ist es ein Arbeitstag pro Monat, den die Mitarbeiter:innen zur freien Verfügung haben, um Energie zu tanken und auf neue Gedanken zu kommen. Je nach Arbeitssituation nutzen manche Teams den Tag auch für Deep Work oder Brainstormings. Andere verabreden sich, machen gemeinsame Ausflüge oder Sport.

Für maximal zwei Monate am Stück dürfen die Mitarbeiter:innen nach vorheriger Absprache mit ihren Vorgesetzten und direkten Kolleg:innen aus dem europäischen Ausland arbeiten und auf Workation zurückgreifen.

Auch Home-Office (je nach Bereich zwei bis drei Tage pro Woche) ist möglich, ebenso eine flexible Arbeitszeitgestaltung außerhalb der Kernzeit. Zudem gibt es die Jahreskarte der Wiener Linien und Geschenke für Mitarbeitende zu besonderen Anlässen wie Geburtstag, Hochzeit, Jubiläum und Geburt.

Zwecks interner Weiterbildung findet die hausinterne “VPS Academy” mit fachlich relevanten Vorträgen und Präsentationen alle drei Monate statt. Die Mitarbeiter:innen übernehmen hierbei selbst die Programmgestaltung.

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2022 hat das Startup etwa in diesem Rahmen einen ganzen „Tech Day“ veranstaltet und das Team in die neuesten für es relevanten Technologien aus dem Bereich Augmented und Mixed Reality hineinschnuppern lassen. Für angehende Führungskräfte hat man das auf einen längeren Zeitraum angelegte Programm “Leadership Development Curriculum” mit mehrtägigen Workshops entwickelt.

Women’s Club

Zudem hat Viewpointsystem einen internen “Women’s Club” für weiblichen Kolleg:innen in der Tech-Branche, in dem sie sich austauschen und unterstützen können. Er wird von den Mitarbeiter:innen selbst gemanagt.

Außerdem wurde zur Förderung von Frauen in Technologieberufen die Kampagne #WomenInTech ins Leben gerufen, mit der das Unternehmen Kolleg:innen auf den Social Media-Profilen portraitiert, um das Interesse von Mädchen und Frauen an Tech-Karrieren zu fördern.

“Wir haben darüber hinaus ein total diverses, interkulturelles Team mit Mitarbeiter:innen aus über 20 Nationen. Diese Diversität führt natürlich auch manchmal zu Reibungen, stärkt aber unsere Innovationskraft, davon sind wir überzeugt. Unser Mitarbeiter:innen blicken täglich über den eigenen Tellerrand hinaus”, sagt Danja Lehner, Head of People Experience bei Viewpointsystem.

Um die richtigen Benefits für die Angestellten zu finden, setzt sich die “People Experience”-Abteilung gemeinsam mit dem CEO zusammen und erarbeitet diese im Management-Board. Als nächster Schritt folgt die Einbindung der Mitarbeiter:innen bei der Planung. Dann geht es ans Feintuning und die Umsetzung.

Inspire Day

“Der Inspire Day etwa ist ein Projekt, das unser CEO Nils Berger persönlich stark vorangetrieben hat”, erklärt Lehner exemplarisch. “Die Initiative kam von ihm mitten in der Corona-Pandemie. Nils hatte das Gefühl, dass die Mitarbeiter:innen von der Situation überfordert und etwas müde waren – müde von der ungewohnten Situation, müde von der vielen Arbeit, getrennt von den Kolleg:innen. Nils und ich haben uns dann während gemeinsamer Spaziergänge, die wir zu dieser Zeit regelmäßig gemacht haben, überlegt, was wir tun können. Und nachdem wir immer schon der Meinung gewesen sind, dass das Thema ‘Zeit’ das Wichtigste für viele ist – nämlich neben dem Job auch noch Zeit für Familie, Zeit für Sport, Zeit für soziale Projekte zu haben, da wussten wir, dass der Inspire Day der richtige Weg ist.”

Workation als rechtliche Grauzone

Beim Thema Workation hat sich das Leadership-Team tief in die Materie begeben, um diese Möglichkeit des Arbeitens ihren Mitarbeiter:innen zu gewähren.

Lehner erklärt: “Nachdem uns als Technologieunternehmen schon immer klar gewesen ist, dass unsere Developer ihren Job eigentlich aus der ganzen Welt machen könnten, und uns aufgrund der vielen unterschiedlichen Nationalitäten unserer Mitarbeiter:innen dann auch immer wieder Anfragen erreicht haben, ob sie temporär von woanders arbeiten können, war uns klar, dass wir auch hier etwas anbieten sollten”, sagte sie.

“Rechtlich war dies jedoch nicht ganz einfach, da Workation nach wie vor eine Grauzone ist und mit den jeweiligen Gesetzen in den Ländern nicht immer einfach umsetzbar. Während einer längeren Planungsphase haben wir uns Partner gesucht zu rechtlichen Fragen und zum Versicherungsschutz, und zudem konkrete Spielregeln aufgestellt. Zum Beispiel, wie lange am Stück darf aus dem Ausland gearbeitet werden, wie lange vorher muss der Antrag erfolgen, für eine stabile Internetverbindung bzw. Erreichbarkeit ist der Mitarbeiter verantwortlich, und so weiter. Wir haben bis jetzt nur gute Erfahrungen mit unserem Workation-Programm gemacht. Nach einem knappen Jahr Pilotphase haben wir uns nun darauf verständigt, Workation nur innerhalb der EU anzubieten, da die gesamte Welt einfach aus rechtlicher Sicht schwierig ist.”

Don’t just create and roll out…ask!

Eines der wichtigsten Learnings machte Viewpointsystem im Vorfeld der “VPS Academy”: Berger war es von Beginn an wichtig, eine Unternehmenskultur zu haben, in der sich alle wohlfühlen und entsprechend einbringen können. Als Startup musste Viewpointsystem diese erst einmal etablieren und passende Werte prägen.

“Wir haben uns überlegt, dass es bei unserer Unternehmensgröße schon möglich ist, mit allen in den Dialog zu treten und die Mitarbeiter aktiv einzubinden. Wir wollten schauen, worin wir gut sind, aber auch, wo der Schuh drückt. Unser ‘People Experience’ Team hat dafür eine Mitarbeiter:innen-Umfrage gestartet, Workshops durchgeführt und die Ergebnisse ausgewertet.”

Aufgrund dessen hat man gemerkt, dass es nichts bringt, nur im kleinen Kreis irgendwelche Maßnahmen zu entwickeln und diese dann im Unternehmen auszurollen. Die Führung kam zur Überzeugung, dass Mitarbeiter:innen eigentlich am besten wissen, was sie brauchen, damit sie gut arbeiten können. Insofern hat man sich für drei Schwerpunkt-Themenfelder entschieden, zu denen sich die Mitarbeiter:innen freiwillig anmelden und aktiv Ideen und Maßnahmen mit ausarbeiten konnten. Daraus entstand dann als eine Maßnahme die interne Weiterbildungsinitiative VPS Academy.

Benefits ein Standard – neuer Trend im Entstehen

“Aus meiner Sicht wird das Thema Benefits zunehmend wichtiger, da sich Unternehmen überlegen müssen, wie sie sich am Markt präsentieren möchten”, meint Lehner. “Nachdem wir von einem Arbeitgeber-Markt weit entfernt sind und jedes Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten hat, Fachkräfte zu finden, nehmen Mitarbeiter:innen-Benefits an Bedeutung zu. Ein attraktives Monatsgehalt setzen die meisten Kandidat:innen heute voraus. In den letzten Jahren kommen in den Bewerbungsgesprächen auch vermehrt Fragen, was das Unternehmen zusätzlich anbietet.”

Dabei seien klassische Benefits, wie z.B. Home-Office und flexibles Arbeiten oft schon Standard. Unternehmen seien somit gefordert, zu überlegen, wie sie sich von anderen Unternehmen abheben können.

“Monetäre Anreize sind zwar kurzfristig motivierend, aber Studien zeigen immer wieder, dass dieser Effekt bald nachlässt. Insofern war und ist uns bewusst, dass wir Benefits brauchen, die unsere Mitarbeiter:innen auch als wertvoll erachten und die zu unserer Unternehmenskultur passen”, so Lehner abschließend. “Ich denke, dass wir in Zukunft noch einen Schritt weitergehen müssen, denn nicht jeder Benefit ist für alle Mitarbeiter:innen interessant. Der Trend geht zu individuellen ‘Benefit-Packages‘, die sich die Mitarbeitenden selbst schnüren können.”

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v.l. Die beiden Founding Partner Laurenz Sim- bruner und Lukas Püspök | (c) Tina Herzl

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


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