20.05.2021

Aus für Swelly – Buchroithner: “Schwerste Entscheidung meines Lebens”

Mit Swelly hört ein ehemaliges heimisches Vorzeige-Startup auf. Um das nach LA ausgewanderte Unternehmen war es bereits länger ruhig.
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Das Swelly- (damals noch Dvel) Gründerteam im Jahr 2015
Das Swelly- (damals noch Dvel) Gründerteam im Jahr 2015 | (c) Tom Roschanek

Wir schreiben das Jahr 2015. Der Startup-Hype in Österreich hat gerade begonnen. Und ein junges Unternehmen aus Wien erfüllt alle Startup-Klischees und erobert damit die Herzen der jungen Community: Dvel (später auf Swelly umbenannt). Gegründet von Peter Buchroithner, Manfred Strasser und Philipp Holly basierend auf einer Idee aus einem Kalifornien-Aufenthalt, bot das Startup eine App, die Entscheidungen erleichtern sollte. Dazu konnten zwei Fotos, etwa von zwei T-Shirts, zwischen denen man sich nicht entscheiden konnte, den anderen Usern zur Wahl gestellt werden.

Nachdem es bei Sendungsauftakt der zweiten Staffel von 2 Minuten 2 Millionen (Video hier) ein größeres Investment geholt hatte (425.000 Euro von Hansi Hansmann, Stefan Kalteis und Michael Altrichter), ging das Startup nach Los Angeles. Dort wollte startup300-Gründer Michael Eisler dem Team helfen, ein zwei Millionen US-Dollar-Investment aufzustellen. Schnell stellte sich heraus: Der Name Dvel ist im englischsprachigen Raum ungünstig. Zunächst wurde auf Swell umbenannt, dann aus der Handy-App eine Facebook-Messenger-Funktion unter dem Namen “Swelly” gemacht.

Alle Swelly-Investoren ausgezahlt

Mit zehn Millionen Nutzern sei es “die größte Entscheidungs-Findungs-Community im Internet” gewesen, schreibt CEO Peter Buchroithner heute auf Facebook. Doch das scheint nicht gereicht zu haben. “Heute ist es an der Zeit, die bisher schwerste Entscheidung meines Lebens zu verkünden: Wir hören mit Swelly auf”, so der Gründer. Bereits am 22. Mai werde das Service eingestellt. “Es ist verrückt, eine Reise nach einer so langen Zeit zu beenden. Besonders eine, die uns von Wien nach Los Angeles und wieder zurück geführt hat”.

Goodbye ? SwellyWe launched Swelly in August 2016 to help people make better decisions.And today it's time to…

Posted by Peter M. Buch on Thursday, May 20, 2021

In den vergangenen Monaten sei es auch deswegen ruhig um Swelly geworden, weil das Gründer Team darum gekämpft habe, dass die Geschichte gut ausgehe. “Wir mussten zahllose schwere Entscheidungen treffen, etwa unser Traumhaus in LA aufgeben und unser großartigen Team loslassen und uns dabei darauf fokussieren, dass alle Beteiligten etwas herausbekommen”, schreibt Buchroithner. Im letzten Punkt war man erfolgreich: “Mit Stolz können wir verkünden, dass wir unsere Investoren Anfang des Jahres ausgezahlt haben und jeder Aktionär ein gutes Geschäft gemacht hat”.

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Christopher Helf und Constantin Dißelkamp | Bild: pagent.ai

Christopher Helf war CTO und CO-Founder beim Wiener Krypto-Trading-Startup Trality. Im August des Vorjahres musste dieses Konkurs anmelden. Bereits ein Monat zuvor musste die Trading-Plattform ihren Service einstellen. Damals sei es dem Startup “aufgrund des aktuellen Marktumfelds nicht möglich gewesen, die Plattform und Dienstleistungen weiterhin anzubieten” – brutkasten berichtete.

Mit Januar 2024 startete Helf eine neue Challenge als CTO und Co-Founder des in Bonn sitzenden AI-Startups pagent.ai – gemeinsam mit CEO und Co-Founder Constantin Dißelkamp. Am gestrigen Montag vermeldete das Startup positive Nachrichten: Nämlich den Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 900.000 US-Dollar – umgerechnet etwa 857.000 Euro.

AI-basierte Hyperpersonalisierung

Pagent.ai befasst sich mit der “AI-basierten Hyperpersonalisierung von Websites”. Das nun frische Kapital stammt vom teilstaatlichen High-Tech Gründerfonds (HTGF) – einem der größten deutschen Seed-Investoren, ebenfalls mit Sitz in Bonn.

Mit der generativen KI von pagent.ai können personalisierte Webinhalte erstellt und damit eine bessere Nutzeransprache ermöglicht werden. Wie das deutsche Medium startbase.de berichtet, soll pagent.ai “Webseiten automatisch auf die Bedürfnisse und Vorlieben bestimmter Zielgruppen abstimmen”, wodurch diese Marketingziele effizienter erreichen können.

Die Lösung von pagent.ai eigne sich insofern für Unternehmen, als dass diese keine A/B-Testungen mehr durchführen bräuchten, so das Startup. Das AI-System des Startups soll “automatisch die effektivste Variante der Website” identifizieren und “sie den Nutzern ausspielen, was zu einer verbesserten Nutzererfahrung führt”, heißt es auf starbase.de. Die Lösung soll überdies auf die “Verbesserung von Text- und Bildelementen” setzen.

Telekom und E-Commerce im Fokus

Für das kommende Geschäftsjahr plane das Startup, die Funktionalitäten seiner Technologie auf Struktur, Design und Video-Inhalte auszudehnen. Aktuell würden Testungen mit Pilotkunden durchgeführt, wobei sie die sogenannten “pagents” von pagent.ai testen. Diese “pagents” ermöglichen es, Website-Elemente automatisiert zu optimieren und die beste Version für Nutzer:innen auszuspielen, heißt es.

“Unser langfristiges Ziel ist es, das führende AI-Modell für personalisierte Kommunikation zu entwickeln und Online-Erfahrungen völlig neu zu gestalten”, wird Co-Founder Dißelkamp von startbase.de zitiert.

Die Lösung zeige sich bislang – nach Angaben des Startups – besonders für Unternehmen aus den Bereichen der Telekom und des Mode-Online-Handels interessant. Co-Founder Helf bestätigt: “Besonders Telekommunikations- und Fashion-E-Commerce-Unternehmen zeigen großes Interesse für die Automatisierungslösung. Für jede Organisation mit Onlinepräsenz liegt großes Potenzial in der Marketingautomatisierung mit AI, um ihre Ziele besser zu erreichen.”

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