19.06.2023

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

Wie hält man Meetings ab, die für alle Beteiligten zeitlich machbar sind, wenn die Teams remote arbeiten und über ganze Welt verteilt sind? Für den Gründer von "Freckle" und "Subscription" Sidharth Kakkar lautet die Antwort: Man tut es nicht. Man dokumentiert stattdessen und gibt Freiheiten.
/artikel/asynchroner-arbeitsplatz-new-work-mehr-als-nur-arbeitszeit-debatte-und-remote-meetings
Asynchroner Arbeitsplatz, New Work, remote work, dokumentation, subscript, freckle
(c) Stock.Adobe/lana_u - New Work hat viele Faktoren; darunter den asynchronen Arbeitsplatz.

Bei der New Work-Thematik geht es in letzter Zeit hauptsächlich um Arbeitszeitverkürzung (bei vollem Gehalt) bzw. einer Neudefinierung von “Vollzeit“, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Dabei fällt oft der Begriff “4-Tage-Woche”, der stellvertretend für das ganze Thema als Keyword in einem teilweise ideologisch anmutendem Diskurs über die Arbeit von Morgen benutzt wird. Dass mehr als nur die Frage nach Stunden zu einer New-Work-Philosophie gehört, zeigt das Beispiel “asynchroner Arbeitsplatz” von Sidarth Kakkar.

Asynchroner Arbeitsplatz hat viele Facetten

Das erste Startup des Gründers namens Freckle wurde übernommen und führte dazu, dass sich Kakkar in Selbstreflexion übte, bei der er alle Lektionen, die er im Laufe seiner sechsjährigen Tätigkeit als Founder gelernt hatte, in einem 35-seitigen Dokument festhielt.

Er stellte unter anderem fest, dass er seine Mitarbeiter nicht vor Ort in San Francisco brauchte, um erfolgreich zu sein. Im Laufe der Geschichte des Startups hatte Freckle eine Entwicklung von einem Büro- zu einem hybriden Arbeitsplatz durchlaufen, bevor es zu vollständigem remote work überging.

Als es an der Zeit war, sein nächstes Startup Subscript zu gründen, eine Abonnement-Intelligence-Plattform für B2B-SaaS, wusste Kakkar, dass er vom ersten Tag an einen vollständig dezentralen Arbeitsplatz wollte. Diese Idee wurde vom Gründungsteam aufgegriffen, da seine Mitbegründerin Michelle Lee am anderen Ende des Landes wohnt und die Arbeitszeiten sehr unterschiedlich sind.

Kakkar und Lee waren der Meinung, dass die Abschaffung der geografischen Anforderungen Subscript einen Vorteil verschaffen würde, da es in der Lage wäre, auf leistungsstarke Mitarbeiter:innen aus einem globalen Talentpool zurückzugreifen und ihnen die Flexibilität zu geben, ihre beste Arbeit zu leisten.

“Ich persönlich finde, dass es einfach Tageszeiten gibt, zu denen ich viel weniger produktiv bin als zu anderen Zeiten am Tag. Einer unserer ersten Ingenieure, Brandon, ist gerne aktiv und nimmt nach dem Mittagessen einen Tanzkurs, und er kommt erfrischt zur Arbeit zurück”, wird Kakkar bei der Plattform “Firstround” zitiert. “Man will nicht, dass die Leute vor ihren Laptops sitzen, wenn sie nicht produktiv sein können.”

Das gute alte Meeting

Jedoch tauchte rasch ein Problem auf: die Meeting-Zeiten. Da die Mitarbeiter über den ganzen Globus verstreut sind (und zu Zeiten arbeiten, die sich am besten mit ihrem Zeitplan und ihrer Produktivität vereinbaren lassen), war es unvermeidlich, dass jemand den Kürzeren zog und entweder mitten in der Nacht oder vor Sonnenaufgang an einem Meeting teilnahm. Kakkar gefiel dieser Umstand nicht. Also sagte er alle Meetings ab (mit Ausnahme der freiwilligen, wie z. B. die Social Hours).

Heute hat Subscript nicht nur einen globalen Talentpool erschlossen, sondern auch seinen eigenen Terminkalender entwickelt: Kakkar nennt es “asynchroner Arbeitsplatz”. Zu den drei Säulen, die er eingeführt hat, gehören: kein Mikromanagement, alles dokumentieren und die Einstellung von Mitarbeitern als Segmentierungsübung.

In der Praxis gehören folgende Punkte dazu: Es gibt keine obligatorischen Besprechungen. Die Mitarbeiter können zu den Zeiten arbeiten, die ihrem Zeitplan und ihrer Produktivität am besten entsprechen. Und anstelle einer standardmäßigen Besprechung schickt das Führungsteam jeden Sonntagabend eine kontextbezogene E-Mail, die ein Dokument und ein aufgezeichnetes Video enthält, in dem die OKRs (Objectives & Key Results) und Ziele für die Woche besprochen werden.

Alle Teambesprechungen finden über Slack statt, wo Mitarbeiter:innen Updates zu ihren Fortschritten posten oder um Hilfe bei der Beseitigung eines Problems bitten können. Es gibt monatliche soziale Treffen, wie z. B. ein gemeinsames Online-Brettspiel oder 1:1-Kennenlerngespräche. Es gibt auch regelmäßige Offsite-Wochen für das gesamte Team, bei denen sich die Mitarbeiter persönlich treffen.

Aber die Festlegung der Parameter, wann und in welchen Kanälen die Mitarbeiter kommunizieren, ist nur das Gerüst für die Unternehmenskultur. In einem schnelllebigen Startup sei es wichtig, dass Entscheidungen nicht verzögert werden und Projekte nicht zum Stillstand kommen, nur weil jemand seinen Schreibtisch verlassen hat. Man müsse eine Kultur schaffen, in der Autonomie großgeschrieben wird – und den Mitarbeitern den Kontext geben, den sie brauchen, um klare Entscheidungen zu treffen. Ohne eine Gruppe von Kollegen in einem Zoom-Anruf zu versammeln. Für mehr Klarheit stützt sich Kakkar auf seine Säulen.

Säule 1: Kein Mikromanagement

Wenn er über seine ersten Jahre als Gründer nachdachte, stellte Kakkar fest, dass er ein ziemlicher Mikromanager war. “Die Vorteile des Mikromanagements von Mitarbeiter:innen sind minimal, aber die Nachteile sind beträchtlich”, weiß er heute. Anstatt die Vorteile der Einstellung von Spitzentalenten zu nutzen, hänge bei zu viel “Steuerung” ein ganzes Unternehmen nur noch von den eigenen Ideen ab. Die Zeit, die man durch die Absage von Besprechungen gewinnt, wird bei Subscript heute damit gefüllt, Entscheidungen zu treffen, für die man ein Team eingestellt hat.

Kakkar ist der Meinung, dass Ihre Rolle als Gründer darin bestehen sollte, “über die Dinge auf Systemebene nachzudenken, die ich anders machen sollte, damit schlechte Entscheidungen – oder falsch ausgerichtete Entscheidungen – nicht getroffen werden”, wie er “Firstround” erzählt.

Kollektives Abo-Gehirn

An einem autonomen Arbeitsplatz wird seinen Mitarbeiter:innen nun zugetraut, Lösungen für die Probleme zu finden, mit denen man sie beauftragt hat. Das bedeutet, dass man einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin nicht mehr vorschreibt, welches Format eine E-Mail zu haben hat, sondern ihnen die Grundlage für eigene Entscheidungen liefert. “Jeder, der für mich arbeitet, ist in seiner Sache besser als ich”, betont Kakkar. Wenn man den Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, unabhängig zu arbeiten, entstehe das, was der Founder ein “kollektives Abo-Gehirn” nennt. Denn jedes Mal, wenn man jemandem sage, was er oder sie tun solle, löse man den Fehler nicht wirklich. Man mache einen wirklich schlechten Patch.

Seiner Erfahrung nach sah das in der Praxis folgendermaßen aus: Früher beantworteten die Mitarbeiter:innen im täglichen Standup des Entwicklungsteams (das über Slack abgehalten wurde) drei Fragen:

Was haben Sie gestern gemacht?

Was werden Sie heute tun?

Was sind Ihre Blocker?

Kakkar hat heute diesen Prozess gestrafft: “Ich finde nur die letzte Frage wichtig und die ersten beiden sind eigentlich ziemlich mikromanisch. Deshalb habe ich die ersten beiden Fragen gestrichen und wir sprechen jetzt nur noch über Blocker.” Alles andere überlässt er dem oder der Einzelnen.

Antwort oder Meinung?

“Selbst wenn sie glauben, dass jemand einen Fehler macht, lassen sie ihn oder sie einfach gewähren”, rät Kakkar. “Oftmals ist das, was wie ein Fehltritt aussieht, nur eine alternative Route. In den übrigen Fällen wird die Person viel lernen und in Zukunft weniger Fehler machen. Als Gründer sei es zudem wichtig, den Unterschied zwischen einer richtigen Antwort und einer bloßen Meinung zu kennen.

Wenn man anderen eine Meinung aufzwingt, kann das der Arbeitsplatzkultur immensen Schaden zufügen. Nicht nur, dass man potenziell falsch liegt, selbst wenn man recht hat, sei es ein riskanter Schritt. Die Mitarbeiter:innen würden das Vertrauen in ihre Fähigkeiten verlieren, indem man die Kreativität und ihr Verantwortungsbewusstsein unterdrückt.

Zudem wäre eine weitere Folge, dass sich Angestellte dann mehr für die Meinung des Chefs oder der Chefin als die richtige Lösung interessieren würden. ‘Was will Kakkar?’ als Leitfrage kann ziemlich schädlich für das Unternehmen sein, so der Founder. Mitarbeiter:innen würden davon abhängig, dass man für sie Entscheidungen trifft – eine Konditionierung darauf, alles mit dem oder der Vorgesetzten abzusprechen.

Natürlich gebe es hier keine Einheitslösung für alle. Auch wenn jüngere Mitarbeiter:innen bei einigen größeren Projekten etwas mehr Unterstützung bräuchten, sei es wichtig, ihnen bei kleineren Aufgaben mehr Freiraum zu lassen (und aus Fehlern zu lernen, die unweigerlich auftauchen).

Für Kakkar gilt folgendes Credo: Bevor man eine Meinung äußert, sollte man sich fragen: “Habe ich recht oder habe ich nur eine Meinung? Wenn ich recht habe, was ist der Preis dafür, dass ich recht habe? Vielleicht stelle man fest, dass es besser ist, das, was man zu sagen hat, ungesagt zu lassen. “Vertrauen sie anderen, dass sie das tun, was sie am besten können. Konzentrieren sie sich auf die Dinge, die nur sie tun können, und überlassen sie den Rest anderen.”

Säule 2: Dokumentation und Transparenz

Nach einigen Jahren in einem Startup kann es sein, dass die Erinnerungen an die ersten Tage – und die ersten Entscheidungen – verschwommen sind. Wiederholungsgründer Kakkar erinnert sich bei Firstround an seine Freckle-Ära: “Es gab so viele Dinge, die wir im Grunde genommen noch einmal überdenken mussten, die wir uns vor drei Jahren überlegt hatten. Weil Teamkolleg:innen kamen und gingen und man leicht vergisst, was man entschieden hat, warum man es entschieden hat, und man sich am Ende die gleichen Fragen noch einmal stellt.”

Deshalb wird bei Subscript alles dokumentiert: “Wir versuchen sicherzustellen, dass sich die Logik jeder Entscheidung, die wir treffen, in unserem gemeinsamen Wiki widerspiegelt – alles, selbst die kleinsten Dinge.” Das Ziel ist, dass jede Diskussion schriftlich festgehalten wird.

Um dies in der Praxis zu veranschaulichen, verweist der Gründer auf eines seiner Lieblingsbeispiele: das “Journal of Product-Market Fit”. Dabei handelt es sich um eine Serie von Tagebucheinträgen, die im zweiten Monat von Subscript begonnen wurde und den Weg des Startups in Richtung Produkt-Markt-Fit dokumentiert, inklusive der Probleme, die zu dieser Zeit auftauchten. Beim Durchlesen dieser Dokumente könne man beobachten, wie sich die Denkweise und das Geschäft weiterentwickelt.

Asynchroner Arbeitsplatz mit Obsession für Dokumentation

Da bei Subscript alle Entscheidungsprozesse dokumentiert werden, könne die Zeit, die für eine erneute Prüfung aufgewendet wurde, für die Verfeinerung eines Prozesses genutzt werden. Diese asynchrone Arbeitskultur mit einer Obsession für Dokumentation kann jedoch zu einer unglaublich langen Papierspur führen. Um das angehäufte Wissen überschaubar und zugänglich zu halten, sei es daher wichtig, eine Organisationsstrategie zu haben. Andernfalls hätte sonst man nur jede Menge verwaister Dokumente, für die sich niemand die Zeit nimmt, sie durchzusehen oder nachzuschlagen, weil sie schwer zu finden sind.

Bei Kakkars früherem Startup, Freckle, wurde versucht, alles mit Google Docs zu verwalten. Subscript hat jedoch einen anderen Weg eingeschlagen: “In Google kann man ein Dokument erstellen und mit jemandem teilen, das nicht in einem Ordner oder einer Hierarchie abgelegt ist. Das bedeutet, dass viele Dinge im Grunde im Äther verschwinden und man sie nie wieder findet. Kakkar bevorzugt aber Lösungen wie Confluence oder Notion, die eine Hierarchie erzwingen, damit Dokumente in Zukunft leicht wiedergefunden werden können.

Wenn Subscript-Mitarbeiter also in den Dokumentations-Hub gehen, gibt es Abschnitte wie Ziele und Planung, Produkt und Design, Kundenerfolg, Markteinführung, Kultur, Team, Technik, allgemeine Abläufe und Sicherheit.

Jeder Abschnitt verfügt über Diskussionsbereiche zur Speicherung relevanter Dokumente. Man findet dort auch RFC (Request for Comments). Je nach Bereich gibt es zudem spezifische Unterkategorien. Im Bereich Produkt und Design gibt es zum Beispiel neben den RFCs auch “Discovery Interviews”, “Feature Requests” und das erwähnte “Journal of Product Market Fit”.

Der Ansatz von Subscript ist, alles einfach zu halten. Anstatt eine monatliche, einstündige Besprechung mit allen Mitarbeitern abzuhalten, um die Ziele für den jeweiligen Zeitraum zu besprechen, werden die OKRs bei Subscript in einer Kombination aus einem lebenden Dokument und einem wöchentlich aufgezeichneten 15-minütigen Video festgehalten.

“Die Mitarbeiter kommentieren das Video und das Dokument, sodass eine lebhafte Diskussion darüber stattfindet. Meiner Meinung nach ist das wesentlich effektiver als ein All-Hands-Meeting, weil man viel häufiger in die Diskussion einsteigen kann, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist”, zeigt sich Kakkar überzeugt.

Säule 3: Einstellung wie eine Segmentierungsübung behandeln

Bei Subscript, so der Founder weiter, erfahre jeder “die ungeschminkte Wahrheit” und das Startup arbeite mit voller Transparenz. Vor diesem Stil würden Führungskräfte oft zurückschrecken, weil sie befürchten, ihre Mitarbeiter:innen durch negative Berichte zu entmutigen. “Aber wenn man möchte, dass die Mitarbeiter selbständig arbeiten, brauchen sie das volle Bild”, beteuert Kakkar.

Bei Subscript bedeutet Transparenz, dass wichtige Entscheidungen öffentlich getroffen werden – in Dokumenten, die für jeden zugänglich sind. Die Entwürfe der OKRs sind offen, sodass jeder sie kommentieren kann. Sowohl gute als auch schlechte Nachrichten werden diskutiert und nichts bleibt geheim.

Gespräche, an denen technisch gesehen nur zwei Personen beteiligt sind, werden dennoch in öffentlichen Slack-Kanälen geführt, damit jeder sehen kann, wie Entscheidungen getroffen werden, und sich möglicherweise einmischen oder später auf diese Entscheidungen verweisen kann.

Indem man allen Mitarbeitern die positiven und negativen Entwicklungen der Reise anvertraut, kommuniziert man, laut Kakkar, dem gesamten Unternehmen: “Ihr seid ein großer Teil dieser Reise, genau wie alle anderen hier, und ihr habt einen wichtigen Beitrag zu leisten.”

Interesse und der Skill “asynchrone Kommunikation”

Diese Art der Firmenphilosophie lässt sich jedoch nur erreichen, wenn man seine Einstellungsphilosophie überdenkt. Man müsse sicherstellen, dass man Leute einstellt, die in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.

Das Ziel sei es nicht, ein extrem weites Netz auszuwerfen. Um eine einzigartige Unternehmenskultur zu schaffen, betrachtet Kakkar die Einstellung von Mitarbeitern als eine Segmentierungsübung, ähnlich wie bei der Anpassung von Produkt und Markt.

“Betrachten sie ihr Unternehmen und ihre Kultur als ein Produkt, das ihre Mitarbeiter erleben. Die Menschen, die sie brauchen, sind diejenigen, die sich für das Produkt interessieren, das sie anbieten. So erhalten wir eine sehr spezifische Segmentierung”, führt er aus. “Es gibt tatsächlich eine nicht unerhebliche Anzahl von Leuten, die ein Vorstellungsgespräch bei Subscript beginnen und dann sagen: ‘Tut mir leid, das ist nichts für mich’.”

Der Einstellungs-Leitfaden, dem Subscript folgt: Menschen, die sich wirklich um ihren eigenen Zeitplan kümmern, die sich sehr gut selbst motivieren können, die sehr gut mit Mehrdeutigkeiten umgehen und ihre eigenen Entscheidungen treffen können und die sehr gut in der asynchronen Kommunikation sind – schriftlich oder per Video.

Asynchroner Arbeitsplatz: Wissensleck schließen

All diese Faktoren dienen dazu, Vorstellungsgespräche mit Blick auf eine autonome Kultur zu führen. Für Subscript ist es schlicht eine Kombination aus den richtigen Fähigkeiten für die jeweilige Aufgabe und einem außergewöhnlichen Talent, zu vermitteln, was man tut und warum.

Obwohl die meisten Unternehmen – von Startups bis hin zu Großunternehmen – standardmäßig auf Meetings angewiesen sind, bietet, so Kakkar abschließend, die asynchrone Kommunikation ernsthafte Vorteile. Büros würden zwar ungeplante “Water-Cooler”-Momente ermöglichen, aber das Wissen, das in diesen Momenten entsteht, geht für viele verloren. Neben der Erschließung globaler Talente ist für den Founder die Schließung dieses Wissenslecks für den asynchronen Arbeitsplatz von enormer Bedeutung, damit alles so funktioniert, wie gewünscht.

Deine ungelesenen Artikel:
23.12.2024

Immer wieder ins kalte Wasser: Die besten Anekdoten aus 10 Jahren brutkasten

Die ersten zehn Jahre brutkasten waren auch zehn Jahre Startup-Rollercoaster. Und bei Achterbahnen gilt: Man sollte nur damit fahren, wenn einem das Spaß macht. Selbiges trifft übrigens auch beim Sprung ins kalte Wasser zu. Wir haben die besten Anekdoten aus der ersten Dekade brutkasten gesammelt.
/artikel/anekdoten-10-jahre-brutkasten
23.12.2024

Immer wieder ins kalte Wasser: Die besten Anekdoten aus 10 Jahren brutkasten

Die ersten zehn Jahre brutkasten waren auch zehn Jahre Startup-Rollercoaster. Und bei Achterbahnen gilt: Man sollte nur damit fahren, wenn einem das Spaß macht. Selbiges trifft übrigens auch beim Sprung ins kalte Wasser zu. Wir haben die besten Anekdoten aus der ersten Dekade brutkasten gesammelt.
/artikel/anekdoten-10-jahre-brutkasten
Anekdoten - Das brutkasten-Team und seine Weggefährten haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt | (c) Marko Kovic
Das brutkasten-Team und seine Weggefährten haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt | (c) Marko Kovic

Dieser Artikel ist im Dezember 2024 in der Jubiläumsausgabe des brutkasten-Printmagazins – “Wegbereiter” – erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Es gibt bekanntlich für alles ein erstes Mal – und in einem Startup gibt es diese ersten Male noch ein bisschen häufiger. Gründet man ein Medien-Startup, das sich mit Startups beschäftigt, sollte man etwa erst einmal die bekannten Gesichter der Startup-Szene kennenlernen. Aber wie?

“Am Anfang, als ich das Ganze begonnen habe und es mich so fasziniert hat, habe ich erst einmal versucht herauszufinden, wie ich Andreas Tschas (Anm.: damals Gründer und CEO Pioneers Festival) kennenlernen kann. Das war für mich so, als ob ich es schaffen muss, einen Superstar kennenzulernen”, erzählt brutkasten-Gründer und -CEO Dejan Jovicevic. “Auch Hansi Hansmann war für mich weit weg und unerreichbar.” Schließlich schaffte er es bekanntlich, und nach Tschas vor ein paar Jahren ziert nun Hansmann das aktuelle brutkasten-Cover.

Ein besonderer allererster Live stream

Leichter – vielleicht sogar etwas zu leicht – fiel es Redakteur Martin Pacher anfangs, an so richtig bekannte Persönlichkeiten zu kommen. “Es war Anfang 2019; ich war gerade erst zwei Wochen in meiner fixen Position bei brutkasten und hatte noch nie einen Video-Talk moderiert”, erzählt Pacher. “Und dann hat es sich ergeben, dass Dejan kurzfristig die Moderation eines sehr hochkarätig besetzten Livestream-Interviews nicht machen konnte, und ich war der Einzige, der Zeit hatte, einzuspringen.”

Die Gesprächspartner:innen für Pachers allererstes Video-Interview waren keine Geringeren als die damalige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, der damalige Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, Business-Angel-Legende Hansi Hansmann und “Future Law”-Gründerin Sophie Martinetz; natürlich alles in einem Take und live in den Social-Media-Kanälen von brutkasten.

Martin Pachers (l.) erster Live-Video-Talk mit (vlnr.) Ewald Nowotny, Margarete Schramböck, Hansi Hansmann und Sophie Martinetz | (c) brutkasten

“Ich habe eigentlich immer den Ansatz, zu sagen: ‘Ja, mach’s einfach!’ – auch wenn es wenig Vorbereitungszeit gibt und man ins kalte Wasser springen muss“, erzählt der Redakteur. In der Situation sei er dann aber doch sehr aufgeregt gewesen. “Haris, unser damaliger Head of Video, hat mir dann positiv zugeredet. Er hat mich schön in Szene gesetzt, die Lichter eingeschaltet und heruntergezählt: ‘3, 2, 1, go!’ Und ja, dann kam es zu meiner ersten Anmoderation. Die hätte ich rückblickend betrachtet vielleicht noch ein bisschen flüssiger machen können“, räumt Pacher ein.

Es sollten noch Dutzende weitere Video-Interviews werden – “ich weiß nicht, wie viele Video-Talks ich in all der Zeit moderiert habe, aber es ist definitiv im dreistelligen Bereich!”, so Pacher. Unter seinen Interviewpartnern waren Leute wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales oder Formel-1-Legende Jean Todt. Letzterer habe mitten im Interview sein Handy abgehoben und zu telefonieren begonnen, erzählt der Redakteur. “Das hat mich dann doch ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Aber es ist dann alles gut gegangen und wir konnten die Aufnahme fortführen, nachdem Todt dann noch einen großen Schluck Kaffee genommen hatte.”

Martin Pacher im Gespräch mit Jean Todt | (c) brutkasten

Exit während der Weihnachtsfeier

Manchmal hat man den Kontakt zu den wichtigen Persönlichkeiten schon erfolgreich hergestellt, und dann kommen einem aber andere Hindernisse in die Quere, weiß Redakteur Momcilo Nikolic. Er hatte bei KI-Koryphäe Sepp Hochreiter um ein Interview angefragt – “und er hat sich auch gemeldet. Es war der erste Schultag meines Sohns und wir sind gemeinsam mit anderen Eltern vor der Schule gestanden. Da ruft Hochreiter an und sagt, er hätte jetzt ein paar Minuten Zeit”, erzählt Nikolic. Und dann? “Ich habe festgestellt: Auch das geht. Ich bin kurz auf die Seite gegangen, habe inmitten von nervösen Eltern auf der Straße ein komplexes Interview über KI geführt und war glücklicherweise rechtzeitig wieder fertig.”

Generell ist Nikolic der Mann für solche Fälle bei brutkasten. “2021 hatten wir – noch coronabedingt – eine Remote-Weihnachtsfeier. Kurz nach neun Uhr abends kam die Meldung zum Durchblicker-Exit; einer der größten Exits der österreichischen Startup-Geschichte. Ich habe mir ein Glas Whiskey gegönnt und das runtergetippt”, erzählt der Redakteur.

Die legendäre “gemischte Platte”

Ein halbes Jahr später war die Coronazeit halbwegs überwunden, das brutkasten-Sommerfest konnte in Präsenz stattfinden – und eine brutkasten-Tradition wurde eingeführt, wie sich Conny Wriesnig, Lead Media Consulting und Begründerin dieser Tradition, erinnert: “Damals ist die ‘gemischte Platte’ entstanden.“ Dabei handelt es sich um ein Tablett mit unterschiedlichsten alkoholischen Getränken bzw. Shots – first come, first serve. “Das war praktisch eine neue Sales-Taktik: Erst wollten ein paar Leute nichts trinken, dann habe ich die gemischte Platte gepitcht, und zack: Auf einmal hatte jeder ein Getränk in der Hand”, erzählt Wriesnig.

Gemischte Platte bei der brutkasten-Weihnachtsfeier 2023 | (c) brutkasten

“Mein Highlight war aber am nächsten Morgen: Wir haben alle fast durchgefeiert und höchstens drei Stunden geschlafen und hatten gleich um neun ein Meeting. Dort hat Dejan erzählt: Als seine Frau ihn gefragt hat, was er frühstücken will, hat er instinktiv gesagt: ‘Eine gemischte Platte’. Ab dem Moment wusste ich: Es wird keine Feier mehr ohne die gemischte Platte geben!”. Und tatsächlich sollte das nicht die einzige Anekdote mit Beitrag des besonderen Getränketabletts bleiben.

Folgenreiche Aprilscherze

An dieser Stelle sollte betont werden, dass man es bei brutkasten auch ohne Alkohol lustig haben kann, etwa am 1. April, wie Aprilscherz-und-Weihnachtslied-Beauftragter Dominik Perlaki, Autor dieser Zeilen, weiß. “Der ‘Standard’ ist einmal auf einen meiner Aprilscherz-Artikel hereingefallen und hat den Inhalt zwei Tage später in einem ernst gemeinten Beitrag verarbeitet. Hansi Hansmann, um den es ging, fand das dann leider nicht mehr so lustig”, erzählt Perlaki.

“Ich habe im Laufe der Jahre die brutkasten-Wochenzeitung ‘im Kasten’ erfunden und Sebastian Kurz zum ‘2 Minuten 2 Millionen’-Investor gemacht. Mein Highlight war aber ein Scherz, den hiMoment-Gründer Christoph Schnedlitz, der damals im Büro im weXelerate ein paar Meter entfernt saß, mit mir umsetzte.” Schnedlitz, der sich stets sehr skeptisch zum Konsum sozialer Medien äußerte, wurde im Aprilscherz-Artikel ein 100-Millionen-Euro-Exit an Facebook angedichtet. „Kurze Zeit später hat mir Christoph erzählt, dass es richtig anstrengend für ihn wurde: Sein Steuerberater hat ihn gefragt, wie er so etwas machen kann, ohne es mit ihm zu besprechen, und noch Wochen später haben sich regelmäßig Leute bei ihm gemeldet, mit denen er ewig keinen Kontakt hatte, um zu fragen, wie es ihm denn so geht.“

Titelbild zum HiMoment-Exit-Aprilscherz mit Christoph Schnedlitz | (c) brutkasten

Im Railjet erkannt werden

Mit Prominenz muss man eben umgehen können. Dazu kann auch Dejan Jovicevic etwas erzählen: “Ich bin einmal im Railjet gesessen und bei der Fahrscheinkontrolle kommt die Schaffnerin zu mir und sagt: ‘Du bist doch Dejan vom brutkasten!’ Ich dachte: ‘Jetzt bin ich schon so bekannt, dass mich alle kennen!’ Aber es stellte sich heraus: Sie war ÖBB-Vorständin und quasi undercover unterwegs – und hatte mich kurz zuvor bei einem Event gesehen.”

Zumindest für eine Zeit lang in Erinnerung geblieben dürfte auch Dominik Perlaki einmal einigen Event-Teilnehmern sein, wie er erzählt: “Es war AustrianStartups-Stammtisch im später leider geschlossenen Wiener Coworkingspace sektor5; Stargast war der damalige Kanzler Christian Kern.” Am Ende des Programms habe Moderator Daniel Cronin gesagt, Kern könne nur mehr eine Frage aus dem Publikum beantworten, bevor er gehen müsse. “Und Cronin erklärte, die Frage dürfe derjenige stellen, der auf drei am höchsten hüpft und am lautesten schreit. In einem gestopft vollen Raum mit mehreren Hundert Leuten war ich der Einzige, der gehüpft ist und geschrien hat – und zwar ziemlich hoch und laut”, erzählt Perlaki. An die Frage könne er sich aber nicht mehr erinnern.

Sichere dir das brutkasten-Magazin in digitaler Form!
Trag dich hier ein und du bekommst das aktuelle brutkasten-Magazin als PDF zugeschickt und kannst sofort alle Artikel lesen! Du erhältst mit der Anmeldung künftig auch Zugang für unseren Startup-Newsletter, den wir drei Mal pro Woche verschicken. Du kannst dich jederzeit unkompliziert wieder abmelden.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Der Inhalt des Artikels kann weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben. Das Konzept eines asynchronen Arbeitsplatzes und die Abschaffung von obligatorischen Meetings können dazu beitragen, die Arbeitszeit flexibler und produktiver zu gestalten. Dies kann zu einer besseren Work-Life-Balance führen und die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen. Zudem kann die Möglichkeit, leistungsstarke Mitarbeiter aus einem globalen Talentpool zu rekrutieren, zu einer höheren Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen führen. Langfristig können diese Veränderungen zu einem Wandel in der Arbeitskultur und einer Neudefinition von Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodellen beitragen.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Die Idee des asynchronen Arbeitsplatzes, bei dem Mitarbeiter:innen zu jeder Tageszeit arbeiten und Meetings vermieden werden, ist ein Beispiel für die Umsetzung der New-Work-Philosophie. Das Startup Subscript hat durch diese Arbeitsweise einen globalen Talentpool erschlossen und seinen Mitarbeitenden mehr Autonomie gegeben, was zu einer höheren Produktivität und einer verbesserten Unternehmenskultur führt. Der Artikel zeigt, dass New Work mehr ist als nur eine Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings und dass Unternehmen, die die Flexibilität und Autonomie ihrer Mitarbeitenden fördern, erfolgreich sein können.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Als Innovationsmanager:in sollten Sie die New Work-Philosophie und ihre verschiedenen Faktoren, einschließlich des asynchronen Arbeitsplatzes, verstehen und in Betracht ziehen. Durch das Schaffen eines autonomeren Arbeitsplatzes und die Implementierung von dokumentierten und transparenten Prozessen können Sie ein Umfeld schaffen, das kreative Ideen fördert und ein innovatives Denken unterstützt.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Für Investor:innen kann der Inhalt dieses Artikels relevant sein, da er Einblicke in die Arbeitsweise eines Startups gibt und aufzeigt, wie ein Unternehmen erfolgreich sein kann, indem es seine Mitarbeiter:innen autonom arbeiten lässt und gleichzeitig eine offene Kommunikation und ein starkes Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter:innen fördert. Dies kann ein Indikator für eine gesunde Unternehmenskultur und eine effektive Arbeitsweise sein, die potenziell zu einem erfolgreichen Geschäftsergebnis führen könnte.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Als Politiker:in kann dieser Artikel relevante Erkenntnisse zu einer modernen Arbeitskultur liefern, die auf Flexibilität und Autonomie basiert. Insbesondere die Idee des “asynchronen Arbeitsplatzes” kann dazu beitragen, die geografischen Anforderungen und Zeitzonenunterschiede für Angestellte zu minimieren und so das Potenzial für ein globales Talentpool zu maximieren. Darüber hinaus betont der Artikel die Bedeutung einer transparenten Dokumentation und einer Kultur des Vertrauens und der Autonomie, die auch in der politischen Arbeit von Vorteil sein kann.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, wie die Idee von New Work in der Praxis umgesetzt werden kann. Am Beispiel des Startups Subscript wird deutlich, dass mehr als nur die Verkürzung der Arbeitszeit oder eine Neudefinierung von Vollzeit notwendig ist, um eine New-Work-Philosophie erfolgreich zu leben. Bei Subscript gibt es keine obligatorischen Besprechungen und die Mitarbeiter können zu den Zeiten arbeiten, die am besten zu ihrer Produktivität passen. Stattdessen gibt es eine Dokumentation und Transparenz, die die Kultur des autonomen Arbeitens fördern und es den Mitarbeitern ermöglichen, Entscheidungen unabhängig zu treffen.

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

  • Sidarth Kakkar
  • Michelle Lee
  • Brandon (Erster Ingenieur bei Subscript)

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

  • Freckle
  • Subscript

Asynchroner Arbeitsplatz: New Work mehr als nur Arbeitszeit-Debatte und remote Meetings