10.11.2020

Ali Mahlodji sammelt 60.000 Euro Spendengelder mit “Oaschloch”-T-Shirts

Ali Mahlodji hat in einer Kampagne mit T-Shirt-Verkauf 60.000 Euro für das Friedensprojekt Mirno More gesammelt. Er musste dabei von Social Media-Usern derbe Kritik einstecken, die ihm teilweise sogar den Tod wünschten.
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(c) Ali Mahlodji Show - Ali Mahlodji und Klaus Buchroithner konnten eine beträchtliche Summe für den Verein Mirno More sammeln.

Es war eine Nacht, die man nicht vergessen wird. Der Terroranschlag in Wien am 2. November hat die Stadt erschüttert und vier Menschenleben gefordert. Die Zeit jetzt ist die Phase der Verarbeitung. Während die Politik versucht zu eruieren, wie so etwas passieren konnte, verarbeiten die Menschen das Geschehene. Ali Mahlodji, der Co-Founder und ehemalige CEO von whatchado nennt es “eine Nacht, in der die Zeit still gestanden ist” und hat seinen eigenen Weg gefunden, mit dem Attentat umzugehen. Er sammelte Spendengelder für die gemeinnützige Organisation Mirno More.

Hashtag “Schleich Di Du Oaschloch”

Auch Wien hat einen eigenen Umgang gefunden, den Schock zu verarbeiten. Der Spruch eines Zeugen des Angriffs in Richtung des Attentäters “Schleich di du Oaschloch” wurde zum Hashtag und stellvertretend dafür, dass Wiener nicht der Falle der Terroristen verfallen wollen, sich spalten zu lassen und sich dem Hass zu ergeben. Mahlodji geht sogar weiter und möchte den schrecklichen Vorfällen etwas Positives entgegensetzen.

Er und Klaus Buchroithner, CEO und Founder von Das Merch und Vresh Clothing, haben sich abgesprochen und 6000 T-Shirts hergestellt, die jenen Spruch tragen, der für den Wiener Umgang mit Terror steht. Und sie haben das gesammelte Spendengeld von 60.000 Euro dem Verein Mirno More zukommen lassen.

UPDATE!Liebe Menschen hier auf Social Media,so wie oben angeführt verlief das gestrige Gespräch zwischen Klaus und…

Posted by Ali Mahlodji on Wednesday, November 4, 2020
(c) Mahlodji/FB – Damals lag der Spendenerlös noch bei 37.500 Euro.

“Die Idee dazu entstand spontan bei einem Zoom-Call mit Jugendlichen. Sie haben mir erklärt, dass sie sich wie bei Black Lives Matter wünschen, ein ähnliches Zeichen zu setzen. Dann haben sie über den Spruch geredet und ihn als Ausgrenzung von jenen charakterisiert, die uns trennen wollen”, sagt Mahlodji.

Mahlodji in der Apotheke

Ein paar Stunden später fand sich der Jugendbotschafter in einer Apotheke wieder und lauschte zwei älteren Damen, wie sie über den selben Spruch sprachen. “Da dachte ich mir, wir nehmen diese Tragödie, die passiert ist und versuchen für die Zukunft vorzubeugen. Das heißt für mich, in Jugendliche zu investieren, die durch Projekte Toleranz lernen. Genau das fehlt ja oft den Menschen, die radikalisiert werden”, so Mahlodji weiter.

“Geld in die Friedensflotte”

Der Buchautor erinnert sich in diesem Sinne an die Idee zu whatchado, bei dem er natürlich das Ziel hatte, Geld zu verdienen, aber ihm bereits damals noch wichtiger war, einen “gesellschaftlichen impact” zu erwirken. Den Verein Mirno More verfolgte er bereits seit 2012, war begeistert und nahm sich vor, ihn zu unterstützen. “Nach dem Anschlag war klar, wir müssen das Geld in eine Friedensflotte stecken, die jungen Menschen dabei hilft erst gar nicht intolerant zu werden, sondern ihnen beibringt mit der Vielfalt der anderen umzugehen”, sagt er.

Mordwünsche durch Fake-Profile

Für seine Aktion erhielt der Gründer derbe Kritik auf Facebook. User warfen ihm Bereicherungsgelüste vor und wünschten – teilweise mit extra angelegten Fake-Profilen -, dass es auch ihn erwischt hätte. Diesen wüsten Nachrichten begegnete Mahlodji, wie er es immer tut, mit Ruhe und Information. Er sandte den Kritikern Links, die aufklärten und darauf hinwiesen, dass sämtliche Einnahmen gespendet werden würden. Die meisten entschuldigten sich daraufhin oder haben aufgehört, sich zu melden.

Journalistin Opfer der Schlagzeilenkultur

“Das Schlimmste aber war, das mir eine ehemalige Wirtschaftsjournalistin beinhart vorgeworfen hat, dass ich mich bereichern würde und nur die nächste Geschäftsidee promote. Hätte sie gelesen, wie wir das Geld verwenden, dann hätte sie das nie geschrieben”, sagt Mahlodji und weist im selben Atemzug auf ein weiteres Problem unserer Gesellschaft hin, das ihm spätestens nach der Kritik stark bewusst wurde: die Schlagzeilenkultur.

Einfaches Weltbild durch Clickbait-Infos

“Gerade diese Journalistin war es, die mir einst erzählt hat, wie schlimm sie die Schlagzeilenkultur findet. Das ist das größte Problem der heutigen Welt, dass sich Menschen aufgrund einer Überschrift ein Weltbild machen. Clickbait und dergleichen”, so Mahlodji weiter: “Als wir auf die weiterführenden Informationen hingewiesen haben, hat das aufgehört. Aber, und das muss gesagt werden, für jeden der uns beleidigt hat, gab es hunderte Andere, die unsere Aktion gut fanden.”

Mahlodji und Buchroithner mit Zeichen gegen Hass

Er und Buchroithner wissen, dass Terroristen Schrecken bringen und Gesellschaften spalten wollen. Und sie wollen das nicht hinnehmen. Mit ihrer T-Shirt-Aktion setzen sie mehr als nur ein Zeichen. Sie eröffnen einen Diskurs, der geführt werden muss und als gesellschaftliche Waffe gesehen werden kann, um gegen die unscheinbare Gefahr von Terror anzugehen: Die Schubladisierung von Menschen im Form von Hass.

“Niemand wird mit Radikalisierungsfantasien geboren”

Mahlodji dazu: “Kein Mensch wird mit Radikalisierungsfantasien geboren. Ich habe Jugendliche kennen gelernt, die dachten, sie seien nichts wert und um die sich niemand gekümmert hat. Sie sahen keine Zukunft für sich. Das Problem ist, wenn du niemanden hast und auch keine Vorbilder, kann es sein, dass Radikalisierungstendenzen in dir etwas aufwecken. Bei manchen Jugendlichen ist es dieses Männlichkeitsverhalten, bei anderen aktiv zu werden.”

Früher ansetzen um Jugendliche zu erreichen

Ali Mahlodji denkt, dass, so einfach es klingt, Jugendliche jemanden brauchen, der ihnen zuhört. Er weiß, dass es bei 20-jährigen bereits zu spät sein könnte und die zwar das, was man hören möchte, wiedergeben können, aber innerlich ein gänzlich anderes Gedankengut leben. Man müsse früher ansetzen.

Mahlodji von Nazis verprügelt

“Ich bin selbst ein Flüchtling, Schulabbrecher und wurde von Nazis verprügelt. Trotzdem habe ich versucht, etwas aus mir zu machen. Wenn man den jungen Menschen ihre Wut, ihren Zorn lässt, ihnen aber sagt, mach was Sinnvolles damit, und sie es tun, kann man danach viel besser mit ihnen reden”, sagt er.

Andere Meinung aushalten

Mahlodji betont erneut, dass alle verstehen müssen, dass niemand als radikal geboren ist, er aber auch nichts “schönreden” möchte. So ein Angriff sei eine Katastrophe und der Täter gehört eingesperrt. Jedoch, und das ist sein springender Punkt, hätten diese Personen, die Jugendliche ködern wollen, keine Chance, wenn man ein geborgenes Umfeld für jene Jugendlichen schafft, die sich abgehängt fühlen. Daher die Unterstützung für die Leute von Mirno More, die kleinen und großen Kindern beibringen, die Meinung eines anderen auszuhalten, auch wenn man diese nicht verstehe.

Handlungssicherheit als Leitlinie

Mahlodji selbst gesteht ein, dass immer wenn etwas Schlimmes in seinem Leben passiert, er dadurch versucht, Handlungssicherheit zu bekommen, indem er etwas macht, das in der Zukunft dafür sorgt, dass sich die Tragödie nicht wiederholt. Es sind Arten von Präventiv-Initiativen, die der Gründer auspackt, um seinen Beitrag zu leisten.

“Ich verstehe, wenn jemand daheim sitzt und trauert, doch ich selbst, muss etwas tun. Ich möchte, dass junge Menschen eine Zukunft haben. So ein Attentat habe ich noch nie erlebt, aber dafür viel gesehen, wo etwas schief gegangen ist. Es ist dann wichtig, Aktionen zu setzen, damit man sich handlungsfähig fühlt. Es ist mein Verarbeitungsprozess”, erklärt er.

Mahlodji: “Verkauf beendet”

Diese Art des Umgangs des whatchado-Gründers hat nun zu 60.000 Euro Spenden geführt, womit die T-Shirt-Aktion auch wieder beendet ist. Mahlodji hatte von Anfang an geplant, den Shirt-Verkauf zeitlich zu begrenzen und daraus keinen weiteren Profit zu generieren.

“Als wir online gegangen sind, fragten uns viele nach Hoodies, Häferl und Masken. Die Menschen wollten Merchandise haben. Ich habe ihnen gesagt, dass dieses T-Shirt kein Merch ist, sondern eine Möglichkeit, für eine kurze Zeitspanne ihre Wut zu kanalisieren und etwas Gutes zu tun. Wir haben immer gewusst, wir werden den Shop schließen”, führt Mahlodji aus.

“Wichtig, Dinge ruhen zu lassen”

Ein Reopening des Shops wird es nicht geben, selbst wenn die Anfragen steigen sollten. “Wir wollen das Thema nicht nochmal aufleben lassen. Es ist abgeschlossen und wichtig, auch Mal Dinge ruhen zu lassen”, sagt Mahlodji: “Es war eine Aktion, die von uns eine richtige Antwort darauf war, auf das, was passiert ist.”

Archiv: Michaela Gahleitner und Klaus Buchroithner, die Co-Founder von Vresh und Das Merch im Gespräch mit dem brutkasten

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
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Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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AI Summaries

Ali Mahlodji sammelt 60.000 Euro Spendengelder mit “Oaschloch”-T-Shirts

  • Während die Politik gelinde gesagt versucht zu eruieren, wie der Terroranschlag passieren konnte, verarbeiten die Menschen das Geschehene. So wie Ali Mahlodji, der mit seiner T-Shirt-Aktion Spenden für eine NGO sammelt.
  • Der Spruch eines Zeugen des Angriffs in Richtung des Attentäters “Schleich Di Du Oaschloch” wurde zum Hashtag und stellvertretend dafür, dass Wiener nicht der Falle der Terroristen verfallen, sich spalten zu lassen und sich dem Hass zu ergeben. Und findet sich nun auf Shirts wieder, die Mahlodji und Buchroithner verkaufen, um Spenden zu sammeln.
  • Mahlodji: “Niemand wird mit Radikalisierungstendenezen geboren.”
  • 60.000 Euro wurden eingenommen.

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