11.03.2024

Alexander Brix: “Manchmal bin ich einfach Seelsorger”

"Wenn jemandem was auf dem Herzen liegt und was mal nicht so gut funktioniert, dann ist man da und geht auch mal auf ein Bier.” Alexander Brix erzählt vom Leben bei Canva, als Angel Investor und als strategischer Seelsorger.
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Alexander Brix (c) brutkasten

Die dritte Folge unserer Interview-Serie “Das Leben nach dem Exit” findet sich am Ende des Artikels.

Im Februar 2021 schaffte Alexander Brix neben den zwei Foundern Benjamin Grössing und David Frankhauser einen erfolgreichen Exit: Das 2017 gegründete Visual-AI-Startup Kaleido wurde von der global agierenden Designplattform Canva übernommen.

Knapp ein Jahr vor dem Exit stieg Brix bei Kaleido ein und war als COO im Gründerteam tätig. “Als drittes Rad hast du schon ein bisschen die Angst: Kann ich meine Ideen überhaupt einbringen? Mit Ben und David habe ich aber einen super Match gefunden”, erzählt er.

Wie es nicht mal zwölf Monate nach seinem Hinzukommen zum Exit kam? Brix verrät die “Secret Sauce” dazu.

“Ein Exit sollte nicht das Ziel sein”

2021 – kurz nach ihrem Exit an Canva – meinten die Kaleido-Gründer Benjamin Grössing und David Frankhauser, dass ihr “Exit nicht das Ziel” gewesen sei. Derselben Meinung ist Late-Co-Founder und Ex-COO Alex Brix:

“Ein Exit sollte nicht das Ziel sein. Ich glaube, das Ziel muss immer sein, etwas zu bauen, das einen Wert stiftet, sei es für User, für Kunden oder für die Umwelt.” Ein Verkauf sei viel eher eine mögliche Konsequenz: “Aber nur, wenn es wirklich Sinn macht.” Zum strategisch falschen Zeitpunkt könnte ein Verkauf nämlich Wachstum und Vision einbremsen.

Obwohl es nicht ihr Ziel war, legte das Wiener AI-Startup 2021 einen der größten Exits in der österreichischen Startup-Geschichte hin. Mit der Übernahme integrierte Kaleido seine AI-Tools in die Foto- und Videobearbeitung von Canva. Damit entwickelte sich der Wiener Canva-Standort zu einem “Center of Excellence” für Künstliche Intelligenz.

Keine Zeit zum Faulenzen

Besonders viel hat sich im Alltag des Operations-Experten Brix seither nicht geändert: “Work as usual geht weiter. Man hat ja in der Regel ambitionierte Ziele, die man gemeinsam mit dem Partner erreichen will. Zeit zum Faulenzen ist da nicht.”

Mit der Übernahme kamen neue Prozesse und eine neue Rolle. Seit dem Verkauf ist Brix weiter bei Canva tätig – seit April 2022 ist er Head of Operations Europe: “Die größte Umstellung ist, dass du von einem kleinen Startup zu einem Unternehmen von 1.000 Leuten aufsteigst. Da bist du auf einmal eine Stufe höher. Und damit musst du erstmal klar kommen.”

Auch auf seiner höheren Stufe macht ihm die Arbeit mit Canva “noch immer richtig Spaß”: “Canva haben wir uns bewusst als Partner ausgesucht. Wir wussten, das Unternehmen wächst schnell. Und wir wussten, dass AI ein strategisch wichtiges Thema für Canva ist. Die Motivation ist groß, dort weiterhin Gas zu geben.”

Aktuell zählt der Wiener Canva-Standort über 80 Mitarbeitende – der Großteil arbeitet im Machine Learning und Software-Entwicklungsbereich. Brix befasst sich indes mit der Entwicklung des DACH-Teams in puncto AI, Sales und Marketing.

SexTech & Co: Brix’ neue Rolle als Angel Investor

Ein Exit bringt bekanntlich auch Geld – und das meist nicht wenig. Auch Brix musste seine Exit-Gelder verwalten. Diese wollte der Ex-COO nicht “einfach in einen ETF-Fonds schmeißen und nie mehr anschauen”, sondern “auch wieder in das Ökosystem zurückzugeben.”

Einen Teil investierte Brix in Startups: Als Angel Investor will er ein Netzwerk aufbauen, um “mit jungen Unternehmer:innen zusammenzuarbeiten und mein Wissen weitergeben zu können.” SaaS sei dabei “sicher der Sweetspot, wo ich mich am besten auskenne”, meint Brix zu seiner Post-Exit-Tätigkeit.

Doch bei SaaS blieb es nicht: So floss ein Teil seiner Exit-Gelder in das SexTech-Marketplace-Startup Maloum: “Das wäre ursprünglich nicht auf meinem Radar gewesen, aber die Gründer waren so spannend und das Produkt so interessant, dass ich da auch mitgemacht habe.”

“Manchmal bin ich einfach Seelsorger”

Seine Gründerkappe legte Brix mit seiner Investment-Tätigkeit jedoch nicht ab: “Meine Stärken liegen im Unternehmensaufbau und darin, Teams zu strukturieren und zu motivieren.” Damit will Brix Gründer:innen im Aufbau helfen. Als Investor schlüpft er außerdem in eine fürsorgliche Beraterrolle: “Manchmal bin ich einfach Seelsorger. Wenn jemandem was auf dem Herzen liegt und was mal nicht so gut funktioniert, dann ist man da und geht auch mal auf ein Bier.”

Krypto, Startups & ETFs

Da es sich bei Investments in Startups um risikoreiche Anlagen handelt, rät Brix zu einer breiten Streuung auf “möglichst kleine Tickets bei mehreren Startups. In der Hoffnung, dass zwei oder drei dabei sind, die fliegen.” Rund 80 Prozent seiner investierten Exit-Gelder flossen allerdings “ganz klassisch in ETFs wie MSCI World oder MSCI Emerging Markets”. Das kleinste Drittel legte er in die “High-Risk-Krypto-Ecke”.

“Mein eigenes kleines Startup”

Neben Krypto, Startup-Investments und ETFs gestaltet sich sein Leben nach dem Exit ganz nach Gründergeschmack: “Meine Rolle als Head of Operations Europe fühlt sich wie mein eigenes kleines Startup innerhalb von Canva an.” Einer Neugründung verschließt sich der Ex-COO allerdings nicht: “Was in zwei, drei Jahren ist, wird sich zeigen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch mal zu gründen. Vielleicht werde ich auch mehr Zeit in meine Angel-Investment-Tätigkeit investieren und Firmen weiterhelfen.”

Die “Secret Sauce” zum Exit

Weiterhelfen kann Brix vor allem dank seiner bisherigen Startup- und Exit-Erfahrung: Vor Kaleido musste er sein eigenes SaaS-Startup Accordium nämlich in einem “Fire-Sale” verkaufen. “Auf die harte Tour” habe er dabei vor allem die wahre Bedeutung des Wortes “Nein” gelernt:

“Wir haben damals versucht, irgendwie alles zu machen. Wir haben tausend Features gleichzeitig entwickelt. Aber am Ende des Tages bist du ein kleines Startup. Du hast sehr limitierte Ressourcen und diese musst du möglichst effektiv einsetzen.”

Mit Accordium habe er so oft die Richtung gewechselt, “bis es irgendwann nicht mehr funktionierte”. Kaleido hingegen hat an einer starken Vision festgehalten – nach dem Vorbild der beiden Co-Founder Grössing und Frankhauser:

“Unsere Secret Sauce war unser Hintergrund-Entfernungstools remove.bg.” Variationen habe Kaleido darum herum entwickelt, das Core Asset stand immer im Fokus.

So kam es – unter anderem dank der Secret Kaleido-Sauce – zum Exit: “Es gehörte wahrscheinlich auch ein bisschen Glück dazu”, meint Brix nun über zwei Jahre später. “Ich glaube, die beiden Gründer Ben und David haben sich am Anfang auch nicht ausmalen können, dass das so durch die Decke geht. Aber wenn du siehst, dass es funktioniert, dann darfst du nicht zögern und musst all in gehen. Dafür hatten Ben und David die richtige Persönlichkeit und den richtigen Fokus. Und die Konsequenz davon war der Exit.”

Alexander Brix in der dritten Folge von “Das Leben nach dem Exit”.
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(c) Reeloq - Lukas Watzinger und Julia Watzinger, Gründer von Reeloq, mit ihrem Anti-Drop-System.

Vor vier Jahren stellte das Gründer-Duo Julia und Lukas Watzinger bei der TV-Show “2 Minuten 2 Millionen” erstmalig ihre Reeloq-Smartphone-Sicherung vor. Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner zeigte sich damals von der Innovation überzeugt und sagte: „Das muss in jedem Arbeitsoverall eingenäht sein”. Er bot gemeinsam mit Juror-Partnerin Katharina Schneider 75.000 Euro für 25,1 Prozent Anteile. Obwohl der Deal vor laufender Kamera beschlossen wurde, ließ das Grazer Startup den “2Min2Mio”-Deal platzen – brutkasten berichtete.

Reeloq hört auf Kundenwunsch

Die Smartphone-Sicherung hat sich seit der Ausstrahlung im Bergsport und in der Industrie etabliert. Sie bietet nicht nur Schutz vor Verlust, sondern ermöglicht auch griffbereites Verstauen des Smartphones. Der Schritt zur Werkzeugsicherung erfolgte auf Kundenwunsch.

Relooq hat auf dieses Feedback reagiert und anhand dessen ein neues Produkt entwickelt: “Das Kundenfeedback steht immer im Zentrum der Produktentwicklung”, sagt Lukas Watzinger, Geschäftsführer der Reeloq GmbH. In Kooperation mit dem Freileitungs-Spezialisten “Fa. Preising GmbH” konnte so ein praxistaugliches Produkt entwickelt werden, das die hohen Anforderungen der Industrie erfülle.

Mehrere Millionen Euro Umsatz

Ob auf Baustellen, bei Wartungsarbeiten oder im Industriekletter-Bereich – das System soll dafür sorgen, dass Werkzeuge sicher befestigt sind und dennoch einfach und schnell zugänglich bleiben.

“Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren Produkten bereits mehrere Millionen Euro Umsatz erzielt haben, aber unser Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft”, sagt Julia Watzinger, Geschäftsführerin. Das Unternehmerpaar ist überzeugt: “Unsere Mission ist es, in den verschiedensten Branchen weltweit mit unseren patentierten Sicherungslösungen mehr Freiheit und Sicherheit zu ermöglichen.”

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