23.11.2021

“2 Minuten 2 Millionen”: Alle Investoren steigen bei Kummerkater ein

In dieser verkürzten Ausgabe von "2 Minuten 2 Millionen" gab es ein Kinderbuch, dass Kinderkummer anspricht und eine Erfindung, die beim Holzhaus-Bau unterstützen soll.
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Karli Kummerkralle
(c) Puls 4/Gerry Frank - Kessy Frenzel mit ihrem Karli Kummerkralle.
kooperation

Die erste bei “2 Minuten 2 Millionen” war Kessy Frenzel. Sie hat ein Buch geschrieben, das für einen respektvollen Umgang unter Kindern steht und für mehr Achtsamkeit in Kindergärten und Schulen sorgen soll. Der Plot: Karli Kummerkralle führt ein bislang unbeschwertes Leben. Er begegnet auf seinem Weg durch den Wald unterschiedlichen Tieren. Diese jedoch meinen es nicht immer gut mit ihm und der Kater erfährt Missgunst, Neid und Egoismus.

Verschiedene Wunden

Mit einem Kinderbuch und dem dazugehörigen Kuscheltier soll Karli Kummerkralle in Kindergärten und Schulen zum Mitdenken und Mitfühlen anregen. Das Buch zeigt dabei innere und äußere Verletzungen auf. Gezeigt werden diese auch am Kuscheltier selbst. Denn sein Körper ist mit Pflastern bestückt, die alle für eine andere Wunde stehen. Die Forderung der Grazerin: 100.000 Euro für 40 Prozent.

Karli Kummerkralle
(c) Puls 4/Gerry Frank – Autorin Frenzel hat mit Karli Kummerkralle den Grüffelo (auf Netflix) zum Vorbild.

Frenzel betonte, dass sie für den nächsten Schritt jemanden brauche, der ihr bei der Distribution von Karli Kummerkralle helfen solle. Bisher hatte sie 400 Bücher verkauft, zudem würde die Nachfrage nach dem Stofftier steigen. Die Gründerin schien die Jury zu überzeugen, indem sie ihre Vision von einer Tonnies-Figur oder einer Netflix-Serie, ähnlich dem Grüffelo, darlegte. Konkret plane sie fünf Abenteuer ihres Kummerkaters.

Bau Tycoon Hans Peter Haselsteiner bot nach dem charmanten Pitch 20.000 Euro für acht Prozent Anteile. Alexander Schütz und Katharina Schneider wollten eigentlich gemeinsam 50.000 Euro für 25,1 Prozent anbieten, wurden aber von ihrem Vorredner überzeugt, eine alternative Offerte abzugeben.

Karli Kummerkralle wie Seitenbunt?

Die Mediashiop-Chefin warf daraufhin fünfmal 10.000 Euro für 25,1 Prozent in den Raum, mit der Möglichkeit auf weiteres Kapital, das Frenzel für ihre Produktion benötigen würde. Allerdings hatte sie dabei nicht mit einem widerstrebenden Martin Rohla gerechnet.

Jener sprach davon, dass er einst bei Seitenbunt von Gloria Hiltmair eingestiegen sei, weil er es als Herzensprojekt erkannt hatte. Nun wurde jenes Kinder-Startup dermaßen gut laufen, sodass er bei Frenzel mit soviel Kapital einsteigen wollte, wie benötigt. Auch alleine, wenn es sein muss. Dazu kam es aber nicht. Schneider schlug 100.000 Euro für 40 Prozent vor und meinte, jeder, der wolle, dürfe mitmachen. Das Ergebnis: Fünffach-Deal für Karli Kummerkralle.

Ein Zimmermeister bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der nächste und letzte der heutigen Folge war Zimmermeister Walter Eberl. Er hat den Thermosockel entwickelt, ein Sockelelement für den Holzbau, das aus zwei Recyclingdämmstoffen besteht, damit Bauschäden im Sockelbereich ohne Geländeabsenkung gezielt verhindert werden können. Durch unter anderem seine Feuchtigkeitsunempfindlichkeit könne der Thermosockel im Vergleich zur Konkurrenz bei Holzbauwerken auch unter Niveau verbaut werden.

Die Besonderheit daran: Da das tragende Material selbst Dämmmaterial ist, würden Wärmebrücken verhindert, gleichzeitig können es durch die dichte Pressung auch statische Funktion übernehmen. Es sei feuchteunempfindlich, dauerhaft und lasse sich einfach verarbeiten. Die Forderung: 300.000 Euro für zehn Prozent.

Fachexperten und Laien

Nach einem kurzen Fachexperten-Diskurs mit Haselsteiner baten Kommunikationsprofi Philip Maderthaner und Alexander Schütz nochmal um eine konkrete Erklärung, warum er als “ein normaler Holzbauer” das Produkt der Gründer brauche. Nachdem sich die beiden Juroren zufrieden mit der Antwort gezeigt hatten, kam heraus, dass die Founder nicht mit einem ausgefeilten Business-Plan aufwarten konnten. Man rechne aber mit einer Profitabilität in etwa drei Jahren, so die Aussage.

(c) Puls 4/Gerry Frank – Walter Eberl und Sohnemann

Rohla stieg aus diesem Grund aus. Auch Schütz meinte, die Idee gehöre besser geplant. Maderthaner blieb als nächster ohne Offerte. Hotelier Bernd Hinteregger ging ebenso, sodass Haselsteiner das letzte Wort hatte.

Er glaubte an die Idee der Gründer und schlug einen Kontakt mit seiner Holzbaufirma “Lukas Lang Building Technologies” vor. Zudem wolle er ihnen mit einem Business-Plan helfen. Cash-Investment gab es keines. Kein Deal für Thermosockel.

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Universität Innsbruck, Spin-offs
(c) Universität Innsbruck

Vergleicht man die österreichische Spin-off-Landschaft mit jener anderer Länder, erweist diese sich als mager – wären da nicht diverse heimische Universitäten, die proaktiv Spin-offs fördern, wie brutkasten berichtete. Die Universität Innsbruck gilt als einer dieser Innovationstreiber.

Spin-offs in Deutschland

Eine Studie aus dem Oktober 2023 zur Entrepreneurship Performance deutscher Hochschulen ermittelte die Anzahl an Gründungen aus Hochschulen von 2014 bis 2022 und weist diese Werte für die 20 am höchsten gerankten Universitäten in Deutschland aus. Zusammen waren diese 20 Universitäten Ursprung von knapp 4.800 Startups. Dabei gibt es eine ausgeprägte Spitzengruppe mit der TU München (810 Startups) ganz vorne, gefolgt mit weitem Abstand von der TU Berlin (466) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT, 321).

Hierzulande hat sich die Universität Innsbruck seit der Gründung ihrer Beteiligungsgesellschaft im Jahr 2008 über die Uni-Holding an 39 Spin-offs beteiligt. Durch die neu gegründeten Unternehmen wurden seither mehr als 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

“Der Ansatz der Universität Innsbruck, akademisch getriebene Spin-offs wirksam zu unterstützen, zeigt Früchte”, sagt Rektorin Veronika Sexl. “Durch die Unternehmen wird spezialisiertes Grundlagenwissen zum Wohle der Gesellschaft transformiert und diesen strategischen Ansatz werden wir auch in Zukunft weiter forcieren.” Neben Studienangeboten im Bereich Entrepreneurship und dem gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol betriebenen Gründungs- und Innovationszentrum InnCubator stellt die 2008 gegründete Beteiligungsgesellschaft Uni-Holding ein Kernelement der Strategie dar.

AQT und ParityQC als Aushängeschilder

Aktuell hält die Uni-Holding 23 Beteiligungen an Ausgründungen aus der Universität Innsbruck. Diese Unternehmen sind in den Bereichen Digitalisierung, Finanzen, Gesundheit, Ökologie und Technologie tätig. Neben den renommierten Ausgründungen im Bereich der Quantentechnologien – AQT und Parity QC – beschäftigt sich etwa das junge Spin-off QND – Quantum Network Design mit der Simulation von Quantennetzwerken, um die wesentlichen Grundsteine für eine industrielle Implementierung zu legen.

Beispiele der Innsbrucker Spin-offs

Innfoliolytix wäre ein weiteres Beispiel der Spin-off-Strategie: Das Startup macht Kapitalmarktanleger:innen aktuelle Forschungsergebnisse in Form von quantitativen Anlagestrategien zugänglich. Die Universitätsprofessoren Matthias Bank und Jochen Lawrenz vom Institut für Banken und Finanzen sind an der gemeinsamen Gründung und Entwicklung des Unternehmens mit der BTV AG und der Universität Innsbruck beteiligt; seit 2024 gilt Innfoliolytix als eine FMA-lizenzierte Wertpapierfirma. Im November 2024 wurde der vom Startup beratene und von der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft verwaltete Fonds “Quant Global Plus” mit dem Österreichischen Dachfonds Award 2024 des GELD-Magazins in den Kategorien “Aktiendachfonds 1 Jahr” und “Aktiendachfonds 3 Jahre” ausgezeichnet.

KinCon biolabs wiederrum baut seine patentierte Plattformtechnologie weiter aus, um Pharmaunternehmen bei der Lösung medizinischer Herausforderungen, insbesondere bei Krebs und Morbus Parkinson, zu unterstützen. Das von Philipp Tschaikner und Eduard Stefan gegründete Unternehmen entwickelt eine zellbasierte Reportertechnologie, die strukturelle Veränderungen von schwer zu analysierenden Zielproteinen sichtbar macht. Wenn ein Wirkstoffkandidat an einen, spezifisch für das Zielprotein entwickelten Reporter bindet, beginnt der genetisch kodierte Reporter in den Zellen zu leuchten. Damit lasse sich die Wirksamkeit von Medikamentenkandidaten systematisch vorhersagen, sodass die Pharmaunternehmen neuartige Therapien schneller in die klinische Anwendung, d.h. zu den Patient:innen, bringen könnten.

Kartenspiel in USA lizenziert

Das von Physiker:innen an der Universität Innsbruck entwickelte Kartenspiel Seeker Chronicles konnte mittlerweile an den renommierten US-amerikanischen Spieleverlag Wise Wizard Games lizenziert werden. Es verbindet Wissenschaftsvermittlung mit Spielelementen. Dessen Erfinder:innen Hendrik Poulsen Nautrup, Lea Trenkwalder und Fulvio Flamini haben das Spin-off-Unternehmen OneStone Studios gegründet und arbeiten aktuell an Erweiterungen, einer digitalen Version des Spiels und mehreren neuen Spielen, alle mit dem Ziel, Wissenschaft der Gesellschaft näherzubringen.

Arbeitsbedingungen, Arbeitsorganisation und daraus resultierende Beanspruchungen mit dem Ziel zu betrachten, Arbeit “menschenzentriert” zu gestalten und hinsichtlich verschiedener Humankriterien in Unternehmen und Organisationen zum Wohle aller Beteiligten zu verbessern – das ist das Vorhaben von Humane Arbeit. Gegründet von Cornelia Strecker, Christian Seubert und Jürgen Glaser bietet das Spin-off arbeitspsychologische Beratung auf dem aktuellsten Stand wissenschaftlicher Forschung.

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