20.05.2021

Das braucht es für mehr Frauen in der IT-Branche

Die VÖSI-Plattform WOMENinICT identifizierte mittels Umfrage die vier Hauptgründe für den geringen Frauen-Anteil in der IT.
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Die WOMENinICT-Gründerinnen (v.l.o.n.r.u.): Gerlinde Macho, Brigitte Rafael, Salomé Wagner, Orsolya Nemeth, Christine Wahlmüller und Bettina Hainschink
Die WOMENinICT-Gründerinnen (v.l.o.n.r.u.): Gerlinde Macho, Brigitte Rafael, Salomé Wagner, Orsolya Nemeth, Christine Wahlmüller und Bettina Hainschink | (c) WOMENinICT

Ein Frauen-Anteil von 20 Prozent im gesamten Unternehmen und weniger als zehn Prozent in den spezifischen IT-Berufen – das ist in heimischen ICT-Unternehmen der Normalfall. Das Problem des geringen Frauenanteils in der IT-Branche ist altbekannt. Den nächsten Anlauf zu ergründen, woran das liegt und was dagegen getan werden kann, machte nun WOMENinICT. Dabei handelt es sich um eine im Februar 2020 von sechs Frauen aus der Branche gegründete unabhängige Plattform im Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI).

Dazu wurde im November und Dezember 2020 eine Umfrage unter 51 Frauen aus der ICT-Branche mittels Fragebögen und qualitativen Einzelgesprächen durchgeführt. In der Auswertung identifizierte WOMENinICT vier konkrete Problemfelder: Fehlende Frühförderung in der Schule, eine negative Einstellung im sozialen Umfeld (etwa dezidiertes Abraten und problematische Klischees), fehlende (de facto) Gleichstellung in den Unternehmen (z.B. Gender Pay Gap und Übergehung bei Beförderungen) und ein Mangel an weiblichen Rolemodels in IT-Berufen.

WOMENinICT: 3 konkrete Maßnahmen für mehr Frauen in der IT-Branche

Aus diesen Problemen leitet WOMENinICT drei konkrete Maßnahmen-Vorschläge ab:

1. Mehr Informatik-Unterricht an Schulen
Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass alle Schülerinnen und Schüler zumindest ein bis zwei Jahre verpflichtend programmieren lernen sollen. Gleichzeitig wird eine spielerische Vermittlung von informatischem Grundwissen (“Computational Thinking”) schon für die Volksschule vorgeschlagen.
2. Sichtbarmachen von Frauen
Mehr Rolemodels und Vorbilder. Hier seien die Unternehmen selbst gefordert, ihre Mitarbeiterinnen vor den Vorhang zu holen: Als Sprecherinnen bei Konferenzen, als Projektleiterinnen, bei PR-Maßnahmen, bei Schnuppertagen im Unternehmen oder beim IT-Recruiting als Vorbilder.
3. Gender Equity und Diversity: Unternehmen seien gefordert, für echte Gleichberechtigung, gleiche Bezahlung für gleiche Jobs unabhängig von Geschlecht und Diversität in Teams zu sorgen. “Gleichzeitig sollten Frauen gezielt in ihren Karriere- Entwicklung gefördert werden und nicht – etwa bedingt durch Karenzpausen oder Teilzeit-Tätigkeiten – aufs Abstellgleis geschoben werden”, so WOMENinICT.

Zum ersten Punkt Schulen konkretisiert WOMENinICT-Mitgründerin Salomé Wagner: “ICT umfasst auch die Kommunikation über die Problemlösung und Weiterentwicklung bestehender Technologien, die im Team erarbeitet werden. Diese Team- und Lösungskompetenz gehört bereits ab der frühen Schulzeit bewusst gefördert, denn ICT bietet mehr als Technik”. Zum zweiten Punkt sagt Mitgründerin Christine Wahlmüller: “Wir brauchen noch viel mehr weibliche Vorbilder, die Mädchen zeigen, was möglich ist. Und wir brauchen viel mehr an Aufklärung und Information für Schülerinnen, Eltern, Lehrer und Bildungsberater. Es fehlt einfach an Wissen, welche IT-Berufe es gibt und dass diese selbstverständlich auch von Frauen erlernt und ausgeübt werden können”.

Als konkrete eigene Schritte startet die Plattform im Juni das Mentoring-Programm “GRACE”, bei dem die sechs Gründerinnen selbst zu Verfügung stehen und setzt im Herbst eine Rolemodel-Eventreihe fort, in der Frauen aus dem ICT-Bereich ihren Job, ihren Werdegang und Arbeitsalltag vorstellen.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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