21.11.2019

Wachstum als Zerreißprobe: Vier Founder teilen ihre Erfahrungen

Wie wirkt sich das Wachstum eines Startups auf das Team und die Gründer aus? Auf dem "Find your Co-Founder"-Event des brutkasten haben Founder ihre Erfahrungen mit der Community geteilt.
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(c) Werner Streitfelder

“Ich hatte das Glück, mit einem guten Co-Founder zu starten, wir haben gemeinsame Werte”, sagt Reinhold Baudisch, Co-Founder und CEO von durchblicker.at, auf dem “Find your Co-Founder”-Event des brutkasten. Das sei vor allem am Anfang wichtig, wenn viele gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, und auch jetzt sei das Gründungsduo von durchblicker.at sehr stabil.

+++Die größten Herausforderungen für Scaleups – und wie man ihnen begegnet+++

“Das Problem war aber, dass wir Beide glauben, alles besser zu wissen und zu können”, sagt Baudisch: Man hätte daher deutlich früher regeln müssen, wer für welchen Bereich verantwortlich ist. Außerdem hätten die durchblicker-Gründer diverse Themen früher adressieren müssen, wie zum Beispiel Experten für Marketing an Bord zu holen. “Ich habe damals geglaubt, ich könne in 20 Prozent meiner Arbeitszeit nebenbei TV-Spots gestalten”, sagt Baudisch: “Und ich sage nicht, welche Kampagne es ist – aber unsere schlechteste Kampagne stammt von mir.” Statt sich mit diesen operativen Dingen zu beschäftigen, hätte er sich in der Wachstumsphase vielmehr anderen Themen wie der Unternehmensstrategie und dem Aufstellen der Organisation zuwenden müssen.

Find your Co-Founder: Der Stream vom brutkasten-Event

Wachstum – eine Frage der Kultur

Strategie und Organisation stehen wiederum in engem Wechselspiel mit der Unternehmenskultur und der Frage, wann wo wer mit wem kommuniziert. “Wir haben jeden Montag ein gemeinsames Frühstück mit dem gesamten Team, per Telco kommen auch die Kollegen aus Deutschland und Italien hinzu,” sagt zum Beispiel Philippe Thiltges, Co-Founder und Managing Partner von WhatAventure. Unter anderem werden dabei die Themen der kommenden Woche besprochen. “Früher haben wir als Gründer bei diesen Meetings 80 Prozent der Zeit geredet, nun redet das Team 90 Prozent”, sagt  Thiltges. Und nicht nur das: Einmal im Jahr fährt das Team von WhatAVenture gemeinsam auf Urlaub. “Wir tanken dabei neue Energie”, sagt der Gründer: Man merkt, dass man ein Team ist, das auch gemeinsam Spaß haben kann.

Bei tubics wiederum werden wöchentliche “Decision Meetings” einberufen, bei denen eine Liste an Themen abgearbeitet wird und Entscheidungen getroffen werden. “Diese Meetings sind ein gutes Tool, um effizienter zu werden”, sagt Claudia Eder, CEO von tubics: Dementsprechend sind die Führungskräfte bestrebt, die Dauer des Meetings auf eine Stunde zu beschränken. Wieder anders werden die Führungskräfte-Meetings bei durchblicker.at abhalten: “Wir verschwinden einmal pro Monat von 9 bis 18 Monat in einem Meetingraum und nehmen uns dort auch die Zeit, Dinge ausführlich zu besprechen”, sagt Baudisch.

Wer feiern kann, der kann auch arbeiten

Zusätzlich gibt es bei durchblicker.at für die Mitarbeiter diverse Team-Meetings, sowie Team-Lunches und Team-Retreats. “Wir haben viele Events geschaffen, bei denen sich die Menschen auf persönlicher Ebene kennenlernen können”, sagt Baudisch: Das war jedoch ein evolutionärer Prozess, bei dem laufend experimentiert wurde.

Zugleich betont Baudisch, dass er bei Bewerbern darauf achtet, dass diese zu den Werten des Unternehmens passen – er sei zum Beispiel ein Fan der “Wer feiern kann, der kann auch arbeiten”-Attitüde: Letztenendes muss man auch gemeinsam Leistung erbringen können.

Slideshow: Das war das “Find your Co-Founder-Event”

Interne Aufsteiger vs. externe Chefs

Gerald Stangl, Co-Founder & Design Director von mySugr, sieht ebenfalls Herausforderungen beim Recruiting neuer Mitarbeiter: In den vergangenen Jahren sei mySugr vor allem deshalb stark gewachsen, weil die Mitarbeiter das “Warum” hinter dem Unternehmen verstanden haben: Diabetikern helfen, ein besseres Leben zu führen. Hier sei es teils zu Diskrepanzen zwischen bestehenden und neuen Mitarbeitern gekommen, weil sich neue Mitarbeiter zuerst mit den Werten des Unternehmens vertraut machen mussten. 

Auch betont Stangl die Bedeutung von internen Karrieren: “Die erfolgreichsten Manager sind hausgemacht”, sagt er: In großen Unternehmen komme es fast nie vor, dass CEOs von außerhalb des Unternehmens hinzugeholt werden und dieses erfolgreich führen. Dem mySugr-Team sei es daher vor allem am Anfang wichtiger gewesen, dass die Mitarbeiter zum Unternehmen passen als welche Skills sie besitzen – denn Skills kann man auch on-the-job lernen.

Drum prüfe, wer sich bindet…

Generell, so Eder, wird Wachstum freilich als eine positive Angelegenheit gesehen, die das Team motiviert. “Es kracht hingegen meistens in den schwierigen Phasen, wenn also das Wachstum fehlt”, sagt sie. Ein gutes Team muss bereit sein, sie einzelnen Phasen gemeinsam zu durchlaufen und sich entsprechend anzupassen.

Auch Stangl ist der Meinung: In guten Zeiten sollte man regeln, was passiert, wenn es mal schlechter läuft – und wie vorgegangen wird, wenn man auseinander geht. In diesem Kontext haben die mySugr-Gründer die Unternehmensanteile auch an die einzelnen Rollen anstatt an die Personen gekoppelt: Wenn jemand seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann, so werden seine Anteile an eine andere Person übertragen, die dafür besser geeignet ist – allerdings unter Berücksichtigung eines Vestings, also einer Koppelung der Anteile an eine gewisse zeitliche Frist.

Baudisch hat in dieser Hinsicht einen gänzlich anderen Zugang: “Wir haben kein Prozedere dafür, wie bei einem etwaigen Auseinandergehen vorgegangen wird. Das hätte nur dazu geführt, dass wir uns schneller trennen”, sagt er. Viel mehr bezeichnet er seinen Co-Founder gerne als seine “Zweit-Frau”: “Wir verstehen uns gut, aber es ist auch ein Auf und Ab und manchmal kracht es”, sagt Baudisch. Wichtig sei dabei, dass man sich nicht aus den Augen verliert. Wie in einer echten Ehe halt.

Hilfe bei Gründung und Liquidität

Damit Wachstum aber überhaupt möglich ist, muss eine gewisse Basis geschaffen werden – dazu gehört die Gründung per se ebenso wie die Sicherstellung, dass immer ausreichend Geldmittel vorhanden sind. Eine Hilfe für die Gründung präsentierte daher die Österreichische Notariatskammer im Rahmen des “Find your Co-Founder”-Events: In Österreich ist es nun möglich, mit Hilfe der Notare sein Unternehmen rein online zu gründen – inklusive Beratung durch die Experten. Mehr zu diesem Thema unter diesem Link.

Wer wiederum im Alltag Probleme mit der Liquidität hat, weil Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlt haben, der kann auf das Angebot von SVEA zurückgreifen. SVEA kauft die Forderungen auf und überweist dem Unternehmen das entsprechende Geld innerhalb von 24 Stunden, so dass die Liquidität gesichert ist. Dabei übernimmt SVEA auch das Debitorenmanagement, inklusive Mahnwesen.

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v.l. Kilian Kaminsiki und Markus Linder

Neben der Klimakrise erleben wir eine ebenso Biodiversitätskrise. Während der Fokus meist auf der Reduktion von CO₂-Emissionen liegt, gerät der rasante Verlust an Artenvielfalt oftmals in den Hintergrund. Dabei sind beide Krisen eng miteinander verwoben: Intakte Ökosysteme wie Wälder, Moore oder Korallenriffe sind nicht nur Lebensräume für unzählige Arten, sondern auch essenzielle Kohlenstoffspeicher.

Um die Biodiversitätskrise wirksam anzugehen, ist ein umfassendes Monitoring entscheidend, um den Zustand der Ökosysteme zu bewerten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Eine Lösung dafür bietet das Münchner Startup Hula Earth.

Die Lösung von Hula Earth

Hula Earth hat sich auf das Echtzeit-Monitoring von Biodiversität spezialisiert. Durch die Kombination von Satellitendaten mit vor Ort installierten IoT-Sensoren das Unternehmen eine präzise Erfassung und Analyse von Umweltparametern. Diese Sensoren sind solarbetrieben und sammeln kontinuierlich Daten, die über ein Funknetzwerk übertragen werden, selbst in abgelegenen Waldgebieten.

Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet und in eine benutzerfreundliche Plattform integriert. Dies ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, ihre Auswirkungen auf die Biodiversität zu messen, zu überwachen und transparente Berichte zu erstellen. Zudem unterstützt Hula Earth laut eigenen Angaben auch die Ausstellung von Biodiversitätszertifikaten, die gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) anrechenbar sind.

Hula Earth holt bekannte Investoren an Bord

Für das weitere Wachstum konnte sich Hula Earth im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde ein 1,6-Millionen-Euro-Investment sichern. Die Runde wurde von Point Nine Capital angeführt, mit Beteiligung von Climate Founders, Partners in Clime, WithEarth sowie Tier Mobility Gründer. Lawrence Leuschne.

Mit Kilian Kaminski, Gründer von refurbed, und Inoqo-Gründer Markus Linder, beide bekannt für ihr Engagement in der Nachhaltigkeit, beteiligen sich auch zwei bekannte Investoren aus Österreich am Unternehmen.

Neben dem Aufbau von inoqo war Linder bereits in der Vergangenheit als Angel Investor aktiv und investiere in diverse Startups, die sich mit skalierbaren Geschäftsmodellen dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unter anderem hat er dafür das Investment-Vehikel Triple Impact Ventures gegründet. Zum Portfolio zählen unter anderem die zwei bekannten FoodTech-Startups Arkeon und Fermify (brutkasten berichtete).


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“Ich hatte das Glück, mit einem guten Co-Founder zu starten, wir haben gemeinsame Werte”, sagt Reinhold Baudisch, Co-Founder von durchblicker.at, auf dem “Find your Co-Founder”-Event des brutkasten. Das sei vor allem am Anfang wichtig, wenn viele gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, und auch jetzt sei das Grundungsduo von durchblicker.at sehr stabil. Für manche Themen hätten sich die Founder aber Experten holen sollen, so dass sie sich selbst auf die Strategie konzentrieren können. Bei mySugr ist es teils zu Diskrepanzen zwischen bestehenden und neuen Mitarbeitern gekommen, weil sich neue Mitarbeiter zuerst mit den Werten des Unternehmens vertraut machen mussten. “Die erfolgreichsten Manager sind hausgemacht”, sagt Gerald Stangl von mySugr: In großen Unternehmen komme es fast nie vor, dass CEOs von außerhalb des Unternehmens hinzugeholt werden und dieses erfolgreich führen.

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