11.10.2019

Wie das “Innovator’s Dilemma” gelöst werden kann

Im Interview spricht Maria Tagwerker-Sturm, Projekt Manager von Umdasch Group Ventures, über das "Innovator’s Dilemma" und welche Strategie die Umdasch Group AG verfolgt, um dieses zu lösen.
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Umdasch
(c) der brutkasten

Viele Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung erfolgreich im Tagesgeschäft zu sein und gleichzeitig radikale Innovationen auf den Weg zu bringen – Stichwort “Innovator’s Dilemma”. Im Interview mit Julia Weinzettl von Taskfarm spricht Maria Tagwerker-Strum, Projekt Manager von Umdasch Group Ventures, darüber, wie die Umdasch Group AG mit dieser Herausforderung umgeht.

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Was zeichnet das “Innovator’s Dilemma” eigentlich aus?

Maria Tagwerker-Sturm: Etablierte und erfolgreiche Unternehmen beschäftigen sich vor allem mit den bestehenden Kunden, da damit aktuell das größte Potential ist, Geld zu verdienen. Somit ist das Risiko groß, dass sie disruptive Innovationen nicht wahrnehmen oder vernachlässigen und damit die Chance verpassen an den Umsätzen der Zukunft teilzuhaben.

Meist ist es für Unternehmen auch schwierig gleichzeitig gut im operativen Geschäft zu sein und zu innovieren. Denn dazu sind ganz unterschiedliche Strukturen und Kulturen erforderlich. Im operativen Geschäft wird auf standardisierte Prozesse gesetzt und Risikovermeidung betrieben.

Innovation bedeutet aber jeden Tag neue Wege zu gehen und sich bewusst auf Risiken einzulassen. Da aber in Unternehmen auch oft dringend (womit verdienen wir heute unser Geld) vor wichtig (womit verdienen wir morgen das Geld) geht, ist es schwierig Innovationen außerhalb der etablierten Geschäftsfelder und Technologien zu betreiben. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Digitalfotografie und Kodak.

Welche Strategie verfolgt die Umdasch Group AG, um das Innovator’s Dilemma zu lösen?

Maria Tagwerker-Sturm Um auch in Zukunft innovativ zu bleiben, hat die Umdasch Group AG neben Doka (Schalungstechnik) und Umdasch Store Makers (Ladenbau), mit Umdasch Group Ventures eine dritte Tochtergesellschaft geschaffen. Wir beschäftigen uns im Corporate Future & Innovation Hub von Umdasch Group Ventures ausschließlich mit der Zukunft und revolutionären Innovationen für die Bereiche Retail und Bau.

In der Umdasch Group AG, im operativen Geschäft, findet die evolutionäre Innovation für die bestehenden Geschäftsfelder in Form von neuen Produkten und Services statt, die oft auch im Innovationsgrad revolutionär ist, beispielsweise aufgrund der Chancen durch die Digitalisierung. Die Umdasch Group Ventures beschäftigt sich ausschließlich mit den revolutionären und disruptiven Innovationen, unser Ziel ist der strategische Aufbau von völlig neuartigen Geschäftsfeldern entlang der Bau- und Kaufprozesse.

Wie zeichnet sich die Arbeitsweise von Umdasch Group Ventures aus ?

Maria Tagwerker-Sturm: Wir analysieren Technologien und Megatrends und deren Auswirkungen auf unsere Prozesse (Bau, Retail). Daraus leiten wir Suchfelder ab, die wir systematisch screenen. Wir suchen nach neuen Technologien, Geschäftsmodellen und reifen Startups. Daraus leiten wir potenziell disruptive Innovationen ab.

Disruptive Innovationen sind jene Neuerungen, die einen hohen Innovationsgrad haben und bestehende Geschäfte und Geschäftsmodelle komplett verändern können. Sie haben eine große Auswirkung und kommen meist aus der Nische. Haben wir auf dem Radar eine potentiell disruptive Idee, starten wir die Entwicklung. Wir bauen uns ein Innovation Eco-System auf, entweder investieren wir in ein junges Technologieunternehmen oder entwickeln in Co-Creation auf Basis von Auftragsentwicklung ein neues Geschäftsmodell.

Welche Projekte setzt ihr gerade um?

Maria Tagwerker-Sturm: Zum Beispiel mobiler 3D Druck mit Beton von Gebäuden in nur einem Tag, Vorort auf der Baustelle. Die Technologie ist sehr komplex, wir haben uns daher an einem Startup beteiligt, dessen Gründer seit über zwei Jahrzehnten daran forscht und zahlreiche Schlüsselpatente hält. Diese Kompetenz kann man organisch kaum mehr aufbauen, um rechtzeitig am Markt mit spielen zu können.

Ein weiteres Beispiel ist Contakt, das wir im Co-Creation-Prozess entwickelt haben. Wir digitalisieren die Baustelle und machen sie damit transparent. Das ermöglicht Baufirmen, die Abläufe zu optimieren und die Kosten- und Zeitkiller zu identifizieren. Die Lösung hat großes Potential, hingt doch die Produktivität und Wertschöpfung am Bau weiter hinter der industriellen Fertigung.


=> zur Page des Unternehmens


*Disclaimer: Im Sinne des Taskfarm Konzepts wurde Maria Tagwerker-Sturm von Helmut Blocher, Geschäftsführer Succus GmbH, auf das Interview eingeladen. Sie spricht am 16./17 Oktober 2019 am Austrian Innovation Forum.


Zur Gastautorin

Dieses Interview wurde von Julia Weinzettl geführt und erstmals auf dem Blog der Plattform Taskfarm veröffentlicht. Weinzettl startete ihre Karriere nach dem Wirtschaft-, Politik- und Kommunikationswissenschaften-Studium als Marketingmanagerin der damaligen Startups sms.at, uboot.com und handy.at. Nach Tätigkeiten als Mobile Business Development Manager bei bwin (damals auch noch im Startup-Stadium) und als Data Protection Counselor bei der Personensuchmaschine www.123people.com wurde Weinzettl selbst zur Gründerin. Gemeinsam mit ihrem Mann Mike Weinzettl startete sie 2011 www.taskfarm.com als Marktplatz zur Projektvermittlung. Später folgte der Pivot zu einem Fokus auf Softwareentwicklung und Consulting. Mit dem Taskfarm-Blog legt die Gründerin eine große Interview-Serie zum Thema “Future of Work” vor.


 

 

 

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Titt4Tat, Adult, OnlyFans, Maloum, Sex, Escort, Dating, Fetisch, Sniffer.
(c) zVg - (v.l.) Konrad Breznik, Simone Sommerhalder und Melanie Breznik von Titt4Tat.

Konrad Breznik war Unternehmenssanierer und hat als COO und Executive Director beim schweizerischen Kunsthaus Hauser & Wirth gearbeitet. Der gebürtige Österreicher aus St. Stefan bei Globasnitz (Kärnten) wollte gemeinsam mit seiner Frau Melanie eine App entwickeln, die wie Tinder funktioniert, aber nicht für Dating gedacht war, sondern für Dienstleistungen (Gärtner, Installateur, Koch, Musiker, etc…). Dann kam Corona, die Erotik-Branche geriet unter Druck und Sexarbeiter:innen wurden in ihrer Existenz bedroht. Dies öffnete dem Gründerpaar und Co-Founderin Simone Sommerhalder die Augen, wie sie sagen, und Titt4Tat nahm langsam seinen Lauf.

Titt4Tat: Von null auf 12.000 in 14 Monaten

Die App wurde schließlich im Jänner 2023 mit dem Ziel als Plattform für bezahlte Dates gestartet, um die “Adult-Entertainment”-Branche sicherer und besser zu machen.

“Mit einem Wachstum von über 300 Prozent pro Quartal und von null auf über 12.000 aktive User innerhalb von 14 Monaten haben wir uns jetzt entschieden, nicht nur ein Segment zu besetzten, sondern alle”, erzählt Breznik dem brutkasten. “In Marktsegmenten bedeutet das, wir sind wie C-Date, OnlyFans und Maloum; von der Technologie wie Tinder, Instagram und Twitter (X), aber alles in einer App.” Das Startup operiert dabei unter der Muttergesellschaft Shachi AG, einem Application Service-Provider, der “Software as a Service” bzw. “Software on demand” entwickelt und anbietet.

Zwei Arten von Sicherheit

Konkret ist es bei Titt4Tat möglich, dass sich Anbietende und Kund:innen gegenseitig mit Sternen bewerten – Matches unterliegen einer Vielzahl von Kriterien (Alter, Gewicht, Hygiene, Pünktlichkeit, respektvolles Verhalten). Breznik und seine Co-Founderinnen unterscheiden dabei zwischen zwei Arten von Sicherheit.

Bei der “persönlichen Sicherheit” muss keine Telefonnummer veröffentlicht werden wie bei gewöhnlichen Escort-Seiten. Dafür setzt Titt4Tat auf einen eigenen Chat, der mithilfe von KI auch gleich alle Nachrichten in jede Sprache übersetzt. Dies soll wiederum Missverständnisse verhindern und “zur Vermeidung von psychischer oder physischer Gewalt durch Missverständnisse in der vorangegangenen Kommunikation” führen.

“Im Gegensatz zu den anderen Webseiten können wir auch unsere Kunden durch ihre Kreditkartenzahlungen für das Titt4Tat-Abo identifizieren, obwohl sie in ihrem Profil keine Klarnamen angeben müssen”, betont Breznik.

Ein weiteres Feature sei, dass im Gegensatz zur Konkurrenz bei Titt4Tat Frauen, die bezahlte Dates anbieten, bestimmen können, welche Männer sie treffen wollen. “Das ist auf anderen Escort-Seiten nicht vorgesehen. Dort sehen Frauen oft erst, wer zu einer Verabredung kommt, wenn sie die Tür öffnen”, so der Founder.

Das zweite essentielle Thema beim Schweizer Startup ist die Datensicherheit: Bei Titt4Tat handelt es sich den Founder:innen nach um ein geschlossenes System, bei dem Bilder und Informationen nicht allgemein für das Internet zugänglich sind, sondern nur von registrierten Usern gesehen werden können.

Growth und Investment

Neben diesem Sicherheitsaspekt für Frauen ist der erwähnte Wachstumsschub des Startups ein weiterer bemerkenswerter Punkt in der kurzen Geschichte des SexTechs. Dieser wurde durch zwei Zeitungsartikel in der Schweiz ausgelöst, die gemeinsam für fast 7.000 Anmeldungen sorgten.

“Das ist ein Beweis, wie massentauglich unsere App ist und zeigt zugleich, wie breit und groß die Bereitschaft vorhanden war, unsere App zu nutzen”, erklärt Breznik. “Das restliche Wachstum war fast ausschließlich organisch, da unser Business von Werbung auf Social Media ausgeschlossen ist.”

Eine Folge dieses Growth-Erfolgs: Investor:innen kamen. Aus der Schweiz und von hierzulande. Der österreichische Hauptinvestor ist Alexander Schwarzfurtner, COO und Geschäftsführer des MedTechs RobotDreams. Die anderen vier Kapitalgeber:innen möchten nicht namentlich genannt werden, haben aber alle zusammen in einer Pre-Seed-Runde im Juli 2023 acht Prozent Anteile für rund 411.000 Euro (400.000 CHF) erworben. Aktuell hat man die Seed-Runde gestartet und möchte eine Million CHF für zehn Prozent Beteiligung raisen, um europaweit zu expandieren.

Titt4Tat-Founder erhielten Morddrohungen

So viel zum erfolgreichen Start von Titt4Tat, doch es war nicht immer alles rosig. Vor allem am Anfang.

Wie Breznik damals anonym einer Schweizer Plattform erzählte, erhielten die Gründer:innen kurz nach dem Launch Morddrohungen per WhatsApp. Maskierte und bewaffnete Personen (vermeintliche Zuhälter) bedrohten das Paar offen per Video, und sie waren gezwungen, wöchentlich die Sim-Karten zu wechseln. “Ja, am Anfang gab es Drohungen aller Art” erzählt Breznik dem brutkasten. “Das ist jetzt zum Glück vorbei.”

Heute kann man auf Titt4Tat Dates finden und persönliche Produkte direkt ohne Zusatzgebühren kaufen: “Ab dem 25. April ist es auch möglich, sich von Frauen bewerten zu lassen und man bekommt auch ein Zertifikat dafür”, sagt der Gründer. “Im Juni wird es zudem auch Content wie auf OnlyFans geben, jedoch ohne Entertainern mit bezahlten Abos folgen zu müssen. Man kann einfach nur die Videos mit Pay-Per-View ‘ausleihen’ oder kaufen. Ein Algorithmus ähnlich wie bei TikTok wird Videos vorschlagen, von denen man einen ca. zehn Sekunden langen Teaser sieht, um zu entscheiden, ob man kaufen oder mieten möchte. Oder weiter sucht.”

All-in-One-Adultainment

Das Gründer:innen-Team hat allgemein festgestellt, dass viele ihrer User:innen OnlyFans nutzen (sowohl Kund:innen als auch Anbieter:innen), um dort Video-Content zu konsumieren.

“Das gilt auch für Fetisch-Produkte, die auf Seiten wie Sniffer oder Maloum ver- und gekauft werden. C-Date oder Escort-Seiten sind Mitbewerber, von denen wir uns aber doch deutlich unterscheiden. Wir haben unsere User gefragt, ob sie sich wünschen würden, alles, also Content, Produkte und Dates, in einer App zu haben, anstatt sich auf mindestens drei Plattformen anmelden zu müssen. Und die Antwort war ein sehr deutliches ‘Ja'”, erklärt der gebürtige Kärntner. “Also haben wir uns entschieden, zum ersten ganzheitlichen Anbieter in der Adult-Industrie zu werden.”

Aber die wichtigste Erkenntnis dieser Befragung sei dem Gründer nach dennoch, dass nicht das Komplettpaket den USP ausmache, sondern die “Experience”. Breznik dazu: “Einmal ein reales Treffen und danach ist kein Video der jeweiligen Entertainerin, wie es vorher war”, sagt er. “Jedes getragene Stück, das von dieser Frau gekauft wird, hat eine ganz andere Bedeutung als von jemandem, den man nie persönlich getroffen hat. Alleine die Vorstellung, dass es möglich ist, viele der Frauen auf Titt4Tat auch real zu treffen, macht einen großen Unterschied.”

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