03.06.2019

“Fake it till you make it”: Die Top 5 Startup-Frauds

Innerhalb der Startup-Szene gibt es zahlreiche Prinzipien, deren Befolgung zum Erfolg führen soll. Dazu gehören neben "disrupt" oder "break things" auch die Kategorie "fake it till you make it". Gewisse Gründer überschreiten dabei manchmal auch die Grenzen der Legalität und moralischen Integrität, sei es mit gefälschten Produkttests oder geschönten Absatzzahlen.
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Theranos
(C) Theranos - Elizabeth Holmes ist der Star in Sachen größter Startup-Cons der Geschichte.

Die Tech-Plattform CBS Insights hat in ihrer “17 Unternehmen-umfassenden” Liste der “Startup-Frauds” – wie könnte es anders sein – das kalifornische Startup Theranos von Elizabeth Holmes an erster Stelle gereiht. Das Unternehmen behauptete, eine Technologie entwickelt zu haben, mit der man das Blut von Patienten mit einem Bruchteil des Blutvolumens testen kann, das sonst für Tests erforderlich ist. Mit dieser Innovation konnte Theranos über 900 Millionen US-Dollar an Finanzierung einstreichen. Leider war alles gelogen.

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Gefälschte Testergebnisse

Investoren und die Medienlandschaft waren von Theranos-CEO Holmes getäuscht worden. Das Unternehmen belog nicht nur seine Partner und die Öffentlichkeit, sondern fälschte Testergebnisse und gab unvollständige Geräte heraus, die nicht die versprochene Leistung brachten.

Die Behauptungen von Holmes fielen dabei nicht einmal ansatzweise in die Kategorie “alternative Fakten”. “Mikroskopischen Blutmengen liefern nur sehr wenige verlässliche Daten – sicherlich nicht genug, um bei den von Holmes versprochenen Tests wirksam zu sein”, hatte damals Phyllis Gardner, Professorin für Medizin an der Stanford University gewarnt.

Holmes wurde zu einer Strafe von 500.000 US-Dollar verurteilt und mit einem zehnjährigen Verbot belegt, Manager-Position in börsennotierten Unternehmen auszuüben.

Salesforce-Gründer Benioff Opfer eines “Startup-Frauds”

Man kennt es aus Filmen. Ein Marktschreier preist seine neueste Erfindung an, meist eine kleines Wundermittel in einer Flasche, das für mehr Potenz, Haarwuchs oder unbändige Kraft sorgen soll. Aus dem Publikum melden sich Leute, die das Produkt kosten, begeistert sind und anschließend mehrere Stücke des “einzigartigen” Produkts erwerben.

Diesen “Neffen-Trick”, bei dem die scheinbar begeisterten Kunden zum Marktschreier gehören, wollte in einer ähnlichen Art, auch das Startup Hampton Creek anwenden. Anfangs ging alles auf – unter anderem konnte es ein 240 Millionen US-Dollar-Investment von Salesforce-Gründer Marc Benioff einheimsen. Dann flog alles auf.

Eigene Produkte zurückkaufen

Die Präsentation von erfolgreichen “Sales-Statistiken” ist das Um und Auf bei Neugründungen im Einzelhandel – insbesondere für jene Startups, die in der wettbewerbsintensiven Lebensmittelbranche tätig sind.

2016 wurde bei Hampton Creek bekannt, dass das umweltbewusste Unternehmen ein Netzwerk unabhängiger Vertragspartner eingestellt hatte, die beauftragt wurden, die eigenen Produkte heimlich in Supermärkten in den USA zu Hunderten zurückzukaufen. Im Fokus des “Startup-Frauds”: eine milchfreie Mayonnaise namens Just Mayo, die unter anderem bei Kroger, Safeway und Walmart verkauft wurde.

Ist der Ruf erst ruiniert, benenne dich um…

Darüber hinaus wurden Auftragnehmer angeblich angewiesen, sich telefonisch mit regionalen Supermärkten in Verbindung zu setzen, um sich über Hampton Creek-Produkte zu erkundigen. Dadurch sollte eine stärkere Kundennachfrage nach neuen Produktlinien vorgetäuscht werden.

Josh Tetrick, CEO von Hampton Creek, behauptete später, dass die Rückkauf-Kampagne Teil einer Kontrolle zur Produktqualität gewesen sei. Die Erklärung überzeugte nur Wenige, sodass sich Hampton Creek als Folge dessen in “Just” umbenannte.

Hollywood-Star nicht so ehrlich wie der Name

Auch Schauspielerin Jessica Alba hat es in die CBS-Insights-Liste der “Startup-Frauds” geschafft. Ihr Unternehmen The Honest Company konnte 490 Millionen US-Dollar an Funding lukrieren, indem es versprach gesunde und natürliche Alternativen zu üblichen Haushaltsartikeln wie Reinigungsmitteln und Toilettenartikeln herzustellen. 2017 kamen erste Zweifel am “Labeling” der Produkte auf. Bei unabhängigen Tests der Honest Company-Zahnpasta wurden synthetische Chemikalien gefunden, von denen einige giftig waren. Das Unternehmen wies alle Anschuldigungen zurück, erklärte sich jedoch bereit, die Art und Weise der Kennzeichnung seiner Produkte zu ändern. Das Unternehmen zahlte zudem 7,3 Millionen US-Dollar für die Beilegung der Sammelklage.

(c) Honest Company/Facebook – Hollywood Star Jessica Albas Honest Company nahm es mit dem Labeling ihrer Produkte nicht ganz so ernst.

Mastercard als Investor gewonnen

Auch das FinTech Mozido hat es in die Liste der “Startup-Frauds” geschafft. Die Mobile-Payment-Company konnte Mastercard und Wellington Management als Investoren gewinnen und dadurch rund 314 Millionen US-Dollar an Kapital erhalten. 2014 wurde der Unternehmenswert mit 2,3 Milliarden US-Dollar beziffert. Das Startup wollte “white-labeled” Finanzprodukte für Personen entwickeln, die zwar Zugang zu Mobiltechnologie hatten, aber über kein klassisches Bankkonto verfügten. Das Startup fokussierte auf mobiles Bezahlen in Schlüsselmärkten, wie Indien, Afrika und Südostasien.

Ex-Frau mit Investoren-Geld beglückt: Prozess startet 2020

Im Vorjahr beschuldigte die SEC Liberty, Gründer Michael Liberty habe 200 Anleger betrogen, von denen er knapp 55 Millionen US-Dollar gesammelt habe. Ihm wurde vorgeworfen mehrere Briefkastenfirmen zwischen 2010 und 2017 gegründet zu haben, um Kapital von Anlegern auf seine persönlichen Konten umzuleiten. Zudem habe er das Geld verwendet, um luxuriöse Dekor-Möbel für seine Ex-Frau zu erstehen und in andere seiner Geschäftsideen zu investieren. Er bekannte sich in allen zehn Anklagepunkten für unschuldig, muss aber bei Verurteilung mit bis zu 20 Jahren Haft rechnen. Der Prozess soll im Februar 2020 starten.

Con-Artist und Fake-Identity

Eine der wohl dreisten und filmreifsten Betrugs-Geschichten steckt hinter der Online-Videostreaming-Firma Pixelion, die Anfang der Jahrhundertwende ihr Unwesen trieb. Pixelon wurde 1998 in San Juan Capistrano, Kalifornien, von einer Person gegründet, die sich Michael Fenne nannte. Tatsächlich war Fenne das Pseudonym von David Kim Stanley, einem verurteilten Schwerverbrecher und bekannten Betrüger, der zwei Jahre lang auf der Flucht war, nachdem er in Virginia in den 1980er Jahren Investoren in Höhe von mehr als einer Million US-Dollar geprellt hatte. Seine Strafe: acht Jahre Haft und 28 Jahre Bewährung.

Party mit The Who und Kiss im MGM

1996 tauchte Stanley in Kalifornien auf und umgarnte erneut Investoren für seine neueste Idee, Pixelion. Er erhielt 30 Millionen US-Dollar an Finanzierung, wobei er zwölf Millionen dafür verwendete, im MGM Grand Casino in Las Vegas eine Auftaktparty für sein Startup zu schmeißen. Unter den Stargästen waren KISS, die Dixie Chicks, Tony Bennet und Sugar Ray. Die britische Rockband The Who lieferten gar ein kleines Comeback zu Ehren des “Gründers”.

Aufenthaltsort unbekannt

Geplant war, dass die Veranstaltung zu Demonstrationszwecken der Technologie von Pixelon live im Netz übertragen werde. Bei den Usern kam es jedoch laufend zu Fehlermeldungen und die meisten waren gezwungen, sich auf Streaming-Software von Microsoft zu verlassen, um die Sendung anzusehen. Danach warfen Investoren einen genaueren Blick auf’s Unternehmen und stellten fest, dass sie getäuscht worden waren. Im Jahr 2000 stellte sich Stanley schlussendlich den Behörden und verschwand damit aus der Öffentlichkeit. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt.


⇒ Just

⇒ The Honest Company

⇒ CBS-Insights

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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