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Der Druck auf führende Schokoladenproduzenten wächst. Auch wenn Paul Schoenmakers, “Head of Impact” bei Tony’s Chocolonely, sagt: “Mit diesen Tafeln wollen wir keine Schuldzuweisungen machen, vielmehr fordern wir die gesamte Schokoladenindustrie und somit jede einzelne Marke, dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und zusammenzuarbeiten, um 100 Prozent sklavenfrei produzierte Schokolade zur Norm zu machen. Und das weltweit. Wir alle sind Teil des Problems – und wir alle können und sollten Teil der Sweet Solution sein.“
20 Jahre Stillstand?
Mit dieser diplomatischen Aussage weist der niederländische Gründer auf ein Problem hin, dessen Lösung sich Schokoladehersteller bereits 2001 auf die Fahnen geschrieben haben. Passiert sei wenig. Damals versprachen die acht größten Schokoladenunternehmen der Welt, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit und der modernen Sklaverei aus ihren Lieferketten zu streichen. Und unterzeichneten das “Harkin-Engel-Protokoll“.
Harkin-Engel als “Larifari-Lösung”?”
Dieses Protokoll wurde allerdings auch deshalb angenommen, um die Entwicklung eines obligatorischen Etiketts “Keine Kindersklaverei” für Schokolade zu stoppen. Bei allen positiven Hoffnungen blieb Harking-Engel unverbindlich und hat bis heute keine Konsequenzen, wenn es nicht eingehalten wird. Zusammen mit anderen Schokoladenherstellern und Partnern setzt sich aus diesem Grund “Tony’s Chocolonely” seit 2017 für ein Lieferkettengesetz ein, welches die Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten verantwortlich macht. Angesichts der anstehenden Dynamiken in der EU, einer neuen Regierung in den USA und der Ernennung des Jahres 2021 zum “Internationalen Jahr der Abschaffung der Kinderarbeit durch die Vereinten Nationen, wartet Tony’s Chocolonely mit “Sweet Solution” auf.
Mit “Sweet Solutions” gegen illegale Kinderarbeit
Das Unternehmen wurde 2005 von dem TV-Journalisten Teun van de Keuken gegründet, nachdem er im Rahmen einer TV-Show entdeckt hatte, dass die größten Schokoladenhersteller der Welt Kakao von Plantagen kaufen, die illegale Kinderarbeit einsetzen und moderne Sklaverei begünstigen. Fortan hieß die Mission von Tony’s Chocolonely Schokolade 100 Prozent sklavenfrei zu machen – und das nicht nur bei der eigenen, sondern bei jeder einzelnen Schokolade weltweit. Siehe dazu die gestartete Petition.
Über 1,5 Millionen Kinder auf Plantagen
Denn: Immer noch seien, laut Unternehmen, über 1,5 Millionen Kinder und mindestens 30.000 Opfer moderner Sklaverei gezwungen, auf Kakaoplantagen zu arbeiten. “Und immer noch fehlen bindende politische Grundlagen. Unternehmen sind rechtlich nicht dazu verpflichtet, ihre Sorgfaltspflichten zu erfüllen, um Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten aufzuspüren, geschweige denn, sie aufzuklären. Tony’s Chocolonely wurde daher vor 15 Jahren in den Niederlanden gegründet, um in der Branche für ein Umdenken zu sorgen.
Sweet Solutions-Kopien als Statement?
Dabei bedient sich das Startup eines Marketingmittels, das auf Kopie setzt. Die Produkte des holländischen Herstellers sehen altbekannt aus und ähneln führender Konkurrenz. Limitiert auf ca. 250 Stück pro Filiale wurden “Lookalikes” der vier berühmtesten Schokoladenmarken der Welt “augenzwinkernd” interpretiert – im Design von Tony’s Chocolonely.
Alle durch die Sweet Solution-Tafeln generierten Gewinne werden an 100WEEKS gespendet, einer unabhängigen Organisation, die Frauen dabei unterstützt, durch direkte und unverbindliche finanzielle Hilfen sowie Finanzschulungen, dem Kreislauf der Armut zu entkommen.
Auch in Österreich
Mit einer Niederlassung in Salzburg ist Tony’s Chocolonely auch am österreichischen Markt vertreten. Seit Anfang 2020 gibt es die Schokolade in BP Tankstellen-Shops. Und seit November in Spar-, Interspar-und Eurospar-Filialen.
Kritik & der Versuch einer Erklärung
Nachtrag: Für seinen Einsatz, war Tony’s Chocolonely auf einer Liste der amerikanischen Organisation Slave Free Chocolate (SFC) aufgeführt. Von dieser Liste wurden die Niederländer gestrichen – wie die Plattform theobroma-cacao berichtet – da sie mit dem Weltmarktführer für die Schokoladenherstellung Barry Callebaut kooperieren. Das niederländische Unternehmen kontrolliert die gesamte Beschaffung des Kakaos und auch den Vertrieb der Schokolade, die Verarbeitung und die Produktion wird aber von Kooperationspartner durchgeführt, der zugibt dass nicht alle seine Schokoladen frei von Sklaverei sind, auch wenn er eigene Projekte führt, um das Ziel Sklavenfreiheit zu erreichen.
Tony’s Chocolonely selbst wies die Kritik zurück: Barry Callebaut habe eine komplett getrennte Produktion eingerichtet um die Schokolade für Tony’s vollständig von anderen Produkten trennen zu können. Zudem sei nur mit der Kooperation mit einem multinationalem Konzern ein schnelles Wachstum möglich, um das Ziel zu erreichen, nicht nur selbst sklavenfreie Schokolade anzubieten, sondern auch darauf Einfluss zu nehmen das andere Hersteller mitziehen.