10.06.2021

Morpher-Gründer Fröhler: So wird DeFi die Finanzbranche revolutionieren

Die Kryptobranche und die traditionelle Finanzwelt nähern sich einander zunehmend an. Doch es gibt eine Bewegung, der das nicht genug ist – sie will das Finanzsystem komplett auf den Kopf stellen: Decentralized Finance, kurz DeFi. Mittendrin: das Wiener Unternehmen Morpher rund um CEO Martin Fröhler.
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Morpher-CEO Martin Fröhler
Morpher-CEO Martin Fröhler | © brutkasten/Schauer-Burkart
Dieser Artikel erschien zuerst im brutkasten-Magazin #12 (05/21).

Fürchtet sich das etablierte Finanzsystem noch vor Bitcoin? Etwas hat sich jedenfalls verändert in den vergangenen Jahren. Lange hatten viele Branchenvertreter die Kryptowährung nicht ernst genommen. Bitcoin sei ein „Betrug“, der „nicht gut ausgehen wird“, hatte etwa Jamie Dimon 2017 gesagt, immerhin der Chef von JP Morgan, der größten Bank der USA. Jeden Trader der Bank, der mit der Kryptowährung handle, würde er sofort feuern, so Dimon weiter.

Heute ist er noch immer CEO der Großbank, aber diese arbeitet mittlerweile daran, einen eigenen Bitcoin-Fonds aufzulegen. Und das ist bei Weitem nicht das einzige Beispiel: Morgan Stanley bietet vermögenden Kunden Bitcoin-Fonds an, Citi denkt darüber nach, Goldman Sachs hat einen Tradingdesk für Kryptowährungen gestartet. Das für seine Aktienindizes bekannte Unternehmen S&P Dow Jones kündigte eigene Indizes für Kryptowährungen an. Der Bezahldienst PayPal wiederum unterstützt in den USA Zahlungen mit Kryptowährungen, und sowohl Visa als auch Mastercard experimentieren in dem Bereich. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Auf der anderen Seite nähern sich Kryptounternehmen der traditionellen Finanzwelt an. Die größte US-Kryptobörse Coinbase etwa ging im April selbst an die Börse – und zwar an eine traditionelle: die auf Tech-Aktien spezialisierte Nasdaq. Auch scheinen traditionelle Assetklassen für manche aus der Kryptobranche zunehmend interessant: So ermöglicht etwa das als Kryptobroker groß gewordene Wiener Fintech Bitpanda seinen Usern seit April, in Aktien und ETFs zu investieren. Auch die weltgrößte Kryptobörse Binance hat kürzlich erste tokenisierte Aktien in ihr Angebot aufgenommen. Vieles deutet also auf eine Verschmelzung der beiden Welten hin.

DeFi will Finanzwelt auf den Kopf stellen

Allerdings gibt es eine Bewegung innerhalb der Kryptowelt, der das nicht genug ist – und die gleich die gesamte Finanzwelt auf den Kopf stellen will. Der Name dieser Bewegung: Decentralized Finance, kurz DeFi. Mittendrin ist auch ein Unternehmen aus Wien: das 2018 gegründete Start-up Morpher rund um CEO Martin Fröhler.

Dieser hat nicht den geringsten Zweifel, dass DeFi die Finanzwelt von Grund auf umkrempeln wird: „Es ist eine Industrie, die gerade im Entstehen ist. Da gibt es so viele Möglichkeiten, und das wird die Finanzwelt revolutionieren in den nächsten zehn Jahren, auf eine Art und Weise, wie man es sich heute noch gar nicht vorstellen kann“, sagt Fröhler im Interview mit dem brutkasten.

DeFi sei die „vielleicht wichtigste Bewegung innerhalb von Krypto“, führt der Morpher-Gründer weiter aus. Die ersten Kryptoprotokolle – also Bitcoin und Ethereum – hätten noch versucht, Geld zu sein; ein Transaktionsmedium. Mit DeFi sei aber eine weitere Ebene dazugekommen: Eine gesamte globale dezentrale Finanzinfrastruktur soll aufgebaut werden, die nicht von individuellen Akteuren abhängt. Mittelsmänner – wie Banken und Broker – werden durch automatisierte Protokolle, Smart Contracts genannt, ersetzt. „So fallen sehr viele Gebühren weg, denn die Finanzindustrie besteht eigentlich nur aus Mittelsmännern“, sagt Fröhler.

Zweite Welle an DeFi-Projekten

Im Sommer des Vorjahrs kam es zu einem ersten kleinen Hype um DeFi. Der Schwerpunkt der damaligen Projekte: dezentrale Kreditvergabe – vergleichsweise einfache Anwendungen, bei denen es um den Verleih von Kryptowährungen ging. Die Euphorie ebbte wieder ab. In den vergangenen Monaten kam es nun zu einer neuen Welle von DeFi-Projekten: „Jetzt entsteht die Generation der Broker und der Börsen auf DeFi, die reale Assets nachbildet“, sagt Fröhler. Vergleiche man dies mit dem etablierten Finanzsystem, sei die erste DeFi-Welle so etwas gewesen wie die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Jetzt komme aber der nächste Schritt: „Es wird der Aktienmarkt gespiegelt, es wird der Kryptomarkt gespiegelt, es wird die ganze Trading- und Investmentinfrastruktur kommen“, erläutert Fröhler. Sein Unternehmen Morpher ist ein Teil davon.

600 Assets auf Morpher-Plattform

Was macht das Startup genau? Zunächst einmal ist Morpher eine Tradingplattform. Auf dieser können über 600 Assets (von Aktien über Rohstoffe und Kryptowährungen bis hin zu Devisen) gehandelt werden. Oder genauer gesagt: virtuelle Kopien dieser Assets. Das Morpher-Protokoll überwacht die Preisentwicklung der Assets und repliziert sie auf der Blockchain. „Der größte Vorteil für den User ist, dass es erstmals keine Gegenpartei gibt“, erläutert Fröhler. Normalerweise könne man an einer Börse nur so viele Aktien kaufen, wie jemand verkaufen möchte. Zudem sei man auf Broker und Börsen angewiesen, die ebenfalls Geld verdienen wollen. „Unser Protokoll ist der Ersatz für die Gegenpartei. User handeln mit unendlicher Liquidität, jede Order wird sofort akzeptiert, ohne dass der darunterliegende Markt beeinflusst wird“, führt Fröhler weiter aus.

Praktisch funktioniert das so: Anleger können über den eigenen Morpher-Token auf die Kursentwicklung von Assets setzen. Wettet ein Anleger etwa auf einen fünfprozentigen Kursanstieg der Tesla-Aktie und setzt 1.000 Morpher-Token, werden diese zu 1.050 Morpher-Token, wenn die Wette aufgeht. Sinkt der Kurs dagegen beispielsweise um fünf Prozent, verliert er Token und sein Bestand schrumpft auf 1.950 Morpher-Token. Das Protokoll schafft und zerstört Token – je nach Handelserfolg.

Wie verdient Morpher dabei Geld? „Unser Geschäftsmodell ist vergleichbar mit dem anderer Kryptoprotokolle. Wir erzeugen neue Token, die von uns dann in den Markt hineinverkauft werden“, erläutert Fröhler. Das ist analog zum Geschäftsmodell von Minern bei anderen Blockchains: Bei Bitcoin verifizieren Miner die Richtigkeit einer Transaktion, indem sie komplexe Rechenaufgaben durchführen – und erhalten dafür als Belohnung Bitcoin. Bei Morpher wiederum wird jährlich eine bestimmte Menge an Token geschöpft und an Trader verkauft – die diese brauchen, um auf der Plattform handeln zu können.

Aktuell 59 Mrd. Dollar in DeFi-Anwendungen auf Ethereum-Blockchain

Außerhalb des Morpher-Systems wird der Token außerdem auf zwei Kryptobörsen gehandelt – eine davon ist der dezentrale Handelsplatz Uniswap, eines der bekanntesten DeFi-Projekte. Auf diesem sind zahlreiche Token verfügbar, die – wie jener von Morpher – auf der Ethereum-Blockchain basieren. Uniswap hat auch einen eigenen Token, UNI. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit rund 15 Mrd. US-Dollar gehört dieser bereits jetzt zu den 15 größten Kryptowährungen der Welt. Laut Zahlen des Analyseunternehmens Dune Analytics haben dezentrale Börsen im Mai 2021 ein Handelsvolumen von über 140 Mrd. Dollar abgewickelt – dreimal so viel wie noch vor einem halben Jahr.

DeFi ist aber mehr als nur Börsenhandel: Die Datenplattform DeFi Pulse schätzt, dass aktuell rund 59 Mrd. Dollar in Smart Contracts von dezentralen Finanzanwendungen auf der Ethereum-Blockchain liegen. Ein Massenphänomen ist DeFi damit noch nicht: In einer weiteren Studie identifizierte das Blockchain-Unternehmen ConsenSys für Ende März 2021 rund 1,75 Mio. Nutzer von Ethereum-basierten DeFi-Anwendungen. Die Zahl hat sich damit innerhalb eines Jahres verzehnfacht.

Ökonom sieht bei DeFi noch einige kritische Punkte

Auch Zentralbanken verfolgen das Phänomen mittlerweile. Der Ableger der US-Notenbank Federal Reserve in St. Louis etwa hat Anfang Mai ein Paper des Ökonomen Fabian Schär von der Universität Basel in seinem wissenschaftlichen Journal wiederveröffentlicht. Schär schreibt darin, dass DeFi „bestehende Finanzdienstleistungen auf eine offenere und transparentere Art“ repliziere. Vereinbarungen würden über Code durchgesetzt, Transaktionen auf eine sichere, verifizierbare Art umgesetzt und legitime Veränderungen eines Zustands über eine öffentliche Blockchain fortgeschrieben. Gleichzeitig sieht der Wissenschaftler aber noch einige kritische Punkte: Smart Contracts könnten beispielsweise Sicherheitslücken aufweisen.

Außerdem könnten Skalierungsprobleme die Anzahl der User beschränken. Der Begriff „dezentralisiert“ sei außerdem in einigen Fällen irreführend: Manche Protokolle würden externe Datenquellen nutzen, bestimmte Administratorenrechte zum Managen des Systems verwenden oder gelegentlich sogar Notfallabschaltungen des Systems durchführen. „Obwohl das nicht unbedingt ein Problem darstellt, sollte Usern bewusst sein, dass in vielen Fällen viel Vertrauen involviert ist“, schreibt Schär. Allerdings: Wenn diese Probleme gelöst werden, könnte DeFi seiner Ansicht nach zu einem „Paradigmenwechsel in der Finanzbranche und potenziell zu einer robusteren, offeneren und transparenteren Finanzinfrastruktur führen“.

Morpher-CEO: “Trading oft unfair und teuer”

Morpher-CEO Martin Fröhler
Morpher-CEO Martin Fröhler beim brutkasten-Interview im 2. Bezirk in Wien | © brutkasten/Schauer-Burkart

Dass dies die traditionelle Finanzbranche nötig hat, davon ist Morpher-CEO Fröhler überzeugt – und er kennt sie aus langjähriger eigener Erfahrung. Seit seinem 16. Lebensjahr investiert er in Aktien. Nach seinem Studium der Technischen Mathematik in Wien schlug er eine Karriere in der Finanzbranche ein und entwickelte als Analyst Trading-Algorithmen. Später ging er in die Schweiz, dann in die USA, wo er einen dezentralen Hedgefonds aufbaute. Trotz – oder gerade wegen – seiner langjährigen Erfahrung an den Finanzmärkten sagt Fröhler: „Trading ist oft unfair und teuer.“ Als Privatanleger habe man oft Probleme, sein Portfolio ausreichend zu diversifizieren. Viele Finanzprodukte seien für Kleinanleger nicht zugänglich – selbst, wenn sie das nötige Wissen dafür haben. In manchen Märkten gebe es Minimuminvestments, um überhaupt daran teilnehmen zu können. In anderen müsse man überhaupt erst ein akkreditierter Investor sein. „Das Spielfeld ist zugunsten der Großinvestoren gestaltet“, schlussfolgert er.

Zwei Investmentrunden zu je 1,25 Mio. Dollar

Morpher stellt für sich den Anspruch, dies zu ändern. Gegründet hat Fröhler das Unternehmen gemeinsam mit Denis Bykov, einem früheren Produktmanager bei Apple. Die beiden Co-Founder lernten sich beim StartX Accelerator der Universität Stanford kennen. Fröhler hatte an diesem mit seinem vorigen Unternehmen teilgenommen. Noch in den USA gründeten sie 2018 Morpher, dann ging es weiter nach Wien. Gleich zu Beginn konnten sich die beiden Gründer von Investoren eine 1,25 Mio. Dollar schwere Seed-Runde sichern – unter den Investoren war Tim Draper, der zuvor unter anderem bei Tesla, Coinbase oder Robinhood investiert hatte.

„Wir waren damals nur zwei Gründer mit einer Idee und hatten sonst noch nichts“, sagt der Morpher-CEO. 2020 folgte eine weitere Investmentrunde, erneut in der Höhe von 1,25 Mio. Dollar. Draper war wieder an Bord. Auch der Wiener VC Apex beteiligte sich. Derzeit laufen Gespräche zu einer weiteren Finanzierungsrunde. Vergangenen Sommer startete die Morpher-Tradingplattform offiziell. Heute hat Morpher 24.000 aktive Nutzer; 4.500 davon sind täglich, 15.000 wöchentlich und 30.000 monatlich aktiv. „Das Wachstum basiert rein auf Empfehlungen“, sagt Fröhler.

Anspruch von Morpher: Börsenhandel öffnen

Er formuliert den Anspruch von Morpher so: „Wir wollen den Börsenhandel öffnen und für jeden auf der Welt demokratisieren. Nur 20 Prozent der Weltbevölkerung sind in der privilegierten Situation, Zugriff auf die Finanzmärkte zu haben. Viele in Südamerika, Afrika, Teilen Asiens und Europas sind ausgeschlossen.“ Diesen Zugriff zu haben ist aber nach Meinung Fröhlers mittlerweile essenziell; durchaus auch in Mitteleuropa, wo es ihn grundsätzlich gibt, er aber von vielen nicht wahrgenommen wird: „In Zeiten wie diesen, in denen die Zinssätze bei null sind, ist eigentlich jeder in der global verordneten Armutsfalle“, so Fröhler. Wenn man Geld auf ein Sparbuch lege, verliere man pro Jahr zwei bis drei Prozent. Berücksichtige man Häuser- und Wohnungspreise, sei die Inflationsrate noch wesentlich höher.

„Alle, die jetzt im Erwerbsleben stehen, haben kaum mehr eine Möglichkeit, sich etwas aufzubauen“, sagt der Morpher-Gründer. Mit einem normalen Erwerbseinkommen in Österreich könne man eine 70-Quadratmeter-Eigentumswohnung in Wien wahrscheinlich erst kurz vor der Pension abbezahlen, wenn man nie arbeitslos war. „Daher ist es notwendig, dass es eine Möglichkeit gibt, sich ein – wenn auch nur bescheidenes – Vermögen aufzubauen. Oder sich zumindest vor der Inflation zu schützen.“

“Sind jetzt dort, wo das Internet 1995 war”

Dass DeFi dazu beitragen wird, daran zweifelt er nicht: „Wie bei allem, was neu und innovativ ist, gibt es einen Wildwuchs an sehr vielen verschiedenen Konzepten und Ideen. Aus dem werden sich dann die dominanten Player der nächsten zehn bis 20 Jahre herauskristallisieren.“ Fröhler erwartet eine ähnliche Entwicklung wie in der Frühphase des Internets: Viele Unternehmen, die zur Zeit der Dotcom-Blase entstanden sind, verschwanden wieder – doch einige etablierten sich dauerhaft als führende Akteure der Branche. „Das wird in DeFi genauso sein: Ein paar Ideen werden sich durchsetzen und in zehn Jahren dann das Amazon oder Google des DeFi-Bereichs sein“, so Fröhler.

Bis dahin müsse noch viel geschehen; technisch etwa bei der Skalierbarkeit der Blockchains, auf denen die Anwendungen laufen, oder bei der User Experience. Auch, was die staatliche Regulierung angeht, stehe man erst am Anfang. „Wir sind jetzt dort, wo das Internet 1995 oder 1996 war.“ Bis 2030 wird es eine weltumspannende DeFi-Infrastruktur geben, erwartet Fröhler.

Könnte DeFi auch scheitern? „Individuelle Projekte ja, aber DeFi als Idee und als Konzept nein“, ist er sicher. Daher ist für ihn auch klar, unabhängig davon, ob sich Morpher durchsetzen wird oder nicht: Er wird jedenfalls im DeFi-Bereich bleiben: „Jeder andere Sektor in der Finanzbranche wäre Zeitverschwendung.“

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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