12.02.2019

500.000 Euro 2M2M-Deal platzte nach Due Dilligence

In der am Dienstagabend ausgestrahlten zweiten Folge der aktuellen Staffel 2 Minuten 2 Millionen hatten das Megasus Horsetech Gründerteam noch Grund zum jubeln. Doch ein 500.000 Euro-Deal mit Hans-Peter Haselsteiner platzte bei der Due Dilligence-Prüfung im Nachgang.
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Megasus - geplatzter 2 Minuten 2 Millionen-Deal - Insolvenz
(c) Megasus Horsetech

Als die am Dienstagabend ausgestrahlte Episode von 2 Minuten 2 Millionen vor einigen Monaten aufgezeichnet wurde, dürfte die Lage beim steirischen Startup Megasus Horsetech bereits sehr kritisch gewesen sein. In der Sendung sprach das Gründerteam des Pferde-Sneaker-Startups sogar von Verbindlichkeiten in der Höhe von 800.000 Euro. Doch wie schlimm es letztlich um die Zahlungsfähigkeit von Megasus stand, konnte Hans Peter Haselsteiner in der Sendung naturgemäß nicht sehen. Seine Zusage eines 500.000 Euro-Investments für fünf Prozent Firmenanteile – also bei einer Bewertung von 10 Mio. Euro – koppelte er an eine Due Dilligence-Prüfung.

+++ Archiv: 190.000 Euro Crowdfunding-Kapital für steirische Pferde-Sneakers +++

Investment und Förderung hätten Insolvenz verhindert

Diese ist negativ ausgefallen und es erfolgte kein Investment. Das bestätigt dem brutkasten gegenüber Friedrich Filzmaier. Der Grazer Rechtsanwalt ist Masseverwalter der Megasus Horsetech GmbH. Das Startup musste bereits im Dezember Insolvenz anmelden – der brutkasten berichtete. Tatsächlich beliefen sich die Verbindlichkeiten laut Insolvenzantrag auf fast zwei Millionen Euro, also mehr als doppelt so viel, wie bei 2 Minuten 2 Millionen vorgebracht. Dennoch hätte ein Investment von 500.000 bis 700.000 Euro die Insolvenz verhindert, sagt Filzmaier. Es hatte auch bereits eine Förderzusage im Falle eines Eigenkapital-Investments bestanden, die schlagend geworden wäre.

Bisher kein konkretes Angebot

Filzmaier ist nun mit der Verwertung der Konkursmasse betraut. Er bietet dazu aktuell das gesamte Unternehmen zum Verkauf an. Alleine die Sachwerte würden rund 500.000 Euro betragen, erklärt der Masseverwalter. “Ich bin davon überzeugt, dass es nur sinnvoll ist, das Unternehmen als Ganzes zu verkaufen”, sagt er. Denn er sehe entsprechendes Potenzial: “In zehn Jahren wird sich diese oder eine ähnliche Lösung durchgesetzt haben. Das kann ich, nachdem ich mich zwei Monate lang damit beschäftigt habe und sehr viel positive Resonanz bekommen habe, sagen”.

Doch bisher sei kein Angebot eingetroffen, das “substanziert genug ist, dass man von einem konkreten Angebot sprechen kann”. Auch nicht von Hans Peter Haselsteiner. Dessen Büro habe ihm gesagt, man werde im März nochmal darüber sprechen, erzählt Filzmaier.

Käufer bei Masseverwertung im Vorteil

Dabei hätte ein Kauf der Konkursmasse durchaus Vorteile für den potenziellen Käufer. Anders als bei einem Sanierungsverfahren – ein solches könnte übrigens nach wie vor eingeleitet werden – übernimmt der neue Eigentümer zwar das gesamte Vermögen aus der Konkursmasse, haftet aber für keinerlei Altverbindlichkeiten, etwa Nachrangdarlehen aus einer Crowdfunding-Kampagne. Die alten Gläubiger werden über den Kaufpreis soweit wie möglich kompensiert. Der Käufer kann mit der Konkursmasse ein neues Unternehmen starten.

“Versuche, Gesellschafter mit Investoren zusammenzubringen”

Filzmaier setzt hier die gewünschte Untergrenze des Verkaufspreises abermals bei 500.000 bis 700.000 Euro an. Klar sei: “Ich wünsche mir natürlich viele Angebote. Dann habe ich auch die Wahl”. Rein prinzipiell würde er die Konkursmasse auch an jemanden verkaufen, der das Konzept “in der Schublade verschwinden lässt”, sagt Filzmaier. “Denn zuallererst bin ich den Gläubigern verpflichtet”. Doch für sinnvoll hielte er diese Lösung nicht. “Ich suche jemanden, der das Unternehmen fortführen will. Und da das Produkt noch weiterentwickelt wird, sollte der Käufer auch mit den Erfindern zusammenarbeiten. Ich versuche also gerade, die Gesellschafter mit Investoren zusammenzubringen”.

Wird Megasus zum Phönix?

Genau hier könnte der Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen – auch nach der Insolvenz – für die notwendige Aufmerksamkeit sorgen. Es bleibt also abzuwarten, ob das im Namen an die mythische Figur Pegasus angelehnte Startup zum Phönix wird und aus der Asche wiederaufersteht. Und da könnte am Ende doch wieder Haselsteiner eine Rolle spielen, hofft Filzmaier: “In der Sendung war er ja schon vom Produkt überzeugt. Und dabei ging es ihm ja auch darum, das Leben der Pferde zu verbessern”.

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KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

“Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache”

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

“Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: “Die Angst war weg.” Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. “Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.”

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

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Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

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Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


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