19.05.2021

Krypto-Crash: Bitcoin unter 40.000 Dollar – 40 Prozent Minus seit April

Der Bitcoin-Kurs ist auf den niedrigsten Stand seit Anfang Februar gefallen. Ethereum und Binance Coin sind von ihren Rekordständen mehr als 30 Prozent eingebrochen.
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Bitcoin price falling
Foto: Adobe Stock

Wer nach dem jüngsten Kurseinbruch am Kryptomarkt auf eine rasche Erholung gehofft hatte, wurde enttäuscht: Die Kurse der größten Kryptowährungen der Welt gerieten am Mittwoch im Gegenteil noch stärker unter Druck. Der Bitcoin-Kurs fiel weit unter die Marke von 40.000 Dollar bis auf 38.717 Dollar – und sank damit den niedrigsten Stand seit Anfang Februar.

Vom Mitte April erreichten Rekordstand ist er damit um rund 40 Prozent gefallen. Alleine in den vergangenen sieben Tagen hat er nach Zahlen von Coinmarketcap über 30 Prozent eingebüßt. Trotz der scharfen Korrektur ist die Bitcoin-Performance seit Jahresbeginn mit einem Plus von 33 Prozent aber noch immer klar positiv. Am Mittwochvormittag lag der Bitcoin-Kurs zuletzt etwas über dem Tagestief bei 39.200 Dollar – ein Minus von 13 Prozent gegenüber dem Vortag.

Für Altcoins lief es kaum besser: Sieht man von den Stablecoins ab, lagen die meisten der größten Kryptowährungen am Vormittag zwischen 10 und 20 Prozent im Minus. XRP hielt sich mit einem Kursrückgang von 5 Prozent etwas besser als der Gesamtmarkt.

Ethereum von Rekordstand rund 32 Prozent gefallen

Stark unter Druck stand nach der starken Performance der Vorwochen nun auch Ether (ETH). Die Kryptowährung des Ethereum-Systems verlor 16 Prozent auf 2.990 Dollar und fiel damit wieder unter die Marke von 4.000 Dollar. Erst Anfang Mai war ETH das erste Mal über die 3.000-Dollar-Marke gestiegen, nur eine Woche später wurden bereits die 4.000 Dollar geknackt. Von dem vergangenen Mittwoch erreichten Rekordstand von 4.362 Dollar ist der Kurs nun aber wieder deutlich um rund 32 Prozent gefallen.

Binance Coin verlor am Vormittag 18 Prozent auf 435 Dollar und ist mittlerweile 38 Prozent von seinem Höchststand entfernt – das Plus im Jahr 2021 beläuft sich jedoch weiterhin auf über 1.000 Prozent. Dogecoin (DOGE) fiel am Mittwochvormittag um 17 Prozent, Cardano (ADA) um 18 Prozent und Polkadot (DOT) um 11 Prozent. Den stärksten Kursrückgang innerhalb der Top-10-Coins nach Marktkapitalisierung musste der erst seit der Vorwoche handelbare Internet Computer Token (ICP) hinnehmen. Er lag gegenüber dem Vortag 27 Prozent im Minus. Von seinem am ersten Handelstag erreichten Höchststand ist er mittlerweile 80 Prozent gefallen.

DeFi-Token Polygon und Aave vergleichsweise robust

Alle großen Coins sind von ihren Rekordständen mittlerweile im zweistelligen Prozentbereich gefallen. Vergleichsweise nahe an ihren Höchstständen befindet sich jedoch der Solana-Token (SOL) mit einem Minus von 15 Prozent seit dem Rekordstand von 58 Dollar.

Auch der hauptsächlich für Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) eingesetzte Polygon-Token (MATIC) liegt aktuell relativ geringe 9 Prozent unter seinem Höchststand. Vergleichsweise robust zeigte sich mit Aave (AAVE) außerdem der Token eines weiteren DeFi-Projekts: Er fiel am Mittwochvormittag um 7 Prozent. Von seinem Höchstand aus liegt er damit rund 11 Prozent im Minus.

Kontroverse Diskussionen um Musk-Aussagen

Unmittelbaren Auslöser für den starken Abverkauf am Mittwoch gab es keinen. In der Vorwoche sowie am Wochenende hatten Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk jedoch die Marktstimmung getrübt. Dieser hatte zuerst angekündigt, dass der Elektroautohersteller keine Bitcoin-Zahlungen mehr akzeptiere. Diese Option war erst im März in den USA eingeführt worden. In den folgenden Tagen legte Musk dann auf Twitter mit mehreren zugespitzten kritischen Aussagen zu Bitcoin nach und deutete unter anderem an, dass das Unternehmen seine Bitcoin-Bestände verkaufen könnte. In der Krypto-Szene führten Musks Statements zu kontroversen Diskussionen.

Dass die Aussagen des Tesla-Chefs jedoch alleine für die Korrektur verantwortlich sind, darf angezweifelt werden. Viele Beobachter gehen eher davon aus, dass sie als willkommener Anlass zum Abverkauf genutzt wurden, nachdem der Markt – insbesondere bei den Altcoins – schon heiß gelaufen war.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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