28.01.2020

IKT-Konvent 2020: Das sind die Ergebnisse

Am Montag fand in Wien der mittlerweile siebente IKT-Konvent statt. Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten über konkrete Umsetzungsmaßnahmen damit Österreich zum "digitalen Spitzenreiter" aufsteigt. Der brutkasten war vor Ort und hat die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.
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IKT-Konvent
(c) der brutkasten / Martin Pacher

Am Montag ging in Wien bereits zum siebenten Mal der IKT-Konvent über die Bühne. Hinter der Veranstaltung steht der Verband Internetoffensive Österreich. Er versteht sich als Think Tank der Digitalwirtschaft und Interessenvertretung der heimischen IKT-Branche.

Im Rahmen des IKT-Konvents treffen sich jedes Jahr Spitzen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um Vorschläge und Projekte zur Digitalisierung Österreichs zu erarbeiten.

+++ Regierung muss für „Digitalen Aktionsplan“ eine Milliarde Euro investieren +++

Auch heuer trafen sich wieder rund 700 hochrangige Delegierte in der Aula der Wissenschaften in Wien. In insgesamt sechs unterschiedlichen Panels, den sogenannten „Digital Valleys”, diskutierten sie über konkrete Umsetzungsmaßnahmen, damit Österreich zum “digitalen Spitzenreiter” aufsteigt. Die Themen umfassten die Bereiche “Digitalisierung & Klimaschutz”, “5G-Netzausbau & Anwendungen”, die “Digitalisierung der Bildung & Gesundheit” sowie die “Digitalisierung der heimischen KMU-Landschaft & Verwaltung.”

IKT-Konvent: Experten-Feedback

Am Nachmittag wurden die erarbeiteten Umsetzungsmaßnahmen den versammelten Delegierten in einer großen Runde präsentiert. Darunter waren Vertreter der Bundesregierung, wie Bundesministerin Margarete Schramböck und Leonore Gewessler, Spitzen-CEOs der IKT-Branche und internationale Experten, wie N26-Gründer Valentin Stalf oder der international renommierte Mobilfunk-Manager Boris Nemšić. Sie kommentierten die Umsetzungsmaßnahmen aus einer internationalen Perspektive.

Der diesjährige Konvent stand ganz im Zeichen des neuen Regierungsprogramms. Im Rahmen der Präsentation wurden die Umsetzungsmaßnahmen, die in den “Digital Valleys” erarbeitet wurden, mit den Maßnahmen des Regierungsprogramms gegenübergestellt. Die Vertreter der Politik sowie Verwaltung notierten sich zudem Vorschläge und Handlungsempfehlungen der Experten.

Am Ende der jeweiligen Präsentationen durfte der brutkasten als exklusiver Medienvertreter am Podium, die wichtigsten Diskussionspunkte zusammenfassen und bewerten.

Thema “Klima & Umwelt”

Den Anfang machten die Themengebiete “Klima & Umwelt” und die Frage, wie die Digitalisierung zum Erreichen der Klimaziele beitragen kann. Patricia Neumann, Generaldirektorin von IBM Österreich und Annette Trawnicek, Managing Director von HP Österreich, präsentierten die Umsetzungsmaßnahmen.

Zu den Maßnahmen zählten unter anderem die Schaffung einer Plattform für Kreislaufwirtschaft, die Errichtung eines Competence Centers für ein umfassendes Climate-Impact-Assessment und die Nutzung von Klimaszenarienrechnern. Weiters wurde über die Reduzierung von CO2-Emissionen durch die Flexibilisierung der Arbeitsplätze sowie die Förderung von Mobile Working gesprochen.

In diesem Zusammenhang verwiesen Gewessler und Schramböck auf die im Regierungsprogramm verankerten Klimaschutzmaßnahmen. Zu ihnen zählen unter anderem eine sektorübergreifende Klima- und Kreislaufwirtschaftsstrategie und ein verpflichtender und unabhängiger Klimacheck für alle neuen und bestehenden Gesetze, Verordnungen sowie Bund-Länder-Vereinbarungen.

5G-Anwendungen & Infrastruktur

Neben dem Klimawandel wurde zudem über 5G-Anwendungen und den 5G-Infrastruktur-Ausbau diskutiert. Neben den drei CEOs der heimischen Mobilfunkanbieter A1, Magenta Telekom sowie Drei, präsentierten Peter Wukowits von Nokia Österreich und Christian Woschitz von ZTE Austria Maßnahmen, damit Österreichs Wirtschaft vom schnellen Internet profitieren kann und international wettbewerbsfähig bleibt.

Einer der Punkte umfasste die Erlöse aus den 5G-Auktionen. Hier forderten die Vertreter der Mobilfunktbranche einen Wandel von einer angebotsorientierten zu einer nachfrageorientierten Förderung und Verwendung der Erlöse aus den Frequenzauktionen. Zudem sollte ein “investitionsfreundliches Klima” – unter anderem durch Regulatory Sandboxes – geschaffen werden.

Diese Forderung wurde bereits im Vorfeld des IKT-Konvents im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Demnach möchte die IKT-Branche in den nächsten fünf Jahren rund vier Milliarden Euro in den Infrastrukturausbau stecken, sofern die politischen Rahmenbedignungen passen. Eine weitere “Digitalisierungs-Milliarde” aus öffentlicher Hand soll das Investitionsvolumen auf fünf Milliarden Euro erhöhen. Laut den IKT-Branchenvertretern soll die Wertschöpfung durch die geplanten Investitionen rund 25 Milliarden Euro betragen – der brutkasten berichtete.

Digitalisierung der Bildung & Gesundheit

Weiters wurde im Rahmen des Konvents der Frage nachgegangen, wie die Bereiche “Bildung & Gesundheit” digitalisiert werden können.

Im Bereich Gesundheit präsentierten Hubert Wackerle, ITSV-Geschäftsführer, und Dietmar Kotras, General Manager bei DXC Technology, die im Rahmen des IKT-Konvents erarbeiteten Umsetzungsmaßnahmen.

Neben einer Veranlassung und Sicherstellung der Umsetzung einer Gesundheits- und Pflegeplattform wurde zudem über die datenschutzkonforme Anwendung der elektronischer Gesundheitsakt ELGA diskutiert. Einheitlicher Tenor: Damit die Digitalisierung des Gesundheitswesens klappt, ist die Zusammenarbeit aller Gesundheitsanbieter notwendig.

Im Bildungsbereich thematisierten hingegen Michael Zettel, Chef von Accenture-Österreich, und Johann M. Schachner, CEO von Atos Austria, Maßnahmen, um die Bildung zukunftsfit zu machen. Die Maßnahmen umfassen die Umsetzung einer übergreifenden und offenen nationalen Bildungsplattform, die Zertifizierung digitaler Lerninhalte und digitaler Kompetenzen sowie die Etablierung eines Orientierungschannels für umschulungsbereite Arbeitnehmer und Unternehmer für den Umstieg auf Berufe mit digitalen Skills. 

Digitalisierung der Verwaltung und KMU

Zum Abschluss des Konvents wurde über die Digitalisierung der Verwaltung und Wirtschaft diskutiert. Wie Bundesministerin Schramböck betonte, sei es ihr ein persönliches Anliegen, dass sich die Digitalisierung nicht nur auf die heimischen Leitbetriebe beschränkt, sondern auch die KMU mit ins Boot geholt werden.

Dazu gehört auch die im Regierungsprogramm vereinbarte Entbürokratisierung und Digitalisierung der Verwaltung, damit Unternehmen kosten- und zeiteffizient Behördengänge abwickeln können. Erste Maßnahmen diesbezüglich finden sich auch im “Digitalen-Aktionsplan”, der vergangene Woche von der Bundesministerin präsentiert wurde. Dazu zählen unter anderem die Weiterführung des Programms KMU Digital, die Schaffung von “Digital Botschaftern” in Gemeinden und die Stärkung der digitalen Kompetenzen der Bürger – der brutkasten berichtete.


=> zur Page der Internetoffensive Österreich 

IKT-Konvent: Pressekonferenz

IKT-Konvent 2020 Pressekonferenz

Im Rahmen des IKT-Konvent 2020 präsentierte Margarete Schramböck Details zum "Digitalen Aktionsplan". Laut der Internetoffensive Österreich muss die öffenltiche Hand dafür rund eine Milliarde Euro in die Hand nehmen. Accenture Österreich Chef Michael Zettel und Patricia Neumann, Generaldirektorin von IBM Österreich, sprechen im Video über die konkreten Maßnahmen.

Gepostet von DerBrutkasten am Montag, 27. Januar 2020

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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