15.05.2019

Warum es noch ein paar Jahre dauern wird, bis der Hyperloop marktreif ist

Der Hyperloop abseits des Hypes: Bahngesellschaften und Startups aus Europa erläutern, wo das echte Potenzial des futuristischen Transportmittels liegt und warum wir uns noch ein paar Jahre gedulden müssen.
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Hyperloop
(c) Hardt Hyperloop

Eine mit Passagieren gefüllte Kapsel, die mit rund 1000 km/h durch eine Röhre düst und somit als Alternative zum Flugzeug dienen könnte – das ist die Vision hinter der Hyperloop-Technologie. Auf Tech-Konferenzen und in diversen Medien wird diese Utopie gerne heraufbeschworen und der Eindruck erweckt, dass wir schon in wenigen Monaten innerhalb einer Stunde von Wien nach Köln pendeln werden. Diverse europäische Startups – wie zum Beispiel Hardt Hyperloop aus den Niederlanden, Zeleros aus Spanien und Hyper Poland – haben sich das Hyperloop-Thema auf die Fahne geschrieben.

Doch bis zur Umsetzung im Massenmarkt werden noch ein paar Jahre vergehen – darüber waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung „Rail meets Hyperloop“ vergangene Woche im ÖBB Open Innovation Lab einig: Bei dem Event trafen die besagten Startups auf Vertreter der europäischen Bahngesellschaften DB, ÖBB, RFI, NS und SNCF.

Die größten Probleme des Hyperloop

Laut Mars Gueze, COO von Hardt Hyperloop, bewegen sich die Herausforderungen in einem Teufelskreis. „Investoren wollen zuerst einen Prototypen sehen, doch zum Errichten der Infrastruktur brauchen wir Geld“, sagt er. Kaj Mook, Business Development Director bei der niederländischen Bahngesellschaft NS, sieht dies ähnlich: Am meisten werde in den Niederlanden die Entwicklung durch mangelnde politische Unterstützung und fehlendes Kapital gebremst: „Man muss zuerst in Infrastruktur investieren, damit man etwas herzeigen kann“, sagt er.

Hardt Hyperloop hat inzwischen eine kleine Teststrecke bei der Stadt Delft gebaut, NS hat in das Startup investiert. „Wir wollen nachhaltigen Transport von Tür zu Tür ermöglichen“, sagt Mook: Allerdings hat das Unternehmen parallel dazu auch in andere Lösungen, wie zum Beispiel Bikesharing, investiert und erwartet sich davon deutlich schnellere Ergebnisse. Nun gehe es neben den erwähnten Fragen des fehlenden Kapitals auch um Machbarkeitsstudien, bis hin zu Fragen der Kundenakzeptanz, der Sicherheit und des Ticketings, sagt Mook. Und laut Giuseppe Carcasi, Team Leader Studies & System Innovation BU bei der italienischen Bahngesellschaft RFI, muss das Thema in seiner Gesamtheit betrachtet werden, wobei zum Beispiel auch das Design der Hyperloop-Bahnhöfe eine Rolle spielt: „Der Hyperloop muss als System, nicht als Technologie angegangen werden“, sagt er.

Hyperloop Polen
So könnte laut Hyper Poland ein europäisches Hyperloop-Netz aussehen. (c) Hyper Poland

Eine weitere Frage ist auch, wie sich der Hyperloop in die bestehenden Verkehrssysteme integriert, wie Christina Schiedlbauer, Teamleiterin Unternehmensentwicklung Personenverkehr bei den ÖBB, erläutert: „Der Hyperloop muss in das System passen und das Reisen einfacher machen, es darf keine weitere Hürde entstehen.“ Dem stimmt Manuel Gerres, Geschäftsführer Deutsche Bahn Digital Ventures, zu: Es müsse ein Standard geschaffen werden, nach dem der Hyperloop in ganz Europa funktionieren kann, sagt er.

Die Potenziale des Hyperloop

Warum sich also das alles antun? Weil es beim Hyperloop nicht nur um Geschwindigkeit geht, wie  Gueze ausführt: „Das Problem mit dem Fliegen ist, dass die Reise an einem Ort anfängt, an dem man nicht sein möchte und an einem Ort endet, an dem man ebenfalls nicht sein möchte.“ Oder, anders ausgedrückt: Wer fliegt, der muss zuerst zum Flughafen fahren – mit dem Hyperloop hingegen könnte man direkt im Stadtzentrum ankommen. Zudem würden Flughäfen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, und Hyperloops könnten diese entlasten.

+++Wie ÖBB und Postbus mit Smart Glasses arbeiten+++

Außerdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass der Hyperloop nicht nur beim Personenverkehr umweltschonender ist als andere Verkehrsmittel: Auch der Gütertransport könnte damit entlastet werden, wie Bertrand Minary, Chief Innovation und Digital Officer bei der französischen Bahngesellschaft SNCF, ausführt. „In zehn Jahren werden laut Prognose eine Milliarde LKW über Europas Straßen rollen“, sagt er: „Wir müssen den Shift von der Straße auf die Schiene schaffen und uns gleichzeitig neue Modelle überlegen. Hier kann der Hyperloop eine große Rolle spielen.“ Abgesehen vom Umweltaspekt verursachen LKW auch mehr Lärm als ein Hyperloop es würde, zudem verursachen Trucks Verkehrsstaus und sind unsicherer als die Bahn.

Hyperloop und Bahn als Partner

Können also Bahn und Hyperloop künftig gemeinsam eine Alternative zu Straßen- und Flugverkehr bieten? Die niederländischen Partner sind überzeugt, dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. „Die Bahngesellschaften haben vor allem viel Erfahrung, von der wir profitieren können“, sagt Gueze. Auch Schiedlbauer von den ÖBB betont, dass sie bei den Startups ein gutes Bauchgefühl habe – wiewohl es noch einige Probleme zu lösen gibt.

Möglich wäre auch, dass die Newcomer-Unternehmen die Technologie herstellen und die Bahngesellschaften sie betreiben. „Immerhin war es in der Vergangenheit niemals so, dass der Hersteller des Zugs auch dessen Betreiber war“, sagt Minary von der SNCF: „Dafür braucht man jeweils unterschiedliche Kompetenzen.“ Schiedlbauer fügt hinzu, dass zwar noch niemand wisse, wie man einen Hyperloop bedient – aber die ÖBB verfügt bereits über nützliches Know-How aus dem existierenden Geschäft.

Neben Hardt Hyperloop setzen auch die anderen europäischen Hyperloop-Startups schon die nächsten Schritte: Hyper Poland hat soeben frisches Kapital eingesammelt und will nächstes Jahr eine 500 Meter lange Teststrecke bauen, Zeleros plant für 2020 eine zwei Kilometer lange Teststrecke in Spanien. Gemeinsam arbeiten sie zudem am Thema Standardisierung auf europäischer Ebene.

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Die Kurstafel:

​⚠️ Das Bitcoin-Halving steht unmittelbar bevor

Es steht jetzt endgültig bevor: das vierte Bitcoin-Halving wird in der Nacht auf Samstag über die Bühne gehen. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zu Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. Diesmal sinkt diese “Ausschüttung” von 6,25 Bitcoin auf 3,125 Bitcoin.

Wer gut im Kopfrechnen ist, kann es sich schon herleiten: Nachdem es das vierte Halving ist, ist die Belohnung zunächst von 50 auf 25 (im Jahr 2012), dann von 25 auf 12,5 (im Jahr 2016) und zuletzt 2020 von 12,5 auf 6,25 gesunken. Das Halving ist dabei aber nicht über einen Zeitraum definiert, allerdings dennoch klar vorherbestimmt: Es findet alle 210.000 Blöcke statt - was in der Praxis aktuell (bei einer Blockzeit von zehn Minuten)  auf etwa vier Jahre hinausläuft.

Das Halving spielt eine extrem wichtige Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik. Es entscheidet keine Zentralbank nach eigenem Ermessen, wie viele Bitcoin in Umlauf kommen. Sondern es ist im Code vorgegeben. 

Und weil neue Bitcoin eben als “Block-Subvention” für Miner entstehen, hängt die Anzahl der im Umlauf befindlichen Coins klarerweise direkt davon ab, wie viele Bitcoin diese “Belohnung” ausmacht. Mit dem Halving ist sichergestellt, dass die Anzahl der neu entstehenden Coins langfristig sinkt. Wichtig dabei: Es sinkt nicht die Gesamtzahl der Bitcoin - es kommen weiterhin neue dazu, nur eben nicht mehr so viele wie vorher.

​📈 Warum das Halving den Bitcoin-Kurs antreiben könnte…

Soweit einmal die Auswirkungen des Halvings auf die in Umlauf kommenden Bitcoin. Für viele, die am Markt aktiv sind, ist aber ein anderer Aspekt interessanter: Wie wirkt sich das Halving auf den Bitcoin-Kurs aus? 

Und auch hier gibt es Theorien, die in Crypto Weekly auch immer wieder diskutiert worden sind. Eine der populärsten Annahmen: Auf das Halving folgt ein Bullenmarkt mit steigenden Kursen. 

Bei den vergangenen drei Halvings war dies - mit einigen Monaten Verzögerung - auch tatsächlich der Fall. Drei Fälle sind aber statistisch nicht viel und die zeitliche Verzögerung macht es noch einmal schwieriger, Kausalitäten herzuleiten. Zumal Bitcoin sich im Jahr 2024 unter völlig anderen Rahmenbedingungen bewegt als in den Jahren 2012, 2016 und 2020.

Anstatt uns von der Vergangenheit leiten zu lassen, werfen wir doch einen Blick auf die Logik hinter der Annahme. Die lautet im Wesentlichen: Wenn weniger Bitcoin in Umlauf kommen, werden sie wertvoller. 

🤔 …und warum vielleicht auch nicht

Aber diese Begründung hat gewisse Probleme: Einerseits sinkt ja das Bitcoin-Angebot nicht, sondern es kommen weiterhin neue dazu. Andererseits ist es beim Bitcoin-Kurs so wie bei jedem anderen Asset: Er wird nicht monokausal vom Angebot bestimmt - ebenso entscheidend ist auch die Nachfrage. Und die hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab - die mitunter sogar völlig außerhalb des Kryptomarkts angesiedelt sind. Etwa, wenn makroökonomische oder geopolitische Entwicklungen die Nachfrage nach sämtlichen “Risk Assets” dämpfen. 

Dazu kommt: Dass das Halving kommt, ist bekannt. Wahrscheinlich gibt es nur sehr wenige Ereignisse in der Finanzwelt, deren Eintreten mit dermaßen geringer Unsicherheit vorhergesagt werden kann. Und kursrelevante Ereignisse, die bereits bekannt sind, sind im Normalfall bereits im Kurs widergespiegelt. 

Natürlich kann man trefflich darüber diskutieren, ob der Kryptomarkt einen effizienten Markt darstellt. Aber grundsätzlich ist die geschilderte Annahme plausibel: Wer ein iPhone verkauft, von dem man sicher weiß, dass es in drei Monaten kaputt geht, wird dafür einen geringeren Preis erzielen als wenn dies nicht der Fall ist. Der Käufer weiß, dass das passieren wird - und preist es dementsprechend ein. Analog dazu läuft es an den Finanzmärkten. 

Heißt das nun also, dass das Halving keine Auswirkungen auf den Bitcoin-Kurs haben wird? So einfach ist es dann auch wieder nicht. Wie schon in Crypto Weekly #124 geschildert, kann das Halving bis zu einem gewissen Grad auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Wenn alle auf einen Kursanstieg setzen, kommt er dann tatsächlich - zumindest vorübergehend. Der Kurs wird in einem solchen Fall also nicht vom Halving selbst getrieben, sondern von der Wahrnehmung des Halvings durch die Trader:innen. 

Entscheidend dabei ist aber: Die kurzfristige Kursreaktion auf das Halving ist jedenfalls spekulativ getrieben. Und spekulativ getriebene Marktbewegungen können schnell in die eine wie auch in die andere Richtung gehen. Wie sich das Bitcoin-Halving kurzfristig auf den Kurs auswirken wird, werden wir morgen wissen. Zuverlässig voraussagen, lässt es sich jedenfalls nicht.


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