23.07.2019

Diese digitalen Tools helfen, Feedback von Mitarbeitern einzuholen

Zur Pflege der Unternehmenskultur gehört auch, das Ohr bei der Belegschaft zu haben, sprich: Regelmäßiges Feedback einholen, Stimmungsveränderungen erkennen – und damit rasch auf Probleme reagieren können. Die Digitalisierung bringt hier neue Möglichkeiten.
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Feedback Tool: TeamEcho
Unter anderem bietet das Linzer Startup TeamEcho ein Tool, um digital Feedback einzuholen. © TeamEcho

Das jährliche Mitarbeitergespräch mit dem (direkten) Vorgesetzten dient unter anderem dazu, das betriebliche Erleben der Team-Mitglieder direkt mit jenem ihrer Führungskräfte abzugleichen. In größerem Rahmen dienen regelmäßige „Jour fixes“ sowie Mitarbeiter-Versammlungen dazu, die Stimmung zu erheben und Feedback einzuholen. Je größer die Zusammenkunft, desto eher wird die Führungsebene das Bedürfnis haben, zudem auch besondere Neuerungen oder unerwartete Entwicklungen zu kommunizieren.

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Gerade wenn es sich um schlechte News handelt – vielleicht sogar Kündigungen –, ist darauf zu achten, die Möglichkeit zum Feedback zu geben und Fragen aufrichtig zu beantworten. Dasselbe gilt für alles, was zum Beispiel über einen „Kummerkasten“ anonym eingesammelt wird: Auf alle Bedenken, alle Befürchtungen und jede Kritik, die über diesen Weg daherkommt, ist einzugehen. Etwa in einer Betriebs-Zeitschrift oder im Intranet, wo ein Ombudsmann bzw. eine Ombudsfrau zu den am häufigsten genannten Anliegen Stellung bezieht. Bei größeren Themen sollte auch die Unternehmensleitung eingebunden werden und ein Statement abgeben.

Digitale Tools für die Feedback-Kultur

Diese klassischen Kanäle der internen Kommunikation wurden längst durch E-Mail (Mitarbeiter-Newsletter) und interne Online-Foren ergänzt. Doch die Digitalisierung schreitet auch in diesem Bereich voran: Mit „Workplace“ hat Facebook sein eigenes Tool für die Zusammenarbeit und den wechselseitigen Austausch im Unternehmen entwickelt. Auch der Kollaborations-Messenger „Slack“ hat es sechs Jahre nach dem Launch zu einer stabilen Größe in vielen Unternehmen gebracht. Über verschiedene Apps lässt sich damit inzwischen etwa die Mitarbeiterstimmung per Umfrage erheben („Polly“, „Abot“), können die Geburtstage im Team getrackt („BirthdayBot“) oder Mikro-Feedback („Micro-feedback“) eingeholt werden.

Speziell auf Mitarbeiter-Rückmeldungen ausgerichtet ist die Software „Peakon“. Deren Gründer wollen seit 2014 „Erkenntnisse liefern“, auf deren Basis „alle im Unternehmen ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen können“. Und dafür ist natürlich grundlegend, dass Führungskräfte über die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft und die Skills der Mitarbeitenden Bescheid wissen.

Der „Kummerkasten“ im 21. Jahrhundert

Das Linzer HR-Startup TeamEcho, dessen Lösung 2016 Marktreife erlangte, fasst das Prinzip seines Feedbacktools in drei Worten zusammen: Fragen – analysieren – verbessern. Der dafür entwickelte Algorithmus stelle „die richtigen Fragen zur richtigen Zeit“, und das bei minimalem Aufwand für alle Beteiligten.

Das Feedback der Mitarbeitenden gebe einen „Echtzeiteinblick ins Betriebsklima“, wie TeamEcho verspricht. Wobei Schwerpunktanalysen zu verschiedenen Themen bzw. Kategorien möglich sind. Größter Nutzen für jeden Betrieb ist dabei wohl die laufende Trendanalyse samt Frühwarnsystem: Dieses hilft dabei, rechtzeitig einlenkende Maßnahmen zu setzen, wenn die Mitarbeiterzufriedenheit in einem bestimmten Bereich nach unten geht, und gemeinsam Lösungen anzugehen.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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