07.09.2020

Elon Musk: Iron Man, Da Vinci oder Spinner?

Multi-Unternehmer Elon Musk wird oft mit Iron Man oder Leonardo Da Vinci verglichen. Ist das gerechtfertigt? Mic Hirschbrich analysiert den Lebenslauf eines ungewöhnlichen Menschen.
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Elon Musk als Iron Man
Ist Elon Musk ein Iron Man im echten Leben? (c) beigestellt / Wikimedia / Steve Jurvetson

Der Südafrikaner Musk wanderte im Alter von 17 Jahren nach Kanada aus. Danach landete er, wie so viele eingewanderte Unternehmer im Silicon Valley, zunächst als Austauschstudent in den USA, bevor er sein erstes Unternehmen gründete. Elon Musks Vision ist es, das irdische Transportwesen durch den Elektroautohersteller Tesla und das überirdische durch den Raketenhersteller SpaceX zu revolutionieren. Auch beim Hyperloop geht es um neue Mobilität, wenngleich das wirklich spannende an Musk ist, dass er weniger in Produkten als in Ökosystemen denkt. Doch dazu später mehr. 

SpaceX wird heute auf fast 36 Milliarden Dollar geschätzt und Tesla ist mit rund 260 Milliarden mehr wert als die Auto-Giganten VW und Daimler zusammengenommen. Doch wie wurde Musk zum genialsten Multi-Unternehmer unserer Zeit? 

Elon Musk: Leben und bisherige Karriere

Musk ist Sohn eines südafrikanischen Maschinenbauingenieurs und des  kanadischen IMG-Models Maye Musk. Er hat zwei Geschwister und litt als Schüler massiv unter Mobbing und Gewalt durch andere Jugendliche. Im Alter von 9 ließen sich seine Eltern scheiden. Musk vertiefte sich in Bücher und erlernte ab 10 seine ersten Programmiersprachen. Mit 16 wanderte er nach Kanada aus. 1995 wollte er in Stanford weiter Physik studieren. Doch nach nur 2 Tagen beschloss er, dies nicht fortzusetzen und stattdessen ein Internetunternehmen zu gründen. 

Zip2 hieß sein erstes Venture, und zu Unrecht wird es kaum wo genannt. Denn das von Compaq übernommene und auf Medieninhalte spezialisierte Startup erzielte den ersten Bewertungsrekord. Von den 307 Millionen Übernahmepreis blieben Musk knappe 22 Millionen, womit er die Basis für sein nächstes Startup schuf. Dies nannte er X.com und teilte so die Vision, einfachste Bezahlung per Email zu ermöglichen, mit Konkurrenten Paypal, mit dem er sodann fusionierte, um es nur ein Jahr später mit Partner Peter Thiel für 1,5 Milliarden Dollar an Ebay zu verkaufen. Musk hielt damals noch 12 % am Unternehmen und stellte erneut einen Verkaufsrekord auf.

Noch bevor er sich Tesla widmete, gründete er bereits 2002 das Raumfahrtunternehmen SpaceX und wurde dort CEO sowie Raketen-Chefdesigner. Sein Ziel war die leistbare Eroberung des Weltraums zu kommerziellen Zwecken. Durch neue Kosteneffizienz wurde SpaceX in nur 15 Jahren zum führenden Anbieter von Raketenstarts, insbesondere für den Transport von Satelliten in die Erdumlaufbahn. Langfristig will man mit SpaceX Menschen kostengünstig zum Mars bringen und dort ansiedeln. 

Noch während er seinem Hauptjob bei SpaceX nachging, investierte er in ein Unternehmen, das in wirtschaftliche Turbulenzen geraten und mit Risikokapital von den Gründern Martin Eberhard und Marc Tarpenning übernommen worden war, die 2008 ausscheiden sollten.

Musks operativer Einstieg bei Tesla

Der Physiker Musk sah in Tesla die Chance, die Automobilität von Grund auf zu revolutionieren. Auf seiner Visitenkarte steht zwar CEO, doch die meiste Zeit widmet er seiner Stellung als „Chief Product Architect“. Von 2008 bis 2012 kam der erste, mit Lithium-Ionen-Zellen betriebene, Roadster mit der legendären Lotus-Karosserie auf den Markt, gefolgt vom Model S, der ersten Oberklasselimousine aus dem Hause Tesla. 

In dieser ersten Phase stand der Autobauer mit dem Rücken zur Wand und ab 2008 mehrfach vor dem Konkurs, die nur durch etliche Investoren abgewendet werden konnten. Damals waren noch Toyota und Daimler als Investoren an Bord, die jedoch bald wieder ausstiegen, Daimler sogar zu 100%. Eine folgenschwere Fehlentscheidung, denn 2020 wäre allein die Beteiligung Daimlers an Tesla so wertvoll gewesen, wie Daimler heute selbst

Elon Musk agiert anders als andere Autobauer und denkt größer. Als Softwareunternehmer erkennt er, dass – neben dem Elektro-Antrieb – Software die Core-Value-Proposition eines modernen Autos darstellt.  

Als ich erstmals die Produktion des Tesla S in dessen Fabrik in Fremont besuchte, wurde mir das bewusst. Wer schon mal Fabriken von BMW, VW oder Mercedes von innen sah, der erkannte, dass dort die wahren Könner des Automobilbaus saßen. Tesla beeindruckte nicht durch die Automatisierung in den Fertigungsstraßen. Die Maschinen, die im ehemaligen Toyota-Werk herumstanden, kannte man aus anderen Werken der Automobilwelt und vieles wurde anfangs noch manuell gemacht. 

Das wirklich Neue bei Tesla waren der Antrieb und das „Software first“ – Prinzip, das sich auch darin bemerkbar machte, dass im Model S ein gewaltiger Touch-Screen integriert wurde, denn mächtige Software aus einem Guss will bequem bedient werden. Und genau diese Prinzipien sollten die anderen Autobauer das Fürchten lehren: Zum ersten Mal leitete ein vom Physiker zum Softwarespezialisten avancierter Techniker einen Autokonzern und prägte ein neues Denken. 

Die neue Denkweise des Elon Musk

Wer mit Mitarbeitern von Elon Musk spricht, wird an Geschichten über Steve Jobs erinnert. Er soll ein unnachgiebiger Pedant sein, ungeduldig, unzufrieden und immer das Äußerste von seinen Mitarbeitern fordern. Seine Qualitätskontrollen in wirklich allen Bereichen – bis hin zur Verarbeitung bei Karosserie und Lack – sollen legendär sein.  

Musk denkt anders und größer als seine Konkurrenten. Ähnlich wie Google oder Amazon denkt er in Wertschöpfungsketten und Produktkreisläufen. Um die Mobilitätswende zu unterstützen, gibt er sogar seine Patente gemeinfrei – etwas, das man nur von großen Softwarekonzernen kannte und nicht von Automobilkonzernen. Die Tesla-App wird zu einem Kundenhit mit völlig neuen Funktionen und die immer besser werdenden Tesla-Autopilot-Funktionen werden, wie bei Softwareunternehmen üblich, per einfachem Online-Upgrade zur Verfügung gestellt, ohne je eine Werkstätte zu sehen.  

Die Geburt der Gigafactory

Weil er erkennt, dass das „langwierige Tanken“ zur größten Herausforderung für Tesla-Fahrer würde, lässt er ab 2012 überall im Land sogenannte Supercharger errichten, mit einer Ladeleistung von knapp 120 kW. Für einige Jahre können Kunden dort sogar gratis aufladen und an manchen Ladestationen werden regelrechte Erlebnis-Tesla-Stores errichtet, die dem Tesla-Besitzer das Gefühl von Exklusivität verschaffen und die langen Pausen am Weg ins verlängerte Wochenende zum Erlebnis werden lassen.  

Die Batterien, ein zentraler und teurer Bestandteil eines jeden Teslas, werden seit 2015 in der eigenen Tesla Gigafactory zusammen mit Panasonic produziert. Das Werk in Nevada wird bis zur endgültigen Fertigstellung 5 Milliarden Dollar verschlungen haben. Eine auf Photovoltaik spezialisierte Gigafactory entsteht in Buffalo, eine dritte in Shanghai und eine vierte zuletzt in Brandenburg.  

Erst dieser Tage war der Tech-Milliardär nach Brandenburg gekommen, um sich vom !!Fortschritt zu überzeugen. Und gerade Deutschland, das Land der Ingenieure, war nicht immer freundlich zu Musk. In zahllosen Artikeln schrieben sich deutsche Journalisten und Experten die Finger wund über das Monster-Projekt Tesla, das zum Scheitern verurteilt sei und mit jeder Steigerung seiner Bewertung wurden die Stimmen lauter, wie unrealistisch die Entwicklung dort sei. Der Software-Unternehmer Musk ist geradezu die personifizierte Antithese zu den etablierten deutschen Unternehmen und schaffte es nur langsam, das Herz oder wenigstens die verdiente Anerkennung der bisher erfolgreichen europäischen Autobauer-Nation zu gewinnen.  

Auch um das elektrifizierte Zuhause der Tesla-Kunden kümmert sich Musk, wobei er rasch verstand, dass es nicht bloß um das Aufladen des Autos in der Garage zuhause geht, sondern um ein nachhaltiges Energie-Management. 2015 brachte er deshalb die Powerwall auf den Markt, einen Energiespeicher für Haushalte. Und unter der Marke Tesla-Energy können Kunden statt herkömmlicher Dachziegel Solar-Ziegel des Autobauers verbauen. Mit dem Dach am eigenen Haus Strom produzieren, diesen in der Tesla-Powerwall zwischenspeichern und damit den eigenen Tesla und Haushalt laden und mit Elektrizität versorgen, soweit der Plan. 

In nur 10 Jahren seit dem ersten Roadster, steigerte Tesla seinen Umsatz auf über 7 Milliarden Dollar und lieferte am Ende in den USA so viele Fahrzeuge aus wie BMW und Mercedes. 2019 erreichte man die magische Marke von 800.000 produzierten Fahrzeugen und stieg zum weltweit größten Elektromobil-Produzenten auf, sogar vor dem chinesischen BYD.  

Der Multi-Unternehmer 

Doch für Musk sind SpaceX und Tesla mit all seinen Kreislauf-Produkten noch nicht genug. 2006 gründete er mit seinen Cousins Peter Rive und Lyndon Rive das Unternehmen SolarCity, das 2016 von Tesla übernommen wurde. Mit der Gründung von The Boring Company widmete er sich ab 2016 der Vision, das Problem von Staus in Großstädten zu lösen. Musk war zwischenzeitlich nach L.A. übersiedelt und sah im „Hyperloop“ die einzige Chance, schneller von A nach B zu kommen.

Ab 2017 warb Elon Musk Mitarbeiter des bekannten Satiremagazins The Onion ab, um mit Thud! ab 2019 in die Comedy-Welt einzusteigen und veröffentlichte noch im selben Jahr 2 Songs unter dem eigens gegründeten Label Emo G Records. Bis zu einer Milliarde investierte Elon Musk zusammen mit Microsoft 2015 auch in Open-AI, einer Gesellschaft zur Erforschung Künstlicher Intelligenz, die sich ethischen Fragen widmen und Gefahren daraus eliminieren sollte.  Und nur ein Jahr später sollte seine Beteiligung an Neuralink folgen: Einem Unternehmen, das Gehirne mit Maschine vernetzen möchte.  

Fazit: Nicht Iron Man, und auch nicht Da Vinci  

„Wer Raketen (SpaceX) oder eine Rohrpost-Bahn (Hyperloop) baut und bald Gedanken lesen will (Neuralink), wird in Deutschland als Spinner abgekanzelt“, schrieb Die Welt vor kurzem und bringt damit viele Ressentiments auf den Punkt, die Musk hierzulande begegnen. Doch Elon Musk muss nicht mehr beweisen, dass er ein Ausnahme-Unternehmer ist.  

Manche beschreiben ihn als menschgewordenen Toni Stark, den narzisstischen wie genialen Film-Helden aus Iron Man. Doch dieser Vergleich wird ihm ebenso wenig gerecht wie jener mit Multi-Talent Leonardo Da Vinci. Elon Musk lädt als Marke der unternehmerischen Superlative vielmehr zum Träumen ein, was ein Mensch alles erschaffen kann und macht vielen sich hoch kämpfenden Startup-Entrepreneuren Mut, in schwierigen Phasen durchzuhalten.

Denn in dem Mann mit dem turbulenten Privatleben, seiner traumatisierten Kindheit, beruflichen Dauerkonflikten und hochriskanten Investitionen, sehen wir vor allem die erfolgreiche Multi-Unternehmerpersönlichkeit, die Wagemut, Erfindergeist und industrielle Disruption in sich vereint. Vielleicht hat er ja mehr mit dem Namensgeber seiner bislang erfolgreichsten Unternehmung gemein, dem genialen kroatisch-österreichischen Erfinder Nikola Tesla. Doch das ist eine andere Geschichte.

Über den Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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AI Summaries

Elon Musk: Iron Man, Da Vinci oder Spinner?

  • Der Südafrikaner Musk wanderte im Alter von 17 Jahren nach Kanada aus.
  • Danach landete er, wie so viele eingewanderte Unternehmer im Silicon Valley, zunächst als Austauschstudent in den USA, bevor er sein erstes Unternehmen gründete.
  • Langfristig will man mit SpaceX Menschen kostengünstig zum Mars bringen und dort ansiedeln.
  • Der Physiker Musk sah in Tesla die Chance, die Automobilität von Grund auf zu revolutionieren.
  • Das wirklich Neue bei Tesla waren der Antrieb und das “Software first” – Prinzip, das sich auch darin bemerkbar machte, dass im Model S ein gewaltiger Touch-Screen integriert wurde, denn mächtige Software aus einem Guss will bequem bedient werden.
  • “Wer Raketen (SpaceX) oder eine Rohrpost-Bahn baut und bald Gedanken lesen will, wird in Deutschland als Spinner abgekanzelt”, schrieb Die Welt vor kurzem und bringt damit viele Ressentiments auf den Punkt, die Musk hierzulande begegnen.

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  • Langfristig will man mit SpaceX Menschen kostengünstig zum Mars bringen und dort ansiedeln.
  • Der Physiker Musk sah in Tesla die Chance, die Automobilität von Grund auf zu revolutionieren.
  • Das wirklich Neue bei Tesla waren der Antrieb und das “Software first” – Prinzip, das sich auch darin bemerkbar machte, dass im Model S ein gewaltiger Touch-Screen integriert wurde, denn mächtige Software aus einem Guss will bequem bedient werden.
  • “Wer Raketen (SpaceX) oder eine Rohrpost-Bahn baut und bald Gedanken lesen will, wird in Deutschland als Spinner abgekanzelt”, schrieb Die Welt vor kurzem und bringt damit viele Ressentiments auf den Punkt, die Musk hierzulande begegnen.