04.09.2018

Börsianer-Chef Dominik Hojas über die Börse als Chance für Startups

Interview. Wir haben mit Börsianer-Chefredakteur Dominik Hojas unter anderem über die "Megatrends" am Finanzmarkt und die Chancen, die die Börse Startups bietet, gesprochen.
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Börsianer: Chefredakteur und Wayne Financial Media-Geschäftsführer Dominik Hojas
(c) Börsianer: Chefredakteur und Wayne Financial Media-Geschäftsführer Dominik Hojas

Für den Launch seines “Börsianer” Blogs suchte sich der damals 23-jährige Dominik Hojas, der auch Gründer und Geschäftsführer der dahinterstehenden Wayne Financial Media GmbH ist, einen schwierigen, aber vielleicht genau den richtigen Zeitpunkt aus. Seit 2009, also mitten in der Finanzkrise, versorgt der Börsianer-Chefredakteur die Börsen-Szene mit Insights und exklusiven Informationen von “Whistleblowern”. Das Versprechen: Der Börsianer sei die “einzig verlässliche Quelle über das Leben am rot-weiß-roten Finanzplatz”.

Stilistisch geht der Blog ungewohnte Wege. LeserInnen werden gedutzt. Und AkteurInnen – auch und gerade aus der Hochfinanz – werden prinzipiell beim Vornamen genannt. Die Message ist klar: Hier schreibt ein Insider.

“Börsianer Messer 18” als Leitmesse für Wirtschaft und Finanzen

Am 19. und 20. September veranstaltet das Team rund um Hojas erstmals die “Börsianer Messe” in der Wiener Hofburg. Sie soll zur “Leitmesse und Kongress für Wirtschaft und Finanzen” werden. Und das Lineup bei der ersten Ausgabe ist bereits beachtlich. Neben dem Who is Who der österreichischen Finanz-Szene treten auch Größen aus der Industrie und dem Startup- und Innovationsbereich auf. Für politischen Input sorgen etwa EU-Liberalen-Chef Guy Verhofstadt und Occupy Wallstreet Co-Creator Micah White.

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Thematisch stehen bei der Messe die “Megatrends” der Finanzwelt im Zentrum. Das große Ziel ist die Vernetzung der Szene. Und auch Startups bekommen in einem eigenen Messebereich ihren Platz. Wir haben mit Dominik Hojas unter anderem über diese “Megatrends” und die Möglichkeiten, die die Börse Startups bietet, gesprochen.

+++ Gesetz zur Öffnung des “dritten Markts” für Startups und KMU in Begutachtung +++


Zur Einordnung: Was sind momentan die bedeutendsten Trends am Kapitalmarkt?

Zu den “Blockbustern” zählen technologische Entwicklungen wie Smart Banking, Künstliche Intelligenz und Blockchain sowie der Klimaschutz. Die Finanzindustrie soll in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Nachhaltiges Wirtschaften, Veranlagen und Finanzieren werden daher immer wichtiger. Zusätzlich belasten die niedrigen Zinsen die Sparer. Sie haben 2017 stolze 4,7 Milliarden Euro verspart. Der Grund dafür ist die ausgeprägte Liebe zum Sparbuch. Das kostet den Österreichern Wohlstand und Investitionsmöglichkeiten.

In welchen Bereichen ist konkret mit technologischer Disruption in den kommenden Jahren zu rechnen?

Die technologischen Möglichkeiten zur Abwicklung von Bank- und Finanzgeschäften verändern sich. Ebenso verändern sich die Gewohnheiten und das Verhalten von Bankkunden. Die Finanzbranche setzt enorme Hoffnungen auf die künstliche Intelligenz. Algorithmen werden die Interaktion mit Kunden völlig verändern. Mithilfe der Algorithmen werden zum Beispiel Banken die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden überprüfen oder Versicherungen die Beiträge berechnen. Kaum eine andere Branche hortet solch einen Datenschatz. Das wird ein Milliarden-Geschäft.

Werden die Entwicklungen den Gap zwischen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft verstärken, oder abschwächen?

Die Kernaufgabe der Finanzwirtschaft ist und bleibt die Finanzierung der Realwirtschaft. Alternative Finanzierungsquellen werden für das Wachstum aber zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das verringert die Abhängigkeit von Kreditinstituten und schafft mehr Flexibilität für Unternehmen. In Zukunft wird ein breiter Finanzierungmix ganz normal sein.

Auf der Börsianer Messe gibt es auch einen eigenen Startup-Bereich. Welche Rolle spielen Startups bei diesen Entwicklungen?

Startups sind meist mutiger, radikaler und schneller bei der Umsetzung von Ideen. Sie fördern den Wettbewerb und fordern die etablierten Banken, die über wesentlich mehr Kapital verfügen, heraus. Davon profitieren alle Beteiligten, aber vor allem die Kunden in Form von neuen Services, Produkten und besseren Konditionen. Diese Ideen sollen die Startups im Hub auf der “Börsianer Messe 18” präsentieren. Zusätzlich können Sie sich vor Ort mit den besten Köpfe unserer Zeit austauschen und vernetzen.

Der thematische Fokus liegt auf der Kooperation zwischen Startups und Etablierten. Was bringt das den Konzernen?

Startups bringen neue radikale Gedanken in etablierte Konzerne ein. Sie stehen oft außerhalb hierarchischer Strukturen und können alte Muster rasch aufbrechen. Das schätzen die heimischen Top-Manager sehr. Es gibt aber auch viele Vorstände, die Entwicklungen von Startups kritisch sehen. Sie hinterfragen vor allem die mangelnde Qualität und Monetarisierung zahlreicher Geschäftsmodelle sowie die überzogenen Bewertungen. Hier hilft es oft demütiger aufzutreten als laut zu schreien. Das gilt insbesondere bei der Investorensuche.

Was sind also die Voraussetzungen für Erfolg in der Kooperation?

Die richtige Erwartungshaltung auf beiden Seiten erachte ich als sehr wichtig. Genauso wie eine intensive Kommunikation. Oft ist es hilfreich, mit vielen kleinen Schritten einen Track-Record aufzubauen und damit Vertrauen zu schaffen.

“Es braucht eine gewisse Reife, um in der Champions League mitspielen zu können.”

Wie relevant sind Herausforderer-Startups, die strategisch auf Disruption statt auf Kooperation setzen?

Sie sind wichtige Impulsgeber. Man darf aber nicht nur träumen. Tesla-Chef Elon Musk entdeckt gerade die Realität. Er wollte die Mobilität neu erfinden. E-Autos für die Masse produzieren. Nun kann er seine Versprechen nicht einlösen. Zumindest noch nicht. Investoren sind deshalb verunsichert. Ihm laufen die Zeit und sein technologischer Vorsprung davon. Er muss die Produktion rasch in den Griff bekommen und Gewinne schreiben. Gelingt ihm das nicht, wird sich Tesla bald im Markenportfolio eines Automobilgiganten wiederfinden.

Video-Interview mit Franz Gasselsberger (Oberbank), Finanzminister Hartwig Löger und Dominik Hojas:

Live aus dem Finanzministerium zu den Megatrends am Kapitalmarkt

Finanzminister Hartwig Löger, Bundesministerium für Finanzen, Oberbank AG Generaldirektor Franz Gasselsberger und Börsianer-Chefredakteur Dominik Hojas, live über die #Megatrends am #Kapitalmarkt, die Finanzierungschancen für Startups & KMUs, aktuelle Themen aus dem FinTech Beirat uvm, dass im Rahmen der Börsianer Messe 18 besprochen wird.

Gepostet von DerBrutkasten am Montag, 3. September 2018

Kommt die Börse als ein interessantes Finanzinstrument für Startups in Frage?

Es gibt ja das neue Börsesegment “direct market plus”, das für die Later Stage Startups für weitere Kapitalrunden und auch Investorenwechsel etc. interesssant sein könnte. Ich werde sehr oft von Startups gefragt, ab wann eine Börsennotierung oder Kapitalmarkttransaktion wirklich Sinn macht. Dafür braucht es ein vernünftiges Geschäftsmodell, eine glaubhafte Wachstumsstrategie, professionelle Strukturen und eine transparente Kommunikation. Es braucht also eine gewisse Reife, um in der Champions League mitspielen zu können. Zwei bis drei Millionen Euro Umsatz sollten es schon sein.

Muss man den heimischen Kapitalmarkt generell stärker beleben, auch als Finanzinstrument für Startups?

Die Basis eines funktionierenden Kapitalmarkts ruht im kollektiven Bewusstsein eines Landes. Doch das kollektive Bewusstsein dafür fehlt mir in Österreich! Ein starker Kapitalmarkt sorgt für mehr Beschäftigung, Einkommen, Wohlstand. Das belegen alle Wirtschaftswissenschaften.

“Es fehlt in Österreich an Institutionen, aber nicht an Kapital.”

Der Markt, also die Menschen, Institutionen und Mechanismen können nur dann langfristig Nutzen stiften, wenn man möglichst viele, also auch die Startups, daran teilhaben lässt. Mir gefällt der Gedanke, wenn jedes Neugeborene in Österreich wie selbstverständlich als schönstes Geschenk einen Aktienkorb in die Wiege gelegt bekommt.

Wie wichtig ist eine funktionierende Börse also für den Startup-Standort? Auch im Hinblick auf den Problem-Bereich Anschlussfinanzierung…

Sehr wichtig! Nur dort wo Innovationen getätigt werden, in Forschung investiert wird, neues Wissen entsteht und über die Gewinnverteilung entschieden wird, herrscht Wohlstand. Die Anschlussfinanzierung ist tatsächlich ein Problem. Es fehlt in Österreich an Institutionen, aber nicht an Kapital. Institutionelle Investoren erzählen mir immer wieder, dass sie gerne verstärkt in Private Equity investieren würden, aber teilweise nicht oder nur sehr begrenzt in Risiko veranlagen dürfen. Ohne Risiko wird man in der Veranlagung aber keine Rendite erzielen können. Angebot und Nachfrage besser zusammenzuführen wäre also eine echte Win-win-Situation.

Wie könnte man den Weg an die Börse für KMUs und Tech Start-Ups einfacher machen?

Der sogenannte Dritte Markt wird nach Jahren des Stillstands von Finanzminister Hartwig Löger wiederbelebt. Damit können KMU einfacher an die Börse gehen. Der Weg ist also nicht mehr das Problem. Das Problem für börsennotierte Unternehmen sind die hohen regulatorischen Aufwände und Kosten, die gesenkt gehören. Man darf aber nicht vergessen: Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind klassische Finanzierungen sehr günstig zu haben. Sobald die Europäischen Zentralbank die Zinsen anhebt wird das Momentum zurückkehren und wir werden mehr Börsengänge erleben.

Zuletzt: Wie schlägt sich der Wiener Börseplatz aus deiner Sicht im internationalen Vergleich?

Die Wiener Börse ist seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Christoph Boschan aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Die Handelsumsätze und die Marktkapitalisierung sind gestiegen. Freilich in einer Zeit, in der steigende Aktienkurse zusätzlich für Rückenwind sorgen. Christoph hat die Börse trotz hartem Wettbewerb als Infrastrukturanbieter völlig neu aufgestellt und das Service für Unternehmen verbessert. Mit der Öffnung des Dritten Markts werden auch die Startups davon profitieren können.


Zur Person Dominik Hojas

(c) Börsianer: Dominik Hojas

Der Kapitalmarktexperte und Medienunternehmer Dominik Hojas gründete 2008 die Wayne Financial Media GmbH, einen mittlerweile renommierten Börsen- und Finanzverlag. Der 32-jährige beschäftigte sich bereits seit der Schulzeit intensiv mit dem Handel von Wertpapieren. Dominik Hojas ist geschäftsführender Gesellschafter des Verlags sowie Chefredakteur und Herausgeber von der “Börsianer”, einer führenden Finanzpublikation am österreichischen Kapitalmarkt.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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