30.05.2023

X-Factory: Gföhler Tischlerei lässt Sex- wie normale Möbel aussehen

Und zieht mittlerweile ohne aktives Marketing Kunden aus den USA, Brasilien und Australien an. Co-CEO Ronald Handlgruber beschreibt im brutkasten-Gespräch seine Spezialmöbel und erzählt von skurrilen Kundenwünschen, die er teilweise abgelehnt hat. Wie eine schalldichte Box in Sargform...
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“Die Welt wird immer offener, aber Sex bleibt ein Tabuthema.” Diese Aussage von Ronald Handlgruber spiegelt das wider, was er mit seiner Co-CEO Petra Reider und seiner Tischlerei X-Factory seit Jahren produziert: Sexmöbel, die fürs Auge nicht als solche erkennbar sind. Und als ganz normale Möbelstücke durchgehen.

Die Anfänge von X-Factory

Eigentlich begann alles 1999, als der damalige Chef Handlgrubers Günther Weinhofer die Idee zu X-Factory ins Leben rief. Er selbst kam um das Jahr 2010 zur Tischlerei und bekam nach einer Krebsdiagnose seines Vorgesetzten die Firma als Nachfolge.

“Wir führen X-Factory im Sinne unseres Chefs weiter”, sagt der gelernte Tischler. “Günther hat damals eine Marktlücke entdeckt und vieles entwickelt. Auch heute entwickeln wir viel weiter, und vergrößern ständig unser Sortiment.”

Die Inspiration für seine Stücke holt sich das fünfköpfige Team durch Trends aus diversen Filmen und von den Wünschen der Kundinnen und Kunden. Die teilweise aus den USA, Brasilien, Russland und Australien stammen.

Vom klassischem Bett mit abnehmbarer Abdeckung und SM-Möbel

Das niederösterreichische Unternehmen produziert Betten, klassische SM-Möbel und -Liegen, aber auch Möbel für den Wohnbereich. Jene seien “eine perfekte Symbiose aus einem voll tauglichen Wohnmöbel, welche auch alle Möglichkeiten für SM-Spiele bieten. Man benötige keinen eigenen Raum, um sie zu verbergen”, beschreibt X-Factory seine Erzeugnisse sinngemäß.

Dabei sind alle Stücke als Module konzipiert und die einzelnen Teile mittels Rohren aufgebaut, die alle den gleichen Durchmesser haben. So können sie vielfältig verwendet und das einzelne Sexmöbel wie eine Art Lego ständig erweitert oder angepasst werden. Etwa für variantenreiche Fixierungen und Positionen. Dabei rangieren die Preise von Erweiterungen unter 100 Euro bis zu fünfstelligen Eurobeträgen für Sonderanfertigungen. Und Sonderanfertigungen gab es.

Das versteckte Sexmöbel

Einer der Verkaufsschlager ist ein Vollholzbett, dem man nicht ansieht, dass es ein Sexmöbel ist: “Man kann die Abdeckungen abnehmen, darunter findet sich eine Reling, um Karabiner einzuhängen und Lochbohrungen für Steckstangen”, erklärt Handlgruber. “Nach dem Ende der ‘Session’ lässt sich alles wieder retournieren und das Bett schaut wieder wie ein normales Bett aus. Ganz zivil.”

Der Clou an den Möbeln von X-Factory ist dem Team nach der Umstand, dass man alles verstecken könne, wenn man nicht möchte, dass gleich jeder den eigenen Fetisch erkennt.

“Viele unserer Kunden bauen ein Haus oder renovieren die Wohnung und wollen gleich ein neues Bett oder anderes Möbelstück von uns”, so Handlgruber weiter. “Führt man die Familie, Freunde oder Bekannte allerdings später durch das neue Heim, dann will man ja nicht jedem seine Vorlieben zeigen. Manche unserer Kunden wollen sogar nicht, dass wir offizielle Bilder von ihren Möbeln herausgeben, die wir gefertigt haben. Solche Kundenwünsche akzeptieren wir natürlich. Weil wir nun mal im Tabuthema sind.”

Blickdichte Betten fürs Glashaus und “zu” kleinen Fesseln

Ein paar solcher Kundenanforderungen sind dem Sexmöbel-Entwickler noch stark in Erinnerung. Einst gab es eine Nachfrage nach einem Spezialbett mit Maßen von 3×3 Metern, mit beweglicher Matratze und Rollläden. Handlgruber erklärt: “Der Kunde wünschte keine Einsicht, weil das ganze Haus aus Glas gebaut war.”

Ein anderes Beispiel, das Jahre her ist, hatte beim Niederösterreicher und seinem damaligen Chef für reichlich Unwohl gesorgt. Die beiden Handwerker führten damals regelmäßig Montagen in Wien durch. So auch beim Wunsch eines Wiener Kunden. Üblicherweise kein Problem, doch hier besorgten die beiden Männer die gewünschte und sehr kleine Fesselgröße. Sie kam ihnen falsch vor und die Monteure wollten vor dem ersten Handgriff die dazugehörige Partnerin des Kunden sehen.

Am Ende handelte es sich um eine hundertfünfzig Zentimeter große Frau und dies erklärte die kleinen Fesseln. “Wir grenzen uns klar ab, wenn irgendwelche Sachen mit unseren Möbeln betrieben werden”, erklärt Handlgruber. “Wir arbeiten eng mit unserer Kundschaft zusammen, aber es herrscht auch eine Eigenverantwortung. Wie bei allen anderen Dingen.”

X-Factory und die Grenze des Kundenwunsches

Bei einer Anfrage allerdings sahen sich Handlgruber und Team über ihre Grenzen gestossen. Ein Kunde wünschte sich eine blick- und schalldichte Box, die die Form eines Sarges haben sollte. “Schalldicht bedeutet in dem Fall auch gleich luftdicht”, so der Tischlermeister. “Da haben wir dankend abgelehnt.”

Andere Wünsche werden oft in Kooperation mit Kund:innen erfüllt. Wie einst bei einer Box mit 1×1 Meter Durchmesser. Sie hatte verschiebbare Wände, die man von Außen per Kurbel bedienen konnte. Eine Person hätte da nur in einer Hockposition hineingepasst, erzählt Handlgruber.

“Dort drinnen haben beide von unseren Kunden übernachtet”, erinnert er sich. “Die Box war lichtdicht, hatte aber einen doppelten Boden mit Lochbohrungen für die Luftzufuhr. Damit in einer möglichen Paniksituation, wo ein Körper einen höheren Luftverbrauch hat, es zu genug Luftaustausch kommt. Auch darauf achten wir.”

Kaum Marketing

All dieser Erfolg gelang dem Gföhlner Tischermeister:innen ohne großes Marketing. Die meiste Awareness erhält X-Factory in Foren, wo u.a. Kund:innen auf die österreichische Tischlerei hinweisen.

“Dort bekommen wir die Bestätigung, dass unsere Möbel top sind, weil wir sehr oft weiterempfohlen werden. Auch springen wir gerade auf den Facebook- und Instagram-Zug auf. Wir machen zwar nicht aktive Werbung, werden aber über Google gut gefunden; auch bei einschlägigen Begriffen”, erklärt Handlgruber. “Zudem findet man sonst nicht viel in unserem Segment. Wir sind in Europa einzigartig, was die Qualität betrifft.”

X-Factory-Holz aus Europa

Das Holz, mit denen die meisten Möbelstücke zusammengebaut werden, stammt aus Europa, außer bei Sonderanfertigungen, wo man wisse, dass es nicht auf diesem Kontinent wachse. Das seien aber seltene Fälle. “Wir schauen auch darauf, dass alles unsere Händler in Österreich liegen und geben uns Mühe, kleinere Firmen mit österreichischer Produktion mit einzubeziehen. Und nicht Südostasien”, beteuert Handlgruber.

Zu den nächsten Zielen von X-Factory gehört, Märkte in Übersee zu erschließen und dort den Bekanntheitsgrad zu steigern. Auch eine Skalierung wäre kein Problem, wobei es da klare Prinzipien gibt. Eine Auslagerung der Produktion ginge für die beiden CEOs nur mit einer Endkontrolle einher; auch eine Teilauslagerung, bei der man fertige Einzelteile geliefert bekommt, wäre eine Möglichkeit, auf Nachfrage mehr zu produzieren. Aktuell arbeitet man an einem Penispranger.

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Über 2.000 Unternehmen in Europa betreiben Leiterplattenbestückung (PCB Assembly). Knapp 40.000 Unternehmen benötigen genau diese Bestückung mit Bauteilen, können das aber nicht selbst tun. An dieser Schnittstelle setzt bee produced an. Das Wiener Startup hat eine Software entwickelt, die Matchmaking zwischen diesen beiden Seiten betreiben soll.

Dafür wurden auch die Skills des Gründer:innenteams kombiniert: Drei der vier Founder:innen stammen aus dem technischen Bereich. CEO Wilfried Lepuschitz hat beispielsweise in Elektrotechnik an der TU Wien promoviert und lange in der Forschung gearbeitet. Die heutige CMO, Sandra Stromberger arbeite im Online-Marketing und hat zum Beispiel Industry meets Makers aufgebaut – ein Matchmaking-Format, das Inudstrie und freie Entwickler:innen zusammenbringt.

Erster digitaler Marktplatz für Elektronikproduktion

Was ist nun die Idee hinter bee produced? “Wir sind der erste digitale Marktplatz für Elektronikproduktion in Europa”, sagt Lepuschitz. Grundsätzlich ist das Startup ein Software-Unternehmen, dass die europäische Elektronikproduktion stärker vernetzen möchte. Lepuschitz bringt das im brutkasten-Gespräch mit der Biene im Firmen-Logo in Verbindung: Auch Bienen würden nur in einem Netzwerk gut zusammenarbeiten können.

Bisher machen sich Firmen mithilfe von Google-Suchen und Eigenrecherche auf die Suche nach dem passenden Elektronikproduzenten für die gewünschte Leiterplattenbestückung. Bis hier die richtige Lösung gefunden wird, dauert es. Emails werden ausgetauscht, Excel-Listen hin- und hergeschickt, Anrufe getätigt. Kurzum: Ein oft langwieriger und unstrukturierter Prozess, der auf beiden Seiten Arbeitszeit kostet.

Ein Matching-Algorithmus bringt beide Seiten zusammen

Bei bee produced können Unternehmen ihre Stücklisten (BOM), Bestückungskoordinaten (CPL-Daten), Gerber-Dateien und andere relevante Dokumente hochladen. Die Software erkennt die Daten dann automatisch und macht daraus standardisierte Daten für die Abstimmung mit Produzenten, die zuvor einen Onboarding-Prozess mit bee produced durchlaufen haben.

Der Matching-Algorithmus des Startups findet dann über den Elektronikmarktplatz genau die europäischen, lokalen Produzenten, die optimal zu den Anforderungen passen. Über ein Kollaborationstool können danach Details abgestimmt und Angebote verglichen werden. Der Fokus auf lokale Produzenten sei wichtig gewesen, sagt Lepuschitz. Immer mehr Unternehmen wollen weltweiten Supply-Chain-Krisen entgehen und wieder lokaler produzieren. Auch der Umweltfaktor spiele hier eine Rolle.

Im besten Fall endet dieser Prozess in einer Bestellung von Leiterplatten bei dem so gefundenen Produzenten. War die Vermittlung erfolgreich, erhält bee produced eine transaktionsabhängige Gebühr. Alternativ kann die Software auch als White-Label-Lösung in eine bestehende Unternehmenslösung integriert werden, um die Kundenkommunikation zu verbessern. Dann wird eine Lizenzgebühr verlangt.

Drei Jahre Forschung

Das Team von bee produced kennt sich teilweise schon seit Jahren. Wilfried Lepuschitz und Munir Merdan (heute CSO) arbeiten bereits seit 2005 zusammen, damals noch an der TU Wien. Seit 2015 war Timon Höbert (heute CTO) Mitarbeiter in dem Robotik-Forschungsinstitut von Lepuschitz und Merdan. Sandra Stromberger kam dann über Industry meets Makers mit den dreien in Kontakt.

Zu viert gründeten sie 2021 bee produced, seitdem wurden drei Jahre in die Forschung gesteckt. “Wir wissen mittlerweile, warum das bisher niemand in Europa macht. Die Elektronikproduktion ist echt die komplexeste Domäne”, sagt Sandra Stromberger im brutkasten-Gespräch. Man kenne zwar ähnliche Produktionsmarktplätze bereits von 3D-Druckern, dort sei die Digitalisierung des Produktionsprozesses aber wesentlich einfacher. Mittlerweile hat das Unternehmen neben den Gründer:innen fünf angestellte Mitarbeiter:innen.

Sechsstelliges Investment

In der Forschungsphase habe man sich durch eigene unentgeltliche Arbeit und Förderungen finanziert, vor allem von der Wirtschaftsagentur Wien. Im Rahmen von F&E-Projekten arbeite man bereits an weiteren Features, diese werden von der EU und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Anfang des heurigen Jahres konnte bee produced außerdem ein Investment im höheren sechsstelligen Bereich abschließen. Beteiligt waren die Investmentgesellschaften Montefiore, Blue Wonder Ventures, SweeNo Invest, Würth Real Consulting, die Lieber.Group und Zamani. Außerdem investieren einzelne Privatpersonen wie i5invest-CEO Herwig Springer und der Comedian Gernot Kulis. Rechtlich begleitet wurde die Finanzierungsrunde von der Kanzlei Taiyo Legal.

Im Juni startete die Soft-Launch-Phase der Software, die wiederum wertvolles Feedback aus dem Live-Betrieb lieferte. Mit September wurde sie nun offiziell gelauncht. Der Plan für die Zukunft ist groß: “Wir wollen in ganz Europa Fuß fassen”, sagt Wilfried Lepuschitz. Allein dieser Markt umfasse rund 50 Milliarden Euro. Derzeit fokussiere man sich aber auf den DACH-Raum und will bee produced hier zu einem “funktionierenden Unternehmen ausbauen”.

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