01.12.2021

“Entrepreneurship through Acquisition”: Richard Haymerle über Nachfolgen statt Gründen

Richard Haymerle ist Nachfolgeunternehmer. Er empfindet, dass bei der Startup-Gründung sehr viel Energie verloren geht und hat daher einen anderen Weg ins Entrepreneurship eingeschlagen.
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(c) Alpinuum - Richard Haymerle (r.) und Nikolaus Blaschke sind Nachfolgeunternehmer.

Die Startup-Szene hat sich den Begriff “Entrepreneurship” angeeignet, wie Kinder das tägliche Spielen. Ein Problem finden, eine Idee haben und Lösungen dafür entwickeln. Dann Wochenenden ins Zeitalter der Legenden senden und stetig Aufbauen, Organisieren, Werben und Verhandeln. Kapital auftreiben. So sieht neben der klassischen Pizzaschachtel und leeren Alu-Dosen im Eck der Alltag eines Startup-Founders aus, der für lange Zeiten Freizeit und Schlaf abgibt, um sein “Baby” ins Leben zu holen. Richard Haymerle hatte da eine andere Idee, als er Entrepreneur geworden ist.

Der Maschinenbautechniker erblickte in der Schweiz das Licht der Welt, wuchs aber in Wien auf. Sein Weg schien vorbestimmt und er hörte bereits die Motoren brummen. Doch statt bei einem Automobilkonzern zu enden, ging er in die Strategieberatung, kümmere sich um die IT und um Digitalisierungsprojekte. Und machte 2019 seinen MBA in Singapur und Fontainebleau in Frankreich. Mittlerweile hat er die Consulting-Branche verlassen, nicht mit dem Ziel zu gründen, sondern mit seinem Partner Nikolaus Blaschke ein bestehendes Unternehmen zu kaufen.

“Kein Turnaround Manager”

Dabei geht es ihm nicht darum, ein marodes Unternehmen zu übernehmen und wieder erfolgreich zu gestalten. Seiner Meinung nach, wäre es unseriös zu behaupten, er wäre eine Art “Tunraorund-Manager”. Dazu bräuchte man viel Erfahrung. Haymerle geht es um Unternehmer:innen, die früher oder später Nachfolger benötigen.

“Wir suchen nach diesem einen Unternehmen, wo sich der Gründer oder die Gründerin aufgrund der Pension, aus gesundheitlichen oder aus privaten Gründen zurückziehen will. Da wollen wir einsteigen und weitermachen”, erklärt er. Aktuell befindet er sich mit seiner GmbH Alpinuum Nachfolge, in Gesprächen mit zwei potentiellen Verkäufern. Und legt bei seiner Auswahl auf bestimmte Kriterien viel Wert, die seine Zukünftige haben muss.

“Nicht die Braut schminken”

Im Detail ein KMU im deutschsprachigen Raum aus nicht-zyklischen, weniger kapitalintensiven Industrien. Mit einem Umsatz von über drei Millionen Euro und mehr als ein Dutzend Mitarbeitern.

“Wir suchen bewusst ein gutes und profitables Unternehmen, um mit frischen Gedanken und Ideen sowie einem anderen Hintergrund einzusteigen”, so Haymerle, der eine Lanze für das Nachfolgeunternehmen bricht, wenn er sagt: “Man muss nicht bei Null anfangen. Gerade beim Gründen geht die ersten ein bis drei Jahre sehr viel Energie verloren. Allein für den Aufbau und die Struktur. Und das Finden des ‘product market fit’. Das wollen wir übesrpingen.”

Haymerle hat die Alpinuum GmbH gegründet, um eine rechtliche Struktur für eine saubere Übernahme zu haben. Er betont eindringlich, dass es ihm nicht darum geht, eine Firma “aufzupolieren” und dann einen kurzsichtigen Exit hinzulegen, sondern langfristig etwas bereits Erfolgreiches weiterzuentwickeln. “Wir verfolgen keine Strategie, die Braut zu schminken”, sagt er.

Nachfolge als Arbeitsplatzsicherer

In Österreich stehen laut einer 2015er-Umfrage der WKO im Zeitraum 2011 bis 2020 rund 60.000 Betriebe in Österreich vor der Herausforderung der Unternehmensübergabe bzw. Unternehmensnachfolge. Konkreter wurde es drei Jahre später, als die Wirtschaftskammer eruierte, dass 2017 6.309 Betriebe in Österreich übernommen wurden. Hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe.

“Was deutlich zeigt, dass Betriebsnachfolge eine attraktive Alternative zur Unternehmensgründung darstellt“, kommentierte Elisabeth Zehetner-Piewald, damals Bundesgeschäftsführerin des Gründerservice, heute Abteilungsleiterin Zielgruppenmanagement der WKO, diese Zahlen. Eine weitere Umfrage unter Familienbetrieben 2018 wies laut Statista aus, dass mehr als ein Viertel der Befragten in den nächsten drei bis fünf Jahren an eine Nachfolgeübergabe denken.

Alles Zahlen, die Haymerle in seinem Metier bestätigen. Er weiß, dass es hierzulande mehr Unternehmen gibt, die Nachfolger suchen, als Nachfolger bereitstehen. Und dass Nachfolgeunternehmertum Arbeitsplätze sichert (von 2015 bis 2024 rund 424.000 laut KMU-Forschung Austria).

Dennoch erweist sich, so der gebürtige Schweizer, der Approach auf solche Unternehmen als ein heikles Thema, das großes Vertrauen verlangt. Haymerle geht den Erstkontakt behutsam an, führt Erst- und Sondierungsgespräche und erstellt Risikoeinschätzungen. Er erwähnt die hohe Infoasymetrie, die einem entgegenkommt, da der scheidende Geschäftsführer natürlich genau wisse, wie es um sein Unternehmen bestellt ist, er und Blaschke aber den Blick von Außen werfen müssen.

“Die Resonanz aber, wenn wir auf Leute zugehen, ist gut”, erzählt Haymerle. “Viele schätzen es, dass junge Leute etwas machen wollen, die nicht dem Startup-Hype folgen und in einem KMU unternehmerisch tätig sein möchten.”

“Eigenkapitalquote bei 30 Prozent”

Die Übernahme eines florierenden Unternehmens ist natürlich ebenso ein kapitalintensives Unterfangen, wie auch die Gründung eines Startups. Allerdings brauche man laut dem Nachfolgeunternehmer gar nicht so viel Eigenkapital, wie man meinen würde. Man habe die Möglichkeit einer Bankfinanzierung oder auf ein direktes Darlehen vom Verkäufer.

“Die Eigenkapitalquote liegt bei 30 Prozent”, präzisiert Haymerle, der gesteht, dass er während der Suche bis zum “Ja-Wort” ohne Gehalt bleibt. “Wir haben Partner, die uns finanziell unterstützen. Unternehmer, denen wir Anteile abgeben. Aber wir wollen natürlich Geschäftsführer werden und bleiben. So aber, zahlen wir uns ein kleines Taschengeld aus, was den Druck mildert. Und es ermöglicht seriös nach einem Nachfolgeunternehmen zu suchen bzw. in Verhandlung mit dem Besitzer zu treten”.

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Das Startup Scale Energy rund um die beiden Wiener Co-Founder Elias Aruna und Christoph Kössler sowie ihren deutschen Co-Founder Nikolas Fendel konnte ein sechsstelliges Investment an Land ziehen, wie das Unternehmen am Freitag gegenüber brutkasten bestätigt. Als Investor beteiligt sich der Berliner VC Antler sowie ein nicht namentlich genannter Business Angel.

Zu den neuen Eigentumsverhältnissen wollte das Startup noch keine Angabe machen. Auch im Firmenbuch sind diese noch nicht ersichtlich. Mit den derzeitigen finanziellen Mitteln sei man aber vorerst gut aufgestellt, so Elias Aruna zum brutkasten. Außerdem werde man mit dem Berliner Startup Stipendium gefördert.

Ambitionierte Ziele 

Das Startup Scale Energy nutzt leistungsfähige Netzanschlüsse von Industrieunternehmen, Gewerbeimmobilien und anderen Standortpartnern, um mit Batteriespeichern das Stromnetz zu stabilisieren. Bei der Energiegewinnung aus Erneuerbaren wie beispielsweise Wind und Sonne kommt es aufgrund der äußeren Umstände zu Schwankungen im Strommarkt. Diese Volatilität wirkt sich auf den Energiemarkt durch starke Preisschwankungen aus und erhöht die Gefahr von Blackouts. Hier setzt Scale Energy mit den Speicherungssystemen an, um die Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. 

Dabei formuliert das Startup ambitionierte Ziele: Mit dem 15. Mai 2024 sei der Start zur Entwicklung des “größten dezentralen Batteriespeicher-Netzwerks Europas” erfolgt, heißt es von Unternehmensseite. Bis zum Jahr 2030 wolle man dieses Ziel erreichen.

Im Fokus stehen bei Scale Energy der deutsche und der österreichische Markt. „Momentan ist unsere Aufteilung circa 60 Prozent Deutschland und 40 Prozent Österreich“, sagt Elias Aruna. “Vor allem bei den Industriebetrieben bei uns in der Pipeline haben wir aufgrund unseres persönlichen Netzwerks in Österreich viel gemacht.”

Gemeinschaftsprojekt

Das grundsätzliche Interesse an nachhaltigen Energien habe er schon seit Kindertagen, so Aruna. „Anfang letzten Jahres habe ich angefangen, mich Vollzeit mit den Problemen am Markt für erneuerbare Energien zu fokussieren und bin dann sehr schnell auf das Thema Energystorage gekommen. Über dieses Jahr habe ich auch meine beiden Co-Founder kennengelernt. Gemeinsam haben wir Ideen durchgespielt und so kamen wir dann schlussendlich zu Scale Energy.“ 

Neben den drei Foundern besteht das Team noch aus Yana Boyer-Telmer, welche sich um die Kommunikation und das Marketing kümmert.

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