21.07.2021

WU Executive Summer Academy: Warum Führungskräfte Rebellen willkommen heißen sollten

Die WU Executive Academy hat ein spannendes Programm für Managerinnen und Manager zusammengestellt. Leadership-Coach Markus Platzer gibt erste Einblicke.
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Markus Platzer ist Leadership-Coach und Trainer an der WU Executive Academy © Platzer
Markus Platzer ist Leadership-Coach und Trainer an der WU Executive Academy © Platzer
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Rebellen bringen frische Ideen in Organisationen. Wenn man ihr Potenzial erkennt und ihnen den richtigen Raum gibt, können sie für Unternehmen den entscheidenden Anstoß für eine zukunftsfitte Entwicklung geben. Dafür brauchen aber auch Führungskräfte ein entsprechendes Feingefühl, neue Methoden und eine gute Portion Mut. Für dieses und viele weitere wichtige Führungsthemen hat die Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) ein Sommerkurs-Programm gestartet.

Die Trainings der Summer Academy umfassen jeweils zwei Halbtage und können berufsbegleitend online absolviert werden. Die Themen sind ganz nah an der Praxis orientiert und greifen aktuelle Trends und Themen auf: Blockchain Basics, Krisenmanagement, emotionales Selbstmanagement, Purpose Driven Leadership, mentale Skills aus dem Spitzensport, Digitalisierung und Verhandlungstechniken. 

Die Trainerinnen und Trainer sind durchwegs Profis aus der Praxis – unter ihnen auch Leadership-Coach Markus Platzer, der Führungskräften Sinn und Umgang von und mit “Rebellen in Organisationen” vermittelt. Im Interview erklärt er, warum das wichtig ist und spricht über den Wandel der Rolle von Führungskräften und auch darüber, was er unter anderem im Nachtleben über Führungsqualitäten gelernt hat. 

Du trainierst an der WU Führungskräfte – kann man lernen, eine gute Führungskraft zu werden?

Markus Platzer: Ich glaube, dass man fast alles lernen kann. Wie weit Training Menschen bringen kann, sieht man auch im Sport. Wenn ich eine Veranlagung zum Sprint habe und fokussiert auf 100 Meter Lauf trainiere, werde ich darin sehr gut werden. Innerhalb der jeweiligen Bandbreite trifft das auch auf Führung zu. Ich bin verwundert, dass das Thema Führung in der Ausbildung oft so eine geringe Rolle spielt. Dabei bringt das Thema sehr viel: Man kann sich persönlich weiterentwickeln und es bringt sowohl der Organisation, als auch den Mitarbeitern etwas. 

Was macht moderne Führungskräfte für dich aus?

Heute setzt man sich sicher mit Mitarbeitern mehr auseinander als früher. Es gibt mehr Interesse für das Zwischenmenschliche. Wenn ich es nicht schaffe, gute Beziehungen zu Mitarbeitern oder auch externen Partnern aufzubauen, werde ich meine Themen nicht durchbringen. 

Dein Kurs heißt „Rebellen in Organisationen“ – was macht Rebellen in Unternehmen aus?

Mir ist in meiner Arbeit als Berater aufgefallen, dass das Thema neue Ideen und Innovation zwar bei vielen Firmen großgeschrieben wird – das sind aber oft nur leere Hülsen. Rebellen, die eigene Ideen einbringen, können Organisationen aber sehr viel bringen. In den USA wird man umarmt, wenn man etwas Neues macht, in Österreich nicht unbedingt. Man sollte keine Angst haben vor Veränderungen und Diskussionen. Wenn Mitarbeiter innovativ denken und bestimmte Entwicklungen vielleicht etwas früher sehen, sollte man dem auch Raum geben. 

Müssen Managerinnen und Manager Rebellen sein?

Manager müssen nicht unbedingt selbst Rebellen sein, aber dafür sorgen, dass Rebellen ohne Augenverdrehen gehört werden. Mutig sollte man als Führungskraft sein und die Fähigkeit besitzen, mutige Entscheidungen zu treffen. 

Was lernt man den ganz konkret in deinem Kurs?

Zielgruppe sind sowohl die Rebellen, als auch Führungskräfte. Gute Ideen zu haben, ist ja noch nicht der gesamte Weg. Wie schaffe ich es, neue Ideen gut zu positionieren? Und für Führungskräfte: Wie unterstütze und führe ich Rebellen am besten? Wir schauen uns auch internationale Beispiele an – etwa bei Google. Wie haben die es geschafft, rebellische Personen in der Organisation handlungsfähig zu machen? Oft reicht eine verrückte Idee, aus der später ein Business mit 10.000 Mitarbeitern wird. 

Gibt es da ein konkretes Beispiel?

Zum Beispiel Buurtzorg in Holland. Die haben 2006 zu Viert mit einem mobilen Pflegedienst begonnen. Die Gründer haben gefunden, dass die Art und Weise, wie in Holland Pflege betrieben wird, für ältere Menschen nicht passend ist. Sie wollten das Thema stärker in Richtung Nachbarschaftshilfe treiben und zehn Jahre später waren es schon mehr als 15.000 Mitarbeiter – sie haben den Markt in Holland komplett ausgerollt und das Modell weltweit etabliert. Das Unternehmen hat praktisch keine Fluktuation, weil alle genau so arbeiten, wie sie wollen. 

Was können Manager und Managerinnen in Österreich von solchen Leuchtturm-Beispielen lernen?

Dass man mutig sein muss. Wenn ich als Führungskraft in einer Besprechung merke, dass da eigentlich gerade niemand drin sitzen will – inklusive mir – warum ändere ich es nicht einfach und zwar mit den Mitarbeitern gemeinsam? Ich glaube, dass genau jetzt die Zeit für diesen Mut ist. Heute sind, befeuert durch Corona, Dinge möglich, die waren vor wenigen Jahren noch undenkbar: Viertage-Woche, Home Office, etc. Ich betreue teilweise konservative Organisationen und bin überrascht, was da für ein Mindset-Shift stattgefunden hat. Man muss als Führungskraft mutig sein und sich trauen, mit Mitarbeitern neue Wege zu gehen – ob das neue Produkte oder Dienstleistungen sind oder neue Formen der Zusammenarbeit. Einfach ausprobieren und nach ein paar Monaten evaluieren. 

Auf deiner Website steht, dass manche meinen, du übertreibst es fast mit Fortbildungen – warum ist das Thema so wichtig für dich?

Mich persönlich interessieren einfach sehr viele verschiedene Bereiche und ich finde es spannend, neue Dinge zu lernen. Das kann man tun, indem man sich ein Buch kauft und es liest. In einer Fortbildung kann man sich aber auch mit den Teilnehmern und den Vortragenden auszutauschen – in diesem Dialog entstehen oft auch ganz neue Ideen und Ansätze. Lebenslanges Lernen ist zwar ein häufiges Schlagwort, aber ich habe noch nicht den Eindruck, dass es in Österreich wirklich angekommen ist. Es gibt noch viel Potenzial, Menschen die Freude am Lernen und der persönlichen Entwicklung zu vermitteln. 

Das Angebot an (digitalen) Fortbildungen ist mittlerweile sehr groß – wie entscheidest du, was relevant ist?

Ich würde nicht jedem Impuls nachgehen. Ich bin auch aus dem Alter heraus, in dem man Fortbildungen für den CV absolviert. Ich mache, was mich wirklich interessiert. Wenn das zum Beispiel achtsame Führung ist, frage ich unter Bekannten, ob jemand einen Tipp hat. Dann ist mir wichtig, dass die Vortragenden und vielleicht auch die anderen Teilnehmenden ein gewisses Renommee haben. Ich mag auch hybride Kurse, die durch Corona verstärkt angeboten werden. Gerade in der Persönlichkeitsentwicklung ist übrigens rein digital aus meiner Sicht nicht optimal. Hier ist persönlicher Austausch vonnöten.

Du warst Banker, Disko-Chef, Startup-Gründer, Manager – in welchem Bereich hast du in Hinblick auf Führungsqualitäten am meisten gelernt?

Ich war auch im Sozialbereich und dort habe ich viel über Kommunikation gelernt, die eine entscheidende Führungsqualität ist. Man kann auch schwierige Inhalte so kommunizieren, dass das Gegenüber nicht verletzt ist. Diesen achtsamen Umgang miteinander, den habe ich im Sozialbereich sehr stark gesehen. 

Du warst Geschäftsführer eines der bekanntesten Wiener Nachtclubs – braucht man in der Nacht andere oder spezielle Führungsqualitäten?

Man hat mit sehr unterschiedlichen Leuten zu tun. Mit Gästen mit zwei Promille um vier Uhr in der Früh zu diskutieren ist eher schwierig. Man muss genau darauf achten, Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Wenn man in Führungspositionen tätig sein möchte, kann ich generell empfehlen, einmal in der Gastro/im Eventbereich gearbeitet zu haben. Dort trainiert man den Umgang mit Menschen und man lernt, Menschen sehr schnell einzuschätzen. 

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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