21.04.2021

WU Executive Academy: Zahl der Frauen in MBA-Studien in Coronakrise eingebrochen

Barbara Stöttinger von der WU Executive Academy erzählt im Interview, wie die Coronakrise Studium und Arbeit von Führungskräften verändert hat.
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Barbara Stöttinger ist Dekanin der WU Executive Academy © WU Wien
Barbara Stöttinger ist Dekanin der WU Executive Academy © WU Wien

An der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien studieren Menschen, die die “erste große Phase ihrer Karriere” hinter sich haben. Sie sind Mitte 30, Führungskräfte oder “High Potentials” und bezahlen für ein MBA-Studium an der Academy zwischen rund 40.000 und rund 50.000 Euro. 40 Prozent der Studierenden waren bisher Frauen. Eine Zahl, auf die Dekanin Barbara Stöttinger stolz ist, wie sie im Interview mit dem brutkasten betont. Allerdings: Die Coronazeit hat diesen Wert stark einbrechen lassen, obwohl die Studierendenzahlen an sich stabil blieben.

Wie ging es der Executive Academy in der Coronazeit?

Barbara Stöttinger: Wir haben rund 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit denen wir die Umstellung bewältigt haben. Gleichzeitig haben wir aber auch unser gesamtes Business auf online umgestellt. Dieser Kraftakt hat uns aber auch die Möglichkeit gegeben, vieles auszuprobieren und kreativ zu werden.

Welche neuen Erfahrungen und Learnings waren bisher besonders wichtig?

Die Digitalisierung war ja schon vorher da. Wir haben uns schon vor der Pandemie darüber unterhalten, wie die digitale Transformation gelingt und welche Auswirkungen sie auf Führungskräfte hat. Was das letzte Jahr aus meiner Sicht gebracht hat, ist eine enorme Beschleunigung. Auf der anderen Seite will ich die negativen Seiten des letzten Jahres nicht schön reden. Es war für Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unglaublich anstrengend. Man sieht das auch in den Krankenstandszahlen. Aber es hat uns die Möglichkeit gegeben, diese Situation auch als Realexperiment zu nutzen.

Was waren die großen Leadership-Learnings aus diesem Realexperiment?

Die Anforderungen an Kommunikation sind sicher gestiegen. Gleichzeitig war es eine Herausforderung, eine gewisse Stabilität zu geben. Das heißt nicht notwendigerweise zu wissen, wo die Reise hingeht. Es geht um die Zuversicht, dass man sich gemeinsam bemüht und in eine Richtung geht. Man kann auch sicher einige Anleihen bei Startups nehmen. Denn Startups stehen auch oft vor der Situation, nicht zu wissen, wie es weitergeht und schnell auf wechselnde Bedingungen reagieren zu müssen. Da kann man durchaus etwas lernen.

Ein ganz großer Punkt, den das Abstandhalten gebracht hat, war ein umfassendes Remote Working. Was spricht denn dafür und was dagegen, das auch nach der Krise beizubehalten?

In vielen Studien wurde widerlegt, dass die Produktivität dadurch sinkt. Gerade in den ersten Monaten ist die Produktivität gestiegen. Was sich gezeigt hat ist, dass insbesondere die High-Performer noch besser vorankommen. Ich glaube auf jeden Fall, dass das bleibt, aber es ist eine Pendelbewegung. Wir sind jetzt in der Extremsituation “keiner ist im Büro”. Das ist nicht für alle gut.

Wer bleibt da auf der Strecke?

Software-Programmierer sind ja schon seit Jahren gewohnt, aus dem Home Office zu arbeiten. Es gibt durchaus Branchen oder Jobs, wo das nichts besonderes ist. Für viele ist dieser enorme Kommunikationsaufwand aber neu. Getting the job done war nicht das große Problem. Aber das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz. In Stresssituationen ist es vielleicht gut, wenn man sich an eine Kollegin am Nachbartisch wenden kann. Diese entlastenden Funktionen, die im Büro zwischendurch passieren, muss man bei Remote Working bewusst forcieren. Unsere Mitarbeiterbefragung zeigt, dass die Menschen zumindest an einigen Wochentagen wieder ins Büro zurück wollen.

Welche Herausforderungen bringt das für Führungskräfte, wenn Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichem Ausmaß im Büro sind?

In der Lehre haben wir nach der Umstellung zunächst alles online gemacht. Dann haben wir auf Hybrid-Lehre umgestellt. Wer kommen konnte, war im Hörsaal und die anderen waren online zugeschaltet. So ähnlich wird es wohl in Zukunft in vielen Büros auch sein. Es ist zwar schwierig, alles online zu machen, aber immerhin sind dann alle in der gleichen Position. Bei einer Hybridlösung wird es wahrscheinlich für einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwieriger, gesehen zu werden. Wer im Büro anwesend ist, ist in diesem Moment wahrscheinlich präsenter.

Home Office ist nicht gleich Home Office. In der Krise hat sich gezeigt, dass Menschen mit Betreuungspflichten enorm unter Druck geraten sind – sehr oft betrifft das Frauen. Gibt es aus diesem Dilemma einen Ausweg?

Wir hatten bei unseren Executive-Academy-Programmen im Herbst einen sehr guten Start und haben die Krise kaum in unseren Zahlen bemerkt. Das war keine sichere Karte, wir hatten schon Zweifel, ob Menschen in so einer Situation viel Geld in eine Ausbildung investieren. Jetzt haben wir wieder einen Programmstart mit sehr guten Zahlen. Was wir aber schon in den Zahlen sehen, ist ein Rückgang bei den weiblichen Studierenden. Wir haben mit 40 Prozent einen relativ hohen Frauenanteil bei unseren MBA-Programmen. Das ist international nicht üblich, da liegt der Anteil eher bei 25 bis 30 Prozent. Da sind wir auch sehr stolz darauf und tun viel dafür. In der Coronazeit ist der Anteil aber fast auf die Hälfte gesunken. Das hat uns schon sehr zu denken gegeben. Aus meiner Sicht passt das gut in das Bild, dass Frauen in der Krise stärker gefordert sind. Ich bin sonst vorsichtig mit einfachen Erklärungen, aber in diesem Fall glaube ich schon, dass sich dieser Rückfall in gewisse Stereotype belegen lässt.

Im Home Office sind oft auch die Grenzen zwischen Arbeit und Ruhephasen nicht so klar. Gerade ist der Gesundheitsminister offensichtlich überarbeitet zurückgetreten. Bringt Remote Working auch eine stärkere Burn-out-Gefahr?

Beim Gesundheitsminister war es natürlich eine Extremsituation und das Arbeitspensum im letzten Jahr wohl wirklich übermenschlich im wahrsten Sinn des Wortes. Man sieht das in ganz Europa, dass viele der Gesundheitsminister des letzten Jahres nicht mehr im Amt sind. Beeindruckend war, wie er mit der Situation umgegangen ist und daraus können wir etwas lernen. Generell glaube ich, dass diese psychischen Belastungen, die wir vielfach sehen und wahrnehmen, auch vorher schon da waren – unter anderem auch durch die digitale Transformation. Ich glaube auch, dass wir im Moment noch keine völlige Klarheit über den Paradigmenwechsel haben, der gerade passiert. Wie genau wird das neue Arbeiten aussehen, welche Fähigkeiten werden Führungskräfte ganz konkret brauchen? Die Erfolgskonzepte, wie wir mit der neuen Situation umgehen, werden sich erst herauskristallisieren.

Wie kann man als Führungskraft darauf achten, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home Office nicht überarbeiten?

Das ist sicher eine Herausforderung. Die Führungskraft kann da sicher nicht alleine verantwortlich sein. Auf einer Ebene unter Kollegen und Kolleginnen ist die Kommunikation natürlich eine ganz andere. Es ist also wichtig, die Wachsamkeit im Team füreinander zu stärken.

Werden die MBA-Programme im Zeichen der Umwälzungen, die die Coronakrise bringt, angepasst oder neu gestaltet?

Diese Themen sind natürlich alle Teil unserer MBA-Programme. Man muss sich diese Themen ja aus verschiedensten Perspektiven ansehen. Ich glaube es wäre der falsche Ansatz, beispielsweise “neues Führen” in einem eigenen Modul zu parken. Ich kann ja zum Beispiel kein HR-Modul unterrichten, in dem es heute nicht um New Work geht.

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Das worklivery-Team: (v.l.) Clemens Sams, Kevin Händel, David Huber, Jakob Stadlhuber, Ramin Bahadoorifar (c) worklivery

In der Firma Mittagessen zu bestellen kann schnell komplizierter werden als eine App zu programmieren: Was möchte jede:r essen? Wer ruft beim Restaurant an? Wer zahlt? Wie gebe ich danach das Geld zurück? Während seiner Lehre stand David Huber jede Woche vor dem gleichen Chaos, bis der Asiate ums Eck seine Stimme schon am Telefon erkannt hat. Huber wollte eine Lösung finden, hatte aber selbst keine Programmierkenntnisse. Also schnappte sich der damals 16-Jährige sein Fahrrad und verteilte in Einkaufszentren Flyer bis er fündig wurde.

Getrennt bestellen, gemeinsam essen

Huber ist heute 20 Jahre alt und aus der Idee ist mittlerweile in Wels das Startup worklivery entstanden. Eine Bestellplattform, bei der Unternehmen ab einer Größe von zehn Mitarbeiter:innen die potentiellen Kunden sind. Das Konzept: Jede:r Mitarbeiter:in bekommt eine Benachrichtigung, sobald das Team Essen bestellen möchte. Wer nicht interessiert ist, ignoriert die Nachricht. Wer mitbestellen möchte, sucht sich ein Gericht aus und bezahlt mit seinem eigenen Guthaben. Die Bestellung wird erst am Ende gesammelt an das Restaurant geschickt. So bestellt jede:r für sich, aber kann am Ende doch gemeinsam Mittagspause machen.

Für die Restaurants bedeutet das Bestellungen im Umfang von durchschnittlich 100 Euro, erklärt Founder David Huber im brutkasten-Gespräch. Im Gegensatz dazu liege der durchschnittliche Wert einer Bestellung bei Lieferando oder Foodora bei 18 Euro. Das mache das Konzept auch für Restaurants attraktiver, die sonst kein Essen ausliefern.

Essenszuschüsse einfach verteilen

Unternehmen können worklivery hingegen auch dafür verwenden, ihren Mitarbeiter:innen direkt einen Essenszuschuss als Guthaben zur Verfügung zu stellen. Das trage wiederum zu besserem Employer Branding bei. Huber erwähnt an dieser Stelle die acht Euro an täglichen Essenszuschüssen, die Unternehmen steuerfrei auszahlen können. Das Finanzierungsmodell von worklivery beruht auf Abonnements, die die Unternehmen abschließen. Bestehen bereits Kundenbeziehungen zwischen der Firma und dem Restaurant, verlangt worklivery keine Gebühr. War man der Vermittler, erhalte man fünf Prozent des Bestellwerts. Geliefert wird aktuell direkt von den Restaurants. Bisher wird worklivery unter anderem von dem Robotik-Unternehmen Fanuc, Meltec Industrieofenbau oder Weingärtner Maschinenbau genutzt.

Im Unterschied zu herkömmlichen Bestellplattformen möchte man sich auch als ausgewogene Alternative präsentieren. Natürlich seien die beliebtesten Gerichte auch bei ihnen Pizza und Kebab, sagt Huber. Man arbeite aber zum Beispiel auch mit einer Fleischhauerei zusammen, die täglich zwei Mittagsmenüs, auch mit vegetarischer Option, anbietet.

Nachhaltig wachsen

Am Markt ist das oberösterreichische Startup seit einem halben Jahr, nachdem man zuvor zwei Jahre in die Entwicklung gesteckt hat. Das Startup ist zu hundert Prozent gebootstrapped. Founder David Huber erzählt, dass er die drei Programmierer der Anwendung anfangs stundenweise bezahlt hat. Sie seien danach aber so überzeugt von dem Produkt gewesen, dass sie selbst zu Gesellschaftern wurden. Und sie sind keine Unbekannten: Zwei davon, Jakob Stadlhuber und Kevin Händel, haben noch als Studierende der Fachhochschule Hagenberg 2021 die Green-Pass-App programmiert, die eine Zeitlang omnipräsent auf allen Smartphones Österreichs war.

Offiziell gegründet wurde worklivery im Mai 2023. Neben Huber halten Clemens Sams, Jakob Stadlhuber, Kevin Händel, Ramin Bahadoorifar und zwei weitere Anteile. Sie machen auch den Großteil des siebenköpfigen Teams aus. Seit dem Frühjahr ist worklivery auch Teilnehmer des Tourismus Inkubator-Programms von tech2b.

Finanzierungsrunde ist aktuell keine geplant. Nachdem man bisher in der Testphase war und Feedback bei Kunden eingeholt hat, will worklivery ab September auch breit verfügbar sein. Huber möchte nachhaltig wachsen und das Netz an Kund:innen und Partnerrestaurants nach und nach ausbauen. Das wichtigstes Marketingwerkzeug sei aktuell gute Mundpropaganda.

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