20.05.2025
NACHHALTIGKEIT

Wiener Startup Kleiderhaufen: Ausgewählten Kleidungsstücken ein neues Leben geben

Ob Vinted, Willhaben oder Ebay – das Secondhand-Geschäft boombt. Es boombt so sehr, dass man in den Mengen der gebrauchten Pullis, Kleider oder T-Shirts schnell den Überblick und so die Lust verliert. Lena Höller und Alex Godino haben eine Lösung für dieses Problem: Kleiderhaufen. Auf ihrer Online-Plattform finden sich nur ausgewählte Kleidungsstücke, selbst restauriert und aufbereitet. Ein Ort für Vintage-Liebhaber:innen.
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Lena Höller und Alex Godino wollen die Modeindustrie nachhaltiger gestalten.
Lena Höller und Alex Godino wollen die Modeindustrie nachhaltiger gestalten. © Kleiderhaufen

Seit Mitte November ist die Website kleiderhaufen.com online – und mit ihr der Instagram-Account kleider.haufen. Der Online Shop ist clean, professionell, durchdacht; der Instagram Account typisch jung: Ein bunter Mix aus Collagen, Reels, ein bisschen trashy, fotografiert vor unverputzten Wänden oder im Altbau-Stiegenhaus. Aber vor allem ist er eins: mit viel Zeit und Liebe gestaltet. Zwischen all den Kleiderposts verstecken sich kurze Videos von Lena Höller und Alex Godino, den Gründer:innen von Kleiderhaufen. Lena Höller kennt die eine oder der andere vielleicht schon: Eine Wiener Influencerin mit nicht weniger als 60.000 Follower:innen. Die Reichweite war also definitiv schon vorhanden – ein Punkt, der die Gründung von Kleiderhaufen sicherlich erleichterte.

Ausgewählte Kleidungsstücke zu leistbaren Preisen

Die Idee von Kleiderhaufen: Ein Ort, an dem sich gut erhaltene Schätze finden. Von Pullis, T-Shirts oder Blusen, zu Schlapfen und Schmuck. Die Vision: Vintage-Liebhaber:innen müssen ihre Sachen nicht mehr selbst mühsam aus den Fundgruben von Flohmärkten suchen – das übernehmen Höller und Godino für sie. „Wir suchen uns Flohmärkte und Hausauflösungen in Österreich aus, vor allem in Wien und Salzburg, wo wir hingehen. Dort suchen wir Klamotten aus. Zuhause waschen und reparieren wir sie, falls sie kaputt sind“, erzählt Lena Höller im Gespräch mit brutkasten. Lena Höller und Alex Godino sind nicht nur Geschäftpartner:innen, sondern auch Partner:innen im Leben, wie sie selbst in einem Instagram Reel schreiben: „We´re Alex and Lena – partners in life and business“.

Secondhandkleidung ist in hippen Geschäften oft wahnsinnig teuer, so Höller – ihre Mission sei es deshalb, Kleiderhaufen niederschwellig und leistbar für alle Personen zu machen. „Wir können natürlich unsere Kleidung nicht für fünf Euro verkaufen, weil doch sehr viel Arbeit dahinter steckt. Aber wir versuchen schon, realistische Preise zu veranschlagen – so, dass es sich auch wirklich auszahlt, Second Hand zu kaufen. Oft sind ja gebrauchte Stücke fast schon gleich teuer wie neu gekaufte.“

Die Modeindustrie als Umweltverschmutzer

Die Modeindustrie verursacht zwischen 1,2 und 1,7 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr. Das sind in etwa fünf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes – Marktriesen wie Shein oder Asos verstärken das Problem. Kleidungsstücke, die bestellt und aufgrund unpassender Größe zurückgesendet werden, wandern oft direkt in den Müll. Allein in Österreich werden rund 1,3 Millionen Pakete mit neuwertiger Kleidung pro Jahr vernichtet – und das ist nur ein Bruchteil der Zahl, die weltweit verschwendet wird.

„Man müsste eigentlich keine neue Kleidung kaufen. Es gibt so viele schöne Kleidungsstücke, die noch so gut in Schuss und teilweise sogar ungetragen sind“, sagt Höller. Sie und Godino achten grundsätzlich auf Nachhaltigkeit: „Wir besitzen kein Auto. Wenn wir zu Flohmärkten oder Hausauflösungen fahren, nehmen wir entweder das Rad oder mieten uns ein Auto, wenn es zu weit weg ist“, erzählt Höller weiter. Mit ihrem Startup treffen die beiden definitiv den Nerv der Zeit: „Wir hatten bereits einen eigenen Pop-Up Store.  In den nächsten Monaten sind wir außerdem auf verschiedenen Märkten wie dem Gemma Market oder dem Perle Pop Up“, so Höller über die Pläne von Kleiderhaufen.

Zudem veranstalten die beiden im Oktober wieder einen eigenen Pop-Up Store, wo erstmals auch eine Upcycling-Station dabei sein wird. „Wir bieten da so kleine Workshops an, wie man selbst seine Klamotten reparieren, neu interpretieren oder verändern kann“, so Lena Höller. Secondhand soll nicht nur als Produkt angesehen werden, sondern als lebendiges Erlebnis, das inspiriert, verbindet und Zukunft schafft, so die Gründer:innen.

Kleiderlager in der Altbauwohnung

Bis jetzt lagern die beiden jungen Gründer:innen ihr gesamtes Sortiment in der Wohnung, erzählt Höller. „Das ist platztechnisch natürlich durchaus eine Herausforderung“, schmunzelt sie. Deshalb sind die beiden langfristig auf der Suche nach einem Lager oder sogar einem kleinen Shop. „Dann könnten wir zum Beispiel auch ein oder zwei Tage in der Woche so einen Walk-In-Day anbieten, wo man vorbeikommen und die Kleider auch wirklich anprobieren kann“. Demnach sind die beiden jetzt auch auf der Suche nach Geld: Es gab bereits Gespräche mit Förderstellen wie der Wirtschaftsagentur Wien und der WKO – „im Moment ist das aber recht schwierig, eine Förderung zu bekommen“, so Höller. Der nächste Step ist es jetzt, Investor:innen an Bord zu holen, erklärt Höller. Zunächst wird aber auf die Pop-Up-Stores und Märkte hingearbeitet – und damit die Modeinustrie zumindest ein bisschen nachhaltiger gestaltet.

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Karl-Heinz Strauss ist seit 2010 CEO bei PORR. © Astrid Knie

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von Juni 2025 “Neue Welten” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Seit mehr als 150 Jahren mischt die PORR die Bauwelt auf – in Österreich und weit darüber hinaus. Seit seiner Gründung 1869 war das Unternehmen an zahlreichen Bauprojekten beteiligt, etwa am städtischen Ausbau oder an der Entwicklung der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode.

Doch wie sieht eigentlich die Baustelle der Zukunft aus? Werden wir bald nur noch Robotern beim Arbeiten zusehen? Karl-Heinz Strauss, CEO der PORR, hat darauf eine klare Antwort: „Roboter werden nie Menschen auf der Baustelle ersetzen können.“ Was er stattdessen erwartet, ist ein Zusammenspiel: „Die Zukunft sieht eher so aus, dass sich unsere operativen Mitarbeitenden das Know-how zum Einsatz von Robotern aneignen.“ Automatisierung ist also kein Ersatz, sondern ein Werkzeug.

Die PORR testet bereits robotergestützte Technologien – etwa im Bereich Bohren – und arbeitet eng mit Startups zusammen. Vieles befindet sich noch in der Pilotphase, doch die Richtung ist klar: Smarte Maschinen sollen den Menschen unterstützen, nicht ersetzen. „Auch unsere Geräte werden immer intelligenter; irgendwann wird der Kranfahrer oder die Kranfahrerin eine IT-Fachkraft sein“, sagt Strauss.

Die Baudokumentation wird von PORR bereits digitalisiert. © MW Architekturfotografie

Doch auch der Klimawandel stellt die Branche vor tiefgreifende Veränderungen. „Klimawandel und Energiewende sind starke Wachstumstreiber in den nächsten Jahren“, so Strauss. Digitalisierung und Dekarbonisierung gelten bei der PORR längst nicht mehr als Herausforderung, sondern als Chance. Mit ihrer „Green and Lean“-Strategie setzt die Unternehmensgruppe auf intelligentes Wachstum und nachhaltige Lösungen. Digitale Methoden und eine neue Effizienz im Planen und Bauen treiben nicht nur Innovation voran, sie helfen auch, Kosten zu reduzieren und Projekte wirtschaftlicher umzusetzen.

„Zum Beispiel nutzen wir Tools, die Planung, Ausführung und Nachbereitung von Bauprojekten effizienter machen und Soll-Ist-Analysen schon während der Projektausführung ermöglichen“, erklärt der CEO. „Wir nutzen 3D-Maschinensteuerungssysteme, Drohnenvermessung und Laserscanning und vieles mehr. Und natürlich haben wir auch Apps in der digitalen Toolbox – das geht schon in Richtung papierlose Baustelle“. Bei der PORR habe man mittlerweile das richtige Verhältnis aus Automatisierung, digitaler Transformation und Effizienzsteigerung sowie Mitarbeiterförderung erarbeitet.

Auf der PORR-Baustelle kommt ein Vermessungsroboter zum Einsatz. © PORR

Großes Potenzial für die Zukunft sieht die PORR in Building Information Modeling – kurz: BIM. Es geht um einen integrativen, digitalen Prozess, der Bauprojekte über ihren Lebenszyklus hinweg begleitet. Grundlage ist ein intelligentes Datenmodell, das sämtliche Informationen eines Bauwerks bündelt. Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern minimiert auch Leerläufe und Fehlerquellen. Besonders effizient wird es an der Schnittstelle zu künstlicher Intelligenz: „Die KI kann zum Beispiel anhand der Daten eines BIM-Modells in Sekundenschnelle erheben, wie viel recyclingfähiges Material ich in meinem Gebäudebestand habe oder wo die nächsten Sicherheitsbegehungen stattfinden müssen“, erklärt Strauss.

Für die PORR ist das mehr als eine Technologie; es ist ein strategisches Werkzeug auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Denn wer seine Bauwerke digital darstellt, kann sie effizienter und ressourcenschonender errichten. Die Verbindung von Gebäudedaten und lernenden Algorithmen dürfte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen – nicht nur für die Wirtschaftlichkeit von Projekten, sondern auch für ihre Öko-Bilanz.

Tiefgreifender Wandel

Rund 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen gehen laut UN-Angaben auf den Gebäude- und Bausektor zurück. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Kann Bauen überhaupt im Einklang mit Umwelt und Klima funktionieren? Strauss antwortet darauf: „Jedes nachhaltige Bauwerk greift zwar in die Natur ein, trägt aber positiv dazu bei, dass die Klimaerwärmung reduziert wird. In der gesamtheitlichen Betrachtung sind diese Eingriffe notwendig und auch richtig“. Nachhaltiges Bauen bedeute nicht, Eingriffe zu vermeiden, sondern sie verantwortungsvoll und zukunftsgerichtet zu gestalten. Tatsächlich vollzieht sich in der Branche ein tiefgreifender Wandel: Bauvorhaben werden zunehmend ganzheitlich hinsichtlich Energieeffizienz, Ressourcenschonung und ihrer langfristigen Auswirkungen auf Ökosysteme bewertet.

Klimarisiken wie Hitze oder Hochwasser verändern zudem die Anforderungen an Infrastrukturprojekte. Im Tiefbau braucht es heute nicht nur technisches Know-how, sondern auch klimaresiliente Konzepte. Investitionen in Brücken, Straßen und Schienen dienen nicht nur der Mobilität, sondern auch der Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. „Ziel ist, die Nachhaltigkeit des Gesamtbauwerks im gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über den Betrieb bis zum Rückbau zu betrachten“, so Strauss. Ein zentrales Mittel dabei ist der Einsatz von Recyclingbaustoffen – Ziegel, Beton und Asphalt werden auf vielen Baustellen bereits wiederverwertet.

Darüber hinaus arbeitet die PORR an Lösungen für schwer recycelbare Materialien wie Gips, Styropor oder Mineralwolle, oft in Zusammenarbeit mit Partnern aus Forschung und Industrie. „Wir recherchieren laufend im Bereich klimafreundlicher Baustoffe und Digitalisierungslösungen. Es gibt auch Dauerbrenner, wo die ganze Branche auf der Suche nach Lösungen ist – zum Beispiel, wie man den Klinker im Zement einsparen und so CO2 reduzieren kann“, erläutert Strauss abschließend.

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